Von der Höhe der imposanten Steinbrücke Pont de Bordeaux, welche mit 17 elegant geführten Bögen die Garonne übersetzt, erhält der Beschauer wie von keinem anderen Punkte der Stadt aus einen herrlichen Ueberblick über das reiche Gemeinwesen von Bordeaux, das unter dem Segen eines blühenden Seehandels 100 km von der oceanischen Küste entfernt an den rebenumsäumten Ufern des mäch- tigen Stromes entstanden ist.
Die glänzende Häuserfront des 7 km langen Quais ist das Spie- gelbild des gediegenen Welthandels, welcher Bordeaux zur einer der schönsten und prächtigsten aller Städte Frankreichs emporgehoben hat. In der That gestattete der in Bordeaux zusammenfliessende Reichthum, die Stadt durch prunkvolle Kunstbauten und Anlagen zu schmücken, welche, mit unvergänglicher Anziehungskraft bestechend, der Welt- handelsstadt einen vornehmen Charakter aufprägen. Eine Zahl breiter, schnurgerader Strassenzüge, von hohen palastartigen Gebäuden mit mehrfachen Balconreihen und platten Dächern eingefasst und schön gepflastert, münden am Quai aus, den sie mit den öffentlichen Plätzen im Innern der Stadt verbinden.
Meist sind es die Pulsadern des grossen Verkehrs, wo der Glanz reicher Kaufhallen in verschwenderischer Pracht uns fesselt. Herr- liche Kirchen, Theater, Triumphbögen, Statuen und Bildsäulen, Wasser- werke, stylvolle Anlagen und Prunkbauten zieren allenthalben Plätze und Strassen. Der Gesammteindruck ist in hohem Grade bezaubernd.
Ausserhalb der alten Stadt sind die Häuser meist einstöckig und besitzen fast durchwegs kleine Gärten, wodurch die Stadt eine verhält- nissmässig bedeutende Ausdehnung gewonnen hat.
Die Stadt ist auf flachem Terrain erbaut, welches von 7 m Höhe am Quai bis 23 m am Boulevard Tondu am westlichen Stadt- ende aufsteigt.
Gegen Norden des Pont de Bordeaux liegt das eigentliche Hafen-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 72
Bordeaux.
Von der Höhe der imposanten Steinbrücke Pont de Bordeaux, welche mit 17 elegant geführten Bögen die Garonne übersetzt, erhält der Beschauer wie von keinem anderen Punkte der Stadt aus einen herrlichen Ueberblick über das reiche Gemeinwesen von Bordeaux, das unter dem Segen eines blühenden Seehandels 100 km von der oceanischen Küste entfernt an den rebenumsäumten Ufern des mäch- tigen Stromes entstanden ist.
Die glänzende Häuserfront des 7 km langen Quais ist das Spie- gelbild des gediegenen Welthandels, welcher Bordeaux zur einer der schönsten und prächtigsten aller Städte Frankreichs emporgehoben hat. In der That gestattete der in Bordeaux zusammenfliessende Reichthum, die Stadt durch prunkvolle Kunstbauten und Anlagen zu schmücken, welche, mit unvergänglicher Anziehungskraft bestechend, der Welt- handelsstadt einen vornehmen Charakter aufprägen. Eine Zahl breiter, schnurgerader Strassenzüge, von hohen palastartigen Gebäuden mit mehrfachen Balconreihen und platten Dächern eingefasst und schön gepflastert, münden am Quai aus, den sie mit den öffentlichen Plätzen im Innern der Stadt verbinden.
Meist sind es die Pulsadern des grossen Verkehrs, wo der Glanz reicher Kaufhallen in verschwenderischer Pracht uns fesselt. Herr- liche Kirchen, Theater, Triumphbögen, Statuen und Bildsäulen, Wasser- werke, stylvolle Anlagen und Prunkbauten zieren allenthalben Plätze und Strassen. Der Gesammteindruck ist in hohem Grade bezaubernd.
Ausserhalb der alten Stadt sind die Häuser meist einstöckig und besitzen fast durchwegs kleine Gärten, wodurch die Stadt eine verhält- nissmässig bedeutende Ausdehnung gewonnen hat.
Die Stadt ist auf flachem Terrain erbaut, welches von 7 m Höhe am Quai bis 23 m am Boulevard Tondu am westlichen Stadt- ende aufsteigt.
