Aus der Türkei wird Butter, oder besser gesagt, ein Surrogat, hergestellt aus Schaf- und Ziegenfett, eingeführt für den Consum der einheimischen Bevölke- rung. Eigentliche Butter kommt aus Indien, und für die englische Garnison aus England, beziehungsweise Dänemark. Auch findet eine Einfuhr lebender Thiere aus den türkischen Provinzen statt, hervorgerufen durch die englische Garnison; sie erreichte 1888 einen Werth von 156.260, 1887 von 149.097 egyptische L.
Rohe Seide wird jährlich durchschnittlich in einem Betrage von 118.000 bis 120.000 egyptische L. bezogen, Häute rund um 43.000 egyptische L.
Den Bedarf an Eisen- und Stahlwaaren, an Maschinen und an Gegen- ständen aus anderen Metallen als Eisen deckt in erster Linie England, und Petroleum kommt zu einem Drittel Amerika, zu zwei Dritteln aus Russ- land. Der arme Fellah, der Hauptconsument, dem der Detailhändler das Petro- leum unverhältnissmässig theuer verkauft, sieht in erster Reihe auf die Billigkeit, und dadurch ist das russische Petroleum dem amerikanischen in Egypten über- legen. Auch brauchen die Segler, welche Petroleum aus Amerika bringen, nach Alexandria 2--3 Monate, aus Batum kommt es auf Dampfern in 13--14 Tagen. Die Einfuhr der letzten Jahre zeigt eine grosse Differenz; offenbar wurde 1887 der Markt überführt. Einfuhr 1888 375.479 Kisten im Werth von 76.742 egyptische L., 1887 559.503 Kisten.
Der Kohlenimport Alexandrias steht hinter dem von Port Said zurück, ausser den Eisenbahnen sind jetzt auch die von den Engländern errichteten Irri- gationswerke grosse Consumenten englischer Kohlen. Einfuhr 1888 415.994 t, 1887 365.476 t.
Egypten ist seit 1882 von den Engländern besetzt. Die Bedürfnisse seiner Truppen werden direct aus England gedeckt. Seit viel längerer Zeit aber schon war Egypten ein werthvolleres Gebiet ihres Handels. England besorgt auch mit seinen weltbekannten Massengütern zwei Drittel der Einfuhr Alexandrias. Von der Ausfuhr übernimmt es gut zwei Fünftel zum grössten Theile für den eigenen Bedarf. Von der Ausfuhr Alexandrias entfallen bedeutende Beträge noch auf Russland, Frankreich, Oesterreich-Ungarn, Italien und die Türkei.
In der Einfuhr folgt auf England mit einem Sechstel der Gesammtziffer die Türkei, an sie reihen sich Frankreich, Oesterreich-Ungarn, die britischen Be- sitzungen in Süd- und Ostasien, Russland und Italien. Auch hier müssen wir die Erweiterung der belgischen Einfuhr feststellen. Deutschlands Import ist zum Theile auch in dem anderer Staaten enthalten.
Diese Darstellung des Handels Alexandrias deckt sich heute, wo der Sudan dem Verkehre verschlossen ist, zum grössten Theile mit dem Handel Egyptens, nur in Kaffee ist Suez der erste Platz des Landes.
Es fehlen aber hier jene Waaren, welche vom Rothen Meere her ins Land kommen. Die Mengen sind nicht mehr sehr bedeu- tend, denn der Suez-Canal hat das meiste von dem alten Handels- platze Kairo abgelenkt.
Der Gesammtverkehr Alexandrias erreichte in egyptischen Lire:
[Tabelle]
Alexandria.
Aus der Türkei wird Butter, oder besser gesagt, ein Surrogat, hergestellt aus Schaf- und Ziegenfett, eingeführt für den Consum der einheimischen Bevölke- rung. Eigentliche Butter kommt aus Indien, und für die englische Garnison aus England, beziehungsweise Dänemark. Auch findet eine Einfuhr lebender Thiere aus den türkischen Provinzen statt, hervorgerufen durch die englische Garnison; sie erreichte 1888 einen Werth von 156.260, 1887 von 149.097 egyptische L.
