einigung Siciliens mit Italien einen ununterbrochenen Aufschwung in jeder Richtung.
Heute zählt Palermo als Hauptstadt der Insel mit Einschluss der Vororte 265.000 Einwohner.
Die Lage der Stadt ist eine herrliche. Eine weite fruchtbare Ebene, deren Name la Conca d'oro (die Goldmuschel) den Reichthum der Ernten andeutet, die hier der Boden beschert, umgibt die Stadt in weitem Umkreise und erstreckt sich nördlich zwischen dem impo- santen Massiv des malerischen Monte Pellegrino und dem östlich von diesem liegenden Monte Catalfano. Unsere Illustration zeigt den neuen Hafen, der im Süden des Monte Pellegrino erbaut wurde, in Deckung mit diesem Berge. Orangen, Citronen, Baumwolle und alle Boden- producte gedeihen hier auf das üppigste. Namentlich ergibt der Agru- menbau (Orangen und Citronen) reichen Gewinn. Der Ertrag eines Hektars Limonencultur beträgt in der Conca d'oro ungefähr 4000 Francs im Jahre; Orangen (Apfelsinen) ergeben dagegen auf den Hektar um 1000 Francs weniger. So reiht sich denn hier wie längs der ganzen Nordküste bis Messina und von dort bis Catania Garten an Garten mit den prächtigsten Culturen, ein weites, blüthenduftiges Paradies. Palermo "la felice", das ohnehin durch Lage und mildes Klima aus- gezeichnet ist, geniesst auch die Vortheile einer grossen Production.
Die Stadt wird, wie unser Plan zeigt, durch die Hauptstrassen Via Vittorio Emanuele (früher Via Toledo, unter den Arabern el Kassar und jetzt noch vom Volke Cassaro genannt) und Via Macqueda, die unter rechten Winkeln sich schneiden und an ihrer Vereinigung den runden Platz Quatro Carti bilden, durchzogen.
Das sind die grossen, stets belebten Verkehrsadern der Stadt, in welchen Paläste, Kirchen und öffentliche Gebäude liegen.
An der Via Vittorio Emanuele, welche bei der Porta Felice am Meere ausmündet, liegt auch die Piazza Vittoria, der grösste öffent- liche Platz Palermos; dessen Südseite bildet der aus arabischer Zeit ent- stammende festungsartige Palazzo Reale, an dem die beiden Roger Friedrich II. und Manfred gebaut hatten. Dieses Bauwerk mit seinem herrlichen Arcadenhof, seinen Thürmen, seiner mosaikgeschmückten uralten Capelle Palatina und der im hohen Thurme S. Ninfa unter- gebrachten Sternwarte (38° 7' nördl. Breite, 13° 21' östl. Länge v. Gr.) ist neben dem herrlichen Dome, der Kathedrale von Palermo, das interessanteste Bauwerk der Stadt. Diese letztere stammt aus dem XII. Jahrhundert und enthält die sehenswürdigen Königsgräber und werthvolle Kunstwerke.
Das Mittelmeerbecken.
einigung Siciliens mit Italien einen ununterbrochenen Aufschwung in jeder Richtung.
Heute zählt Palermo als Hauptstadt der Insel mit Einschluss der Vororte 265.000 Einwohner.
Die Lage der Stadt ist eine herrliche. Eine weite fruchtbare Ebene, deren Name la Conca d’oro (die Goldmuschel) den Reichthum der Ernten andeutet, die hier der Boden beschert, umgibt die Stadt in weitem Umkreise und erstreckt sich nördlich zwischen dem impo- santen Massiv des malerischen Monte Pellegrino und dem östlich von diesem liegenden Monte Catalfano. Unsere Illustration zeigt den neuen Hafen, der im Süden des Monte Pellegrino erbaut wurde, in Deckung mit diesem Berge. Orangen, Citronen, Baumwolle und alle Boden- producte gedeihen hier auf das üppigste. Namentlich ergibt der Agru- menbau (Orangen und Citronen) reichen Gewinn. Der Ertrag eines Hektars Limonencultur beträgt in der Conca d’oro ungefähr 4000 Francs im Jahre; Orangen (Apfelsinen) ergeben dagegen auf den Hektar um 1000 Francs weniger. So reiht sich denn hier wie längs der ganzen Nordküste bis Messina und von dort bis Catania Garten an Garten mit den prächtigsten Culturen, ein weites, blüthenduftiges Paradies. Palermo „la felice“, das ohnehin durch Lage und mildes Klima aus- gezeichnet ist, geniesst auch die Vortheile einer grossen Production.
