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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der Suez-Canal.

Diese Uebelstände wurden allmälig beseitigt. Die Capitäne wurden ver-
traut mit dem Dienste im Canale und viele Schiffe fahren jetzt mit Dampfruder und
Ruderansatz, wodurch die Führung sicherer geworden ist.

Der Versuch, die Fahrt durch den Canal in der Nacht mit
Schiffen fortzusetzen, welche Vorrichtungen für elektrische Beleuch-
tung besitzen, gelang 1886 mit dem Dampfer "Carthago" der Penin-
sular und Oriental Cy. vollkommen.

Man gestattete zunächst den Postdampfern die Nachtfahrt von
Port Said bis zu den kleinen Bitterseen, und als das Riff in diesen
beseitigt war, durch den ganzen Canal. Nach dem Regulativ vom
1. März 1887 kann jeder Dampfer den Canal bei Nacht durchfahren,
wenn er eine elektrische Lampe mit einem Projector am Bug hat,
die einen Raum von 1200 m zu beleuchten im Stande ist; diese Lampe
muss so nahe wie möglich dem Wasserspiegel angebracht sein; eine
zweite Lampe auf Verdeck muss einen Raum von 200 m im Umkreis
erhellen.

Vom 22. März bis Ende December 1886 passirten bloss 25 Schiffe
den Canal mit elektrischer Beleuchtung. Im Jahre 1887 395 Schiffe,
1888 schon 1607 und im I. Semester 1889 1282 Schiffe. Die Sache
wird dadurch erleichtert, dass Schiffe, welche Apparate für die elek-
trische Beleuchtung nicht besitzen, solche am Suez-Canal für die
Durchfahrt entlehnen können. Selbstverständlich ist das Fahrwasser
in der Nacht durch leuchtende Bojen und Signale ausreichend markirt.

Die möglichste Steigerung der Leistungsfähigkeit aber wird nur
durch eine solche Erweiterung des Canals erreicht, welche einen con-
tinuirlichen Verkehr nach beiden Richtungen gestattet. Die General-
versammlung der Suez-Canalgesellschaft vom Jahre 1886 nahm das
Project an, welches Herr von Lesseps vorgelegt hatte. Das Endziel
ist, den Canal durchgängig auf 9 m zu vertiefen, die geraden Strecken
zwischen Port Said und den Bitterseen an der Canalsohle von 22 m
auf 65 m Breite, in den Krümmungen auf 75 und 80 m zu bringen.
Zwischen den Bitterseen und Suez soll in Zukunft die regelmässige
Breite 75 m, in den Krümmungen 80 m betragen.

Die Arbeiten sind in drei Bauperioden durchzuführen. Die ge-
fährlichen Krümmungen von El Guisr, dem Timsah-See, von Toussoum
sind bereits auf grössere Halbmesser gebracht.

Der Canal wird zunächst von 22 m auf 37 m nach Sectionen
verbreitert. Ist dies durchgeführt, dann können die Dampfer überall an
einander vorüber, nur muss beim Passiren jeweils einer stille halten.
Am 1. Jänner 1890 waren die Arbeiten so weit vorgeschritten, dass

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 34
Der Suez-Canal.

Diese Uebelstände wurden allmälig beseitigt. Die Capitäne wurden ver-
traut mit dem Dienste im Canale und viele Schiffe fahren jetzt mit Dampfruder und
Ruderansatz, wodurch die Führung sicherer geworden ist.

Der Versuch, die Fahrt durch den Canal in der Nacht mit
Schiffen fortzusetzen, welche Vorrichtungen für elektrische Beleuch-
tung besitzen, gelang 1886 mit dem Dampfer „Carthago“ der Penin-
sular und Oriental Cy. vollkommen.

Man gestattete zunächst den Postdampfern die Nachtfahrt von
Port Saïd bis zu den kleinen Bitterseen, und als das Riff in diesen
beseitigt war, durch den ganzen Canal. Nach dem Regulativ vom
1. März 1887 kann jeder Dampfer den Canal bei Nacht durchfahren,
wenn er eine elektrische Lampe mit einem Projector am Bug hat,
die einen Raum von 1200 m zu beleuchten im Stande ist; diese Lampe
muss so nahe wie möglich dem Wasserspiegel angebracht sein; eine
zweite Lampe auf Verdeck muss einen Raum von 200 m im Umkreis
erhellen.

Vom 22. März bis Ende December 1886 passirten bloss 25 Schiffe
den Canal mit elektrischer Beleuchtung. Im Jahre 1887 395 Schiffe,
1888 schon 1607 und im I. Semester 1889 1282 Schiffe. Die Sache
wird dadurch erleichtert, dass Schiffe, welche Apparate für die elek-
trische Beleuchtung nicht besitzen, solche am Suez-Canal für die
Durchfahrt entlehnen können. Selbstverständlich ist das Fahrwasser
in der Nacht durch leuchtende Bojen und Signale ausreichend markirt.