Rohe Seide wird jährlich durchschnittlich in einem Betrage von 118.000 bis 120.000 egyptische L. bezogen, Häute rund um 43.000 egyptische L.
Den Bedarf an Eisen- und Stahlwaaren, an Maschinen und an Gegen- ständen aus anderen Metallen als Eisen deckt in erster Linie England, und Petroleum kommt zu einem Drittel Amerika, zu zwei Dritteln aus Russ- land. Der arme Fellah, der Hauptconsument, dem der Detailhändler das Petro- leum unverhältnissmässig theuer verkauft, sieht in erster Reihe auf die Billigkeit, und dadurch ist das russische Petroleum dem amerikanischen in Egypten über- legen. Auch brauchen die Segler, welche Petroleum aus Amerika bringen, nach Alexandria 2—3 Monate, aus Batum kommt es auf Dampfern in 13—14 Tagen. Die Einfuhr der letzten Jahre zeigt eine grosse Differenz; offenbar wurde 1887 der Markt überführt. Einfuhr 1888 375.479 Kisten im Werth von 76.742 egyptische L., 1887 559.503 Kisten.
Der Kohlenimport Alexandrias steht hinter dem von Port Saïd zurück, ausser den Eisenbahnen sind jetzt auch die von den Engländern errichteten Irri- gationswerke grosse Consumenten englischer Kohlen. Einfuhr 1888 415.994 t, 1887 365.476 t.
Egypten ist seit 1882 von den Engländern besetzt. Die Bedürfnisse seiner Truppen werden direct aus England gedeckt. Seit viel längerer Zeit aber schon war Egypten ein werthvolleres Gebiet ihres Handels. England besorgt auch mit seinen weltbekannten Massengütern zwei Drittel der Einfuhr Alexandrias. Von der Ausfuhr übernimmt es gut zwei Fünftel zum grössten Theile für den eigenen Bedarf. Von der Ausfuhr Alexandrias entfallen bedeutende Beträge noch auf Russland, Frankreich, Oesterreich-Ungarn, Italien und die Türkei.
In der Einfuhr folgt auf England mit einem Sechstel der Gesammtziffer die Türkei, an sie reihen sich Frankreich, Oesterreich-Ungarn, die britischen Be- sitzungen in Süd- und Ostasien, Russland und Italien. Auch hier müssen wir die Erweiterung der belgischen Einfuhr feststellen. Deutschlands Import ist zum Theile auch in dem anderer Staaten enthalten.
Diese Darstellung des Handels Alexandrias deckt sich heute, wo der Sudan dem Verkehre verschlossen ist, zum grössten Theile mit dem Handel Egyptens, nur in Kaffee ist Suez der erste Platz des Landes.
Es fehlen aber hier jene Waaren, welche vom Rothen Meere her ins Land kommen. Die Mengen sind nicht mehr sehr bedeu- tend, denn der Suez-Canal hat das meiste von dem alten Handels- platze Kairo abgelenkt.