Die Stadt wird, wie unser Plan zeigt, durch die Hauptstrassen Via Vittorio Emanuele (früher Via Toledo, unter den Arabern el Kassar und jetzt noch vom Volke Cassaro genannt) und Via Macqueda, die unter rechten Winkeln sich schneiden und an ihrer Vereinigung den runden Platz Quatro Carti bilden, durchzogen.
Das sind die grossen, stets belebten Verkehrsadern der Stadt, in welchen Paläste, Kirchen und öffentliche Gebäude liegen.
An der Via Vittorio Emanuele, welche bei der Porta Felice am Meere ausmündet, liegt auch die Piazza Vittoria, der grösste öffent- liche Platz Palermos; dessen Südseite bildet der aus arabischer Zeit ent- stammende festungsartige Palazzo Reale, an dem die beiden Roger Friedrich II. und Manfred gebaut hatten. Dieses Bauwerk mit seinem herrlichen Arcadenhof, seinen Thürmen, seiner mosaikgeschmückten uralten Capelle Palatina und der im hohen Thurme S. Ninfa unter- gebrachten Sternwarte (38° 7′ nördl. Breite, 13° 21′ östl. Länge v. Gr.) ist neben dem herrlichen Dome, der Kathedrale von Palermo, das interessanteste Bauwerk der Stadt. Diese letztere stammt aus dem XII. Jahrhundert und enthält die sehenswürdigen Königsgräber und werthvolle Kunstwerke.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0346"n="326"/><fwplace="top"type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/>
einigung Siciliens mit Italien einen ununterbrochenen Aufschwung in<lb/>
jeder Richtung.</p><lb/><p>Heute zählt Palermo als Hauptstadt der Insel mit Einschluss<lb/>
der Vororte 265.000 Einwohner.</p><lb/><p>Die Lage der Stadt ist eine herrliche. Eine weite fruchtbare<lb/>
Ebene, deren Name la Conca d’oro (die Goldmuschel) den Reichthum<lb/>
der Ernten andeutet, die hier der Boden beschert, umgibt die Stadt<lb/>
in weitem Umkreise und erstreckt sich nördlich zwischen dem impo-<lb/>
santen Massiv des malerischen Monte Pellegrino und dem östlich von<lb/>
diesem liegenden Monte Catalfano. Unsere Illustration zeigt den neuen<lb/>
Hafen, der im Süden des Monte Pellegrino erbaut wurde, in Deckung<lb/>
mit diesem Berge. Orangen, Citronen, Baumwolle und alle Boden-<lb/>
producte gedeihen hier auf das üppigste. Namentlich ergibt der Agru-<lb/>
menbau (Orangen und Citronen) reichen Gewinn. Der Ertrag eines<lb/>
Hektars Limonencultur beträgt in der Conca d’oro ungefähr 4000 Francs<lb/>
im Jahre; Orangen (Apfelsinen) ergeben dagegen auf den Hektar um<lb/>
1000 Francs weniger. So reiht sich denn hier wie längs der ganzen<lb/>
Nordküste bis Messina und von dort bis Catania Garten an Garten<lb/>
mit den prächtigsten Culturen, ein weites, blüthenduftiges Paradies.<lb/>
Palermo „la felice“, das ohnehin durch Lage und mildes Klima aus-<lb/>
gezeichnet ist, geniesst auch die Vortheile einer grossen Production.</p><lb/><p>Die Stadt wird, wie unser Plan zeigt, durch die Hauptstrassen<lb/>
Via Vittorio Emanuele (früher Via Toledo, unter den Arabern el Kassar<lb/>
und jetzt noch vom Volke Cassaro genannt) und Via Macqueda, die<lb/>
unter rechten Winkeln sich schneiden und an ihrer Vereinigung den<lb/>
runden Platz Quatro Carti bilden, durchzogen.</p><lb/><p>Das sind die grossen, stets belebten Verkehrsadern der Stadt, in<lb/>
welchen Paläste, Kirchen und öffentliche Gebäude liegen.</p><lb/><p>An der Via Vittorio Emanuele, welche bei der Porta Felice am<lb/>
Meere ausmündet, liegt auch die Piazza Vittoria, der grösste öffent-<lb/>
liche Platz Palermos; dessen Südseite bildet der aus arabischer Zeit ent-<lb/>
stammende festungsartige Palazzo Reale, an dem die beiden Roger<lb/>
Friedrich II. und Manfred gebaut hatten. Dieses Bauwerk mit seinem<lb/>
herrlichen Arcadenhof, seinen Thürmen, seiner mosaikgeschmückten<lb/>
uralten Capelle Palatina und der im hohen Thurme S. Ninfa unter-<lb/>
gebrachten Sternwarte (38° 7′ nördl. Breite, 13° 21′ östl. Länge<lb/>
v. Gr.) ist neben dem herrlichen Dome, der Kathedrale von Palermo,<lb/>
das interessanteste Bauwerk der Stadt. Diese letztere stammt aus dem<lb/>
XII. Jahrhundert und enthält die sehenswürdigen Königsgräber und<lb/>
werthvolle Kunstwerke.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[326/0346]
Das Mittelmeerbecken.
