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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Triest.
schwersten Concurrenzkampf auf den meisten Linien. Vom Staate bezieht
er die geringe Subvention von 1·3 Millionen Gulden. Seit 1870 macht
er seine Fahrten via Suez nach Indien und China und neuester Zeit
sechs Fahrten jährlich nach Brasilien. Den Verkehr nach dem west-
lichen Mittelmeerbecken und den atlantischen Häfen haben die öster-
reichischen Rheder nie stark betrieben, daher haben ihn auch, so
weit er für Oesterreich-Ungarn überhaupt in Betracht kommt, fast
ganz die Italiener und Engländer und nur zum geringen Theile Deutsche
(Hamburg) in Händen. Von allen grossen Linien ist am einträglichsten
die von Bombay und Calcutta nach Triest, auf welcher der Tonnen-
zahl nach die österreichische Flagge (Lloyd) der englischen das
Gleichgewicht hält. Für die Ausfahrten fehlen allerdings auch dieser,
wie fast allen österreichischen überseeischen Linien, die genügenden,
regelmässigen Exporte.

Triest ist auch Kopfstation eines Zweiges der "Eastern Telegraph
Company", die England mit Bombay durch ein Kabel verbindet.

Wie schon erwähnt, besass Triest in der 1857 vollendeten
Südbahn durch Jahre die einzige Eisenbahnverbindung nach
den Hinterländern der Adria und des thyrhenischen Meeres. Heute
hat Triest drei Eisenbahnverzweigungen über die Alpen und sogar
Concurrenzbahnen zur Verfügung, allein die Wunden, welche der Bau
der Brenner- und der Pontebba-, noch mehr aber jener der Gotthard-
bahn dem Triester Handel schlug, kann die Linie Herpelje-Divacca
nicht heilen; darum begehrt man in Triest die Erbauung einer Tauern-
bahn, welche direct nach München gravitirt und welche einen grossen
Theil des mitteleuropäischen Verkehres wieder von Genua und Venedig
ab nach Triest leiten soll.

Ein andere, die Handels- und selbst Preisverhältnisse von Triest
vollkommen umgestaltende Neuerung ist die bereits erwähnte Auf-
hebung des Freihafens
, welche am 1. Juli 1891 vorgenommen
werden soll. Um das Gefährliche dieser Massnahme abzuschwächen,
werden in dem dann noch erübrigenden Zollausschlussgebiete (Punto
franco) vierzehn Lagerhäuser und Hangars (Güterschoppen) mit einem
Fassungsraum von 124.000 m2 Lagerfläche errichtet, so dass selbst
gewisse Triest eigenthümliche Sortirungen mancher Waaren ausser-
halb des Zollgebietes vorgenommen werden können.

Triest besitzt in seiner Geld- und Waarenbörse, die am 21. Juni
1775 gegründet wurde, die älteste Börse Oesterreichs. Der Verkehr
erstreckt sich auf Kauf und Verkauf von Waaren und Schiffen, Versiche-
rungs- und Transportverträge, dann auf Effecten, Devisen und Valuten.


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Triest.
schwersten Concurrenzkampf auf den meisten Linien. Vom Staate bezieht
er die geringe Subvention von 1·3 Millionen Gulden. Seit 1870 macht
er seine Fahrten via Suez nach Indien und China und neuester Zeit
sechs Fahrten jährlich nach Brasilien. Den Verkehr nach dem west-
lichen Mittelmeerbecken und den atlantischen Häfen haben die öster-
reichischen Rheder nie stark betrieben, daher haben ihn auch, so
weit er für Oesterreich-Ungarn überhaupt in Betracht kommt, fast
ganz die Italiener und Engländer und nur zum geringen Theile Deutsche
(Hamburg) in Händen. Von allen grossen Linien ist am einträglichsten
die von Bombay und Calcutta nach Triest, auf welcher der Tonnen-
zahl nach die österreichische Flagge (Lloyd) der englischen das
Gleichgewicht hält. Für die Ausfahrten fehlen allerdings auch dieser,
wie fast allen österreichischen überseeischen Linien, die genügenden,
regelmässigen Exporte.

Triest ist auch Kopfstation eines Zweiges der „Eastern Telegraph
Company“, die England mit Bombay durch ein Kabel verbindet.

