Das kleine Städtchen Sulina mit 3200 Einwohnern ist das Thor, durch welches der ganze Seeverkehr der rumänischen Häfen Sulina, Tultscha, Galatz, Braila und eines Theiles der russischen Plätze Reni, Ismail und Kilia passiren muss. Sein Verkehr ist vollständig abhängig von den Verhältnissen, welche in dem ganzen Gebiete des Unterlaufes der Donau herrschen, denn der ganze Bezirk Sulina hat nur 7940 Bewohner, die grösstentheils aus Fischern, Seeleuten und Taglöhnern bestehen. Hier müssen wir also in erster Linie den Schiffs- verkehr ins Auge fassen.
Der gesammte internationale Schiffsverkehr an der Sulinamündung betrug:
[Tabelle]
Wir schicken voran, dass der grösste Theil der einlaufenden Schiffe unbe- laden ist.
An der Steigerung des Tonnenverkehres der Dampfschiffe hat die englische Flagge den Löwenantheil, und im Jahre 1888 waren die englischen Dampfer an dem gesammten Schiffsverkehr der obengenannten Donauhäfen mit 46 % der An- zahl der Schiffe und 71 % des Tonnengehaltes betheiligt, dagegen die übrigen Flaggen, Dampfer und Segler zusammengenommen mit 54, respective 29 %. Es ist überdies zu bemerken, dass von den Engländern nur Dampfschiffe auf der unteren Donau verkehren und dass die englischen Schiffahrts-Unternehmungen meist die Fracht des Getreides vermitteln, die ihnen und den Schiffen anderer Nationen, die diesen Theil des Handels betreiben, meist volle Ladung sichert, während die Schiffe der regelmässigen Linien, die bei Galatz aufgezählt sind, sich mit Theil- ladungen begnügen müssen. Ueberdies drücken sie gegenseitig die Frachtsätze zu sehr herab, vor allem die Gesellschaft Navigation a vapeur Egee, Eigenthümer Courtgi & Co. in Constantinopel, welche 1888 wieder in der Sulina erschienen ist.
Neben England, doch weit zurück, stehen Oesterreich-Ungarn, diesem fast gleich Griechenland, dann Frankreich, Italien, Russland und die Türkei; letztere überwiegend mit Segelschiffen.
Nur ein kleiner Theil der obigen Dampfer ist in Sulina handelsthätig. Die Ziffer erreichte 1888 1172 Dampfer mit 1,035.890 Tonnen, 67 Segler mit 6125 Tonnen, also zusammen 1239 Schiffe mit 1,042.015 Tonnen im internationalen Verkehre; der selbständige Küstenverkehr Sulinas erreichte 1888 1454 beladene Segler mit 377.397 Tonnen im Einlaufe und dieselbe Zahl unbeladener Schiffe im Auslaufe. Diese Schiffe sind nämlich die Schleppschiffe, welche von den oberen Häfen Getreide bringen und bedeutenden Gewinn abwerfen; sie sind meist in den Händen von Griechen. In Zukunft will sich auch die Erste k. k. priv. Donau- Dampfschiffahrtsgesellschaft mit eigens in Budapest gebauten Dampfern mehr als bisher an dem Transporte des Getreides auf der unteren Donau betheiligen. Im Jahre 1887 umfasste der Schleppverkehr im Einlaufe 1208 Schiffe mit 306.542 Tonnen.
Rumänien und auch die beiden anderen Donauuferstaaten Russland und Bulgarien sind Ackerbaustaaten und wichtig für die Versorgung des industrie-
Das Mittelmeerbecken.
Das kleine Städtchen Sulina mit 3200 Einwohnern ist das Thor, durch welches der ganze Seeverkehr der rumänischen Häfen Sulina, Tultscha, Galatz, Braila und eines Theiles der russischen Plätze Reni, Ismail und Kilia passiren muss. Sein Verkehr ist vollständig abhängig von den Verhältnissen, welche in dem ganzen Gebiete des Unterlaufes der Donau herrschen, denn der ganze Bezirk Sulina hat nur 7940 Bewohner, die grösstentheils aus Fischern, Seeleuten und Taglöhnern bestehen. Hier müssen wir also in erster Linie den Schiffs- verkehr ins Auge fassen.
Der gesammte internationale Schiffsverkehr an der Sulinamündung betrug:
[Tabelle]
Wir schicken voran, dass der grösste Theil der einlaufenden Schiffe unbe- laden ist.
An der Steigerung des Tonnenverkehres der Dampfschiffe hat die englische Flagge den Löwenantheil, und im Jahre 1888 waren die englischen Dampfer an dem gesammten Schiffsverkehr der obengenannten Donauhäfen mit 46 % der An- zahl der Schiffe und 71 % des Tonnengehaltes betheiligt, dagegen die übrigen Flaggen, Dampfer und Segler zusammengenommen mit 54, respective 29 %. Es ist überdies zu bemerken, dass von den Engländern nur Dampfschiffe auf der unteren Donau verkehren und dass die englischen Schiffahrts-Unternehmungen meist die Fracht des Getreides vermitteln, die ihnen und den Schiffen anderer Nationen, die diesen Theil des Handels betreiben, meist volle Ladung sichert, während die Schiffe der regelmässigen Linien, die bei Galatz aufgezählt sind, sich mit Theil- ladungen begnügen müssen. Ueberdies drücken sie gegenseitig die Frachtsätze zu sehr herab, vor allem die Gesellschaft Navigation à vapeur Egée, Eigenthümer Courtgi & Co. in Constantinopel, welche 1888 wieder in der Sulina erschienen ist.
