höchste Vorsicht geboten ist. Die bedeutende Höhe der Flut (2·4 m bei gewöhnlicher Flut und 3·7 m bei Springflut) kommt dabei sehr zu statten. Die Beleuchtung der Flussmündung durch weit sichtbare Leuchtfeuer ist vorzüglich.
Südlich von Bonanza breitet sich in einer baumlosen sandigen Gegend die alte Stadt Sanlucar de Barrameda aus, deren einstige Bedeutung für die transoceanische Schiffahrt seither verloren ging. Philipp IV. erhob die Stadt 1645 sogar zum Sitz des Generalcapitäns von Andalusien. Gegenwärtig zählt sie 21.918 Einwohner.
Die Sommertemperatur ist zwar sehr hoch, aber dessenunge- achtet ist die Stadt während der Badesaison ein sehr beliebter Auf- enthaltsort; denn selbst der reiche Spanier reist nicht gerne und findet sich lieber mit einer Sommertemperatur, welche die von Habana übertrifft, ab, als dass er z. B. die Hochthäler der Pyrenäen oder Alpen aufsuchen würde.
Von hier aus hatte der kühne Ferdinando Magalhaens am 10. August 1519 die denkwürdige erste Weltumseglung angetreten, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. Von seinen Schiffen hat bekanntlich nur ein einziges, von dem Basken Elcaro geführt, die Heimat wieder erblickt.
Sevilla wurde bald nach der Entdeckung Amerikas Mittelpunkt der Unternehmungen zur weiteren Erforschung, hier war der Sitz des Rathes der beiden Indien, des spanischen Colonialministeriums, dessen reiches Archiv alle Acten von Columbus bis zum Abfall des spani- schen Amerika umfasst. Die Stadt hatte ferner vom Jahre 1501 bis 1720 das Monopol des transantlantischen Handels. Sie entsendete jährlich 12 Galeonen nach Portobello und (seit 1547) 15 nach Vera Cruz. In Sevilla landeten die Silberflotten und luden ihre Schätze aus, die im Torre del Oro aufgespeichert wurden. Die Stadt wurde reich auf Kosten des übrigen Spaniens.
Aber im Laufe der Zeit versandete leider der Guadalquivir im selben Masse als die Schiffe grösser geworden waren.
Das Monopol des indischen Handels ging 1720 auf Cadiz über, und immer tiefer sank Sevilla.
Erst in den letzten Jahrzehnten trat Sevilla zum Theile wieder an die Stelle von Cadiz, vor dem es heute wieder viel voraus hat.
Die nächste Umgebung Sevillas zeichnet sich durch eine grosse Productionsfähigkeit aus. Hier blühen Acker- und Obstbau und eine lebhafte Fabriksindustrie. Von diesem Mittelpunkte der südspanischen Eisenbahnen gehen Linien nach Madrid, Merida, Malaga, Cadiz und
Der atlantische Ocean.
höchste Vorsicht geboten ist. Die bedeutende Höhe der Flut (2·4 m bei gewöhnlicher Flut und 3·7 m bei Springflut) kommt dabei sehr zu statten. Die Beleuchtung der Flussmündung durch weit sichtbare Leuchtfeuer ist vorzüglich.
Südlich von Bonanza breitet sich in einer baumlosen sandigen Gegend die alte Stadt Sanlucar de Barrameda aus, deren einstige Bedeutung für die transoceanische Schiffahrt seither verloren ging. Philipp IV. erhob die Stadt 1645 sogar zum Sitz des Generalcapitäns von Andalusien. Gegenwärtig zählt sie 21.918 Einwohner.
Die Sommertemperatur ist zwar sehr hoch, aber dessenunge- achtet ist die Stadt während der Badesaison ein sehr beliebter Auf- enthaltsort; denn selbst der reiche Spanier reist nicht gerne und findet sich lieber mit einer Sommertemperatur, welche die von Habana übertrifft, ab, als dass er z. B. die Hochthäler der Pyrenäen oder Alpen aufsuchen würde.
Von hier aus hatte der kühne Ferdinando Magalhaens am 10. August 1519 die denkwürdige erste Weltumseglung angetreten, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. Von seinen Schiffen hat bekanntlich nur ein einziges, von dem Basken Elcaro geführt, die Heimat wieder erblickt.
