nisse nach nur von den nordamerikanischen Kupferminen übertroffen werden. Der commerzielle Stützpunkt dieses gewaltigen Unternehmens ist Huelva.
Das Städtchen lagert etwa 5·5 km im Norden des Zusammen- flusses des Rio Odiel und Rio Tinto am linken Ufer des erstgenannten Flusses zu Füssen zweier anmuthiger Höhenzüge, welche hier durch ein enges Thal geschieden sind.
Die Umgebung entbehrt nicht des Reizes und das Klima ist äusserst milde. Schon im Februar prangt die Gegend im herrlichsten Blüthenschmuck und die überall in Spanien gerne gepflegte Rose ent- faltet um jene Zeit ihre volle Pracht.
Huelva, früher kaum 6000 Einwohner zählend, hatte bei der letzten Volkszählung (Ende 1887) schon 18.200 Einwohner.
Wie unser Plan zeigt, haben die beiden erwähnten Flüsse an der gemeinsamen Mündung bedeutende Sandmassen abgelagert. Der Banco del Manto ist mehrere Kilometer lang, bleibt aber selbst bei tiefster Ebbe noch vom Meere bedeckt. An der südlich des- selben gelegenen Haupteinfahrt, Canal del Padre santo (Canal des heiligen Vaters), bildete sich wie bei allen Flussmündungen eine Sandbarre, welche bei tiefster Ebbe nur 4·3 m Wassertiefe besitzt. Da aber die Flut hier 4 m erreicht, so können bei Hochwasser selbst Schiffe von bedeutendem Tonnengehalt einlaufen. Innerhalb der Barre ist der Fluss sehr tief, am tiefsten nächst der Gabelung, dann nimmt die Wassermenge ab, jedoch können Schiffe bis zu 7 m Tauchung vor Huelva ankern. Am dortigen Quai wurde ein 700 m langes Rostwerk in Eisenconstruction gebaut, auf welchem das mittelst Bahn aus den Minendistricten kommende Kupfer und Erz zu den Schiffen geführt wird.
In stiller Verborgenheit liegt am linken Ufer des Rio Tinto am Eingange eines Thales das denkwürdige Städtchen Palos.
Der Name Porto Palos ist mit der Erinnerung an das Jahrhundert der grossen Entdeckungen innig verknüpft, denn hier wohnte die einflussreiche und wohlhabende Schifferfamilie der Pinzone, welche mit ihren Mitteln Colon unter- stützte und sich erbot in ihren Hauptträgern die kühne Fahrt mitzumachen; von hier aus setzte Colon am 3. August 1492 mit seinen drei kleinen Fahrzeugen unter Segel, um eine neue Welt zu entdecken, und hieher kehrte er am 15. März 1493 nach 7 Monaten und 11 Tagen nach Durchführung seines grossen Gedan- kens zurück.
In Palos landete auch Cortez, der tollkühne Eroberer von Mexico, im Mai 1528. Der Zufall wollte, dass er hier mit Pizarro, dem Conquistador von Peru, zusammentraf, der eben im Begriffe stand, jene Laufbahn voll Abenteuer, Blut- vergiessen und Raublust anzutreten, die Cortez zu jener Zeit nahezu abge- schlossen hatte.
Der atlantische Ocean.
nisse nach nur von den nordamerikanischen Kupferminen übertroffen werden. Der commerzielle Stützpunkt dieses gewaltigen Unternehmens ist Huelva.
Das Städtchen lagert etwa 5·5 km im Norden des Zusammen- flusses des Rio Odiel und Rio Tinto am linken Ufer des erstgenannten Flusses zu Füssen zweier anmuthiger Höhenzüge, welche hier durch ein enges Thal geschieden sind.
Die Umgebung entbehrt nicht des Reizes und das Klima ist äusserst milde. Schon im Februar prangt die Gegend im herrlichsten Blüthenschmuck und die überall in Spanien gerne gepflegte Rose ent- faltet um jene Zeit ihre volle Pracht.
Huelva, früher kaum 6000 Einwohner zählend, hatte bei der letzten Volkszählung (Ende 1887) schon 18.200 Einwohner.
Wie unser Plan zeigt, haben die beiden erwähnten Flüsse an der gemeinsamen Mündung bedeutende Sandmassen abgelagert. Der Banco del Manto ist mehrere Kilometer lang, bleibt aber selbst bei tiefster Ebbe noch vom Meere bedeckt. An der südlich des- selben gelegenen Haupteinfahrt, Canal del Padre santo (Canal des heiligen Vaters), bildete sich wie bei allen Flussmündungen eine Sandbarre, welche bei tiefster Ebbe nur 4·3 m Wassertiefe besitzt. Da aber die Flut hier 4 m erreicht, so können bei Hochwasser selbst Schiffe von bedeutendem Tonnengehalt einlaufen. Innerhalb der Barre ist der Fluss sehr tief, am tiefsten nächst der Gabelung, dann nimmt die Wassermenge ab, jedoch können Schiffe bis zu 7 m Tauchung vor Huelva ankern. Am dortigen Quai wurde ein 700 m langes Rostwerk in Eisenconstruction gebaut, auf welchem das mittelst Bahn aus den Minendistricten kommende Kupfer und Erz zu den Schiffen geführt wird.
