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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Marseille.

Aber auch das edle Vergnügen findet in fünf Theatern, von
welchen das Grand-Theatre das erste, das Theater des Nations das
grösste ist, volle Befriedigung.

Eine grosse Wohlthat für die Stadt bedeutet der nach zehn-
jährigem Bau im Jahre 1849 vollendete Canal von Marseille, die
grandiose Wasserleitung, welche das Wasser der Durance aus einer
Entfernung von 152 km der Stadt zuführt und gleichzeitig die um-
liegende Thalsohle durch Berieselung befruchtet. Der Querschnitt
des Canals ist ein mächtiger, er misst 9·4 m in der Breite und 2·4 m
in der Tiefe. In seinem Laufe ist der Canal 21 km weit unterirdisch
(Länge des grössten Tunnels 3672 m) geführt. Er liefert im Winter
5·7 m3 und im Sommer 10 m3 Wasser in der Secunde. Eine Zahl
von Reservoirs mit dem Gehalte von nahezu 7 Millionen Cubikmeter
sind in der Stadt und längs der Canalstrecke errichtet.

Der natürliche Fall des Wassers wird in 104 Werkstätten als
Treibkraft mit einer Gesammtleistung von 2450 Pferdekräften ausge-
nützt, und gestattet die Fülle des zugeleiteten Wassers die Speisung
von 600 öffentlichen Auslaufbrunnen in der Stadt und von 1700 Be-
wässerungsstationen ausserhalb derselben.

Die Baukosten der grossartigen Wasserleitung betrugen 50
Millionen Francs, aber die Stadt bezieht aus der Abgabe des Wassers
eine Jahresrente von 1·2 Millionen Francs.

Wenden wir uns nun zu dem grossartigen Kunsthafen von
Marseille.

Bis 1820 musste sich Marseille mit einem alten Hafen, der nur
einen Flächeninhalt von 28·5 ha hatte, behelfen, und selbst dann be-
schränkte man sich nur auf die Vertiefung desselben und die Ver-
grösserung der Quaianlagen längs der Nord- und Westseite. Bei
Gelegenheit dieser Bauten fand man 1855 ein wohlerhaltenes, 31 m
langes römisches Kriegsschiff unter dem Sand und Geröll der Küste in
7 m Tiefe. Gleichzeitig mit den Ausbaggerungen des alten Hafens
begann Louis Philipp, der Marseille heben wollte, 1844 mit dem Bau
eines grossen Kunsthafens, und zwar mit dem Bau des Bassin de la Joliette
mit 22 ha Fläche, des ersten der fünf prächtigen Hafenbecken, die jetzt zu-
sammen den heutigen Hafen bilden. Der Joliettehafen wurde 1853 voll-
endet, erwies sich aber für den rapid angewachsenen Verkehr zu
klein, weshalb bald darauf das Bassin du Lazaret, dann das Bassin
d'Arenc, Bassin de la Gare Maritime und Bassin National (48 ha) in
Angriff genommen werden mussten, von denen das letzte, 1856 begonnen,
erst jetzt fertiggestellt ist. Ausserdem plant man die Anlage eines

Marseille.

Aber auch das edle Vergnügen findet in fünf Theatern, von
welchen das Grand-Théatre das erste, das Theater des Nations das
grösste ist, volle Befriedigung.

Eine grosse Wohlthat für die Stadt bedeutet der nach zehn-
jährigem Bau im Jahre 1849 vollendete Canal von Marseille, die
grandiose Wasserleitung, welche das Wasser der Durance aus einer
Entfernung von 152 km der Stadt zuführt und gleichzeitig die um-
liegende Thalsohle durch Berieselung befruchtet. Der Querschnitt
des Canals ist ein mächtiger, er misst 9·4 m in der Breite und 2·4 m
in der Tiefe. In seinem Laufe ist der Canal 21 km weit unterirdisch
(Länge des grössten Tunnels 3672 m) geführt. Er liefert im Winter
5·7 m3 und im Sommer 10 m3 Wasser in der Secunde. Eine Zahl
von Reservoirs mit dem Gehalte von nahezu 7 Millionen Cubikmeter
sind in der Stadt und längs der Canalstrecke errichtet.

Der natürliche Fall des Wassers wird in 104 Werkstätten als
Treibkraft mit einer Gesammtleistung von 2450 Pferdekräften ausge-
nützt, und gestattet die Fülle des zugeleiteten Wassers die Speisung
von 600 öffentlichen Auslaufbrunnen in der Stadt und von 1700 Be-
wässerungsstationen ausserhalb derselben.