Gegen Norden des Pont de Bordeaux liegt das eigentliche Hafen-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 72
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0589"n="[569]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Bordeaux.</hi></head><lb/><p>Von der Höhe der imposanten Steinbrücke Pont de Bordeaux,<lb/>
welche mit 17 elegant geführten Bögen die Garonne übersetzt, erhält<lb/>
der Beschauer wie von keinem anderen Punkte der Stadt aus einen<lb/>
herrlichen Ueberblick über das reiche Gemeinwesen von Bordeaux,<lb/>
das unter dem Segen eines blühenden Seehandels 100 <hirendition="#i">km</hi> von der<lb/>
oceanischen Küste entfernt an den rebenumsäumten Ufern des mäch-<lb/>
tigen Stromes entstanden ist.</p><lb/><p>Die glänzende Häuserfront des 7 <hirendition="#i">km</hi> langen Quais ist das Spie-<lb/>
gelbild des gediegenen Welthandels, welcher Bordeaux zur einer der<lb/>
schönsten und prächtigsten aller Städte Frankreichs emporgehoben hat.<lb/>
In der That gestattete der in Bordeaux zusammenfliessende Reichthum,<lb/>
die Stadt durch prunkvolle Kunstbauten und Anlagen zu schmücken,<lb/>
welche, mit unvergänglicher Anziehungskraft bestechend, der Welt-<lb/>
handelsstadt einen vornehmen Charakter aufprägen. Eine Zahl<lb/>
breiter, schnurgerader Strassenzüge, von hohen palastartigen Gebäuden<lb/>
mit mehrfachen Balconreihen und platten Dächern eingefasst und<lb/>
schön gepflastert, münden am Quai aus, den sie mit den öffentlichen<lb/>
Plätzen im Innern der Stadt verbinden.</p><lb/><p>Meist sind es die Pulsadern des grossen Verkehrs, wo der Glanz<lb/>
reicher Kaufhallen in verschwenderischer Pracht uns fesselt. Herr-<lb/>
liche Kirchen, Theater, Triumphbögen, Statuen und Bildsäulen, Wasser-<lb/>
werke, stylvolle Anlagen und Prunkbauten zieren allenthalben Plätze<lb/>
und Strassen. Der Gesammteindruck ist in hohem Grade bezaubernd.</p><lb/><p>Ausserhalb der alten Stadt sind die Häuser meist einstöckig und<lb/>
besitzen fast durchwegs kleine Gärten, wodurch die Stadt eine verhält-<lb/>
nissmässig bedeutende Ausdehnung gewonnen hat.</p><lb/><p>Die Stadt ist auf flachem Terrain erbaut, welches von 7 <hirendition="#i">m</hi><lb/>
Höhe am Quai bis 23 <hirendition="#i">m</hi> am Boulevard Tondu am westlichen Stadt-<lb/>
ende aufsteigt.</p><lb/><p>Gegen Norden des Pont de Bordeaux liegt das eigentliche Hafen-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 72</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[569]/0589]
Bordeaux.
Von der Höhe der imposanten Steinbrücke Pont de Bordeaux,
welche mit 17 elegant geführten Bögen die Garonne übersetzt, erhält
der Beschauer wie von keinem anderen Punkte der Stadt aus einen
herrlichen Ueberblick über das reiche Gemeinwesen von Bordeaux,
das unter dem Segen eines blühenden Seehandels 100 km von der
oceanischen Küste entfernt an den rebenumsäumten Ufern des mäch-
tigen Stromes entstanden ist.
Die glänzende Häuserfront des 7 km langen Quais ist das Spie-
gelbild des gediegenen Welthandels, welcher Bordeaux zur einer der
schönsten und prächtigsten aller Städte Frankreichs emporgehoben hat.
In der That gestattete der in Bordeaux zusammenfliessende Reichthum,
die Stadt durch prunkvolle Kunstbauten und Anlagen zu schmücken,
welche, mit unvergänglicher Anziehungskraft bestechend, der Welt-
handelsstadt einen vornehmen Charakter aufprägen. Eine Zahl
breiter, schnurgerader Strassenzüge, von hohen palastartigen Gebäuden
mit mehrfachen Balconreihen und platten Dächern eingefasst und
schön gepflastert, münden am Quai aus, den sie mit den öffentlichen
Plätzen im Innern der Stadt verbinden.
Meist sind es die Pulsadern des grossen Verkehrs, wo der Glanz
reicher Kaufhallen in verschwenderischer Pracht uns fesselt. Herr-
liche Kirchen, Theater, Triumphbögen, Statuen und Bildsäulen, Wasser-
werke, stylvolle Anlagen und Prunkbauten zieren allenthalben Plätze
und Strassen. Der Gesammteindruck ist in hohem Grade bezaubernd.
Ausserhalb der alten Stadt sind die Häuser meist einstöckig und
besitzen fast durchwegs kleine Gärten, wodurch die Stadt eine verhält-
nissmässig bedeutende Ausdehnung gewonnen hat.
Die Stadt ist auf flachem Terrain erbaut, welches von 7 m
Höhe am Quai bis 23 m am Boulevard Tondu am westlichen Stadt-
ende aufsteigt.
Gegen Norden des Pont de Bordeaux liegt das eigentliche Hafen-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 72
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [569]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/589>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.