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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Alexandria.
dass die Schiffe gegenwärtig, seltene Fälle ausgenommen, nur bei Tag
die Pässe nehmen. Eine Regulirung der Haupteinfahrt ist im Zuge.
Im April 1890 sollen die Arbeiten begonnen und in zwei Jahren
zu Ende geführt werden. Eine regelmässige Einfahrt von 9·14 m Tiefe
und 91·44 m Breite, auf Kosten der Regierung zu allen Witterungs-
und Tageszeiten markirt, wird dann auch bei schlechtem Wetter und
bei Nacht das Einlaufen der Schiffe möglich machen.

In seinem Aeusseren stellt Alexandria sich als eine levantinische
Stadt von modernem Zuschnitte dar. Als verhältnissmässig neuere
Schöpfung auf egyptischem Boden besass die ursprüngliche Stadt
kaum ein Bauwerk im altegyptischen Style, sondern entlehnte die
architektonischen Motive der griechischen Baukunst. Die Stürme der
Zeiten, welchen Alexandria ausgesetzt war, haben aber kaum eine
Ruine von ihren zahlreichen Prunkbauten auf uns vererbt. Gegenwärtig
ist die sogenannte Pompejus-Säule das einzige Monument, welches an
die Glanzzeit der berühmten Stadt erinnert. Dasselbe steht ausserhalb
des Nilthores auf einer Erderhebung. Der 22 m hohe Monolith ruht
auf einem aus rohen Steinblöcken gebauten Piedestal und zeichnet
sich durch eine schöne Linienführung aus. Der Säulenschaft ist aus
rothem Assuaner Syenit hergestellt und misst am Fusse 9 m im
Umfange.

Ueber die ursprüngliche Bestimmung des Denkmals gehen die
Meinungen der Archäologen sehr auseinander. Einige halten die Säule
als zu Ehren des Pompejus, andere wieder zur Verherrlichung des
Diocletians errichtet. Noch andere sind der Meinung, dass die Säule
die einzig erhalten gebliebene jener 400 sei, die das Serapeum einst
zierten.

Mehemed Ali's Regierung, welche für die ganze Geschichte des
modernen Egyptens den wesentlichsten Merkstein bildet, ist auch für
die neuerliche Blüthe Alexandrias epochemachend gewesen. Als er
den Thron der Pharaonen usurpirte, übernahm er Alexandria als eine
Ruinenstätte, in welcher etwa 6000 arme Fellachen, Griechen, Türken
und Franken ein elendes armseliges Leben fristeten. Selbst die Ruinen
waren unter der Türkenherrschaft derart verwüstet worden, dass sie
kein beredtes Zeugniss mehr geben konnten von der Pracht, die sie
gesehen. Mehemed's Scharfblick erkannte, was in Alexandria zu retten
sei, und er wurde der Gönner der Stadt, welche er vor allem durch
den Mahmudieh-Canal mit dem Nil verband. Unter seiner Regierung
schon entstanden zahlreiche Privatbauten im östlichen Theile der
Stadt, der als Frankenviertel immer mehr zur Geltung kam.


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Alexandria.
dass die Schiffe gegenwärtig, seltene Fälle ausgenommen, nur bei Tag
die Pässe nehmen. Eine Regulirung der Haupteinfahrt ist im Zuge.
Im April 1890 sollen die Arbeiten begonnen und in zwei Jahren
zu Ende geführt werden. Eine regelmässige Einfahrt von 9·14 m Tiefe
und 91·44 m Breite, auf Kosten der Regierung zu allen Witterungs-
und Tageszeiten markirt, wird dann auch bei schlechtem Wetter und
bei Nacht das Einlaufen der Schiffe möglich machen.

In seinem Aeusseren stellt Alexandria sich als eine levantinische
Stadt von modernem Zuschnitte dar. Als verhältnissmässig neuere
Schöpfung auf egyptischem Boden besass die ursprüngliche Stadt
kaum ein Bauwerk im altegyptischen Style, sondern entlehnte die
architektonischen Motive der griechischen Baukunst. Die Stürme der
Zeiten, welchen Alexandria ausgesetzt war, haben aber kaum eine
Ruine von ihren zahlreichen Prunkbauten auf uns vererbt. Gegenwärtig
ist die sogenannte Pompejus-Säule das einzige Monument, welches an
die Glanzzeit der berühmten Stadt erinnert. Dasselbe steht ausserhalb
des Nilthores auf einer Erderhebung. Der 22 m hohe Monolith ruht
auf einem aus rohen Steinblöcken gebauten Piedestal und zeichnet
sich durch eine schöne Linienführung aus. Der Säulenschaft ist aus
rothem Assuaner Syenit hergestellt und misst am Fusse 9 m im
Umfange.

