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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
Einwohner, 1887 62.531 Einwohner), die liegenden Gründe sind in
ganz ungeahnter Weise in ihrem Werthe gesunken und die Kaufkraft
der Bevölkerung erheblich zurückgegangen.

Vom industriellen Aufschwunge, welcher in vielen anderen spani-
schen Städten während der letzten fünfzehn Jahre tiefen Friedens
bemerkbar ist, fühlt man in Cadiz nichts, nur eine einzige Schiffs-
werfte wurde gebaut. Cadiz ist eben eine im Rückschritt begriffene
Stadt.

Den wichtigsten Theil der Ausfuhr bildet Wein, und zwar meist von der
Sorte Jerez, welche die Engländer, die ein bekanntes Geschick haben, Worte zu
verstümmeln, Sherry nennen. Diese Sorte führt ihren Namen von der Stadt
Jerez de la Fronterra, einer der reichsten des Landes.

In Jerez und Puerto de Santa Maria sind die grossen Weinlager, von hier
aus treiben Geschäfte, deren Chefs meist Engländer oder deren Nachkommen
sind, und von denen eine Anzahl seit Generationen besteht, den Exporthandel;
Cadiz ist nur Transitoplatz.

Guten Sherry können nur Bodegas liefern, welche grosse und mannigfaltige
Lager von Mutterweinen (Soleras) haben, von welchen den jungen Weinen 1/2--1 %
zugesetzt werden, um ihnen Geschmack, Gehalt und Duft zu verleihen.

In den Bodegas mancher Weinzüchter, so bei der berühmten Firma Byar
und Gonzalez, lagern tausende Hektoliter von Mutterweinen, deren Basis über ein
Jahrhundert oder nahe daran alt ist. Diese Keller sind über der Erde gebaut,
lassen Licht und Luft frei ein und haben ihrer Höhe wegen Winter und Sommer
gleiche Temperatur. Auch in den Fässern lässt man ein Zehntel des Inhalts leer,
damit bei stetem Zufluss des Sauerstoffes der Wein sich entwickle.

Ueber Cadiz wurden 1888 22.138 hl gewöhnliche Weine, 217.542 hl Jerez
und 2212 hl andere feine Weine, zusammen im Werthe von 29·1 Millionen Pesetas;
1887 insgesammt 242.507 hl Wein nach England, Frankreich, Deutschland, Cuba
und Mexiko ausgeführt. Die Ausfuhr nach England nimmt stetig ab.

Bedeutend ist die Ausfuhr von Weinstein (1888 5095 q, Werth 1·1 Mil-
lionen Pesetas).

Für Olivenöl ist Cadiz Spaniens erster Ausfuhrplatz; Ausfuhr 1888
49.142 q (4·2 Millionen Pesetas), 1887 41.686 q, welche zum weitaus grössten
Theile nach Amerika geht.

Ein wichtiger Ausfuhrartikel, bestimmt für die La Platastaaten und Bra-
silien, wohin mehr als drei Viertel gehen, dann für Neufoundland, Norwegen und
Russland ist das in der Nähe von Cadiz in den Strandsümpfen gewonnene Seesalz;
1888 1,771.398 q (2·6 Millionen Pesetas), 1887 1,865.001 q.

Ferner sind zu nennen silberhältiger Bleiglanz 1888 25.795 q (Werth
1·4 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q und silberhältiges Blei 1888 58.361 q (Werth
2 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q.

Von Industrieerzeugnissen werden nur ausgeführt Korkstöpsel (1888
46,318.000 Stück), Teigwaaren (10.052 q), Fächer (16.694 kg), für welche Cadiz der
wichtigste Hafen Spaniens ist, und Spielkarten (56.998 kg); Bestimmungsland all
dieser Artikel ist Südamerika.

Mit den wichtigen Artikeln der Einfuhr sind wir bald fertig. Diese sind

Der atlantische Ocean.
Einwohner, 1887 62.531 Einwohner), die liegenden Gründe sind in
ganz ungeahnter Weise in ihrem Werthe gesunken und die Kaufkraft
der Bevölkerung erheblich zurückgegangen.

Vom industriellen Aufschwunge, welcher in vielen anderen spani-
schen Städten während der letzten fünfzehn Jahre tiefen Friedens
bemerkbar ist, fühlt man in Cádiz nichts, nur eine einzige Schiffs-
werfte wurde gebaut. Cádiz ist eben eine im Rückschritt begriffene
Stadt.

Den wichtigsten Theil der Ausfuhr bildet Wein, und zwar meist von der
Sorte Jerez, welche die Engländer, die ein bekanntes Geschick haben, Worte zu
verstümmeln, Sherry nennen. Diese Sorte führt ihren Namen von der Stadt
Jerez de la Fronterra, einer der reichsten des Landes.

In Jerez und Puerto de Santa Maria sind die grossen Weinlager, von hier
aus treiben Geschäfte, deren Chefs meist Engländer oder deren Nachkommen
sind, und von denen eine Anzahl seit Generationen besteht, den Exporthandel;
Cádiz ist nur Transitoplatz.

Guten Sherry können nur Bodégas liefern, welche grosse und mannigfaltige
Lager von Mutterweinen (Soléras) haben, von welchen den jungen Weinen ½—1 %
zugesetzt werden, um ihnen Geschmack, Gehalt und Duft zu verleihen.

In den Bodégas mancher Weinzüchter, so bei der berühmten Firma Byar
und Gonzalez, lagern tausende Hektoliter von Mutterweinen, deren Basis über ein
Jahrhundert oder nahe daran alt ist. Diese Keller sind über der Erde gebaut,
lassen Licht und Luft frei ein und haben ihrer Höhe wegen Winter und Sommer
gleiche Temperatur. Auch in den Fässern lässt man ein Zehntel des Inhalts leer,
damit bei stetem Zufluss des Sauerstoffes der Wein sich entwickle.

