Vicekönige, von welchen viele zur Hebung des Landes beitrugen. Durch den Utrechter Frieden 1713 gelangte Neapel durch Philipp V. von Spanien (Bourbon) an das Haus Habsburg, fiel aber schon 1734 als Königreich beider Sicilien wieder an die Bourbonen zurück, welche dort bis zum Jahre 1860 herrschten.
Besonders harte Stürme brachte die französische Revolution, und 1799 sah die Stadt Neapel, als der kriegskundige Cardinal Ruffo die Schaaren der Gegen- revolution zum Sturme anführte, Metzeleien, Plünderung und mehrtägige Strassen- kämpfe, wie solche Gräuel kaum durch die barbarischen Horden der Völker- wanderung verübt worden sein mochten. Die letzte Zeit der Bourbonenherrschaft war eine fast ununterbrochene Periode von Unruhen und Aufständen.
Nach der Vereinigung mit Italien trat erst spät eine gewisse Ruhe im neapoli- tanischen Gebiete ein, und es bedurfte vieler und energischer Anstrengungen, um dem Brigantaggio und den geheimen Gesellschaften, die als Ueberbleibsel unge- ordneter Verhältnisse ihr Unwesen trieben, das Handwerk zu legen.
Kaum an einem zweiten Punkte zeigt sich die mächtige Initiative der jetzigen italienischen Regierung kräftiger und segenbringender, als in Neapel, wobei nicht zu vergessen ist, dass die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, ausser in Sicilien nirgends in Italien so grosse sind wie hier. Die Stadt hat sehr an Ausdehnung zugenommen und gedeiht zusehends. Neue Strassenzüge, prächtige Promenaden sind entstanden, die Communicationen wurden vermehrt, der Hafen durch Kunstbauten erweitert, kurz, die segensreiche Entwicklung der von Natur zu einem herrlichen Aufenthalte prädestinirten Stadt ist aller- wärts glücklich eingeleitet. Den grössten Umschwung in der Rege- lung der sanitären Verhältnisse Neapels bewirkte das Wüthen der Cholera 1884.
Ganze Stadttheile, die des Lichtes und der Luft entbehrten, wo man das Trinkwasser aus nur zu oft verunreinigten Cisternen schöpfte, wurden niedergelegt und neu aufgebaut. Wasserleitungen, darunter eine wieder entdeckte altrömische, die man ohne Mühe in Stand setzte, vervollständigten das Werk. Auch Torre dell' Annunziata am Golfe, das bei jedem Auftreten der Cholera hart mitgenommen wurde, hat eine Wasserleitung erhalten.
In Neapel wurde eine Dampftramway eröffnet; der Bau einer Eisenbahn nach Cumae, dem einstigen Sitze der Sibylle, deren Bücher so grossen Einfluss auf die Geschicke Roms ausgeübt haben sollen, ist in Angriff genommen.
Der Toledo, jetzt Via Roma genannt, ist die imposanteste und frequentirteste Strasse der Stadt. Im Jahre 1540 von dem Vicekönig Don Pedro de Toledo angelegt, führt sie über 3 km lang und an- sehnlich breit, nahezu in Nordsüdrichtung, bis zu der Höhe Capodi- monte, welche ein königliches Palais krönt. Diese prächtige Verkehrs-
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Neapel.
Vicekönige, von welchen viele zur Hebung des Landes beitrugen. Durch den Utrechter Frieden 1713 gelangte Neapel durch Philipp V. von Spanien (Bourbon) an das Haus Habsburg, fiel aber schon 1734 als Königreich beider Sicilien wieder an die Bourbonen zurück, welche dort bis zum Jahre 1860 herrschten.
Besonders harte Stürme brachte die französische Revolution, und 1799 sah die Stadt Neapel, als der kriegskundige Cardinal Ruffo die Schaaren der Gegen- revolution zum Sturme anführte, Metzeleien, Plünderung und mehrtägige Strassen- kämpfe, wie solche Gräuel kaum durch die barbarischen Horden der Völker- wanderung verübt worden sein mochten. Die letzte Zeit der Bourbonenherrschaft war eine fast ununterbrochene Periode von Unruhen und Aufständen.
Nach der Vereinigung mit Italien trat erst spät eine gewisse Ruhe im neapoli- tanischen Gebiete ein, und es bedurfte vieler und energischer Anstrengungen, um dem Brigantaggio und den geheimen Gesellschaften, die als Ueberbleibsel unge- ordneter Verhältnisse ihr Unwesen trieben, das Handwerk zu legen.
Kaum an einem zweiten Punkte zeigt sich die mächtige Initiative der jetzigen italienischen Regierung kräftiger und segenbringender, als in Neapel, wobei nicht zu vergessen ist, dass die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, ausser in Sicilien nirgends in Italien so grosse sind wie hier. Die Stadt hat sehr an Ausdehnung zugenommen und gedeiht zusehends. Neue Strassenzüge, prächtige Promenaden sind entstanden, die Communicationen wurden vermehrt, der Hafen durch Kunstbauten erweitert, kurz, die segensreiche Entwicklung der von Natur zu einem herrlichen Aufenthalte prädestinirten Stadt ist aller- wärts glücklich eingeleitet. Den grössten Umschwung in der Rege- lung der sanitären Verhältnisse Neapels bewirkte das Wüthen der Cholera 1884.
