Gibraltar bewacht den Eingang, Malta die Mitte und Cypern die Osthälfte des Mittelmeeres, und Egypten ist der Schlüssel des Hauptthores von Indien.
Das Klima Gibraltars muss zwar als ein günstiges bezeichnet werden, aber die sanitären Verhältnisse sind nicht gerade befriedigend. Die Canalisirung der Stadt lässt viel zu wünschen übrig und die Wasser- versorgung liegt im Argen. Wohl reicht die jährliche Regenmenge aus für den Bedarf der Bevölkerung, aber die unteren Schichten der Bevölkerung gehen mit dieser Gabe des Himmels nicht sorgsam um und lassen in die Cisternen auch das Wasser eindringen, welches von schmutzigen Dächern und noch mehr schmutzigen Terrassen abläuft.
Gibraltars Tonnenverkehr, der sich seit Eröffnung des Suezcanals (1869) vervielfacht, seit 1879 verdoppelt hat, erreichte im Einlaufe:
[Tabelle]
doch sind dabei nur die Küstenfahrer der spanischen und portugiesischen Flagge eingerechnet.
Die britische Flagge nimmt den ersten Platz ein (1887 mit 4,278.313 t), fast nur auf sie allein entfällt die Zunahme des Tonnenverkehrs des Hafens. Es liefen hier ferner 1887 ein 667 spanische Schiffe mit 205.363 t, 253 französische mit 209.586 t, 100 italienische mit 110.143 t, 246 norwegische mit 111.791 t und 111 deutsche mit 81.120 t.
Da in der Meerenge Schiffsunfälle nicht selten sind, hat der "Nordische Bergungsverein" zu Hamburg einen Dampfer hieher gesendet.
Mit dem Schiffsverkehre steigt auch der Kohlenhandel (Einfuhr 1888 500.000 t), den England fast ausschliesslich versorgt.
Aber in allen Artikeln ist die Bedeutung Gibraltars als Handelsplatz in den letzten Jahren stark gesunken. Gibraltar ist nicht mehr der grosse Depotplatz für Südspanien und Marokko. Die directen Verbindungen der Häfen dieser Staaten mit dem Auslande mehren sich auf Kosten von Gibraltar.
Die Bestimmung der spanischen Finanzbehörde, dass Spiritus nur über be- stimmte Häfen eingeführt werden darf, von denen Cadiz am nächsten bei Gibraltar liegt, hat ihm 1888 auch noch seine Bedeutung als Spiritusdepot für Spanien geraubt. Doch klagte man, wie es scheint, nicht mit Unrecht in Spanien und Ma- rokko, dass von dem Freihafen Gibraltar aus, wo mit Ausnahme der geistigen Getränke der Handel von jeder Controle befreit ist, ein grosser Schmuggel in ihre Zollgebiete betrieben wird. Namentlich dem Ertrage des spanischen Tabak- monopols wird durch die Tabakhändler und die zahlreichen Tabakfabriken Gibral- tars grosser Abbruch gethan.
Nur eine Eisenbahnverbindung Gibraltars mit Spanien könnte dem Platze seine alte Stellung wiedergeben. Aber England wird eine solche unter keiner Be- dingung gestatten, und so erwartet die Handelskammer Gibraltars alles Heil von der bevorstehenden Vollendung der Strecke Bobadilla-Algeciras. Bobadilla liegt an der Linie Cordoba-Malaga.
Das Mittelmeerbecken.
Gibraltar bewacht den Eingang, Malta die Mitte und Cypern die Osthälfte des Mittelmeeres, und Egypten ist der Schlüssel des Hauptthores von Indien.
Das Klima Gibraltars muss zwar als ein günstiges bezeichnet werden, aber die sanitären Verhältnisse sind nicht gerade befriedigend. Die Canalisirung der Stadt lässt viel zu wünschen übrig und die Wasser- versorgung liegt im Argen. Wohl reicht die jährliche Regenmenge aus für den Bedarf der Bevölkerung, aber die unteren Schichten der Bevölkerung gehen mit dieser Gabe des Himmels nicht sorgsam um und lassen in die Cisternen auch das Wasser eindringen, welches von schmutzigen Dächern und noch mehr schmutzigen Terrassen abläuft.
Gibraltars Tonnenverkehr, der sich seit Eröffnung des Suezcanals (1869) vervielfacht, seit 1879 verdoppelt hat, erreichte im Einlaufe:
[Tabelle]
doch sind dabei nur die Küstenfahrer der spanischen und portugiesischen Flagge eingerechnet.
Die britische Flagge nimmt den ersten Platz ein (1887 mit 4,278.313 t), fast nur auf sie allein entfällt die Zunahme des Tonnenverkehrs des Hafens. Es liefen hier ferner 1887 ein 667 spanische Schiffe mit 205.363 t, 253 französische mit 209.586 t, 100 italienische mit 110.143 t, 246 norwegische mit 111.791 t und 111 deutsche mit 81.120 t.
Da in der Meerenge Schiffsunfälle nicht selten sind, hat der „Nordische Bergungsverein“ zu Hamburg einen Dampfer hieher gesendet.