Ueber Cádiz wurden 1888 22.138 hl gewöhnliche Weine, 217.542 hl Jerez
und 2212 hl andere feine Weine, zusammen im Werthe von 29·1 Millionen Pesetas;
1887 insgesammt 242.507 hl Wein nach England, Frankreich, Deutschland, Cuba
und Mexiko ausgeführt. Die Ausfuhr nach England nimmt stetig ab.

Bedeutend ist die Ausfuhr von Weinstein (1888 5095 q, Werth 1·1 Mil-
lionen Pesetas).

Für Olivenöl ist Cádiz Spaniens erster Ausfuhrplatz; Ausfuhr 1888
49.142 q (4·2 Millionen Pesetas), 1887 41.686 q, welche zum weitaus grössten
Theile nach Amerika geht.

Ein wichtiger Ausfuhrartikel, bestimmt für die La Platastaaten und Bra-
silien, wohin mehr als drei Viertel gehen, dann für Neufoundland, Norwegen und
Russland ist das in der Nähe von Cádiz in den Strandsümpfen gewonnene Seesalz;
1888 1,771.398 q (2·6 Millionen Pesetas), 1887 1,865.001 q.

Ferner sind zu nennen silberhältiger Bleiglanz 1888 25.795 q (Werth
1·4 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q und silberhältiges Blei 1888 58.361 q (Werth
2 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q.

Von Industrieerzeugnissen werden nur ausgeführt Korkstöpsel (1888
46,318.000 Stück), Teigwaaren (10.052 q), Fächer (16.694 kg), für welche Cádiz der
wichtigste Hafen Spaniens ist, und Spielkarten (56.998 kg); Bestimmungsland all
dieser Artikel ist Südamerika.

Mit den wichtigen Artikeln der Einfuhr sind wir bald fertig. Diese sind

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[504/0524] Der atlantische Ocean. Einwohner, 1887 62.531 Einwohner), die liegenden Gründe sind in ganz ungeahnter Weise in ihrem Werthe gesunken und die Kaufkraft der Bevölkerung erheblich zurückgegangen. Vom industriellen Aufschwunge, welcher in vielen anderen spani- schen Städten während der letzten fünfzehn Jahre tiefen Friedens bemerkbar ist, fühlt man in Cádiz nichts, nur eine einzige Schiffs- werfte wurde gebaut. Cádiz ist eben eine im Rückschritt begriffene Stadt. Den wichtigsten Theil der Ausfuhr bildet Wein, und zwar meist von der Sorte Jerez, welche die Engländer, die ein bekanntes Geschick haben, Worte zu verstümmeln, Sherry nennen. Diese Sorte führt ihren Namen von der Stadt Jerez de la Fronterra, einer der reichsten des Landes. In Jerez und Puerto de Santa Maria sind die grossen Weinlager, von hier aus treiben Geschäfte, deren Chefs meist Engländer oder deren Nachkommen sind, und von denen eine Anzahl seit Generationen besteht, den Exporthandel; Cádiz ist nur Transitoplatz. Guten Sherry können nur Bodégas liefern, welche grosse und mannigfaltige Lager von Mutterweinen (Soléras) haben, von welchen den jungen Weinen ½—1 % zugesetzt werden, um ihnen Geschmack, Gehalt und Duft zu verleihen. In den Bodégas mancher Weinzüchter, so bei der berühmten Firma Byar und Gonzalez, lagern tausende Hektoliter von Mutterweinen, deren Basis über ein Jahrhundert oder nahe daran alt ist. Diese Keller sind über der Erde gebaut, lassen Licht und Luft frei ein und haben ihrer Höhe wegen Winter und Sommer gleiche Temperatur. Auch in den Fässern lässt man ein Zehntel des Inhalts leer, damit bei stetem Zufluss des Sauerstoffes der Wein sich entwickle. Ueber Cádiz wurden 1888 22.138 hl gewöhnliche Weine, 217.542 hl Jerez und 2212 hl andere feine Weine, zusammen im Werthe von 29·1 Millionen Pesetas; 1887 insgesammt 242.507 hl Wein nach England, Frankreich, Deutschland, Cuba und Mexiko ausgeführt. Die Ausfuhr nach England nimmt stetig ab. Bedeutend ist die Ausfuhr von Weinstein (1888 5095 q, Werth 1·1 Mil- lionen Pesetas). Für Olivenöl ist Cádiz Spaniens erster Ausfuhrplatz; Ausfuhr 1888 49.142 q (4·2 Millionen Pesetas), 1887 41.686 q, welche zum weitaus grössten Theile nach Amerika geht. Ein wichtiger Ausfuhrartikel, bestimmt für die La Platastaaten und Bra- silien, wohin mehr als drei Viertel gehen, dann für Neufoundland, Norwegen und Russland ist das in der Nähe von Cádiz in den Strandsümpfen gewonnene Seesalz; 1888 1,771.398 q (2·6 Millionen Pesetas), 1887 1,865.001 q. Ferner sind zu nennen silberhältiger Bleiglanz 1888 25.795 q (Werth 1·4 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q und silberhältiges Blei 1888 58.361 q (Werth 2 Millionen Pesetas), 1887 52.336 q. Von Industrieerzeugnissen werden nur ausgeführt Korkstöpsel (1888 46,318.000 Stück), Teigwaaren (10.052 q), Fächer (16.694 kg), für welche Cádiz der wichtigste Hafen Spaniens ist, und Spielkarten (56.998 kg); Bestimmungsland all dieser Artikel ist Südamerika. Mit den wichtigen Artikeln der Einfuhr sind wir bald fertig. Diese sind

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/524>, abgerufen am 22.11.2024.