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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Die Donauhäfen.
Gesammtlänge von 112 km und zwar von Tchatal d'Ismail bis Ismail-
hafen 22 km, Kilia (Hafen) 46 km, Vilkov (Hafen) 29 km, Kilia-Mün-
dung 15 km.

Der Georgsarm, welcher 8/27 der Wassermenge befördert, ist
für die Schiffahrt von Tultscha abwärts bis Kedriles bei 3--4 m Tiefe
geeignet. Die Regulirung der Barren würde an diesem Arme leichter
herzustellen sein als bei der Kilia-Mündung. Dagegen besitzt der wohl
regulirte Sulina-Arm, obgleich er nur 2/27 des Donauwassers entführt, alle
Eigenschaften eines für die grössten Seeschiffe prakticablen Wasser-
weges. Die infolge einer Bestimmung des Pariser Friedens vom Jahre
1856 zur Durchführung der Regulirungsarbeiten eingesetzte euro-
päische Donaucommission hat, wie aus unserem Plane zu ersehen ist,
bei Sulina ein System von grossartigen Steindämmen aufgeführt und
durch die Einengung der Strommündung eine grössere Wasserströ-
mung erzielt, wodurch die seichten in See gelagerten Sandbarren
weggeschwemmt wurden. Dieser Arm war vor der Regulirung der
seichteste und für die Schiffahrt ungeeignetste Wasserweg; seine Wahl
im Pariser Vertrage dankte er allein der neutralen Lage. Gegenwärtig
können Schiffe bis zu 7 m Tauchung in Sulina einlaufen und bis
Galatz und Braila verkehren. Seitdem nahm die Frequenz des Sulina-
Hafens bedeutend zu und wurde eine ansehnliche Verminderung der
früher so zahlreichen Schiffbrüche erzielt.

Das unter 45° 9' nördl. Br. und 29° 40' östl. L. v. Gr. (Leucht-
feuer in der Stadt) liegende Städtchen Sulina besteht aus einer am
rechten Ufer gelagerten langen Reihe von bescheidenen Häuschen. Im
Osten sind die Gebäude der Donaucommission, die hier ihren Haupt-
sitz hat; dort ist auch das Hafencapitanat, das Telegraphenamt, die
Sanität mit dem Lootsengebäude und die Rettungsbootstation.

Am linken Donauufer sind die Werkstätten der Donaucommission
im Betriebe.

Die Hochwasserperioden der Donau fallen in das Frühjahr und in den
Herbst. Der Wasserstand erreicht zuweilen, wie 1875, die Höhe von 6 m über Null, ge-
wöhnlich aber nur 4 m. Bei einer durch mehrere Tage anhaltenden Kälte von
6 bis 8°C. bildet sich auf der Donau die Eisdecke.

Die Umgebung von Sulina ist trostlos. Während der heissen
Jahreszeit werden die Myriaden blutdürstiger Mosquitos der Sumpf-
gegend zu einer gefürchteten Landplage, und die grosse Kälte der
rauhen Winter, die, wie 1829, die Donau zuweilen mit einer 2 m
dicken Eisdecke überzieht, vollendet das wenig beneidenswerthe Los
der in Sulina exilirten Menschen.


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Die Donauhäfen.
Gesammtlänge von 112 km und zwar von Tchatal d’Ismail bis Ismail-
hafen 22 km, Kilia (Hafen) 46 km, Vilkov (Hafen) 29 km, Kilia-Mün-
dung 15 km.

Der Georgsarm, welcher 8/27 der Wassermenge befördert, ist
für die Schiffahrt von Tultscha abwärts bis Kedriles bei 3—4 m Tiefe
geeignet. Die Regulirung der Barren würde an diesem Arme leichter
herzustellen sein als bei der Kilia-Mündung. Dagegen besitzt der wohl
regulirte Sulina-Arm, obgleich er nur 2/27 des Donauwassers entführt, alle
Eigenschaften eines für die grössten Seeschiffe prakticablen Wasser-
weges. Die infolge einer Bestimmung des Pariser Friedens vom Jahre
1856 zur Durchführung der Regulirungsarbeiten eingesetzte euro-
päische Donaucommission hat, wie aus unserem Plane zu ersehen ist,
bei Sulina ein System von grossartigen Steindämmen aufgeführt und
durch die Einengung der Strommündung eine grössere Wasserströ-
mung erzielt, wodurch die seichten in See gelagerten Sandbarren
weggeschwemmt wurden. Dieser Arm war vor der Regulirung der
seichteste und für die Schiffahrt ungeeignetste Wasserweg; seine Wahl
im Pariser Vertrage dankte er allein der neutralen Lage. Gegenwärtig
können Schiffe bis zu 7 m Tauchung in Sulina einlaufen und bis
Galatz und Braila verkehren. Seitdem nahm die Frequenz des Sulina-
Hafens bedeutend zu und wurde eine ansehnliche Verminderung der
früher so zahlreichen Schiffbrüche erzielt.