Ueber die ursprüngliche Bestimmung des Denkmals gehen die
Meinungen der Archäologen sehr auseinander. Einige halten die Säule
als zu Ehren des Pompejus, andere wieder zur Verherrlichung des
Diocletians errichtet. Noch andere sind der Meinung, dass die Säule
die einzig erhalten gebliebene jener 400 sei, die das Serapeum einst
zierten.

Mehemed Ali’s Regierung, welche für die ganze Geschichte des
modernen Egyptens den wesentlichsten Merkstein bildet, ist auch für
die neuerliche Blüthe Alexandrias epochemachend gewesen. Als er
den Thron der Pharaonen usurpirte, übernahm er Alexandria als eine
Ruinenstätte, in welcher etwa 6000 arme Fellachen, Griechen, Türken
und Franken ein elendes armseliges Leben fristeten. Selbst die Ruinen
waren unter der Türkenherrschaft derart verwüstet worden, dass sie
kein beredtes Zeugniss mehr geben konnten von der Pracht, die sie
gesehen. Mehemed’s Scharfblick erkannte, was in Alexandria zu retten
sei, und er wurde der Gönner der Stadt, welche er vor allem durch
den Mahmudieh-Canal mit dem Nil verband. Unter seiner Regierung
schon entstanden zahlreiche Privatbauten im östlichen Theile der
Stadt, der als Frankenviertel immer mehr zur Geltung kam.


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[283/0303] Alexandria. dass die Schiffe gegenwärtig, seltene Fälle ausgenommen, nur bei Tag die Pässe nehmen. Eine Regulirung der Haupteinfahrt ist im Zuge. Im April 1890 sollen die Arbeiten begonnen und in zwei Jahren zu Ende geführt werden. Eine regelmässige Einfahrt von 9·14 m Tiefe und 91·44 m Breite, auf Kosten der Regierung zu allen Witterungs- und Tageszeiten markirt, wird dann auch bei schlechtem Wetter und bei Nacht das Einlaufen der Schiffe möglich machen. In seinem Aeusseren stellt Alexandria sich als eine levantinische Stadt von modernem Zuschnitte dar. Als verhältnissmässig neuere Schöpfung auf egyptischem Boden besass die ursprüngliche Stadt kaum ein Bauwerk im altegyptischen Style, sondern entlehnte die architektonischen Motive der griechischen Baukunst. Die Stürme der Zeiten, welchen Alexandria ausgesetzt war, haben aber kaum eine Ruine von ihren zahlreichen Prunkbauten auf uns vererbt. Gegenwärtig ist die sogenannte Pompejus-Säule das einzige Monument, welches an die Glanzzeit der berühmten Stadt erinnert. Dasselbe steht ausserhalb des Nilthores auf einer Erderhebung. Der 22 m hohe Monolith ruht auf einem aus rohen Steinblöcken gebauten Piedestal und zeichnet sich durch eine schöne Linienführung aus. Der Säulenschaft ist aus rothem Assuaner Syenit hergestellt und misst am Fusse 9 m im Umfange. Ueber die ursprüngliche Bestimmung des Denkmals gehen die Meinungen der Archäologen sehr auseinander. Einige halten die Säule als zu Ehren des Pompejus, andere wieder zur Verherrlichung des Diocletians errichtet. Noch andere sind der Meinung, dass die Säule die einzig erhalten gebliebene jener 400 sei, die das Serapeum einst zierten. Mehemed Ali’s Regierung, welche für die ganze Geschichte des modernen Egyptens den wesentlichsten Merkstein bildet, ist auch für die neuerliche Blüthe Alexandrias epochemachend gewesen. Als er den Thron der Pharaonen usurpirte, übernahm er Alexandria als eine Ruinenstätte, in welcher etwa 6000 arme Fellachen, Griechen, Türken und Franken ein elendes armseliges Leben fristeten. Selbst die Ruinen waren unter der Türkenherrschaft derart verwüstet worden, dass sie kein beredtes Zeugniss mehr geben konnten von der Pracht, die sie gesehen. Mehemed’s Scharfblick erkannte, was in Alexandria zu retten sei, und er wurde der Gönner der Stadt, welche er vor allem durch den Mahmudieh-Canal mit dem Nil verband. Unter seiner Regierung schon entstanden zahlreiche Privatbauten im östlichen Theile der Stadt, der als Frankenviertel immer mehr zur Geltung kam. 36*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/303>, abgerufen am 23.11.2024.