directe Verbindung mit dem Welthandel setzte, im Fluge zur Con- currentin von Triest sich aufschwingen konnte.
Schon der äussere Anblick der Stadt zeigt ein aufblühendes Gemeinwesen und trägt die Merkmale des Wohlstandes an sich. Die prächtige Häuserfront der unteren Stadt ziert den geräumigen, durch Anschüttungen dem Meere abgewonnenen Quai. Breite und gerade laufende Strassen, Parkanlagen, Alleen und durch eine ge- fällige Architektonik auffallende öffentliche Gebäude lassen diesen Stadttheil als eine Schöpfung der neuesten Zeit erkennen.
Die obere oder alte Stadt bildet dagegen ein malerisches Ge- wirre ehrwürdiger Baulichkeiten; kleine Häuser mit Freitreppen, enge Gässchen, niedliche Gärten bedecken hier den Abhang bis zur Höhe des aus dem XIII. Jahrhunderte stammenden Domes von St. Veit (San Vito). Die Höhe krönte ehemals ein Castell, der Ausgangspunkt der durch Thürme flankirt gewesenen Ringmauer der Stadt. Gegen- wärtig sind kaum noch Spuren der erwähnten Befestigung zu sehen. Aus späterer Zeit sind zumeist einige kirchliche Denkmale zu verzeichnen, unter welchen die 1453 von den Grafen Nicolaus und Martin Frangepan an geweihter Stelle erbaute und gegenwärtig besonders von den Seeleuten in Ehren gehaltene Votivkirche der Madonna di Tersatto Beachtung verdient. Mehr als 500 Stufen führen aus der Vorstadt Susak von der Brücke über die Reka ausgehend hinauf nach Ter- satto, von wo aus der Besucher einen herrlichen Rundblick über den ganzen Golf von Fiume und die hochaufragenden quarnerischen Inseln geniesst.
Das heutige Fiume erstand auf den Trümmern der durch Karl den Grossen im Jahre 799 zerstörten liburnischen Tersattica, wurde später ein Lehen der Patriarchen von Aquileja, dann der Grafen von Duino und der Herren von Görz, bis es im Jahre 1471 an Kaiser Friedrich III. als Domäne des Hauses Oesterreich gelangte. Kaiser Karl VI. und Maria Theresia verliehen der Stadt mancherlei Privi- legien, Ersterer unter anderem 1719 das Freihafenpatent, und statte- ten den Hafen mit Schutzvorkehrungen aus.
Auch an dieser von den grossen Ereignissen ferne gelegenen Küste liess das blutige Ringen gegen die von der französischen Revo- lution decretirte neue Weltordnung tiefe Spuren zurück und wiederholt erdröhnten Kanonendonner und Waffengeklirre in Stadt und Hafen.
Nach dem Friedensschlusse von Schönbrunn 1809, welcher die österreichischen Erbländer vom Meere abschnitt, gelangte Fiume für
Fiume.
directe Verbindung mit dem Welthandel setzte, im Fluge zur Con- currentin von Triest sich aufschwingen konnte.
Schon der äussere Anblick der Stadt zeigt ein aufblühendes Gemeinwesen und trägt die Merkmale des Wohlstandes an sich. Die prächtige Häuserfront der unteren Stadt ziert den geräumigen, durch Anschüttungen dem Meere abgewonnenen Quai. Breite und gerade laufende Strassen, Parkanlagen, Alleen und durch eine ge- fällige Architektonik auffallende öffentliche Gebäude lassen diesen Stadttheil als eine Schöpfung der neuesten Zeit erkennen.
Die obere oder alte Stadt bildet dagegen ein malerisches Ge- wirre ehrwürdiger Baulichkeiten; kleine Häuser mit Freitreppen, enge Gässchen, niedliche Gärten bedecken hier den Abhang bis zur Höhe des aus dem XIII. Jahrhunderte stammenden Domes von St. Veit (San Vito). Die Höhe krönte ehemals ein Castell, der Ausgangspunkt der durch Thürme flankirt gewesenen Ringmauer der Stadt. Gegen- wärtig sind kaum noch Spuren der erwähnten Befestigung zu sehen. Aus späterer Zeit sind zumeist einige kirchliche Denkmale zu verzeichnen, unter welchen die 1453 von den Grafen Nicolaus und Martin Frangepan an geweihter Stelle erbaute und gegenwärtig besonders von den Seeleuten in Ehren gehaltene Votivkirche der Madonna di Tersatto Beachtung verdient. Mehr als 500 Stufen führen aus der Vorstadt Susak von der Brücke über die Reka ausgehend hinauf nach Ter- satto, von wo aus der Besucher einen herrlichen Rundblick über den ganzen Golf von Fiume und die hochaufragenden quarnerischen Inseln geniesst.