In stiller Verborgenheit liegt am linken Ufer des Rio Tinto am Eingange eines Thales das denkwürdige Städtchen Palos.
Der Name Porto Palos ist mit der Erinnerung an das Jahrhundert der grossen Entdeckungen innig verknüpft, denn hier wohnte die einflussreiche und wohlhabende Schifferfamilie der Pinzone, welche mit ihren Mitteln Colon unter- stützte und sich erbot in ihren Hauptträgern die kühne Fahrt mitzumachen; von hier aus setzte Colon am 3. August 1492 mit seinen drei kleinen Fahrzeugen unter Segel, um eine neue Welt zu entdecken, und hieher kehrte er am 15. März 1493 nach 7 Monaten und 11 Tagen nach Durchführung seines grossen Gedan- kens zurück.
In Palos landete auch Cortez, der tollkühne Eroberer von Mexico, im Mai 1528. Der Zufall wollte, dass er hier mit Pizarro, dem Conquistador von Peru, zusammentraf, der eben im Begriffe stand, jene Laufbahn voll Abenteuer, Blut- vergiessen und Raublust anzutreten, die Cortez zu jener Zeit nahezu abge- schlossen hatte.
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[522/0542]
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nisse nach nur von den nordamerikanischen Kupferminen übertroffen
werden. Der commerzielle Stützpunkt dieses gewaltigen Unternehmens
ist Huelva.
Das Städtchen lagert etwa 5·5 km im Norden des Zusammen-
flusses des Rio Odiel und Rio Tinto am linken Ufer des erstgenannten
Flusses zu Füssen zweier anmuthiger Höhenzüge, welche hier durch
ein enges Thal geschieden sind.
Die Umgebung entbehrt nicht des Reizes und das Klima ist
äusserst milde. Schon im Februar prangt die Gegend im herrlichsten
Blüthenschmuck und die überall in Spanien gerne gepflegte Rose ent-
faltet um jene Zeit ihre volle Pracht.
Huelva, früher kaum 6000 Einwohner zählend, hatte bei der
letzten Volkszählung (Ende 1887) schon 18.200 Einwohner.
Wie unser Plan zeigt, haben die beiden erwähnten Flüsse
an der gemeinsamen Mündung bedeutende Sandmassen abgelagert.
Der Banco del Manto ist mehrere Kilometer lang, bleibt aber selbst
bei tiefster Ebbe noch vom Meere bedeckt. An der südlich des-
selben gelegenen Haupteinfahrt, Canal del Padre santo (Canal des
heiligen Vaters), bildete sich wie bei allen Flussmündungen eine
Sandbarre, welche bei tiefster Ebbe nur 4·3 m Wassertiefe besitzt.
Da aber die Flut hier 4 m erreicht, so können bei Hochwasser selbst
Schiffe von bedeutendem Tonnengehalt einlaufen. Innerhalb der Barre
ist der Fluss sehr tief, am tiefsten nächst der Gabelung, dann nimmt
die Wassermenge ab, jedoch können Schiffe bis zu 7 m Tauchung
vor Huelva ankern. Am dortigen Quai wurde ein 700 m langes Rostwerk
in Eisenconstruction gebaut, auf welchem das mittelst Bahn aus den
Minendistricten kommende Kupfer und Erz zu den Schiffen geführt wird.
In stiller Verborgenheit liegt am linken Ufer des Rio Tinto am
Eingange eines Thales das denkwürdige Städtchen Palos.
Der Name Porto Palos ist mit der Erinnerung an das Jahrhundert der
grossen Entdeckungen innig verknüpft, denn hier wohnte die einflussreiche und
wohlhabende Schifferfamilie der Pinzone, welche mit ihren Mitteln Colon unter-
stützte und sich erbot in ihren Hauptträgern die kühne Fahrt mitzumachen;
von hier aus setzte Colon am 3. August 1492 mit seinen drei kleinen Fahrzeugen
unter Segel, um eine neue Welt zu entdecken, und hieher kehrte er am 15. März
1493 nach 7 Monaten und 11 Tagen nach Durchführung seines grossen Gedan-
kens zurück.
In Palos landete auch Cortez, der tollkühne Eroberer von Mexico, im Mai
1528. Der Zufall wollte, dass er hier mit Pizarro, dem Conquistador von Peru,
zusammentraf, der eben im Begriffe stand, jene Laufbahn voll Abenteuer, Blut-
vergiessen und Raublust anzutreten, die Cortez zu jener Zeit nahezu abge-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/542>, abgerufen am 22.11.2024.
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