3. März. -- "Seit dem verflossenen Jahre, als ich zum erstenmale asiatischen Boden betreten hatte, zog es mich mächtig nach dem Orient hin. Nun konnte ich mich einer kaum zu beschreibenden Freude hingeben, denn in wenigen Augenblicken sollte mein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen.
"Herrlicher Sonnenschein, tiefblauer Himmel, warmes Wetter, spiegelglatte See erwarteten mich am Verdeck. Die Sonne beleuchtete mit ihren ersten Strahlen die Gebirgskette des Libanon, dessen höchste Spitzen, Djebel Makmal und Sannin, noch mit Schnee bedeckt waren. In duftigen Nebelschleier gehüllt, begrüssen uns die Minarets von
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Beirut.
Beirut; erst als wir auf der Rhede angelangt waren und vor Anker gegangen, lichtete sich der Nebel, um uns ein herrliches Panorama zu enthüllen. In prachtvoller Lage unmittelbar am Meeresufer zu Füssen des Libanon amphitheatrisch an einem Bergeshange aufgebaut, dehnt sich die dichte malerische Häusermasse der Stadt aus und bietet unserem Auge ein überaus fesselndes Bild. Schlanke Minarets, echt orientalische Dörfer mit runden Kuppeldächern, schöne Palmen, villen- artige Gebäude, von blühenden Gärten umringt, unterbrechen das gelbliche sandige Gestade der weiten Einbuchtung nördlich der Stadt.
"Bald nach unserer Ankunft umgaben zahlreiche türkische und arabische Boote, deren Insassen uns ihre Waaren feilboten, unser Schiff. Nach beendetem Frühstück kam der Consul Herr Schulz an
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 30
Beirut.
3. März. — „Seit dem verflossenen Jahre, als ich zum erstenmale asiatischen Boden betreten hatte, zog es mich mächtig nach dem Orient hin. Nun konnte ich mich einer kaum zu beschreibenden Freude hingeben, denn in wenigen Augenblicken sollte mein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen.
„Herrlicher Sonnenschein, tiefblauer Himmel, warmes Wetter, spiegelglatte See erwarteten mich am Verdeck. Die Sonne beleuchtete mit ihren ersten Strahlen die Gebirgskette des Libanon, dessen höchste Spitzen, Djebel Makmal und Sannin, noch mit Schnee bedeckt waren. In duftigen Nebelschleier gehüllt, begrüssen uns die Minarets von
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Beirut.
Beirut; erst als wir auf der Rhede angelangt waren und vor Anker gegangen, lichtete sich der Nebel, um uns ein herrliches Panorama zu enthüllen. In prachtvoller Lage unmittelbar am Meeresufer zu Füssen des Libanon amphitheatrisch an einem Bergeshange aufgebaut, dehnt sich die dichte malerische Häusermasse der Stadt aus und bietet unserem Auge ein überaus fesselndes Bild. Schlanke Minarets, echt orientalische Dörfer mit runden Kuppeldächern, schöne Palmen, villen- artige Gebäude, von blühenden Gärten umringt, unterbrechen das gelbliche sandige Gestade der weiten Einbuchtung nördlich der Stadt.
„Bald nach unserer Ankunft umgaben zahlreiche türkische und arabische Boote, deren Insassen uns ihre Waaren feilboten, unser Schiff. Nach beendetem Frühstück kam der Consul Herr Schulz an
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 30
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Beirut.
3. März. — „Seit dem verflossenen Jahre, als ich zum erstenmale
asiatischen Boden betreten hatte, zog es mich mächtig nach dem
Orient hin. Nun konnte ich mich einer kaum zu beschreibenden Freude
hingeben, denn in wenigen Augenblicken sollte mein lang gehegter
Wunsch in Erfüllung gehen.
„Herrlicher Sonnenschein, tiefblauer Himmel, warmes Wetter,
spiegelglatte See erwarteten mich am Verdeck. Die Sonne beleuchtete
mit ihren ersten Strahlen die Gebirgskette des Libanon, dessen höchste
Spitzen, Djebel Makmal und Sannin, noch mit Schnee bedeckt waren.
In duftigen Nebelschleier gehüllt, begrüssen uns die Minarets von
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Beirut; erst als wir auf der Rhede angelangt waren und vor Anker
gegangen, lichtete sich der Nebel, um uns ein herrliches Panorama
zu enthüllen. In prachtvoller Lage unmittelbar am Meeresufer zu Füssen
des Libanon amphitheatrisch an einem Bergeshange aufgebaut, dehnt
sich die dichte malerische Häusermasse der Stadt aus und bietet
unserem Auge ein überaus fesselndes Bild. Schlanke Minarets, echt
orientalische Dörfer mit runden Kuppeldächern, schöne Palmen, villen-
artige Gebäude, von blühenden Gärten umringt, unterbrechen das
gelbliche sandige Gestade der weiten Einbuchtung nördlich der Stadt.
„Bald nach unserer Ankunft umgaben zahlreiche türkische und
arabische Boote, deren Insassen uns ihre Waaren feilboten, unser
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Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 30
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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