einigung Siciliens mit Italien einen ununterbrochenen Aufschwung in
jeder Richtung.
Heute zählt Palermo als Hauptstadt der Insel mit Einschluss
der Vororte 265.000 Einwohner.
Die Lage der Stadt ist eine herrliche. Eine weite fruchtbare
Ebene, deren Name la Conca d’oro (die Goldmuschel) den Reichthum
der Ernten andeutet, die hier der Boden beschert, umgibt die Stadt
in weitem Umkreise und erstreckt sich nördlich zwischen dem impo-
santen Massiv des malerischen Monte Pellegrino und dem östlich von
diesem liegenden Monte Catalfano. Unsere Illustration zeigt den neuen
Hafen, der im Süden des Monte Pellegrino erbaut wurde, in Deckung
mit diesem Berge. Orangen, Citronen, Baumwolle und alle Boden-
producte gedeihen hier auf das üppigste. Namentlich ergibt der Agru-
menbau (Orangen und Citronen) reichen Gewinn. Der Ertrag eines
Hektars Limonencultur beträgt in der Conca d’oro ungefähr 4000 Francs
im Jahre; Orangen (Apfelsinen) ergeben dagegen auf den Hektar um
1000 Francs weniger. So reiht sich denn hier wie längs der ganzen
Nordküste bis Messina und von dort bis Catania Garten an Garten
mit den prächtigsten Culturen, ein weites, blüthenduftiges Paradies.
Palermo „la felice“, das ohnehin durch Lage und mildes Klima aus-
gezeichnet ist, geniesst auch die Vortheile einer grossen Production.
Die Stadt wird, wie unser Plan zeigt, durch die Hauptstrassen
Via Vittorio Emanuele (früher Via Toledo, unter den Arabern el Kassar
und jetzt noch vom Volke Cassaro genannt) und Via Macqueda, die
unter rechten Winkeln sich schneiden und an ihrer Vereinigung den
runden Platz Quatro Carti bilden, durchzogen.
Das sind die grossen, stets belebten Verkehrsadern der Stadt, in
welchen Paläste, Kirchen und öffentliche Gebäude liegen.
An der Via Vittorio Emanuele, welche bei der Porta Felice am
Meere ausmündet, liegt auch die Piazza Vittoria, der grösste öffent-
liche Platz Palermos; dessen Südseite bildet der aus arabischer Zeit ent-
stammende festungsartige Palazzo Reale, an dem die beiden Roger
Friedrich II. und Manfred gebaut hatten. Dieses Bauwerk mit seinem
herrlichen Arcadenhof, seinen Thürmen, seiner mosaikgeschmückten
uralten Capelle Palatina und der im hohen Thurme S. Ninfa unter-
gebrachten Sternwarte (38° 7′ nördl. Breite, 13° 21′ östl. Länge
v. Gr.) ist neben dem herrlichen Dome, der Kathedrale von Palermo,
das interessanteste Bauwerk der Stadt. Diese letztere stammt aus dem
XII. Jahrhundert und enthält die sehenswürdigen Königsgräber und
werthvolle Kunstwerke.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/346>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.