geplant, und wir haben das neue Project in unseren Plan von Algier aufgenommen.
Gewährt schon das Bild seines Hafens einen überraschend schönen Anblick, und erfreut es den Besuch er dieser Stadt, nach un- ruhiger Seefahrt in einem aus herrlichen freistehenden Dämmen ge- formten Wasserbecken die azurblaue See in vollster Ruhe zu be- schauen, so überrascht es nicht minder, über den monumentalen und äusserst effectvollen Quaimagazinen und breiten, aufwärts führenden Verkehrsstrassen die ununterbrochene Reihe imposanter Gebäude zu sehen, welche dem neuen Theile der Stadt ein vollkommen euro- päisches Gepräge verleiht.
Nur gegen Norden und auf den steileren Höhen wird das "kleine Paris" überragt von den schneeweiss getünchten, dicht anein- ander gedrängten Häusern der alten maurisch-türkischen Stadt, die ihrerseits von der in 124 m Höhe gelegenen Kasbah, dem Castelle und Refugium ihrer einstigen Gebieter, beherrscht wird.
Der Hafen ist von einigen formidablen Werken beschützt, zu welchen auch noch die älteste, von den Spaniern erbaute, in un- mittelbarer Nähe des Leuchtthurmes befindliche Citadelle gehört.
Seinen Abschluss im Norden erhält das Hafenbecken durch einen aus dem X. Jahrhunderte stammenden Vertheidigungsdamm, welcher, wie erwähnt, die Insel und Citadelle mit Algier verbindet.
Derzeit befindet sich in jenem alten Hafentheile die französische Admiralität in eben demselben Pavillon, welcher einst der Sitz der Capudan Paschas war.
Von der Insel ausgehend, in einer Curve nach Südost verlau- fend, zieht sich der eigentliche Wellenbrecher hin.
Die Nord-Süd laufenden, tief unter der Stadt liegenden Quais sind so breit, dass selbst der Bahnhof auf denselben angelegt werden konnte.
Der steile Abhang vor der Stadt ist durch mehrfache Reihen gewölbter Magazine und Depots, welche commerciellen Zwecken dienen, ganz unterbaut. Ueber die einzelnen Etagen führen fahrbare Strassen, welche den Wagenverkehr nach der Stadt ermöglichen, während für den Fussgänger schöne breite Treppen durch die einge- bauten Schachte hinanführen.
Das Bild der gesammten Hafenanlage ist, wenn man die von einem Gitter eingefasste Terrasse erreicht hat, ein überraschend schönes und in keinem Widerspruche hiezu zeigen sich die impo- santen Facaden der Gebäude, welche den Boulevard de la Republique
Algier.
geplant, und wir haben das neue Project in unseren Plan von Algier aufgenommen.
Gewährt schon das Bild seines Hafens einen überraschend schönen Anblick, und erfreut es den Besuch er dieser Stadt, nach un- ruhiger Seefahrt in einem aus herrlichen freistehenden Dämmen ge- formten Wasserbecken die azurblaue See in vollster Ruhe zu be- schauen, so überrascht es nicht minder, über den monumentalen und äusserst effectvollen Quaimagazinen und breiten, aufwärts führenden Verkehrsstrassen die ununterbrochene Reihe imposanter Gebäude zu sehen, welche dem neuen Theile der Stadt ein vollkommen euro- päisches Gepräge verleiht.
Nur gegen Norden und auf den steileren Höhen wird das „kleine Paris“ überragt von den schneeweiss getünchten, dicht anein- ander gedrängten Häusern der alten maurisch-türkischen Stadt, die ihrerseits von der in 124 m Höhe gelegenen Kasbah, dem Castelle und Refugium ihrer einstigen Gebieter, beherrscht wird.
Der Hafen ist von einigen formidablen Werken beschützt, zu welchen auch noch die älteste, von den Spaniern erbaute, in un- mittelbarer Nähe des Leuchtthurmes befindliche Citadelle gehört.
