sogenannten Punto franco und von der Darsena vecchia führt ein Canal zum Bassin des Hafenbahnhofes (Stazione marittima). Die mittlere Tiefe im alten Hafen ist 7 m, im äusseren Hafen aber nur 6 m. An der Darsena vecchia erhebt sich das Standbild des Gross- herzogs Ferdinand I., ein Werk von Giovanni dell' Opera, das vier tür- kische Sclaven in Erzguss (i quattro Mori) von Pietro Tacca zieren.
Livorno zählt gegenwärtig 85.000 Einwohner, ausschliesslich einer fluctuirenden Hafenbevölkerung von ungefähr 3000 Menschen und ist Sitz einer Präfectur, einer Handelskammer, der Marine-Akademie, eines technischen und nautischen Institutes.
Eine Zahl von Canälen durchschneidet die Stadt, welcher dieser- halb der Name "Nuova Venezia" beigelegt ward, und ein schiffbarer Wasserweg verbindet sie mit dem Arno-Fluss, der 14 km nördlich in das Meer mündet.
Vom Hafenquai aus zieht die breite mit schönen Verkaufs- geschäften versehene Hauptstrasse Via Vittorio Emanuele in Ostnord- ost-Richtung durch das Centrum der Stadt und kreuzt den grossen Platz gleichen Namens. Dort liegt die Kathedrale, das ehemalige grossherzogliche Palais und das Stadthaus.
Ein zweiter öffentlicher Platz ist die Piazza Carlo Alberto mit den Kolossal-Standbildern der beiden Grossherzoge Ferdinand III. (gest. 1824) und Leopold II. (gest. 1870). Auf der kleinen Piazza Cavour wurde dem grossen italienischen Staatsmanne eine Marmor- bildsäule errichtet. Mit den vorstehenden Daten haben wir die Sehens- würdigkeiten der Stadt, insoweit sie Monumente betreffen, erschöpft. Allein Livorno ist auch seiner industriellen Etablissements wegen beachtenswerth.
In der grossartigen Werfte der Fratelli Orlando besitzt die Stadt eine der bedeutendsten Schiffbauanstalten der Erde. Dort wurden die grossen italienischen Panzerschiffe (bis zu 13.500 t Gehalt), welche den Triumph der italienischen Techniker begründeten, gebaut.
Auch die Rhederei und der kleine Schiffbau sind in Livorno wohl entwickelt; ausserdem gibt es Fabriken für Oel und Seife, für überzuckerte Früchte, grosse Dampfmühlen, eine Fabrik für Fenster- glas, eine andere für Kupferwaaren; man erzeugt Möbel und Kleider im Grossen, Blechdosen und Holzkisten und verarbeitet Korallen.
Ueber diese blühenden Unternehmungen mögen die nachfolgenden Daten Aufschluss geben.
An der Südseite der Darsena nuova gelegen, nimmt die Werfte der Ge- brüder Orlando (Cantiere navale dei fratelli Orlando) einen Flächenraum von 100.000 m2 mit einer bedeckten Oberfläche von 40.000 m2 ein. Es bestehen dort zwei
Das Mittelmeerbecken.
sogenannten Punto franco und von der Darsena vecchia führt ein Canal zum Bassin des Hafenbahnhofes (Stazione marittima). Die mittlere Tiefe im alten Hafen ist 7 m, im äusseren Hafen aber nur 6 m. An der Darsena vecchia erhebt sich das Standbild des Gross- herzogs Ferdinand I., ein Werk von Giovanni dell’ Opera, das vier tür- kische Sclaven in Erzguss (i quattro Mori) von Pietro Tacca zieren.
Livorno zählt gegenwärtig 85.000 Einwohner, ausschliesslich einer fluctuirenden Hafenbevölkerung von ungefähr 3000 Menschen und ist Sitz einer Präfectur, einer Handelskammer, der Marine-Akademie, eines technischen und nautischen Institutes.
Eine Zahl von Canälen durchschneidet die Stadt, welcher dieser- halb der Name „Nuova Venezia“ beigelegt ward, und ein schiffbarer Wasserweg verbindet sie mit dem Arno-Fluss, der 14 km nördlich in das Meer mündet.
Vom Hafenquai aus zieht die breite mit schönen Verkaufs- geschäften versehene Hauptstrasse Via Vittorio Emanuele in Ostnord- ost-Richtung durch das Centrum der Stadt und kreuzt den grossen Platz gleichen Namens. Dort liegt die Kathedrale, das ehemalige grossherzogliche Palais und das Stadthaus.
