dem XIII. Jahrhundert stammende Palazzo Ducale, der gegenwärtig von städtischen Behörden eingenommen ist. Auch der eine kostbare Bildergalerie enthaltende Palazzo Reale in der Via Balbi ist ein alter Prachtbau (XVII. Jahrhundert) und ehemaliger Familiensitz der Durazzo, welchen 1815 das Haus Savoyen ankaufte. Ihm gegenüber erhebt sich der schöne Palast der 1812 gegründeten Universität, die reiche Sammlungen und sehenswerthe Statuen enthält. Die Gemeindevertretung hat im ehemaligen Palazzo Doria Tursi, einer Schöpfung des Rocco Lurago (XVI. Jahrhundert), ein bestechendes Heim gefunden.
Wie die Paläste, sind auch die kirchlichen Bauten Genuas von kunstgeschichtlichem Werthe. Voran die, drei Stylarten (romanisch, französisch-gothisch und Renaissance) angehörende marmorne Kathe- drale S. Lorenzo, deren Bau zu Ende des XI. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Kirche begonnen und mehrere Jahrhunderte hindurch nicht vollendet worden war. Neben mancherlei Kostbarkeiten, worunter Statuen von Sansovino und della Porta sowie Arbeiten von Ben- venuto Cellini, und guten Altarbildern enthält die Kathedrale in ihrem Tesoro (Schatz) das besonders verehrte Sacro Catino, das ist der heilige Gral, ein schönes Gefäss, in dem Josef von Arimathäa das Blut des Heilands aufgefangen haben soll. In Cäsarea 1101 erbeutet, galt die Schale lange Zeit als Smaragd, bis sie als altorientalischer Glasfluss erkannt worden war. Das Sacro Catino gehörte zur italie- nischen Beute Bonaparte's, der es nach Paris brachte, von wo die Kostbarkeit in zerbrochenem Zustande nach Genua zurückgelangte.
Zu den sehenswerthen Kirchen zählen ferner der alte, ebenfalls mehreren Stylarten angehörende Bau S. Stefano und die von Gia- como della Porta 1587 reich in Marmor aufgeführte und mit herr- lichen Fresken gezierte Kirche Sta. Annunziata, die prächtigste der Stadt.
Der bildenden Kunst ist die Academia delle Belle Arti ge- widmet, die, an der Piazza Deferrari gelegen, reiche Sammlungen und die städtische Bibliothek von 40.000 Bänden enthält.
All diese Bauten und der unschätzbare Werth der darin auf- gestapelten Kunstschätze stempeln Genua zu einer der hervorragendsten Stätten der italienischen Kunst.
Aus der Zeit der Republik haben sich einige grossartige Wohl- thätigkeitsanstalten erhalten, deren Zahl in neuer Zeit noch vermehrt worden ist. Das Ospedale di Pamatone und das Albergo dei Poveri (XVII. Jahrhundert) zählen überhaupt zu den weitläufigsten Gebäuden der Stadt.
Das Mittelmeerbecken.
dem XIII. Jahrhundert stammende Palazzo Ducale, der gegenwärtig von städtischen Behörden eingenommen ist. Auch der eine kostbare Bildergalerie enthaltende Palazzo Reale in der Via Balbi ist ein alter Prachtbau (XVII. Jahrhundert) und ehemaliger Familiensitz der Durazzo, welchen 1815 das Haus Savoyen ankaufte. Ihm gegenüber erhebt sich der schöne Palast der 1812 gegründeten Universität, die reiche Sammlungen und sehenswerthe Statuen enthält. Die Gemeindevertretung hat im ehemaligen Palazzo Doria Tursi, einer Schöpfung des Rocco Lurago (XVI. Jahrhundert), ein bestechendes Heim gefunden.
Wie die Paläste, sind auch die kirchlichen Bauten Genuas von kunstgeschichtlichem Werthe. Voran die, drei Stylarten (romanisch, französisch-gothisch und Renaissance) angehörende marmorne Kathe- drale S. Lorenzo, deren Bau zu Ende des XI. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Kirche begonnen und mehrere Jahrhunderte hindurch nicht vollendet worden war. Neben mancherlei Kostbarkeiten, worunter Statuen von Sansovino und della Porta sowie Arbeiten von Ben- venuto Cellini, und guten Altarbildern enthält die Kathedrale in ihrem Tesoro (Schatz) das besonders verehrte Sacro Catino, das ist der heilige Gral, ein schönes Gefäss, in dem Josef von Arimathäa das Blut des Heilands aufgefangen haben soll. In Cäsarea 1101 erbeutet, galt die Schale lange Zeit als Smaragd, bis sie als altorientalischer Glasfluss erkannt worden war. Das Sacro Catino gehörte zur italie- nischen Beute Bonaparte’s, der es nach Paris brachte, von wo die Kostbarkeit in zerbrochenem Zustande nach Genua zurückgelangte.