Die Baukosten der grossartigen Wasserleitung betrugen 50
Millionen Francs, aber die Stadt bezieht aus der Abgabe des Wassers
eine Jahresrente von 1·2 Millionen Francs.

Wenden wir uns nun zu dem grossartigen Kunsthafen von
Marseille.

Bis 1820 musste sich Marseille mit einem alten Hafen, der nur
einen Flächeninhalt von 28·5 ha hatte, behelfen, und selbst dann be-
schränkte man sich nur auf die Vertiefung desselben und die Ver-
grösserung der Quaianlagen längs der Nord- und Westseite. Bei
Gelegenheit dieser Bauten fand man 1855 ein wohlerhaltenes, 31 m
langes römisches Kriegsschiff unter dem Sand und Geröll der Küste in
7 m Tiefe. Gleichzeitig mit den Ausbaggerungen des alten Hafens
begann Louis Philipp, der Marseille heben wollte, 1844 mit dem Bau
eines grossen Kunsthafens, und zwar mit dem Bau des Bassin de la Joliette
mit 22 ha Fläche, des ersten der fünf prächtigen Hafenbecken, die jetzt zu-
sammen den heutigen Hafen bilden. Der Joliettehafen wurde 1853 voll-
endet, erwies sich aber für den rapid angewachsenen Verkehr zu
klein, weshalb bald darauf das Bassin du Lazaret, dann das Bassin
d’Arenc, Bassin de la Gare Maritime und Bassin National (48 ha) in
Angriff genommen werden mussten, von denen das letzte, 1856 begonnen,
erst jetzt fertiggestellt ist. Ausserdem plant man die Anlage eines

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[397/0417] Marseille. Aber auch das edle Vergnügen findet in fünf Theatern, von welchen das Grand-Théatre das erste, das Theater des Nations das grösste ist, volle Befriedigung. Eine grosse Wohlthat für die Stadt bedeutet der nach zehn- jährigem Bau im Jahre 1849 vollendete Canal von Marseille, die grandiose Wasserleitung, welche das Wasser der Durance aus einer Entfernung von 152 km der Stadt zuführt und gleichzeitig die um- liegende Thalsohle durch Berieselung befruchtet. Der Querschnitt des Canals ist ein mächtiger, er misst 9·4 m in der Breite und 2·4 m in der Tiefe. In seinem Laufe ist der Canal 21 km weit unterirdisch (Länge des grössten Tunnels 3672 m) geführt. Er liefert im Winter 5·7 m3 und im Sommer 10 m3 Wasser in der Secunde. Eine Zahl von Reservoirs mit dem Gehalte von nahezu 7 Millionen Cubikmeter sind in der Stadt und längs der Canalstrecke errichtet. Der natürliche Fall des Wassers wird in 104 Werkstätten als Treibkraft mit einer Gesammtleistung von 2450 Pferdekräften ausge- nützt, und gestattet die Fülle des zugeleiteten Wassers die Speisung von 600 öffentlichen Auslaufbrunnen in der Stadt und von 1700 Be- wässerungsstationen ausserhalb derselben. Die Baukosten der grossartigen Wasserleitung betrugen 50 Millionen Francs, aber die Stadt bezieht aus der Abgabe des Wassers eine Jahresrente von 1·2 Millionen Francs. Wenden wir uns nun zu dem grossartigen Kunsthafen von Marseille. Bis 1820 musste sich Marseille mit einem alten Hafen, der nur einen Flächeninhalt von 28·5 ha hatte, behelfen, und selbst dann be- schränkte man sich nur auf die Vertiefung desselben und die Ver- grösserung der Quaianlagen längs der Nord- und Westseite. Bei Gelegenheit dieser Bauten fand man 1855 ein wohlerhaltenes, 31 m langes römisches Kriegsschiff unter dem Sand und Geröll der Küste in 7 m Tiefe. Gleichzeitig mit den Ausbaggerungen des alten Hafens begann Louis Philipp, der Marseille heben wollte, 1844 mit dem Bau eines grossen Kunsthafens, und zwar mit dem Bau des Bassin de la Joliette mit 22 ha Fläche, des ersten der fünf prächtigen Hafenbecken, die jetzt zu- sammen den heutigen Hafen bilden. Der Joliettehafen wurde 1853 voll- endet, erwies sich aber für den rapid angewachsenen Verkehr zu klein, weshalb bald darauf das Bassin du Lazaret, dann das Bassin d’Arenc, Bassin de la Gare Maritime und Bassin National (48 ha) in Angriff genommen werden mussten, von denen das letzte, 1856 begonnen, erst jetzt fertiggestellt ist. Ausserdem plant man die Anlage eines

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/417>, abgerufen am 22.11.2024.