Ein zweiter öffentlicher Platz ist die Piazza Carlo Alberto mit den Kolossal-Standbildern der beiden Grossherzoge Ferdinand III. (gest. 1824) und Leopold II. (gest. 1870). Auf der kleinen Piazza Cavour wurde dem grossen italienischen Staatsmanne eine Marmor- bildsäule errichtet. Mit den vorstehenden Daten haben wir die Sehens- würdigkeiten der Stadt, insoweit sie Monumente betreffen, erschöpft. Allein Livorno ist auch seiner industriellen Etablissements wegen beachtenswerth.
In der grossartigen Werfte der Fratelli Orlando besitzt die Stadt eine der bedeutendsten Schiffbauanstalten der Erde. Dort wurden die grossen italienischen Panzerschiffe (bis zu 13.500 t Gehalt), welche den Triumph der italienischen Techniker begründeten, gebaut.
Auch die Rhederei und der kleine Schiffbau sind in Livorno wohl entwickelt; ausserdem gibt es Fabriken für Oel und Seife, für überzuckerte Früchte, grosse Dampfmühlen, eine Fabrik für Fenster- glas, eine andere für Kupferwaaren; man erzeugt Möbel und Kleider im Grossen, Blechdosen und Holzkisten und verarbeitet Korallen.
Ueber diese blühenden Unternehmungen mögen die nachfolgenden Daten Aufschluss geben.
An der Südseite der Darsena nuova gelegen, nimmt die Werfte der Ge- brüder Orlando (Cantiere navale dei fratelli Orlando) einen Flächenraum von 100.000 m2 mit einer bedeckten Oberfläche von 40.000 m2 ein. Es bestehen dort zwei
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0378"n="358"/><fwplace="top"type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/>
sogenannten Punto franco und von der Darsena vecchia führt ein<lb/>
Canal zum Bassin des Hafenbahnhofes (Stazione marittima). Die<lb/>
mittlere Tiefe im alten Hafen ist 7 <hirendition="#i">m</hi>, im äusseren Hafen aber nur<lb/>
6 <hirendition="#i">m</hi>. An der Darsena vecchia erhebt sich das Standbild des Gross-<lb/>
herzogs Ferdinand I., ein Werk von Giovanni dell’ Opera, das vier tür-<lb/>
kische Sclaven in Erzguss (i quattro Mori) von Pietro Tacca zieren.</p><lb/><p>Livorno zählt gegenwärtig 85.000 Einwohner, ausschliesslich<lb/>
einer fluctuirenden Hafenbevölkerung von ungefähr 3000 Menschen<lb/>
und ist Sitz einer Präfectur, einer Handelskammer, der Marine-Akademie,<lb/>
eines technischen und nautischen Institutes.</p><lb/><p>Eine Zahl von Canälen durchschneidet die Stadt, welcher dieser-<lb/>
halb der Name „Nuova Venezia“ beigelegt ward, und ein schiffbarer<lb/>
Wasserweg verbindet sie mit dem Arno-Fluss, der 14 <hirendition="#i">km</hi> nördlich in<lb/>
das Meer mündet.</p><lb/><p>Vom Hafenquai aus zieht die breite mit schönen Verkaufs-<lb/>
geschäften versehene Hauptstrasse Via Vittorio Emanuele in Ostnord-<lb/>
ost-Richtung durch das Centrum der Stadt und kreuzt den grossen<lb/>
Platz gleichen Namens. Dort liegt die Kathedrale, das ehemalige<lb/>
grossherzogliche Palais und das Stadthaus.</p><lb/><p>Ein zweiter öffentlicher Platz ist die Piazza Carlo Alberto mit<lb/>
den Kolossal-Standbildern der beiden Grossherzoge Ferdinand III.<lb/>
(gest. 1824) und Leopold II. (gest. 1870). Auf der kleinen Piazza<lb/>
Cavour wurde dem grossen italienischen Staatsmanne eine Marmor-<lb/>
bildsäule errichtet. Mit den vorstehenden Daten haben wir die Sehens-<lb/>
würdigkeiten der Stadt, insoweit sie Monumente betreffen, erschöpft.<lb/>
Allein Livorno ist auch seiner <hirendition="#g">industriellen Etablissements</hi><lb/>
wegen beachtenswerth.</p><lb/><p>In der grossartigen Werfte der Fratelli Orlando besitzt die<lb/>
Stadt eine der bedeutendsten Schiffbauanstalten der Erde. Dort wurden<lb/>
die grossen italienischen Panzerschiffe (bis zu 13.500 <hirendition="#i">t</hi> Gehalt), welche<lb/>
den Triumph der italienischen Techniker begründeten, gebaut.</p><lb/><p>Auch die Rhederei und der kleine Schiffbau sind in Livorno<lb/>
wohl entwickelt; ausserdem gibt es Fabriken für Oel und Seife, für<lb/>
überzuckerte Früchte, grosse Dampfmühlen, eine Fabrik für Fenster-<lb/>
glas, eine andere für Kupferwaaren; man erzeugt Möbel und Kleider<lb/>
im Grossen, Blechdosen und Holzkisten und verarbeitet Korallen.</p><lb/><p>Ueber diese blühenden Unternehmungen mögen die nachfolgenden Daten<lb/>
Aufschluss geben.</p><lb/><p>An der Südseite der Darsena nuova gelegen, nimmt die Werfte der Ge-<lb/>
brüder Orlando (Cantiere navale dei fratelli Orlando) einen Flächenraum von<lb/>
100.000 <hirendition="#i">m</hi><hirendition="#sup">2</hi> mit einer bedeckten Oberfläche von 40.000 <hirendition="#i">m</hi><hirendition="#sup">2</hi> ein. Es bestehen dort zwei<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[358/0378]
Das Mittelmeerbecken.
