"Aus dem Bazar an der alten Citadelle vorüber, gingen wir nach Hause. Wir setzten uns auf den Balcon und bewunderten die Abendbeleuchtung, als plötzlich von den in goldene Glut getauchten Minarets die hohe Stimme der Gebetausrufer zum Glaubensbekenntnisse ertönte. Um 6 Uhr kehrten die Herren zurück, wenig befriedigt von dem jagdlichen Erfolge; jedoch der Ritt und die interessante Gegend hatten ihnen den Mangel an Wild ersetzt.
"Nach dem Diner wählten wir zusammen unter den gebrachten Waaren hübsche Gegenstände aus; werthvolle Teppiche, geschmack- volle Goldstickereien, zierlich mit Perlmutter ausgelegte Tischler- arbeiten und graziösen Filigranschmuck. Um 10 Uhr zogen wir uns zurück, während wundervoller Mondschein unser Zimmer erhellte."
"8. März. -- In aller Frühe bei einem wahrhaft magischen Sonnenaufgang weckte uns der Lärm auf der Strasse aus wohlthäti- gem Schlummer. Nach dem Frühstück um 7 Uhr fuhren wir in die Franziskanerkirche, um eine Messe mit Orgelbegleitung zu hören. Nach Beendigung des Gottesdienstes traten wir die Rückreise nach Beirut an. Damaskus zeigte sich heute im vollen Glanze seiner Schön- heit und Grossartigkeit, als wollte es uns den Abschied erschweren. Die milde Luft, der köstliche Duft, der den Blüthen entströmte, die zarte Beleuchtung der hochragenden Minarets, die sich so scharf von dem tiefblauen Himmel abgrenzten, die belebten Gassen, dies alles liess mir einen tiefen, für immer unvergesslichen Eindruck zurück. Meine Blicke verfolgten so lange als möglich die allmälig verschwin- dende Stadt; die paar Tage, welche ich in ihr zugebracht hatte, erschienen mir jetzt so recht wie ein Traum aus Tausend und einer Nacht...."
Nur einen kleinen Abschnitt der Küste Syriens, etwa 350 km, hatten die alten Phönikier in Händen. Auf der ganzen Strecke von der Bai von Alexandrette bis zum Berge Karmell dringen die Rücken mächtiger Bergwälle, der westliche Abfall des Libanon, bis ans Meer vor, und zwischen ihnen sehen wir nur schmale Streifen Landes bogen- förmig gegen die See hin eingebuchtet. Immer wieder erneuert sich dieses Bild. Oft ist längs der Küste nicht Raum für eine Strasse, die Be- wohner der verschiedenen kleinen Ebenen konnten ohne Zeitverlust nur auf dem Seewege mit einander verkehren. Kleine, dem Festlande vorgelagerte Inseln boten ihnen sichere Zufluchtstätten vor den Fein- den, welche durch die flachen Einsenkungen im Kamme des Libanon
Beirut.
„Aus dem Bazar an der alten Citadelle vorüber, gingen wir nach Hause. Wir setzten uns auf den Balcon und bewunderten die Abendbeleuchtung, als plötzlich von den in goldene Glut getauchten Minarets die hohe Stimme der Gebetausrufer zum Glaubensbekenntnisse ertönte. Um 6 Uhr kehrten die Herren zurück, wenig befriedigt von dem jagdlichen Erfolge; jedoch der Ritt und die interessante Gegend hatten ihnen den Mangel an Wild ersetzt.
