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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Cette.
scheidet die Stadt in die westlich gelegene Altstadt und die östlich
von dieser befindliche Neustadt.

Die älteren geschichtlichen Aufzeichnungen über die Stadt sind sehr spär-
lich. Zur Zeit der Massilier hiess das von dem Mont Saint-Clair zum Meere ab-
fallende höchst markante und weit sichtbare Vorgebirge Sition; an der Nordseite
desselben gründeten die Römer 113 v. Chr. eine Colonie, die aber zu keiner Be-
deutung gelangte. Im Mittelalter wurde der kleine Ort Seta oder Sete und in der
Folge Sette genannt, welchen Namen er noch 1790 in den officiellen Listen führte.
Die Halbinsel Cette wurde im XII. Jahrhundert, nachdem sie vorher der Abtei
von Aniane gehörte, ein Lehen, welches die Mönche von Saint-Ruf 1187 ankauften,
aber 1247 dem Bischof von Agde cedirten. Im XVI. Jahrhundert gelangte Cette
durch Kauf in den Besitz des Sohnes des Connetable Montmorency, welcher auf
den Abhängen des Berges einige Befestigungen erbauen liess. In der Folge ge-
hörte die Halbinsel bis zum Jahre 1790 den Bischöfen von Agde.

Heinrich IV. gebührt das Verdienst, die erste Idee zum Bau
eines Hafens bei Cette (1598) gefasst zu haben. Er beabsichtigte, den
Schiffen an der schutzlosen und durch heftige Stürme gefährlichen
Küste des Golfes von Lion eine sichere Zufluchtstätte zu schaffen.

Ebenso liess dieser Monarch die Studien zum Bau des gross-
artigen Canal du Midi, der auch den Namen Canal des Deux Mers
führte und bei Cette ausmünden sollte, bewerkstelligen. Aber erst
Pierre-Paul de Riquet gelang es, dieselben Gedanken auszuführen. 1666
wurden seine Projecte von Ludwig XIV. angenommen. Riquet liess
den Canal auf eigene Kosten mit einem Aufwande von 17 Millionen
Francs erbauen, ohne dass er die Vollendung seines Werkes erlebt
hätte. Sechs Monate nach seinem Tode (1680) wurde die neue
241 km lange Wasserstrasse dem Verkehr übergeben. Durch
99 Schleusen übersetzt der Canal die bedeutendeste von irgend einem
europäischen Canale überwundene Höhe von 189 m, und eine Baum-
allee von Pappeln und Platanen (an der Mittelmeerseite von Cy-
pressen) begleitet denselben längs des ganzen Laufes.

Der Canal hatte den Zweck, Frankreich von der Unsicherheit,
der Verzögerung und von den Gefahren des Verkehrs auf der Route
durch die Enge von Gibraltar zu befreien. Was würden Riquet und
dessen Zeitgenossen zu unseren Schiffskolossen sagen! Mit dem Bau des
Canales begann 1666 auch die Construction des Kunsthafens von Cette.
Zuerst entstanden dort die beiden Dämme Saint-Louis von mehr als
600 m Länge und nordöstlich desselben der 400 m lange Frontignan-
Damm. Seitdem entstand unter Louis-Philippe noch der äussere etwas
gekrümmte Wellenbrecher, der gegenwärtig an beiden Enden durch
geradelaufende Arme verlängert wurde, und, wie unser Plan zeigt,

Cette.
scheidet die Stadt in die westlich gelegene Altstadt und die östlich
von dieser befindliche Neustadt.

Die älteren geschichtlichen Aufzeichnungen über die Stadt sind sehr spär-
lich. Zur Zeit der Massilier hiess das von dem Mont Saint-Clair zum Meere ab-
fallende höchst markante und weit sichtbare Vorgebirge Σίτιον; an der Nordseite
desselben gründeten die Römer 113 v. Chr. eine Colonie, die aber zu keiner Be-
deutung gelangte. Im Mittelalter wurde der kleine Ort Seta oder Sète und in der
Folge Sette genannt, welchen Namen er noch 1790 in den officiellen Listen führte.
Die Halbinsel Cette wurde im XII. Jahrhundert, nachdem sie vorher der Abtei
von Aniane gehörte, ein Lehen, welches die Mönche von Saint-Ruf 1187 ankauften,
aber 1247 dem Bischof von Agde cedirten. Im XVI. Jahrhundert gelangte Cette
durch Kauf in den Besitz des Sohnes des Connétable Montmorency, welcher auf
den Abhängen des Berges einige Befestigungen erbauen liess. In der Folge ge-
hörte die Halbinsel bis zum Jahre 1790 den Bischöfen von Agde.

Heinrich IV. gebührt das Verdienst, die erste Idee zum Bau
eines Hafens bei Cette (1598) gefasst zu haben. Er beabsichtigte, den
Schiffen an der schutzlosen und durch heftige Stürme gefährlichen
Küste des Golfes von Lion eine sichere Zufluchtstätte zu schaffen.