Zu den sehenswerthen Kirchen zählen ferner der alte, ebenfalls mehreren Stylarten angehörende Bau S. Stefano und die von Gia- como della Porta 1587 reich in Marmor aufgeführte und mit herr- lichen Fresken gezierte Kirche Sta. Annunziata, die prächtigste der Stadt.
Der bildenden Kunst ist die Academia delle Belle Arti ge- widmet, die, an der Piazza Deferrari gelegen, reiche Sammlungen und die städtische Bibliothek von 40.000 Bänden enthält.
All diese Bauten und der unschätzbare Werth der darin auf- gestapelten Kunstschätze stempeln Genua zu einer der hervorragendsten Stätten der italienischen Kunst.
Aus der Zeit der Republik haben sich einige grossartige Wohl- thätigkeitsanstalten erhalten, deren Zahl in neuer Zeit noch vermehrt worden ist. Das Ospedale di Pamatone und das Albergo dei Poveri (XVII. Jahrhundert) zählen überhaupt zu den weitläufigsten Gebäuden der Stadt.
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Das Mittelmeerbecken.
dem XIII. Jahrhundert stammende Palazzo Ducale, der gegenwärtig
von städtischen Behörden eingenommen ist. Auch der eine kostbare
Bildergalerie enthaltende Palazzo Reale in der Via Balbi ist ein alter
Prachtbau (XVII. Jahrhundert) und ehemaliger Familiensitz der Durazzo,
welchen 1815 das Haus Savoyen ankaufte. Ihm gegenüber erhebt
sich der schöne Palast der 1812 gegründeten Universität, die reiche
Sammlungen und sehenswerthe Statuen enthält. Die Gemeindevertretung
hat im ehemaligen Palazzo Doria Tursi, einer Schöpfung des Rocco
Lurago (XVI. Jahrhundert), ein bestechendes Heim gefunden.
Wie die Paläste, sind auch die kirchlichen Bauten Genuas von
kunstgeschichtlichem Werthe. Voran die, drei Stylarten (romanisch,
französisch-gothisch und Renaissance) angehörende marmorne Kathe-
drale S. Lorenzo, deren Bau zu Ende des XI. Jahrhunderts an der
Stelle einer alten Kirche begonnen und mehrere Jahrhunderte hindurch
nicht vollendet worden war. Neben mancherlei Kostbarkeiten, worunter
Statuen von Sansovino und della Porta sowie Arbeiten von Ben-
venuto Cellini, und guten Altarbildern enthält die Kathedrale in ihrem
Tesoro (Schatz) das besonders verehrte Sacro Catino, das ist der
heilige Gral, ein schönes Gefäss, in dem Josef von Arimathäa das
Blut des Heilands aufgefangen haben soll. In Cäsarea 1101 erbeutet,
galt die Schale lange Zeit als Smaragd, bis sie als altorientalischer
Glasfluss erkannt worden war. Das Sacro Catino gehörte zur italie-
nischen Beute Bonaparte’s, der es nach Paris brachte, von wo die
Kostbarkeit in zerbrochenem Zustande nach Genua zurückgelangte.
Zu den sehenswerthen Kirchen zählen ferner der alte, ebenfalls
mehreren Stylarten angehörende Bau S. Stefano und die von Gia-
como della Porta 1587 reich in Marmor aufgeführte und mit herr-
lichen Fresken gezierte Kirche Sta. Annunziata, die prächtigste
der Stadt.
Der bildenden Kunst ist die Academia delle Belle Arti ge-
widmet, die, an der Piazza Deferrari gelegen, reiche Sammlungen und
die städtische Bibliothek von 40.000 Bänden enthält.
All diese Bauten und der unschätzbare Werth der darin auf-
gestapelten Kunstschätze stempeln Genua zu einer der hervorragendsten
Stätten der italienischen Kunst.
Aus der Zeit der Republik haben sich einige grossartige Wohl-
thätigkeitsanstalten erhalten, deren Zahl in neuer Zeit noch vermehrt
worden ist. Das Ospedale di Pamatone und das Albergo dei Poveri
(XVII. Jahrhundert) zählen überhaupt zu den weitläufigsten Gebäuden
der Stadt.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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