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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
wurde damals in der Zeit von 28 Tagen fertiggestellt, und hat einen
Fassungsraum für 11.000 Personen.

Cadiz besitzt eine grosse Tabakfabrik, in welcher 2700 Arbeiter
beiderlei Geschlechtes thätig sind, die Zahl kann aber bis auf 4000
gesteigert werden.

An der Festlandsküste gegenüber von Cadiz sowie auf der Insel
Leon entstanden schon im Alterthume einige Städtchen, welche einen
regen Verkehr mit unserer Hafenstadt unterhalten und durch gemein-
same Interessen mit derselben verbunden sind. Unter diesen bereits
Eingangs erwähnten Ortschaften ist San Fernando auf der Insel
Leon hauptsächlich in maritimer Beziehung die wichtigste.

Elf Kilometer südöstlich von Cadiz gelegen, zählt die Stadt
26.300 Einwohner.

Sie lagert von einzelnen niedrigen Flügeln flankirt recht freund-
lich auf dem flachen von zahlreichen Canälen durchzogenen Salinen-
plan, aus welchem die weissglänzenden Salzpyramiden wie Zelte eines
Kriegslagers hervorleuchten. Salz ist denn auch der Haupthandels-
artikel von San Fernando.

San Fernando ist der Sitz des ersten Seedepartements, dessen
Capitan General dort residirt.

Von hervorragender wissenschaftlicher Bedeutung ist die mit den
neuesten Instrumenten reich ausgestattete Sternwarte, welche dort seit
1798 besteht und 1862 sehr erweitert wurde. Die Anstalt, in welcher
ein Curs für spanische Seeofficiere besteht, verfügt über eine vorzüg-
liche Bibliothek.

In der Vorstadt San Carlo ist seit 1868 in einem imposanten
Gebäude die Marine-Akademie (Colegio Naval militare) untergebracht.
Sehenswerth sind die Ruhmeshalle der berühmten Seeleute (Panteon
de Marinos Illustres) und die Akademie-Capelle, die u. a. auch jenes
Madonnenbild enthält, welches der glanzvolle Don Juan d'Austria
auf seiner Galeere in der Seeschlacht bei Lepanto mit sich führte.

Im Norden von San Carlo, etwa 700 m von diesem entfernt,
liegt das ausgedehnte königliche See-Arsenal La Carraca, welches an
der Stelle eines uralten Werftplatzes im Jahre 1760 durch Karl III.,
der hier ein spanisches Portsmouth und Woolwich plante, gegründet
wurde und drei Trockendocks und zahlreiche dem Kriegsschiff- und
Maschinenbau sowie der Ausrüstung dienende Werften, Ateliers und
Magazine besitzt. Der Name des Arsenals, von Carracas, Galeonen
abgeleitet, ist uralt.

Reiche geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an diese Stelle

Der atlantische Ocean.
wurde damals in der Zeit von 28 Tagen fertiggestellt, und hat einen
Fassungsraum für 11.000 Personen.

Cádiz besitzt eine grosse Tabakfabrik, in welcher 2700 Arbeiter
beiderlei Geschlechtes thätig sind, die Zahl kann aber bis auf 4000
gesteigert werden.

An der Festlandsküste gegenüber von Cádiz sowie auf der Insel
Leon entstanden schon im Alterthume einige Städtchen, welche einen
regen Verkehr mit unserer Hafenstadt unterhalten und durch gemein-
same Interessen mit derselben verbunden sind. Unter diesen bereits
Eingangs erwähnten Ortschaften ist San Fernando auf der Insel
Leon hauptsächlich in maritimer Beziehung die wichtigste.

Elf Kilometer südöstlich von Cádiz gelegen, zählt die Stadt
26.300 Einwohner.

Sie lagert von einzelnen niedrigen Flügeln flankirt recht freund-
lich auf dem flachen von zahlreichen Canälen durchzogenen Salinen-
plan, aus welchem die weissglänzenden Salzpyramiden wie Zelte eines
Kriegslagers hervorleuchten. Salz ist denn auch der Haupthandels-
artikel von San Fernando.

San Fernando ist der Sitz des ersten Seedepartements, dessen
Capitán General dort residirt.