Wie schon erwähnt, besass Triest in der 1857 vollendeten
Südbahn durch Jahre die einzige Eisenbahnverbindung nach
den Hinterländern der Adria und des thyrhenischen Meeres. Heute
hat Triest drei Eisenbahnverzweigungen über die Alpen und sogar
Concurrenzbahnen zur Verfügung, allein die Wunden, welche der Bau
der Brenner- und der Pontebba-, noch mehr aber jener der Gotthard-
bahn dem Triester Handel schlug, kann die Linie Herpelje-Divacca
nicht heilen; darum begehrt man in Triest die Erbauung einer Tauern-
bahn, welche direct nach München gravitirt und welche einen grossen
Theil des mitteleuropäischen Verkehres wieder von Genua und Venedig
ab nach Triest leiten soll.

Ein andere, die Handels- und selbst Preisverhältnisse von Triest
vollkommen umgestaltende Neuerung ist die bereits erwähnte Auf-
hebung des Freihafens
, welche am 1. Juli 1891 vorgenommen
werden soll. Um das Gefährliche dieser Massnahme abzuschwächen,
werden in dem dann noch erübrigenden Zollausschlussgebiete (Punto
franco) vierzehn Lagerhäuser und Hangars (Güterschoppen) mit einem
Fassungsraum von 124.000 m2 Lagerfläche errichtet, so dass selbst
gewisse Triest eigenthümliche Sortirungen mancher Waaren ausser-
halb des Zollgebietes vorgenommen werden können.

Triest besitzt in seiner Geld- und Waarenbörse, die am 21. Juni
1775 gegründet wurde, die älteste Börse Oesterreichs. Der Verkehr
erstreckt sich auf Kauf und Verkauf von Waaren und Schiffen, Versiche-
rungs- und Transportverträge, dann auf Effecten, Devisen und Valuten.


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[19/0039] Triest. schwersten Concurrenzkampf auf den meisten Linien. Vom Staate bezieht er die geringe Subvention von 1·3 Millionen Gulden. Seit 1870 macht er seine Fahrten via Suez nach Indien und China und neuester Zeit sechs Fahrten jährlich nach Brasilien. Den Verkehr nach dem west- lichen Mittelmeerbecken und den atlantischen Häfen haben die öster- reichischen Rheder nie stark betrieben, daher haben ihn auch, so weit er für Oesterreich-Ungarn überhaupt in Betracht kommt, fast ganz die Italiener und Engländer und nur zum geringen Theile Deutsche (Hamburg) in Händen. Von allen grossen Linien ist am einträglichsten die von Bombay und Calcutta nach Triest, auf welcher der Tonnen- zahl nach die österreichische Flagge (Lloyd) der englischen das Gleichgewicht hält. Für die Ausfahrten fehlen allerdings auch dieser, wie fast allen österreichischen überseeischen Linien, die genügenden, regelmässigen Exporte. Triest ist auch Kopfstation eines Zweiges der „Eastern Telegraph Company“, die England mit Bombay durch ein Kabel verbindet. Wie schon erwähnt, besass Triest in der 1857 vollendeten Südbahn durch Jahre die einzige Eisenbahnverbindung nach den Hinterländern der Adria und des thyrhenischen Meeres. Heute hat Triest drei Eisenbahnverzweigungen über die Alpen und sogar Concurrenzbahnen zur Verfügung, allein die Wunden, welche der Bau der Brenner- und der Pontebba-, noch mehr aber jener der Gotthard- bahn dem Triester Handel schlug, kann die Linie Herpelje-Divacca nicht heilen; darum begehrt man in Triest die Erbauung einer Tauern- bahn, welche direct nach München gravitirt und welche einen grossen Theil des mitteleuropäischen Verkehres wieder von Genua und Venedig ab nach Triest leiten soll. Ein andere, die Handels- und selbst Preisverhältnisse von Triest vollkommen umgestaltende Neuerung ist die bereits erwähnte Auf- hebung des Freihafens, welche am 1. Juli 1891 vorgenommen werden soll. Um das Gefährliche dieser Massnahme abzuschwächen, werden in dem dann noch erübrigenden Zollausschlussgebiete (Punto franco) vierzehn Lagerhäuser und Hangars (Güterschoppen) mit einem Fassungsraum von 124.000 m2 Lagerfläche errichtet, so dass selbst gewisse Triest eigenthümliche Sortirungen mancher Waaren ausser- halb des Zollgebietes vorgenommen werden können. Triest besitzt in seiner Geld- und Waarenbörse, die am 21. Juni 1775 gegründet wurde, die älteste Börse Oesterreichs. Der Verkehr erstreckt sich auf Kauf und Verkauf von Waaren und Schiffen, Versiche- rungs- und Transportverträge, dann auf Effecten, Devisen und Valuten. 3*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/39>, abgerufen am 21.11.2024.