nicht List und Gewalt, bis 146 v. Ch. Carthago nach einem Ver- zweiflungskampfe in seiner Gewalt war. Der Sieger P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Minor wollte die Reste schonen, aber der Senat befahl, den Pflug über die ungeheure Brandstätte zu ziehen und dann wurden "Grund und Boden auf ewige Zeiten ver- wünscht, also dass weder Haus noch Kornfeld je dort entstehen möge!"
Eine solche Lebenskraft traute Rom seiner stolzen Gegnerin Carthago zu, dass es nicht früher ruhte, bis kein Stein mehr auf dem andern stand. Die Weltstellung des Platzes Carthago in der damaligen Handelswelt des Mittelmeeres liess die Römer, trotz allem Unglück, das Carthago getroffen hatte, ein Wiedererstehen der Rivalin fürchten. Nun in wenigen Jahren wird Tunis wieder ein Seehafen sein; aber der Welthandel hat andere Ziele als im Alterthume, dem die Begriffe Mittelmeer und Weltmeer identisch waren. Im Handel des Mittelmeeres wird die Stellung von Tunis-Goletta vielleicht einflussreicher werden, als sie bisher war. Denn die Weltlage von Tunis an der schmalen Verbindungsstelle zwischen Ost- und Westmittelmeer gegenüber Sicilien lässt ihm wohl den Rivalen in Algier und Tripolis den Rang ablaufen; wenn auch die wichtigste, so bleibt Tunis doch immer eine Echelle des Localhandels, der nicht einmal der Verkehr des ganzen Gebietes von Tunis zufällt.
Goletta, der Hafen der Stadt Tunis, ist der Ausgangspunkt der Eisenbahn- linie, welche an das Netz von Algier Anschluss hat, und daher der erste Hafen des Landes, jedoch sind die Plätze an der Ostküste von Tunis als Endpunkte der einzelnen Thäler des Atlas in ihrem Ausfuhrhandel von Goletta fast ganz un- abhängig.
So liefen 1888 in alle Häfen der Regentschaft Tunis 7026 Schiffe mit 1,679.505 Tons ein, 6601 Schiffe mit 1,674.068 Tons aus und die Zahl der ein- laufenden Schiffe vertheilte sich wie folgt:
Von den einlaufenden Schiffen entfielen auf:
Goletta ........ 1020 Schiffe mit 468.319 Tons
Susa .......... 985 " " 216.834 "
Sfax .......... 1624 " " 237.057 "
Djerba ........ 779 " " 202.237 "
Andere Häfen sind Monastir, Mehdia, Gabes, Bizerta und Tabarka.
In Goletta steht noch die Zahl der Schiffe der italienischen Flagge, die meist Segelschiffe von kleinem Tonnengehalt umfasst, an der Spitze des Hafen- verkehrs, nach der Zahl der Tonnen aber Frankreich mit fast zwei Dritteln des Tonnenverkehrs, denn dreimal in der Woche gehen Dampfer der Compagnie generale transatlantique von Marseille in ein und einen halben Tag nach Goletta (480 Seemeilen) und setzen den Ort mit den anderen Häfen der Regentschaft, mit Tripolis, Malta und Bona in Algier in Verbindung, und einmal landet ein Dampfer der Societe generale des transports maritimes aus Marseille, während die italienische
Das Mittelmeerbecken.
nicht List und Gewalt, bis 146 v. Ch. Carthago nach einem Ver- zweiflungskampfe in seiner Gewalt war. Der Sieger P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Minor wollte die Reste schonen, aber der Senat befahl, den Pflug über die ungeheure Brandstätte zu ziehen und dann wurden „Grund und Boden auf ewige Zeiten ver- wünscht, also dass weder Haus noch Kornfeld je dort entstehen möge!“
Eine solche Lebenskraft traute Rom seiner stolzen Gegnerin Carthago zu, dass es nicht früher ruhte, bis kein Stein mehr auf dem andern stand. Die Weltstellung des Platzes Carthago in der damaligen Handelswelt des Mittelmeeres liess die Römer, trotz allem Unglück, das Carthago getroffen hatte, ein Wiedererstehen der Rivalin fürchten. Nun in wenigen Jahren wird Tunis wieder ein Seehafen sein; aber der Welthandel hat andere Ziele als im Alterthume, dem die Begriffe Mittelmeer und Weltmeer identisch waren. Im Handel des Mittelmeeres wird die Stellung von Tunis-Goletta vielleicht einflussreicher werden, als sie bisher war. Denn die Weltlage von Tunis an der schmalen Verbindungsstelle zwischen Ost- und Westmittelmeer gegenüber Sicilien lässt ihm wohl den Rivalen in Algier und Tripolis den Rang ablaufen; wenn auch die wichtigste, so bleibt Tunis doch immer eine Echelle des Localhandels, der nicht einmal der Verkehr des ganzen Gebietes von Tunis zufällt.