Neben England, doch weit zurück, stehen Oesterreich-Ungarn, diesem fast gleich Griechenland, dann Frankreich, Italien, Russland und die Türkei; letztere überwiegend mit Segelschiffen.
Nur ein kleiner Theil der obigen Dampfer ist in Sulina handelsthätig. Die Ziffer erreichte 1888 1172 Dampfer mit 1,035.890 Tonnen, 67 Segler mit 6125 Tonnen, also zusammen 1239 Schiffe mit 1,042.015 Tonnen im internationalen Verkehre; der selbständige Küstenverkehr Sulinas erreichte 1888 1454 beladene Segler mit 377.397 Tonnen im Einlaufe und dieselbe Zahl unbeladener Schiffe im Auslaufe. Diese Schiffe sind nämlich die Schleppschiffe, welche von den oberen Häfen Getreide bringen und bedeutenden Gewinn abwerfen; sie sind meist in den Händen von Griechen. In Zukunft will sich auch die Erste k. k. priv. Donau- Dampfschiffahrtsgesellschaft mit eigens in Budapest gebauten Dampfern mehr als bisher an dem Transporte des Getreides auf der unteren Donau betheiligen. Im Jahre 1887 umfasste der Schleppverkehr im Einlaufe 1208 Schiffe mit 306.542 Tonnen.
Rumänien und auch die beiden anderen Donauuferstaaten Russland und Bulgarien sind Ackerbaustaaten und wichtig für die Versorgung des industrie-
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Das Mittelmeerbecken.
Das kleine Städtchen Sulina mit 3200 Einwohnern ist das Thor,
durch welches der ganze Seeverkehr der rumänischen Häfen Sulina,
Tultscha, Galatz, Braila und eines Theiles der russischen Plätze
Reni, Ismail und Kilia passiren muss. Sein Verkehr ist vollständig
abhängig von den Verhältnissen, welche in dem ganzen Gebiete des
Unterlaufes der Donau herrschen, denn der ganze Bezirk Sulina hat
nur 7940 Bewohner, die grösstentheils aus Fischern, Seeleuten und
Taglöhnern bestehen. Hier müssen wir also in erster Linie den Schiffs-
verkehr ins Auge fassen.
Der gesammte internationale Schiffsverkehr an der Sulinamündung betrug:
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Wir schicken voran, dass der grösste Theil der einlaufenden Schiffe unbe-
laden ist.
An der Steigerung des Tonnenverkehres der Dampfschiffe hat die englische
Flagge den Löwenantheil, und im Jahre 1888 waren die englischen Dampfer an
dem gesammten Schiffsverkehr der obengenannten Donauhäfen mit 46 % der An-
zahl der Schiffe und 71 % des Tonnengehaltes betheiligt, dagegen die übrigen
Flaggen, Dampfer und Segler zusammengenommen mit 54, respective 29 %. Es
ist überdies zu bemerken, dass von den Engländern nur Dampfschiffe auf der
unteren Donau verkehren und dass die englischen Schiffahrts-Unternehmungen meist
die Fracht des Getreides vermitteln, die ihnen und den Schiffen anderer Nationen,
die diesen Theil des Handels betreiben, meist volle Ladung sichert, während die
Schiffe der regelmässigen Linien, die bei Galatz aufgezählt sind, sich mit Theil-
ladungen begnügen müssen. Ueberdies drücken sie gegenseitig die Frachtsätze
zu sehr herab, vor allem die Gesellschaft Navigation à vapeur Egée, Eigenthümer
Courtgi & Co. in Constantinopel, welche 1888 wieder in der Sulina erschienen ist.
Neben England, doch weit zurück, stehen Oesterreich-Ungarn, diesem fast
gleich Griechenland, dann Frankreich, Italien, Russland und die Türkei; letztere
überwiegend mit Segelschiffen.
Nur ein kleiner Theil der obigen Dampfer ist in Sulina handelsthätig. Die
Ziffer erreichte 1888 1172 Dampfer mit 1,035.890 Tonnen, 67 Segler mit 6125
Tonnen, also zusammen 1239 Schiffe mit 1,042.015 Tonnen im internationalen
Verkehre; der selbständige Küstenverkehr Sulinas erreichte 1888 1454 beladene
Segler mit 377.397 Tonnen im Einlaufe und dieselbe Zahl unbeladener Schiffe im
Auslaufe. Diese Schiffe sind nämlich die Schleppschiffe, welche von den oberen
Häfen Getreide bringen und bedeutenden Gewinn abwerfen; sie sind meist in den
Händen von Griechen. In Zukunft will sich auch die Erste k. k. priv. Donau-
Dampfschiffahrtsgesellschaft mit eigens in Budapest gebauten Dampfern mehr als
bisher an dem Transporte des Getreides auf der unteren Donau betheiligen. Im
Jahre 1887 umfasste der Schleppverkehr im Einlaufe 1208 Schiffe mit 306.542
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Rumänien und auch die beiden anderen Donauuferstaaten Russland und
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/168>, abgerufen am 28.11.2024.
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