lassungen her und drängten die Herrschaft der Franzosen vom platten Lande in die festen Plätze und Lager zurück. Jeder Zoll des Landes musste den braunen Söhnen der Wüste abgerungen werden.
Wohl der gefährlichste und ausdauerndste Feind der französischen Cultur- Mission war Abd-el-Kader, dessen Verbindungen mit Marokko auch Conflicte mit letzterem Staaten hervorriefen, und die Erbitterung der Kämpfe zwischen den Ein- geborenen und den französischen Invasionstruppen erhält durch die bekannte Ausräucherung eines Kabylen-Stammes in den Höhlen von Dahra und die Erinnerung an den damaligen französischen Oberst Pelissier, späteren Herzog von Malakow, die grauenvollste Illustration. Erst die Gefangennahme Abd-el-Kader's bedeutete den Beginn einer ruhigen Verwaltung.
Auf einer Küstenstrecke von 1000 km bespülen die herrlichen Fluten des Mittelmeeres das algierische Gebiet, das seit mehreren Jahrzehnten den Segen einer ruhigen Entwicklung geniesst. Algier, die Hauptstadt dieser Colonie, zugleich Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist zu einem jener wohlthuenden Ruhepunkte europäischer Cultur geworden, in welchem man kaum mehr an dessen nächste Ver- gangenheit gemahnt wird.
Algier ist ein beredtes Zeugniss für die Colonialpolitik der Franzosen, welche darin gipfelt, dass der Staat die junge Colonie so lange mit allen Mitteln unterstützt, bis sie lebensfähig geworden, und in der Zeit der nun folgenden Blüthe Zinsen und Zinseszinsen dieses Anlagecapitales sich zurückzahlen lässt.
Die fast Ost-West laufende, meist steil und felsig abfallende Küstenlinie Algeriens weist wenig Buchten und noch weniger natür- liche gute Häfen auf. Die bedeutendste, jene von Algier, ist indes keine vorzügliche Rhede, denn sie ist insbesondere gegen Norden zu ungeschützt.
Dem unternehmenden Geiste der Franzosen, welche durch civili- satorische Bestrebungen eine tausendjährige Geschichte des Landes zu verdunkeln bemüht sind, verdankt die Stadt Algier einen der herr- lichsten künstlichen Häfen.
Die Neubauten bildeten eigentlich den Anschluss an den schon im X. Jahrhundert gegründeten Hafen, auf den sie sich stützen, während sie ihn gleichzeitig in sich aufnahmen.
Geräumig und tief genug, um den bedeutendsten Schiffen die Zufahrt zu gestatten, entspricht die Anlage des Hafens zur Noth den Bedürfnissen der Schiffahrt, die sich hauptsächlich nach den im Norden liegenden Küsten der europäischen Uferstaaten, insbesondere nach Frankreich richtet.
Neuestens wird die Erweiterung des Hafens gegen Süden zu
Das Mittelmeerbecken.
lassungen her und drängten die Herrschaft der Franzosen vom platten Lande in die festen Plätze und Lager zurück. Jeder Zoll des Landes musste den braunen Söhnen der Wüste abgerungen werden.
Wohl der gefährlichste und ausdauerndste Feind der französischen Cultur- Mission war Abd-el-Kader, dessen Verbindungen mit Marokko auch Conflicte mit letzterem Staaten hervorriefen, und die Erbitterung der Kämpfe zwischen den Ein- geborenen und den französischen Invasionstruppen erhält durch die bekannte Ausräucherung eines Kabylen-Stammes in den Höhlen von Dahra und die Erinnerung an den damaligen französischen Oberst Pélissier, späteren Herzog von Malakow, die grauenvollste Illustration. Erst die Gefangennahme Abd-el-Kader’s bedeutete den Beginn einer ruhigen Verwaltung.
Auf einer Küstenstrecke von 1000 km bespülen die herrlichen Fluten des Mittelmeeres das algierische Gebiet, das seit mehreren Jahrzehnten den Segen einer ruhigen Entwicklung geniesst. Algier, die Hauptstadt dieser Colonie, zugleich Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist zu einem jener wohlthuenden Ruhepunkte europäischer Cultur geworden, in welchem man kaum mehr an dessen nächste Ver- gangenheit gemahnt wird.