Ebenso liess dieser Monarch die Studien zum Bau des gross-
artigen Canal du Midi, der auch den Namen Canal des Deux Mers
führte und bei Cette ausmünden sollte, bewerkstelligen. Aber erst
Pierre-Paul de Riquet gelang es, dieselben Gedanken auszuführen. 1666
wurden seine Projecte von Ludwig XIV. angenommen. Riquet liess
den Canal auf eigene Kosten mit einem Aufwande von 17 Millionen
Francs erbauen, ohne dass er die Vollendung seines Werkes erlebt
hätte. Sechs Monate nach seinem Tode (1680) wurde die neue
241 km lange Wasserstrasse dem Verkehr übergeben. Durch
99 Schleusen übersetzt der Canal die bedeutendeste von irgend einem
europäischen Canale überwundene Höhe von 189 m, und eine Baum-
allee von Pappeln und Platanen (an der Mittelmeerseite von Cy-
pressen) begleitet denselben längs des ganzen Laufes.

Der Canal hatte den Zweck, Frankreich von der Unsicherheit,
der Verzögerung und von den Gefahren des Verkehrs auf der Route
durch die Enge von Gibraltar zu befreien. Was würden Riquet und
dessen Zeitgenossen zu unseren Schiffskolossen sagen! Mit dem Bau des
Canales begann 1666 auch die Construction des Kunsthafens von Cette.
Zuerst entstanden dort die beiden Dämme Saint-Louis von mehr als
600 m Länge und nordöstlich desselben der 400 m lange Frontignan-
Damm. Seitdem entstand unter Louis-Philippe noch der äussere etwas
gekrümmte Wellenbrecher, der gegenwärtig an beiden Enden durch
geradelaufende Arme verlängert wurde, und, wie unser Plan zeigt,

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[415/0435] Cette. scheidet die Stadt in die westlich gelegene Altstadt und die östlich von dieser befindliche Neustadt. Die älteren geschichtlichen Aufzeichnungen über die Stadt sind sehr spär- lich. Zur Zeit der Massilier hiess das von dem Mont Saint-Clair zum Meere ab- fallende höchst markante und weit sichtbare Vorgebirge Σίτιον; an der Nordseite desselben gründeten die Römer 113 v. Chr. eine Colonie, die aber zu keiner Be- deutung gelangte. Im Mittelalter wurde der kleine Ort Seta oder Sète und in der Folge Sette genannt, welchen Namen er noch 1790 in den officiellen Listen führte. Die Halbinsel Cette wurde im XII. Jahrhundert, nachdem sie vorher der Abtei von Aniane gehörte, ein Lehen, welches die Mönche von Saint-Ruf 1187 ankauften, aber 1247 dem Bischof von Agde cedirten. Im XVI. Jahrhundert gelangte Cette durch Kauf in den Besitz des Sohnes des Connétable Montmorency, welcher auf den Abhängen des Berges einige Befestigungen erbauen liess. In der Folge ge- hörte die Halbinsel bis zum Jahre 1790 den Bischöfen von Agde. Heinrich IV. gebührt das Verdienst, die erste Idee zum Bau eines Hafens bei Cette (1598) gefasst zu haben. Er beabsichtigte, den Schiffen an der schutzlosen und durch heftige Stürme gefährlichen Küste des Golfes von Lion eine sichere Zufluchtstätte zu schaffen. Ebenso liess dieser Monarch die Studien zum Bau des gross- artigen Canal du Midi, der auch den Namen Canal des Deux Mers führte und bei Cette ausmünden sollte, bewerkstelligen. Aber erst Pierre-Paul de Riquet gelang es, dieselben Gedanken auszuführen. 1666 wurden seine Projecte von Ludwig XIV. angenommen. Riquet liess den Canal auf eigene Kosten mit einem Aufwande von 17 Millionen Francs erbauen, ohne dass er die Vollendung seines Werkes erlebt hätte. Sechs Monate nach seinem Tode (1680) wurde die neue 241 km lange Wasserstrasse dem Verkehr übergeben. Durch 99 Schleusen übersetzt der Canal die bedeutendeste von irgend einem europäischen Canale überwundene Höhe von 189 m, und eine Baum- allee von Pappeln und Platanen (an der Mittelmeerseite von Cy- pressen) begleitet denselben längs des ganzen Laufes. Der Canal hatte den Zweck, Frankreich von der Unsicherheit, der Verzögerung und von den Gefahren des Verkehrs auf der Route durch die Enge von Gibraltar zu befreien. Was würden Riquet und dessen Zeitgenossen zu unseren Schiffskolossen sagen! Mit dem Bau des Canales begann 1666 auch die Construction des Kunsthafens von Cette. Zuerst entstanden dort die beiden Dämme Saint-Louis von mehr als 600 m Länge und nordöstlich desselben der 400 m lange Frontignan- Damm. Seitdem entstand unter Louis-Philippe noch der äussere etwas gekrümmte Wellenbrecher, der gegenwärtig an beiden Enden durch geradelaufende Arme verlängert wurde, und, wie unser Plan zeigt,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/435>, abgerufen am 25.11.2024.