Mit dem Schiffsverkehre steigt auch der Kohlenhandel (Einfuhr 1888 500.000 t), den England fast ausschliesslich versorgt.
Aber in allen Artikeln ist die Bedeutung Gibraltars als Handelsplatz in den letzten Jahren stark gesunken. Gibraltar ist nicht mehr der grosse Depotplatz für Südspanien und Marokko. Die directen Verbindungen der Häfen dieser Staaten mit dem Auslande mehren sich auf Kosten von Gibraltar.
Die Bestimmung der spanischen Finanzbehörde, dass Spiritus nur über be- stimmte Häfen eingeführt werden darf, von denen Cádiz am nächsten bei Gibraltar liegt, hat ihm 1888 auch noch seine Bedeutung als Spiritusdepot für Spanien geraubt. Doch klagte man, wie es scheint, nicht mit Unrecht in Spanien und Ma- rokko, dass von dem Freihafen Gibraltar aus, wo mit Ausnahme der geistigen Getränke der Handel von jeder Controle befreit ist, ein grosser Schmuggel in ihre Zollgebiete betrieben wird. Namentlich dem Ertrage des spanischen Tabak- monopols wird durch die Tabakhändler und die zahlreichen Tabakfabriken Gibral- tars grosser Abbruch gethan.
Nur eine Eisenbahnverbindung Gibraltars mit Spanien könnte dem Platze seine alte Stellung wiedergeben. Aber England wird eine solche unter keiner Be- dingung gestatten, und so erwartet die Handelskammer Gibraltars alles Heil von der bevorstehenden Vollendung der Strecke Bobadilla-Algeciras. Bobadilla liegt an der Linie Cordoba-Málaga.
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Gibraltar bewacht den Eingang, Malta die Mitte und Cypern
die Osthälfte des Mittelmeeres, und Egypten ist der Schlüssel des
Hauptthores von Indien.
Das Klima Gibraltars muss zwar als ein günstiges bezeichnet
werden, aber die sanitären Verhältnisse sind nicht gerade befriedigend.
Die Canalisirung der Stadt lässt viel zu wünschen übrig und die Wasser-
versorgung liegt im Argen. Wohl reicht die jährliche Regenmenge
aus für den Bedarf der Bevölkerung, aber die unteren Schichten der
Bevölkerung gehen mit dieser Gabe des Himmels nicht sorgsam um
und lassen in die Cisternen auch das Wasser eindringen, welches von
schmutzigen Dächern und noch mehr schmutzigen Terrassen abläuft.
Gibraltars Tonnenverkehr, der sich seit Eröffnung des Suezcanals (1869)
vervielfacht, seit 1879 verdoppelt hat, erreichte im Einlaufe:
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doch sind dabei nur die Küstenfahrer der spanischen und portugiesischen Flagge
eingerechnet.
Die britische Flagge nimmt den ersten Platz ein (1887 mit 4,278.313 t),
fast nur auf sie allein entfällt die Zunahme des Tonnenverkehrs des Hafens. Es
liefen hier ferner 1887 ein 667 spanische Schiffe mit 205.363 t, 253 französische
mit 209.586 t, 100 italienische mit 110.143 t, 246 norwegische mit 111.791 t und
111 deutsche mit 81.120 t.
Da in der Meerenge Schiffsunfälle nicht selten sind, hat der „Nordische
Bergungsverein“ zu Hamburg einen Dampfer hieher gesendet.
Mit dem Schiffsverkehre steigt auch der Kohlenhandel (Einfuhr 1888
500.000 t), den England fast ausschliesslich versorgt.
Aber in allen Artikeln ist die Bedeutung Gibraltars als Handelsplatz in den
letzten Jahren stark gesunken. Gibraltar ist nicht mehr der grosse Depotplatz für
Südspanien und Marokko. Die directen Verbindungen der Häfen dieser Staaten
mit dem Auslande mehren sich auf Kosten von Gibraltar.
Die Bestimmung der spanischen Finanzbehörde, dass Spiritus nur über be-
stimmte Häfen eingeführt werden darf, von denen Cádiz am nächsten bei Gibraltar
liegt, hat ihm 1888 auch noch seine Bedeutung als Spiritusdepot für Spanien
geraubt. Doch klagte man, wie es scheint, nicht mit Unrecht in Spanien und Ma-
rokko, dass von dem Freihafen Gibraltar aus, wo mit Ausnahme der geistigen
Getränke der Handel von jeder Controle befreit ist, ein grosser Schmuggel in
ihre Zollgebiete betrieben wird. Namentlich dem Ertrage des spanischen Tabak-
monopols wird durch die Tabakhändler und die zahlreichen Tabakfabriken Gibral-
tars grosser Abbruch gethan.
Nur eine Eisenbahnverbindung Gibraltars mit Spanien könnte dem Platze
seine alte Stellung wiedergeben. Aber England wird eine solche unter keiner Be-
dingung gestatten, und so erwartet die Handelskammer Gibraltars alles Heil von
der bevorstehenden Vollendung der Strecke Bobadilla-Algeciras. Bobadilla liegt
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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