Ganze Stadttheile, die des Lichtes und der Luft entbehrten, wo man das Trinkwasser aus nur zu oft verunreinigten Cisternen schöpfte, wurden niedergelegt und neu aufgebaut. Wasserleitungen, darunter eine wieder entdeckte altrömische, die man ohne Mühe in Stand setzte, vervollständigten das Werk. Auch Torre dell’ Annunziata am Golfe, das bei jedem Auftreten der Cholera hart mitgenommen wurde, hat eine Wasserleitung erhalten.
In Neapel wurde eine Dampftramway eröffnet; der Bau einer Eisenbahn nach Cumae, dem einstigen Sitze der Sibylle, deren Bücher so grossen Einfluss auf die Geschicke Roms ausgeübt haben sollen, ist in Angriff genommen.
Der Toledo, jetzt Via Roma genannt, ist die imposanteste und frequentirteste Strasse der Stadt. Im Jahre 1540 von dem Vicekönig Don Pedro de Toledo angelegt, führt sie über 3 km lang und an- sehnlich breit, nahezu in Nordsüdrichtung, bis zu der Höhe Capodi- monte, welche ein königliches Palais krönt. Diese prächtige Verkehrs-
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Neapel.
Vicekönige, von welchen viele zur Hebung des Landes beitrugen. Durch den
Utrechter Frieden 1713 gelangte Neapel durch Philipp V. von Spanien (Bourbon)
an das Haus Habsburg, fiel aber schon 1734 als Königreich beider Sicilien wieder
an die Bourbonen zurück, welche dort bis zum Jahre 1860 herrschten.
Besonders harte Stürme brachte die französische Revolution, und 1799 sah
die Stadt Neapel, als der kriegskundige Cardinal Ruffo die Schaaren der Gegen-
revolution zum Sturme anführte, Metzeleien, Plünderung und mehrtägige Strassen-
kämpfe, wie solche Gräuel kaum durch die barbarischen Horden der Völker-
wanderung verübt worden sein mochten. Die letzte Zeit der Bourbonenherrschaft
war eine fast ununterbrochene Periode von Unruhen und Aufständen.
Nach der Vereinigung mit Italien trat erst spät eine gewisse Ruhe im neapoli-
tanischen Gebiete ein, und es bedurfte vieler und energischer Anstrengungen, um
dem Brigantaggio und den geheimen Gesellschaften, die als Ueberbleibsel unge-
ordneter Verhältnisse ihr Unwesen trieben, das Handwerk zu legen.
Kaum an einem zweiten Punkte zeigt sich die mächtige Initiative
der jetzigen italienischen Regierung kräftiger und segenbringender,
als in Neapel, wobei nicht zu vergessen ist, dass die Schwierigkeiten,
mit denen sie zu kämpfen hat, ausser in Sicilien nirgends in Italien so
grosse sind wie hier. Die Stadt hat sehr an Ausdehnung zugenommen
und gedeiht zusehends. Neue Strassenzüge, prächtige Promenaden sind
entstanden, die Communicationen wurden vermehrt, der Hafen durch
Kunstbauten erweitert, kurz, die segensreiche Entwicklung der von
Natur zu einem herrlichen Aufenthalte prädestinirten Stadt ist aller-
wärts glücklich eingeleitet. Den grössten Umschwung in der Rege-
lung der sanitären Verhältnisse Neapels bewirkte das Wüthen der
Cholera 1884.
Ganze Stadttheile, die des Lichtes und der Luft entbehrten, wo
man das Trinkwasser aus nur zu oft verunreinigten Cisternen schöpfte,
wurden niedergelegt und neu aufgebaut. Wasserleitungen, darunter
eine wieder entdeckte altrömische, die man ohne Mühe in Stand
setzte, vervollständigten das Werk. Auch Torre dell’ Annunziata am
Golfe, das bei jedem Auftreten der Cholera hart mitgenommen wurde,
hat eine Wasserleitung erhalten.
In Neapel wurde eine Dampftramway eröffnet; der Bau einer
Eisenbahn nach Cumae, dem einstigen Sitze der Sibylle, deren Bücher
so grossen Einfluss auf die Geschicke Roms ausgeübt haben sollen,
ist in Angriff genommen.
Der Toledo, jetzt Via Roma genannt, ist die imposanteste und
frequentirteste Strasse der Stadt. Im Jahre 1540 von dem Vicekönig
Don Pedro de Toledo angelegt, führt sie über 3 km lang und an-
sehnlich breit, nahezu in Nordsüdrichtung, bis zu der Höhe Capodi-
monte, welche ein königliches Palais krönt. Diese prächtige Verkehrs-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/367>, abgerufen am 28.11.2024.
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