Der Gesammtverkehr Alexandrias erreichte in egyptischen Lire:
[Tabelle]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0313"n="293"/><fwplace="top"type="header">Alexandria.</fw><lb/><p>Aus der Türkei wird <hirendition="#g">Butter</hi>, oder besser gesagt, ein Surrogat, hergestellt<lb/>
aus Schaf- und Ziegenfett, eingeführt für den Consum der einheimischen Bevölke-<lb/>
rung. Eigentliche Butter kommt aus Indien, und für die englische Garnison aus<lb/>
England, beziehungsweise Dänemark. Auch findet eine Einfuhr lebender Thiere<lb/>
aus den türkischen Provinzen statt, hervorgerufen durch die englische Garnison;<lb/>
sie erreichte 1888 einen Werth von 156.260, 1887 von 149.097 egyptische L.</p><lb/><p><hirendition="#g">Rohe Seide</hi> wird jährlich durchschnittlich in einem Betrage von 118.000<lb/>
bis 120.000 egyptische L. bezogen, <hirendition="#g">Häute</hi> rund um 43.000 egyptische L.</p><lb/><p>Den Bedarf an <hirendition="#g">Eisen</hi>- und <hirendition="#g">Stahlwaaren</hi>, an Maschinen und an Gegen-<lb/>
ständen aus anderen Metallen als Eisen deckt in erster Linie England, und<lb/><hirendition="#g">Petroleum</hi> kommt zu einem Drittel Amerika, zu zwei Dritteln aus Russ-<lb/>
land. Der arme Fellah, der Hauptconsument, dem der Detailhändler das Petro-<lb/>
leum unverhältnissmässig theuer verkauft, sieht in erster Reihe auf die Billigkeit,<lb/>
und dadurch ist das russische Petroleum dem amerikanischen in Egypten über-<lb/>
legen. Auch brauchen die Segler, welche Petroleum aus Amerika bringen, nach<lb/>
Alexandria 2—3 Monate, aus Batum kommt es auf Dampfern in 13—14 Tagen.<lb/>
Die Einfuhr der letzten Jahre zeigt eine grosse Differenz; offenbar wurde 1887 der<lb/>
Markt überführt. Einfuhr 1888 375.479 Kisten im Werth von 76.742 egyptische L.,<lb/>
1887 559.503 Kisten.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Kohlenimport</hi> Alexandrias steht hinter dem von Port Saïd zurück,<lb/>
ausser den Eisenbahnen sind jetzt auch die von den Engländern errichteten Irri-<lb/>
gationswerke grosse Consumenten englischer Kohlen. Einfuhr 1888 415.994 <hirendition="#i">t</hi>,<lb/>
1887 365.476 <hirendition="#i">t</hi>.</p><lb/><p>Egypten ist seit 1882 von den Engländern besetzt. Die Bedürfnisse seiner<lb/>
Truppen <hirendition="#g">werden direct aus England gedeckt</hi>. Seit viel längerer Zeit aber<lb/>
schon war Egypten ein werthvolleres Gebiet ihres Handels. England besorgt auch<lb/>
mit seinen weltbekannten Massengütern zwei Drittel der Einfuhr Alexandrias. Von<lb/>
der Ausfuhr übernimmt es gut zwei Fünftel zum grössten Theile für den eigenen<lb/>
Bedarf. Von der Ausfuhr Alexandrias entfallen bedeutende Beträge noch auf<lb/>
Russland, Frankreich, Oesterreich-Ungarn, Italien und die Türkei.</p><lb/><p>In der Einfuhr folgt auf England mit einem Sechstel der Gesammtziffer<lb/>
die Türkei, an sie reihen sich Frankreich, Oesterreich-Ungarn, die britischen Be-<lb/>
sitzungen in Süd- und Ostasien, Russland und Italien. Auch hier müssen wir die<lb/>
Erweiterung der belgischen Einfuhr feststellen. Deutschlands Import ist zum<lb/>
Theile auch in dem anderer Staaten enthalten.</p><lb/><p>Diese Darstellung des Handels Alexandrias deckt sich heute, wo<lb/>
der Sudan dem Verkehre verschlossen ist, zum grössten Theile mit dem<lb/>
Handel Egyptens, nur in Kaffee ist Suez der erste Platz des Landes.</p><lb/><p>Es fehlen aber hier jene Waaren, welche vom Rothen Meere<lb/>
her ins Land kommen. Die Mengen sind nicht mehr sehr bedeu-<lb/>
tend, denn der Suez-Canal hat das meiste von dem alten Handels-<lb/>
platze Kairo abgelenkt.</p><lb/><p>Der Gesammtverkehr Alexandrias erreichte in egyptischen Lire:</p><lb/><table><row><cell><gapreason="insignificant"/></cell></row></table></div></div></body></text></TEI>
[293/0313]
Alexandria.