Algier ist ein beredtes Zeugniss für die Colonialpolitik der Franzosen, welche darin gipfelt, dass der Staat die junge Colonie so lange mit allen Mitteln unterstützt, bis sie lebensfähig geworden, und in der Zeit der nun folgenden Blüthe Zinsen und Zinseszinsen dieses Anlagecapitales sich zurückzahlen lässt.
Die fast Ost-West laufende, meist steil und felsig abfallende Küstenlinie Algeriens weist wenig Buchten und noch weniger natür- liche gute Häfen auf. Die bedeutendste, jene von Algier, ist indes keine vorzügliche Rhede, denn sie ist insbesondere gegen Norden zu ungeschützt.
Dem unternehmenden Geiste der Franzosen, welche durch civili- satorische Bestrebungen eine tausendjährige Geschichte des Landes zu verdunkeln bemüht sind, verdankt die Stadt Algier einen der herr- lichsten künstlichen Häfen.
Die Neubauten bildeten eigentlich den Anschluss an den schon im X. Jahrhundert gegründeten Hafen, auf den sie sich stützen, während sie ihn gleichzeitig in sich aufnahmen.
Geräumig und tief genug, um den bedeutendsten Schiffen die Zufahrt zu gestatten, entspricht die Anlage des Hafens zur Noth den Bedürfnissen der Schiffahrt, die sich hauptsächlich nach den im Norden liegenden Küsten der europäischen Uferstaaten, insbesondere nach Frankreich richtet.
Neuestens wird die Erweiterung des Hafens gegen Süden zu
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Das Mittelmeerbecken.
lassungen her und drängten die Herrschaft der Franzosen vom platten Lande in
die festen Plätze und Lager zurück. Jeder Zoll des Landes musste den braunen
Söhnen der Wüste abgerungen werden.
Wohl der gefährlichste und ausdauerndste Feind der französischen Cultur-
Mission war Abd-el-Kader, dessen Verbindungen mit Marokko auch Conflicte mit
letzterem Staaten hervorriefen, und die Erbitterung der Kämpfe zwischen den Ein-
geborenen und den französischen Invasionstruppen erhält durch die bekannte
Ausräucherung eines Kabylen-Stammes in den Höhlen von Dahra und die Erinnerung
an den damaligen französischen Oberst Pélissier, späteren Herzog von Malakow,
die grauenvollste Illustration. Erst die Gefangennahme Abd-el-Kader’s bedeutete
den Beginn einer ruhigen Verwaltung.
Auf einer Küstenstrecke von 1000 km bespülen die herrlichen
Fluten des Mittelmeeres das algierische Gebiet, das seit mehreren
Jahrzehnten den Segen einer ruhigen Entwicklung geniesst. Algier,
die Hauptstadt dieser Colonie, zugleich Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz, ist zu einem jener wohlthuenden Ruhepunkte europäischer
Cultur geworden, in welchem man kaum mehr an dessen nächste Ver-
gangenheit gemahnt wird.
Algier ist ein beredtes Zeugniss für die Colonialpolitik der
Franzosen, welche darin gipfelt, dass der Staat die junge Colonie so
lange mit allen Mitteln unterstützt, bis sie lebensfähig geworden, und
in der Zeit der nun folgenden Blüthe Zinsen und Zinseszinsen dieses
Anlagecapitales sich zurückzahlen lässt.
Die fast Ost-West laufende, meist steil und felsig abfallende
Küstenlinie Algeriens weist wenig Buchten und noch weniger natür-
liche gute Häfen auf. Die bedeutendste, jene von Algier, ist indes
keine vorzügliche Rhede, denn sie ist insbesondere gegen Norden zu
ungeschützt.
Dem unternehmenden Geiste der Franzosen, welche durch civili-
satorische Bestrebungen eine tausendjährige Geschichte des Landes
zu verdunkeln bemüht sind, verdankt die Stadt Algier einen der herr-
lichsten künstlichen Häfen.
Die Neubauten bildeten eigentlich den Anschluss an den schon
im X. Jahrhundert gegründeten Hafen, auf den sie sich stützen, während
sie ihn gleichzeitig in sich aufnahmen.
Geräumig und tief genug, um den bedeutendsten Schiffen die
Zufahrt zu gestatten, entspricht die Anlage des Hafens zur Noth den
Bedürfnissen der Schiffahrt, die sich hauptsächlich nach den im
Norden liegenden Küsten der europäischen Uferstaaten, insbesondere
nach Frankreich richtet.
Neuestens wird die Erweiterung des Hafens gegen Süden zu
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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