Das unter 45° 9′ nördl. Br. und 29° 40′ östl. L. v. Gr. (Leucht-
feuer in der Stadt) liegende Städtchen Sulina besteht aus einer am
rechten Ufer gelagerten langen Reihe von bescheidenen Häuschen. Im
Osten sind die Gebäude der Donaucommission, die hier ihren Haupt-
sitz hat; dort ist auch das Hafencapitanat, das Telegraphenamt, die
Sanität mit dem Lootsengebäude und die Rettungsbootstation.

Am linken Donauufer sind die Werkstätten der Donaucommission
im Betriebe.

Die Hochwasserperioden der Donau fallen in das Frühjahr und in den
Herbst. Der Wasserstand erreicht zuweilen, wie 1875, die Höhe von 6 m über Null, ge-
wöhnlich aber nur 4 m. Bei einer durch mehrere Tage anhaltenden Kälte von
6 bis 8°C. bildet sich auf der Donau die Eisdecke.

Die Umgebung von Sulina ist trostlos. Während der heissen
Jahreszeit werden die Myriaden blutdürstiger Mosquitos der Sumpf-
gegend zu einer gefürchteten Landplage, und die grosse Kälte der
rauhen Winter, die, wie 1829, die Donau zuweilen mit einer 2 m
dicken Eisdecke überzieht, vollendet das wenig beneidenswerthe Los
der in Sulina exilirten Menschen.


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[147/0167] Die Donauhäfen. Gesammtlänge von 112 km und zwar von Tchatal d’Ismail bis Ismail- hafen 22 km, Kilia (Hafen) 46 km, Vilkov (Hafen) 29 km, Kilia-Mün- dung 15 km. Der Georgsarm, welcher 8/27 der Wassermenge befördert, ist für die Schiffahrt von Tultscha abwärts bis Kedriles bei 3—4 m Tiefe geeignet. Die Regulirung der Barren würde an diesem Arme leichter herzustellen sein als bei der Kilia-Mündung. Dagegen besitzt der wohl regulirte Sulina-Arm, obgleich er nur 2/27 des Donauwassers entführt, alle Eigenschaften eines für die grössten Seeschiffe prakticablen Wasser- weges. Die infolge einer Bestimmung des Pariser Friedens vom Jahre 1856 zur Durchführung der Regulirungsarbeiten eingesetzte euro- päische Donaucommission hat, wie aus unserem Plane zu ersehen ist, bei Sulina ein System von grossartigen Steindämmen aufgeführt und durch die Einengung der Strommündung eine grössere Wasserströ- mung erzielt, wodurch die seichten in See gelagerten Sandbarren weggeschwemmt wurden. Dieser Arm war vor der Regulirung der seichteste und für die Schiffahrt ungeeignetste Wasserweg; seine Wahl im Pariser Vertrage dankte er allein der neutralen Lage. Gegenwärtig können Schiffe bis zu 7 m Tauchung in Sulina einlaufen und bis Galatz und Braila verkehren. Seitdem nahm die Frequenz des Sulina- Hafens bedeutend zu und wurde eine ansehnliche Verminderung der früher so zahlreichen Schiffbrüche erzielt. Das unter 45° 9′ nördl. Br. und 29° 40′ östl. L. v. Gr. (Leucht- feuer in der Stadt) liegende Städtchen Sulina besteht aus einer am rechten Ufer gelagerten langen Reihe von bescheidenen Häuschen. Im Osten sind die Gebäude der Donaucommission, die hier ihren Haupt- sitz hat; dort ist auch das Hafencapitanat, das Telegraphenamt, die Sanität mit dem Lootsengebäude und die Rettungsbootstation. Am linken Donauufer sind die Werkstätten der Donaucommission im Betriebe. Die Hochwasserperioden der Donau fallen in das Frühjahr und in den Herbst. Der Wasserstand erreicht zuweilen, wie 1875, die Höhe von 6 m über Null, ge- wöhnlich aber nur 4 m. Bei einer durch mehrere Tage anhaltenden Kälte von 6 bis 8°C. bildet sich auf der Donau die Eisdecke. Die Umgebung von Sulina ist trostlos. Während der heissen Jahreszeit werden die Myriaden blutdürstiger Mosquitos der Sumpf- gegend zu einer gefürchteten Landplage, und die grosse Kälte der rauhen Winter, die, wie 1829, die Donau zuweilen mit einer 2 m dicken Eisdecke überzieht, vollendet das wenig beneidenswerthe Los der in Sulina exilirten Menschen. 19*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/167>, abgerufen am 24.11.2024.