sogenannten Punto franco und von der Darsena vecchia führt ein
Canal zum Bassin des Hafenbahnhofes (Stazione marittima). Die
mittlere Tiefe im alten Hafen ist 7 m, im äusseren Hafen aber nur
6 m. An der Darsena vecchia erhebt sich das Standbild des Gross-
herzogs Ferdinand I., ein Werk von Giovanni dell’ Opera, das vier tür-
kische Sclaven in Erzguss (i quattro Mori) von Pietro Tacca zieren.
Livorno zählt gegenwärtig 85.000 Einwohner, ausschliesslich
einer fluctuirenden Hafenbevölkerung von ungefähr 3000 Menschen
und ist Sitz einer Präfectur, einer Handelskammer, der Marine-Akademie,
eines technischen und nautischen Institutes.
Eine Zahl von Canälen durchschneidet die Stadt, welcher dieser-
halb der Name „Nuova Venezia“ beigelegt ward, und ein schiffbarer
Wasserweg verbindet sie mit dem Arno-Fluss, der 14 km nördlich in
das Meer mündet.
Vom Hafenquai aus zieht die breite mit schönen Verkaufs-
geschäften versehene Hauptstrasse Via Vittorio Emanuele in Ostnord-
ost-Richtung durch das Centrum der Stadt und kreuzt den grossen
Platz gleichen Namens. Dort liegt die Kathedrale, das ehemalige
grossherzogliche Palais und das Stadthaus.
Ein zweiter öffentlicher Platz ist die Piazza Carlo Alberto mit
den Kolossal-Standbildern der beiden Grossherzoge Ferdinand III.
(gest. 1824) und Leopold II. (gest. 1870). Auf der kleinen Piazza
Cavour wurde dem grossen italienischen Staatsmanne eine Marmor-
bildsäule errichtet. Mit den vorstehenden Daten haben wir die Sehens-
würdigkeiten der Stadt, insoweit sie Monumente betreffen, erschöpft.
Allein Livorno ist auch seiner industriellen Etablissements
wegen beachtenswerth.
In der grossartigen Werfte der Fratelli Orlando besitzt die
Stadt eine der bedeutendsten Schiffbauanstalten der Erde. Dort wurden
die grossen italienischen Panzerschiffe (bis zu 13.500 t Gehalt), welche
den Triumph der italienischen Techniker begründeten, gebaut.
Auch die Rhederei und der kleine Schiffbau sind in Livorno
wohl entwickelt; ausserdem gibt es Fabriken für Oel und Seife, für
überzuckerte Früchte, grosse Dampfmühlen, eine Fabrik für Fenster-
glas, eine andere für Kupferwaaren; man erzeugt Möbel und Kleider
im Grossen, Blechdosen und Holzkisten und verarbeitet Korallen.
Ueber diese blühenden Unternehmungen mögen die nachfolgenden Daten
Aufschluss geben.
An der Südseite der Darsena nuova gelegen, nimmt die Werfte der Ge-
brüder Orlando (Cantiere navale dei fratelli Orlando) einen Flächenraum von
100.000 m2 mit einer bedeckten Oberfläche von 40.000 m2 ein. Es bestehen dort zwei
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/378>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.