Die möglichste Steigerung der Leistungsfähigkeit aber wird nur
durch eine solche Erweiterung des Canals erreicht, welche einen con-
tinuirlichen Verkehr nach beiden Richtungen gestattet. Die General-
versammlung der Suez-Canalgesellschaft vom Jahre 1886 nahm das
Project an, welches Herr von Lesseps vorgelegt hatte. Das Endziel
ist, den Canal durchgängig auf 9 m zu vertiefen, die geraden Strecken
zwischen Port Saïd und den Bitterseen an der Canalsohle von 22 m
auf 65 m Breite, in den Krümmungen auf 75 und 80 m zu bringen.
Zwischen den Bitterseen und Suez soll in Zukunft die regelmässige
Breite 75 m, in den Krümmungen 80 m betragen.

Die Arbeiten sind in drei Bauperioden durchzuführen. Die ge-
fährlichen Krümmungen von El Guisr, dem Timsah-See, von Toussoum
sind bereits auf grössere Halbmesser gebracht.

Der Canal wird zunächst von 22 m auf 37 m nach Sectionen
verbreitert. Ist dies durchgeführt, dann können die Dampfer überall an
einander vorüber, nur muss beim Passiren jeweils einer stille halten.
Am 1. Jänner 1890 waren die Arbeiten so weit vorgeschritten, dass

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 34
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[265/0285] Der Suez-Canal. Diese Uebelstände wurden allmälig beseitigt. Die Capitäne wurden ver- traut mit dem Dienste im Canale und viele Schiffe fahren jetzt mit Dampfruder und Ruderansatz, wodurch die Führung sicherer geworden ist. Der Versuch, die Fahrt durch den Canal in der Nacht mit Schiffen fortzusetzen, welche Vorrichtungen für elektrische Beleuch- tung besitzen, gelang 1886 mit dem Dampfer „Carthago“ der Penin- sular und Oriental Cy. vollkommen. Man gestattete zunächst den Postdampfern die Nachtfahrt von Port Saïd bis zu den kleinen Bitterseen, und als das Riff in diesen beseitigt war, durch den ganzen Canal. Nach dem Regulativ vom 1. März 1887 kann jeder Dampfer den Canal bei Nacht durchfahren, wenn er eine elektrische Lampe mit einem Projector am Bug hat, die einen Raum von 1200 m zu beleuchten im Stande ist; diese Lampe muss so nahe wie möglich dem Wasserspiegel angebracht sein; eine zweite Lampe auf Verdeck muss einen Raum von 200 m im Umkreis erhellen. Vom 22. März bis Ende December 1886 passirten bloss 25 Schiffe den Canal mit elektrischer Beleuchtung. Im Jahre 1887 395 Schiffe, 1888 schon 1607 und im I. Semester 1889 1282 Schiffe. Die Sache wird dadurch erleichtert, dass Schiffe, welche Apparate für die elek- trische Beleuchtung nicht besitzen, solche am Suez-Canal für die Durchfahrt entlehnen können. Selbstverständlich ist das Fahrwasser in der Nacht durch leuchtende Bojen und Signale ausreichend markirt. Die möglichste Steigerung der Leistungsfähigkeit aber wird nur durch eine solche Erweiterung des Canals erreicht, welche einen con- tinuirlichen Verkehr nach beiden Richtungen gestattet. Die General- versammlung der Suez-Canalgesellschaft vom Jahre 1886 nahm das Project an, welches Herr von Lesseps vorgelegt hatte. Das Endziel ist, den Canal durchgängig auf 9 m zu vertiefen, die geraden Strecken zwischen Port Saïd und den Bitterseen an der Canalsohle von 22 m auf 65 m Breite, in den Krümmungen auf 75 und 80 m zu bringen. Zwischen den Bitterseen und Suez soll in Zukunft die regelmässige Breite 75 m, in den Krümmungen 80 m betragen. Die Arbeiten sind in drei Bauperioden durchzuführen. Die ge- fährlichen Krümmungen von El Guisr, dem Timsah-See, von Toussoum sind bereits auf grössere Halbmesser gebracht. Der Canal wird zunächst von 22 m auf 37 m nach Sectionen verbreitert. Ist dies durchgeführt, dann können die Dampfer überall an einander vorüber, nur muss beim Passiren jeweils einer stille halten. Am 1. Jänner 1890 waren die Arbeiten so weit vorgeschritten, dass Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 34

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/285>, abgerufen am 22.11.2024.