Goletta, der Hafen der Stadt Tunis, ist der Ausgangspunkt der Eisenbahn- linie, welche an das Netz von Algier Anschluss hat, und daher der erste Hafen des Landes, jedoch sind die Plätze an der Ostküste von Tunis als Endpunkte der einzelnen Thäler des Atlas in ihrem Ausfuhrhandel von Goletta fast ganz un- abhängig.
So liefen 1888 in alle Häfen der Regentschaft Tunis 7026 Schiffe mit 1,679.505 Tons ein, 6601 Schiffe mit 1,674.068 Tons aus und die Zahl der ein- laufenden Schiffe vertheilte sich wie folgt:
Von den einlaufenden Schiffen entfielen auf:
Goletta ........ 1020 Schiffe mit 468.319 Tons
Susa .......... 985 „ „ 216.834 „
Sfax .......... 1624 „ „ 237.057 „
Djerba ........ 779 „ „ 202.237 „
Andere Häfen sind Monastir, Mehdia, Gabes, Bizerta und Tabarka.
In Goletta steht noch die Zahl der Schiffe der italienischen Flagge, die meist Segelschiffe von kleinem Tonnengehalt umfasst, an der Spitze des Hafen- verkehrs, nach der Zahl der Tonnen aber Frankreich mit fast zwei Dritteln des Tonnenverkehrs, denn dreimal in der Woche gehen Dampfer der Compagnie générale transatlantique von Marseille in ein und einen halben Tag nach Goletta (480 Seemeilen) und setzen den Ort mit den anderen Häfen der Regentschaft, mit Tripolis, Malta und Bona in Algier in Verbindung, und einmal landet ein Dampfer der Société générale des transports maritimes aus Marseille, während die italienische
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Das Mittelmeerbecken.
nicht List und Gewalt, bis 146 v. Ch. Carthago nach einem Ver-
zweiflungskampfe in seiner Gewalt war. Der Sieger P. Cornelius
Scipio Aemilianus Africanus Minor wollte die Reste schonen, aber
der Senat befahl, den Pflug über die ungeheure Brandstätte zu
ziehen und dann wurden „Grund und Boden auf ewige Zeiten ver-
wünscht, also dass weder Haus noch Kornfeld je dort entstehen möge!“
Eine solche Lebenskraft traute Rom seiner stolzen Gegnerin
Carthago zu, dass es nicht früher ruhte, bis kein Stein mehr auf dem
andern stand. Die Weltstellung des Platzes Carthago in der damaligen
Handelswelt des Mittelmeeres liess die Römer, trotz allem Unglück,
das Carthago getroffen hatte, ein Wiedererstehen der Rivalin fürchten.
Nun in wenigen Jahren wird Tunis wieder ein Seehafen sein; aber
der Welthandel hat andere Ziele als im Alterthume, dem die Begriffe
Mittelmeer und Weltmeer identisch waren. Im Handel des Mittelmeeres
wird die Stellung von Tunis-Goletta vielleicht einflussreicher werden,
als sie bisher war. Denn die Weltlage von Tunis an der schmalen
Verbindungsstelle zwischen Ost- und Westmittelmeer gegenüber
Sicilien lässt ihm wohl den Rivalen in Algier und Tripolis den Rang
ablaufen; wenn auch die wichtigste, so bleibt Tunis doch immer eine
Echelle des Localhandels, der nicht einmal der Verkehr des ganzen
Gebietes von Tunis zufällt.
Goletta, der Hafen der Stadt Tunis, ist der Ausgangspunkt der Eisenbahn-
linie, welche an das Netz von Algier Anschluss hat, und daher der erste Hafen des
Landes, jedoch sind die Plätze an der Ostküste von Tunis als Endpunkte der
einzelnen Thäler des Atlas in ihrem Ausfuhrhandel von Goletta fast ganz un-
abhängig.
So liefen 1888 in alle Häfen der Regentschaft Tunis 7026 Schiffe mit
1,679.505 Tons ein, 6601 Schiffe mit 1,674.068 Tons aus und die Zahl der ein-
laufenden Schiffe vertheilte sich wie folgt:
Von den einlaufenden Schiffen entfielen auf:
Goletta ........ 1020 Schiffe mit 468.319 Tons
Susa .......... 985 „ „ 216.834 „
Sfax .......... 1624 „ „ 237.057 „
Djerba ........ 779 „ „ 202.237 „
Andere Häfen sind Monastir, Mehdia, Gabes, Bizerta und Tabarka.
In Goletta steht noch die Zahl der Schiffe der italienischen Flagge, die
meist Segelschiffe von kleinem Tonnengehalt umfasst, an der Spitze des Hafen-
verkehrs, nach der Zahl der Tonnen aber Frankreich mit fast zwei Dritteln des
Tonnenverkehrs, denn dreimal in der Woche gehen Dampfer der Compagnie
générale transatlantique von Marseille in ein und einen halben Tag nach Goletta
(480 Seemeilen) und setzen den Ort mit den anderen Häfen der Regentschaft, mit
Tripolis, Malta und Bona in Algier in Verbindung, und einmal landet ein Dampfer
der Société générale des transports maritimes aus Marseille, während die italienische
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/326>, abgerufen am 24.11.2024.
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