Von hervorragender wissenschaftlicher Bedeutung ist die mit den
neuesten Instrumenten reich ausgestattete Sternwarte, welche dort seit
1798 besteht und 1862 sehr erweitert wurde. Die Anstalt, in welcher
ein Curs für spanische Seeofficiere besteht, verfügt über eine vorzüg-
liche Bibliothek.

In der Vorstadt San Carlo ist seit 1868 in einem imposanten
Gebäude die Marine-Akademie (Colegio Naval militare) untergebracht.
Sehenswerth sind die Ruhmeshalle der berühmten Seeleute (Pantéon
de Marinos Illustres) und die Akademie-Capelle, die u. a. auch jenes
Madonnenbild enthält, welches der glanzvolle Don Juan d’Austria
auf seiner Galeere in der Seeschlacht bei Lepanto mit sich führte.

Im Norden von San Carlo, etwa 700 m von diesem entfernt,
liegt das ausgedehnte königliche See-Arsenal La Carraca, welches an
der Stelle eines uralten Werftplatzes im Jahre 1760 durch Karl III.,
der hier ein spanisches Portsmouth und Woolwich plante, gegründet
wurde und drei Trockendocks und zahlreiche dem Kriegsschiff- und
Maschinenbau sowie der Ausrüstung dienende Werften, Ateliers und
Magazine besitzt. Der Name des Arsenals, von Carracas, Galeonen
abgeleitet, ist uralt.

Reiche geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an diese Stelle

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[502/0522] Der atlantische Ocean. wurde damals in der Zeit von 28 Tagen fertiggestellt, und hat einen Fassungsraum für 11.000 Personen. Cádiz besitzt eine grosse Tabakfabrik, in welcher 2700 Arbeiter beiderlei Geschlechtes thätig sind, die Zahl kann aber bis auf 4000 gesteigert werden. An der Festlandsküste gegenüber von Cádiz sowie auf der Insel Leon entstanden schon im Alterthume einige Städtchen, welche einen regen Verkehr mit unserer Hafenstadt unterhalten und durch gemein- same Interessen mit derselben verbunden sind. Unter diesen bereits Eingangs erwähnten Ortschaften ist San Fernando auf der Insel Leon hauptsächlich in maritimer Beziehung die wichtigste. Elf Kilometer südöstlich von Cádiz gelegen, zählt die Stadt 26.300 Einwohner. Sie lagert von einzelnen niedrigen Flügeln flankirt recht freund- lich auf dem flachen von zahlreichen Canälen durchzogenen Salinen- plan, aus welchem die weissglänzenden Salzpyramiden wie Zelte eines Kriegslagers hervorleuchten. Salz ist denn auch der Haupthandels- artikel von San Fernando. San Fernando ist der Sitz des ersten Seedepartements, dessen Capitán General dort residirt. Von hervorragender wissenschaftlicher Bedeutung ist die mit den neuesten Instrumenten reich ausgestattete Sternwarte, welche dort seit 1798 besteht und 1862 sehr erweitert wurde. Die Anstalt, in welcher ein Curs für spanische Seeofficiere besteht, verfügt über eine vorzüg- liche Bibliothek. In der Vorstadt San Carlo ist seit 1868 in einem imposanten Gebäude die Marine-Akademie (Colegio Naval militare) untergebracht. Sehenswerth sind die Ruhmeshalle der berühmten Seeleute (Pantéon de Marinos Illustres) und die Akademie-Capelle, die u. a. auch jenes Madonnenbild enthält, welches der glanzvolle Don Juan d’Austria auf seiner Galeere in der Seeschlacht bei Lepanto mit sich führte. Im Norden von San Carlo, etwa 700 m von diesem entfernt, liegt das ausgedehnte königliche See-Arsenal La Carraca, welches an der Stelle eines uralten Werftplatzes im Jahre 1760 durch Karl III., der hier ein spanisches Portsmouth und Woolwich plante, gegründet wurde und drei Trockendocks und zahlreiche dem Kriegsschiff- und Maschinenbau sowie der Ausrüstung dienende Werften, Ateliers und Magazine besitzt. Der Name des Arsenals, von Carracas, Galeonen abgeleitet, ist uralt. Reiche geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an diese Stelle

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/522>, abgerufen am 22.11.2024.