Aus der Türkei wird Butter, oder besser gesagt, ein Surrogat, hergestellt
aus Schaf- und Ziegenfett, eingeführt für den Consum der einheimischen Bevölke-
rung. Eigentliche Butter kommt aus Indien, und für die englische Garnison aus
England, beziehungsweise Dänemark. Auch findet eine Einfuhr lebender Thiere
aus den türkischen Provinzen statt, hervorgerufen durch die englische Garnison;
sie erreichte 1888 einen Werth von 156.260, 1887 von 149.097 egyptische L.
Rohe Seide wird jährlich durchschnittlich in einem Betrage von 118.000
bis 120.000 egyptische L. bezogen, Häute rund um 43.000 egyptische L.
Den Bedarf an Eisen- und Stahlwaaren, an Maschinen und an Gegen-
ständen aus anderen Metallen als Eisen deckt in erster Linie England, und
Petroleum kommt zu einem Drittel Amerika, zu zwei Dritteln aus Russ-
land. Der arme Fellah, der Hauptconsument, dem der Detailhändler das Petro-
leum unverhältnissmässig theuer verkauft, sieht in erster Reihe auf die Billigkeit,
und dadurch ist das russische Petroleum dem amerikanischen in Egypten über-
legen. Auch brauchen die Segler, welche Petroleum aus Amerika bringen, nach
Alexandria 2—3 Monate, aus Batum kommt es auf Dampfern in 13—14 Tagen.
Die Einfuhr der letzten Jahre zeigt eine grosse Differenz; offenbar wurde 1887 der
Markt überführt. Einfuhr 1888 375.479 Kisten im Werth von 76.742 egyptische L.,
1887 559.503 Kisten.
Der Kohlenimport Alexandrias steht hinter dem von Port Saïd zurück,
ausser den Eisenbahnen sind jetzt auch die von den Engländern errichteten Irri-
gationswerke grosse Consumenten englischer Kohlen. Einfuhr 1888 415.994 t,
1887 365.476 t.
Egypten ist seit 1882 von den Engländern besetzt. Die Bedürfnisse seiner
Truppen werden direct aus England gedeckt. Seit viel längerer Zeit aber
schon war Egypten ein werthvolleres Gebiet ihres Handels. England besorgt auch
mit seinen weltbekannten Massengütern zwei Drittel der Einfuhr Alexandrias. Von
der Ausfuhr übernimmt es gut zwei Fünftel zum grössten Theile für den eigenen
Bedarf. Von der Ausfuhr Alexandrias entfallen bedeutende Beträge noch auf
Russland, Frankreich, Oesterreich-Ungarn, Italien und die Türkei.
In der Einfuhr folgt auf England mit einem Sechstel der Gesammtziffer
die Türkei, an sie reihen sich Frankreich, Oesterreich-Ungarn, die britischen Be-
sitzungen in Süd- und Ostasien, Russland und Italien. Auch hier müssen wir die
Erweiterung der belgischen Einfuhr feststellen. Deutschlands Import ist zum
Theile auch in dem anderer Staaten enthalten.
Diese Darstellung des Handels Alexandrias deckt sich heute, wo
der Sudan dem Verkehre verschlossen ist, zum grössten Theile mit dem
Handel Egyptens, nur in Kaffee ist Suez der erste Platz des Landes.
Es fehlen aber hier jene Waaren, welche vom Rothen Meere
her ins Land kommen. Die Mengen sind nicht mehr sehr bedeu-
tend, denn der Suez-Canal hat das meiste von dem alten Handels-
platze Kairo abgelenkt.
Der Gesammtverkehr Alexandrias erreichte in egyptischen Lire:
_
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/313>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.