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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Trapezunt.

Um den Calamitäten der offenen Rhede abzuhelfen, beabsich-
tigt die türkische Regierung die Erbauung eines geschlossenen
Hafenbasins.

Nach dem ausgearbeiteten, aber noch nicht genehmigten Projecte, das in
unserem Hafenplane aufgenommen wurde, soll ein 400 m langer Steindamm von
der Kalmekspitze in ONO-Richtung und ein 940 m langer Damm von der Eleusa-
spitze gegen NNO geführt werden. Das durch die Dämme eingeschlossene Bassin
müsste bis zu einer Tiefe von 8·6 m ausgebaggert und an der Südseite ein Quai
von 71.500 m2 für den Bau von Häusern oder Magazinen angeschüttet werden.

Trapezunt ist von Natur das bequemste Thor, durch welches
Persien mit Europa in Verbindung treten kann, seit Russland die
günstigen Verkehrswege über Batum-Baku und den über das caspische
Meer ausschliesslich dem Handel seiner Unterthanen vorbehalten hat.
Der Handel Trapezunts zerfällt daher in den kleinasiatischen und in
den Transitoverkehr von und nach Persien. Aber auch beide zusammen
erreichen heute keine bedeutende Ziffer. Der Transitoverkehr mit
Persien geht aber immer mehr zurück, weil der Weg über Trapezunt
viel Zeit erfordert und die Frachten hoch und ganz je nach der
Anzahl der vorhandenen Kameele äusserst variirend sind. Im Winter,
Frühjahr und Herbst ist dieser Weg wegen der Schneemassen, Lawinen
und Ueberschwemmungen sehr schwierig, im Sommer wieder leiden
die Saumthiere Mangel an Futter, so dass die durchschnittliche Trans-
portdauer von Trapezunt nach Täbris 55--60 Tage beträgt. Gleichzeitig
befestigt sich Russlands commerzielle Stellung in Persien, und England
begünstigt die Strassen, welche von Buschir, Bender Abbas und Moha-
merah am persischen Meerbusen in das Innere Persiens führen. Der
anatolische Handel aber zieht sich nach Samsun. Die Binnenvilajete
Kharput und Diarbekir werden wegen der besseren Strassen, die von
Samsun ausgehen, jetzt von dort aus mit europäischen Waaren ver-
sehen. Trapezunt ist heute nur für die Gebiete, die an der per-
sischen Karawanenstrasse nach Erzerum und Täbris liegen, vermitteln-
der Hafen.

Die türkische Regierung müsste, um den Verkehr über Trape-
zunt zu beleben, die schwierigsten Stellen der Strasse Trapezunt--Tä-
bris umlegen. Dadurch liessen sich Transportdauer und Frachtsatz
dieser Route, auf welcher übrigens im Sommer auch Fourgons, mit vier
Pferden bespannt, verkehren, mit Leichtigkeit auf die Hälfte des
gegenwärtigen Ausmasses herabsetzen, und die Route über Trapezunt
könnte mit den Routen über den persischen Golf erfolgreich in Wett-
bewerb treten.


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Trapezunt.

Um den Calamitäten der offenen Rhede abzuhelfen, beabsich-
tigt die türkische Regierung die Erbauung eines geschlossenen
Hafenbasins.

Nach dem ausgearbeiteten, aber noch nicht genehmigten Projecte, das in
unserem Hafenplane aufgenommen wurde, soll ein 400 m langer Steindamm von
der Kalmekspitze in ONO-Richtung und ein 940 m langer Damm von der Eleusa-
spitze gegen NNO geführt werden. Das durch die Dämme eingeschlossene Bassin
müsste bis zu einer Tiefe von 8·6 m ausgebaggert und an der Südseite ein Quai
von 71.500 m2 für den Bau von Häusern oder Magazinen angeschüttet werden.