Seinen Abschluss im Norden erhält das Hafenbecken durch einen aus dem X. Jahrhunderte stammenden Vertheidigungsdamm, welcher, wie erwähnt, die Insel und Citadelle mit Algier verbindet.
Derzeit befindet sich in jenem alten Hafentheile die französische Admiralität in eben demselben Pavillon, welcher einst der Sitz der Capudan Paschas war.
Von der Insel ausgehend, in einer Curve nach Südost verlau- fend, zieht sich der eigentliche Wellenbrecher hin.
Die Nord-Süd laufenden, tief unter der Stadt liegenden Quais sind so breit, dass selbst der Bahnhof auf denselben angelegt werden konnte.
Der steile Abhang vor der Stadt ist durch mehrfache Reihen gewölbter Magazine und Depots, welche commerciellen Zwecken dienen, ganz unterbaut. Ueber die einzelnen Etagen führen fahrbare Strassen, welche den Wagenverkehr nach der Stadt ermöglichen, während für den Fussgänger schöne breite Treppen durch die einge- bauten Schachte hinanführen.
Das Bild der gesammten Hafenanlage ist, wenn man die von einem Gitter eingefasste Terrasse erreicht hat, ein überraschend schönes und in keinem Widerspruche hiezu zeigen sich die impo- santen Façaden der Gebäude, welche den Boulevard de la Republique
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Algier.
geplant, und wir haben das neue Project in unseren Plan von Algier
aufgenommen.
Gewährt schon das Bild seines Hafens einen überraschend
schönen Anblick, und erfreut es den Besuch er dieser Stadt, nach un-
ruhiger Seefahrt in einem aus herrlichen freistehenden Dämmen ge-
formten Wasserbecken die azurblaue See in vollster Ruhe zu be-
schauen, so überrascht es nicht minder, über den monumentalen
und äusserst effectvollen Quaimagazinen und breiten, aufwärts führenden
Verkehrsstrassen die ununterbrochene Reihe imposanter Gebäude zu
sehen, welche dem neuen Theile der Stadt ein vollkommen euro-
päisches Gepräge verleiht.
Nur gegen Norden und auf den steileren Höhen wird das
„kleine Paris“ überragt von den schneeweiss getünchten, dicht anein-
ander gedrängten Häusern der alten maurisch-türkischen Stadt, die
ihrerseits von der in 124 m Höhe gelegenen Kasbah, dem Castelle
und Refugium ihrer einstigen Gebieter, beherrscht wird.
Der Hafen ist von einigen formidablen Werken beschützt, zu
welchen auch noch die älteste, von den Spaniern erbaute, in un-
mittelbarer Nähe des Leuchtthurmes befindliche Citadelle gehört.
Seinen Abschluss im Norden erhält das Hafenbecken durch
einen aus dem X. Jahrhunderte stammenden Vertheidigungsdamm,
welcher, wie erwähnt, die Insel und Citadelle mit Algier verbindet.
Derzeit befindet sich in jenem alten Hafentheile die französische
Admiralität in eben demselben Pavillon, welcher einst der Sitz der
Capudan Paschas war.
Von der Insel ausgehend, in einer Curve nach Südost verlau-
fend, zieht sich der eigentliche Wellenbrecher hin.
Die Nord-Süd laufenden, tief unter der Stadt liegenden Quais
sind so breit, dass selbst der Bahnhof auf denselben angelegt werden
konnte.
Der steile Abhang vor der Stadt ist durch mehrfache Reihen
gewölbter Magazine und Depots, welche commerciellen Zwecken
dienen, ganz unterbaut. Ueber die einzelnen Etagen führen fahrbare
Strassen, welche den Wagenverkehr nach der Stadt ermöglichen,
während für den Fussgänger schöne breite Treppen durch die einge-
bauten Schachte hinanführen.
Das Bild der gesammten Hafenanlage ist, wenn man die von
einem Gitter eingefasste Terrasse erreicht hat, ein überraschend
schönes und in keinem Widerspruche hiezu zeigen sich die impo-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/443>, abgerufen am 25.11.2024.
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