Sevilla wurde bald nach der Entdeckung Amerikas Mittelpunkt der Unternehmungen zur weiteren Erforschung, hier war der Sitz des Rathes der beiden Indien, des spanischen Colonialministeriums, dessen reiches Archiv alle Acten von Columbus bis zum Abfall des spani- schen Amerika umfasst. Die Stadt hatte ferner vom Jahre 1501 bis 1720 das Monopol des transantlantischen Handels. Sie entsendete jährlich 12 Galeonen nach Portobello und (seit 1547) 15 nach Vera Cruz. In Sevilla landeten die Silberflotten und luden ihre Schätze aus, die im Torre del Oro aufgespeichert wurden. Die Stadt wurde reich auf Kosten des übrigen Spaniens.
Aber im Laufe der Zeit versandete leider der Guadalquivir im selben Masse als die Schiffe grösser geworden waren.
Das Monopol des indischen Handels ging 1720 auf Cádiz über, und immer tiefer sank Sevilla.
Erst in den letzten Jahrzehnten trat Sevilla zum Theile wieder an die Stelle von Cádiz, vor dem es heute wieder viel voraus hat.
Die nächste Umgebung Sevillas zeichnet sich durch eine grosse Productionsfähigkeit aus. Hier blühen Acker- und Obstbau und eine lebhafte Fabriksindustrie. Von diesem Mittelpunkte der südspanischen Eisenbahnen gehen Linien nach Madrid, Mérida, Málaga, Cádiz und
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Der atlantische Ocean.
höchste Vorsicht geboten ist. Die bedeutende Höhe der Flut (2·4 m
bei gewöhnlicher Flut und 3·7 m bei Springflut) kommt dabei sehr
zu statten. Die Beleuchtung der Flussmündung durch weit sichtbare
Leuchtfeuer ist vorzüglich.
Südlich von Bonanza breitet sich in einer baumlosen sandigen
Gegend die alte Stadt Sanlucar de Barrameda aus, deren einstige
Bedeutung für die transoceanische Schiffahrt seither verloren ging.
Philipp IV. erhob die Stadt 1645 sogar zum Sitz des Generalcapitäns
von Andalusien. Gegenwärtig zählt sie 21.918 Einwohner.
Die Sommertemperatur ist zwar sehr hoch, aber dessenunge-
achtet ist die Stadt während der Badesaison ein sehr beliebter Auf-
enthaltsort; denn selbst der reiche Spanier reist nicht gerne und
findet sich lieber mit einer Sommertemperatur, welche die von Habana
übertrifft, ab, als dass er z. B. die Hochthäler der Pyrenäen oder
Alpen aufsuchen würde.
Von hier aus hatte der kühne Ferdinando Magalhaens am
10. August 1519 die denkwürdige erste Weltumseglung angetreten,
von der er nicht mehr zurückkehren sollte. Von seinen Schiffen hat
bekanntlich nur ein einziges, von dem Basken Elcaro geführt, die
Heimat wieder erblickt.
Sevilla wurde bald nach der Entdeckung Amerikas Mittelpunkt
der Unternehmungen zur weiteren Erforschung, hier war der Sitz des
Rathes der beiden Indien, des spanischen Colonialministeriums, dessen
reiches Archiv alle Acten von Columbus bis zum Abfall des spani-
schen Amerika umfasst. Die Stadt hatte ferner vom Jahre 1501 bis
1720 das Monopol des transantlantischen Handels. Sie entsendete
jährlich 12 Galeonen nach Portobello und (seit 1547) 15 nach
Vera Cruz. In Sevilla landeten die Silberflotten und luden ihre
Schätze aus, die im Torre del Oro aufgespeichert wurden. Die Stadt
wurde reich auf Kosten des übrigen Spaniens.
Aber im Laufe der Zeit versandete leider der Guadalquivir
im selben Masse als die Schiffe grösser geworden waren.
Das Monopol des indischen Handels ging 1720 auf Cádiz über,
und immer tiefer sank Sevilla.
Erst in den letzten Jahrzehnten trat Sevilla zum Theile wieder
an die Stelle von Cádiz, vor dem es heute wieder viel voraus hat.
Die nächste Umgebung Sevillas zeichnet sich durch eine grosse
Productionsfähigkeit aus. Hier blühen Acker- und Obstbau und eine
lebhafte Fabriksindustrie. Von diesem Mittelpunkte der südspanischen
Eisenbahnen gehen Linien nach Madrid, Mérida, Málaga, Cádiz und
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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