Trapezunt ist von Natur das bequemste Thor, durch welches
Persien mit Europa in Verbindung treten kann, seit Russland die
günstigen Verkehrswege über Batum-Baku und den über das caspische
Meer ausschliesslich dem Handel seiner Unterthanen vorbehalten hat.
Der Handel Trapezunts zerfällt daher in den kleinasiatischen und in
den Transitoverkehr von und nach Persien. Aber auch beide zusammen
erreichen heute keine bedeutende Ziffer. Der Transitoverkehr mit
Persien geht aber immer mehr zurück, weil der Weg über Trapezunt
viel Zeit erfordert und die Frachten hoch und ganz je nach der
Anzahl der vorhandenen Kameele äusserst variirend sind. Im Winter,
Frühjahr und Herbst ist dieser Weg wegen der Schneemassen, Lawinen
und Ueberschwemmungen sehr schwierig, im Sommer wieder leiden
die Saumthiere Mangel an Futter, so dass die durchschnittliche Trans-
portdauer von Trapezunt nach Täbris 55—60 Tage beträgt. Gleichzeitig
befestigt sich Russlands commerzielle Stellung in Persien, und England
begünstigt die Strassen, welche von Buschir, Bender Abbas und Moha-
merah am persischen Meerbusen in das Innere Persiens führen. Der
anatolische Handel aber zieht sich nach Samsun. Die Binnenvilajete
Kharput und Diarbekir werden wegen der besseren Strassen, die von
Samsun ausgehen, jetzt von dort aus mit europäischen Waaren ver-
sehen. Trapezunt ist heute nur für die Gebiete, die an der per-
sischen Karawanenstrasse nach Erzerum und Täbris liegen, vermitteln-
der Hafen.

Die türkische Regierung müsste, um den Verkehr über Trape-
zunt zu beleben, die schwierigsten Stellen der Strasse Trapezunt—Tä-
bris umlegen. Dadurch liessen sich Transportdauer und Frachtsatz
dieser Route, auf welcher übrigens im Sommer auch Fourgons, mit vier
Pferden bespannt, verkehren, mit Leichtigkeit auf die Hälfte des
gegenwärtigen Ausmasses herabsetzen, und die Route über Trapezunt
könnte mit den Routen über den persischen Golf erfolgreich in Wett-
bewerb treten.


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[195/0215] Trapezunt. Um den Calamitäten der offenen Rhede abzuhelfen, beabsich- tigt die türkische Regierung die Erbauung eines geschlossenen Hafenbasins. Nach dem ausgearbeiteten, aber noch nicht genehmigten Projecte, das in unserem Hafenplane aufgenommen wurde, soll ein 400 m langer Steindamm von der Kalmekspitze in ONO-Richtung und ein 940 m langer Damm von der Eleusa- spitze gegen NNO geführt werden. Das durch die Dämme eingeschlossene Bassin müsste bis zu einer Tiefe von 8·6 m ausgebaggert und an der Südseite ein Quai von 71.500 m2 für den Bau von Häusern oder Magazinen angeschüttet werden. Trapezunt ist von Natur das bequemste Thor, durch welches Persien mit Europa in Verbindung treten kann, seit Russland die günstigen Verkehrswege über Batum-Baku und den über das caspische Meer ausschliesslich dem Handel seiner Unterthanen vorbehalten hat. Der Handel Trapezunts zerfällt daher in den kleinasiatischen und in den Transitoverkehr von und nach Persien. Aber auch beide zusammen erreichen heute keine bedeutende Ziffer. Der Transitoverkehr mit Persien geht aber immer mehr zurück, weil der Weg über Trapezunt viel Zeit erfordert und die Frachten hoch und ganz je nach der Anzahl der vorhandenen Kameele äusserst variirend sind. Im Winter, Frühjahr und Herbst ist dieser Weg wegen der Schneemassen, Lawinen und Ueberschwemmungen sehr schwierig, im Sommer wieder leiden die Saumthiere Mangel an Futter, so dass die durchschnittliche Trans- portdauer von Trapezunt nach Täbris 55—60 Tage beträgt. Gleichzeitig befestigt sich Russlands commerzielle Stellung in Persien, und England begünstigt die Strassen, welche von Buschir, Bender Abbas und Moha- merah am persischen Meerbusen in das Innere Persiens führen. Der anatolische Handel aber zieht sich nach Samsun. Die Binnenvilajete Kharput und Diarbekir werden wegen der besseren Strassen, die von Samsun ausgehen, jetzt von dort aus mit europäischen Waaren ver- sehen. Trapezunt ist heute nur für die Gebiete, die an der per- sischen Karawanenstrasse nach Erzerum und Täbris liegen, vermitteln- der Hafen. Die türkische Regierung müsste, um den Verkehr über Trape- zunt zu beleben, die schwierigsten Stellen der Strasse Trapezunt—Tä- bris umlegen. Dadurch liessen sich Transportdauer und Frachtsatz dieser Route, auf welcher übrigens im Sommer auch Fourgons, mit vier Pferden bespannt, verkehren, mit Leichtigkeit auf die Hälfte des gegenwärtigen Ausmasses herabsetzen, und die Route über Trapezunt könnte mit den Routen über den persischen Golf erfolgreich in Wett- bewerb treten. 25*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/215>, abgerufen am 26.11.2024.