Das heutige Fiume erstand auf den Trümmern der durch Karl den Grossen im Jahre 799 zerstörten liburnischen Tersattica, wurde später ein Lehen der Patriarchen von Aquileja, dann der Grafen von Duino und der Herren von Görz, bis es im Jahre 1471 an Kaiser Friedrich III. als Domäne des Hauses Oesterreich gelangte. Kaiser Karl VI. und Maria Theresia verliehen der Stadt mancherlei Privi- legien, Ersterer unter anderem 1719 das Freihafenpatent, und statte- ten den Hafen mit Schutzvorkehrungen aus.
Auch an dieser von den grossen Ereignissen ferne gelegenen Küste liess das blutige Ringen gegen die von der französischen Revo- lution decretirte neue Weltordnung tiefe Spuren zurück und wiederholt erdröhnten Kanonendonner und Waffengeklirre in Stadt und Hafen.
Nach dem Friedensschlusse von Schönbrunn 1809, welcher die österreichischen Erbländer vom Meere abschnitt, gelangte Fiume für
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directe Verbindung mit dem Welthandel setzte, im Fluge zur Con-
currentin von Triest sich aufschwingen konnte.
Schon der äussere Anblick der Stadt zeigt ein aufblühendes
Gemeinwesen und trägt die Merkmale des Wohlstandes an sich.
Die prächtige Häuserfront der unteren Stadt ziert den geräumigen,
durch Anschüttungen dem Meere abgewonnenen Quai. Breite und
gerade laufende Strassen, Parkanlagen, Alleen und durch eine ge-
fällige Architektonik auffallende öffentliche Gebäude lassen diesen
Stadttheil als eine Schöpfung der neuesten Zeit erkennen.
Die obere oder alte Stadt bildet dagegen ein malerisches Ge-
wirre ehrwürdiger Baulichkeiten; kleine Häuser mit Freitreppen, enge
Gässchen, niedliche Gärten bedecken hier den Abhang bis zur Höhe
des aus dem XIII. Jahrhunderte stammenden Domes von St. Veit
(San Vito). Die Höhe krönte ehemals ein Castell, der Ausgangspunkt
der durch Thürme flankirt gewesenen Ringmauer der Stadt. Gegen-
wärtig sind kaum noch Spuren der erwähnten Befestigung zu sehen. Aus
späterer Zeit sind zumeist einige kirchliche Denkmale zu verzeichnen,
unter welchen die 1453 von den Grafen Nicolaus und Martin Frangepan
an geweihter Stelle erbaute und gegenwärtig besonders von den
Seeleuten in Ehren gehaltene Votivkirche der Madonna di Tersatto
Beachtung verdient. Mehr als 500 Stufen führen aus der Vorstadt
Susak von der Brücke über die Reka ausgehend hinauf nach Ter-
satto, von wo aus der Besucher einen herrlichen Rundblick über
den ganzen Golf von Fiume und die hochaufragenden quarnerischen
Inseln geniesst.
Das heutige Fiume erstand auf den Trümmern der durch Karl
den Grossen im Jahre 799 zerstörten liburnischen Tersattica, wurde
später ein Lehen der Patriarchen von Aquileja, dann der Grafen von
Duino und der Herren von Görz, bis es im Jahre 1471 an Kaiser
Friedrich III. als Domäne des Hauses Oesterreich gelangte. Kaiser
Karl VI. und Maria Theresia verliehen der Stadt mancherlei Privi-
legien, Ersterer unter anderem 1719 das Freihafenpatent, und statte-
ten den Hafen mit Schutzvorkehrungen aus.
Auch an dieser von den grossen Ereignissen ferne gelegenen
Küste liess das blutige Ringen gegen die von der französischen Revo-
lution decretirte neue Weltordnung tiefe Spuren zurück und wiederholt
erdröhnten Kanonendonner und Waffengeklirre in Stadt und Hafen.
Nach dem Friedensschlusse von Schönbrunn 1809, welcher die
österreichischen Erbländer vom Meere abschnitt, gelangte Fiume für
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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