„Nach dem Diner wählten wir zusammen unter den gebrachten Waaren hübsche Gegenstände aus; werthvolle Teppiche, geschmack- volle Goldstickereien, zierlich mit Perlmutter ausgelegte Tischler- arbeiten und graziösen Filigranschmuck. Um 10 Uhr zogen wir uns zurück, während wundervoller Mondschein unser Zimmer erhellte.“
„8. März. — In aller Frühe bei einem wahrhaft magischen Sonnenaufgang weckte uns der Lärm auf der Strasse aus wohlthäti- gem Schlummer. Nach dem Frühstück um 7 Uhr fuhren wir in die Franziskanerkirche, um eine Messe mit Orgelbegleitung zu hören. Nach Beendigung des Gottesdienstes traten wir die Rückreise nach Beirut an. Damaskus zeigte sich heute im vollen Glanze seiner Schön- heit und Grossartigkeit, als wollte es uns den Abschied erschweren. Die milde Luft, der köstliche Duft, der den Blüthen entströmte, die zarte Beleuchtung der hochragenden Minarets, die sich so scharf von dem tiefblauen Himmel abgrenzten, die belebten Gassen, dies alles liess mir einen tiefen, für immer unvergesslichen Eindruck zurück. Meine Blicke verfolgten so lange als möglich die allmälig verschwin- dende Stadt; die paar Tage, welche ich in ihr zugebracht hatte, erschienen mir jetzt so recht wie ein Traum aus Tausend und einer Nacht....“
Nur einen kleinen Abschnitt der Küste Syriens, etwa 350 km, hatten die alten Phönikier in Händen. Auf der ganzen Strecke von der Bai von Alexandrette bis zum Berge Karmell dringen die Rücken mächtiger Bergwälle, der westliche Abfall des Libanon, bis ans Meer vor, und zwischen ihnen sehen wir nur schmale Streifen Landes bogen- förmig gegen die See hin eingebuchtet. Immer wieder erneuert sich dieses Bild. Oft ist längs der Küste nicht Raum für eine Strasse, die Be- wohner der verschiedenen kleinen Ebenen konnten ohne Zeitverlust nur auf dem Seewege mit einander verkehren. Kleine, dem Festlande vorgelagerte Inseln boten ihnen sichere Zufluchtstätten vor den Fein- den, welche durch die flachen Einsenkungen im Kamme des Libanon
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Beirut.
„Aus dem Bazar an der alten Citadelle vorüber, gingen wir
nach Hause. Wir setzten uns auf den Balcon und bewunderten die
Abendbeleuchtung, als plötzlich von den in goldene Glut getauchten
Minarets die hohe Stimme der Gebetausrufer zum Glaubensbekenntnisse
ertönte. Um 6 Uhr kehrten die Herren zurück, wenig befriedigt von dem
jagdlichen Erfolge; jedoch der Ritt und die interessante Gegend
hatten ihnen den Mangel an Wild ersetzt.
„Nach dem Diner wählten wir zusammen unter den gebrachten
Waaren hübsche Gegenstände aus; werthvolle Teppiche, geschmack-
volle Goldstickereien, zierlich mit Perlmutter ausgelegte Tischler-
arbeiten und graziösen Filigranschmuck. Um 10 Uhr zogen wir uns
zurück, während wundervoller Mondschein unser Zimmer erhellte.“
„8. März. — In aller Frühe bei einem wahrhaft magischen
Sonnenaufgang weckte uns der Lärm auf der Strasse aus wohlthäti-
gem Schlummer. Nach dem Frühstück um 7 Uhr fuhren wir in die
Franziskanerkirche, um eine Messe mit Orgelbegleitung zu hören.
Nach Beendigung des Gottesdienstes traten wir die Rückreise nach
Beirut an. Damaskus zeigte sich heute im vollen Glanze seiner Schön-
heit und Grossartigkeit, als wollte es uns den Abschied erschweren.
Die milde Luft, der köstliche Duft, der den Blüthen entströmte, die
zarte Beleuchtung der hochragenden Minarets, die sich so scharf von
dem tiefblauen Himmel abgrenzten, die belebten Gassen, dies alles
liess mir einen tiefen, für immer unvergesslichen Eindruck zurück.
Meine Blicke verfolgten so lange als möglich die allmälig verschwin-
dende Stadt; die paar Tage, welche ich in ihr zugebracht hatte,
erschienen mir jetzt so recht wie ein Traum aus Tausend und einer
Nacht....“
Nur einen kleinen Abschnitt der Küste Syriens, etwa 350 km,
hatten die alten Phönikier in Händen. Auf der ganzen Strecke von
der Bai von Alexandrette bis zum Berge Karmell dringen die Rücken
mächtiger Bergwälle, der westliche Abfall des Libanon, bis ans Meer
vor, und zwischen ihnen sehen wir nur schmale Streifen Landes bogen-
förmig gegen die See hin eingebuchtet. Immer wieder erneuert sich dieses
Bild. Oft ist längs der Küste nicht Raum für eine Strasse, die Be-
wohner der verschiedenen kleinen Ebenen konnten ohne Zeitverlust
nur auf dem Seewege mit einander verkehren. Kleine, dem Festlande
vorgelagerte Inseln boten ihnen sichere Zufluchtstätten vor den Fein-
den, welche durch die flachen Einsenkungen im Kamme des Libanon
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/267>, abgerufen am 25.11.2024.
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