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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
Anblick. Wir erwähnen hier nur die mit einander parallel laufenden
Corporation, York und North Queen Street, die sämmtlich durch eine
andere Reihe von Parallelstrassen senkrecht durchschnitten werden,
May und Chichester Street mit ihren Fortsetzungen. In der Fortsetzung
von May Street, auf dem Donegall-Square liegt die sogenannte Leinen-
halle, Linenhouse, weniger wegen ihrer Architektonik als wegen ihres
Zusammenhanges mit dem Hauptindustriezweig der Stadt von Be-
deutung. Die Leinenindustrie nämlich ist das Wahrzeichen von Belfast,
die feste Grundlage seiner Entwicklung. Die Leinenhalle wurde 1785
erbaut und diente als eine Art von Börse für diesen Artikel, dessen
Pflege in Irland weit zurückreicht, so dass schon in vergangenen
Jahrhunderten die irischen Weber eines Weltrufes genossen.

Unter Karl I. hat Lord Strafford, der überhaupt viel Interesse
für Belfast zeigte, viel zur Hebung dieses Industriezweiges beigetragen,
später brachten hugenottische Flüchtlinge ihre speciellen Fertigkeiten
zum Nutzen der Stadt und Industrie nach Belfast, und Königin Anna
setzte eine eigene Commission von Vertrauensmännern ein, denen die
Pflege der Leinenindustrie besonders überantwortet war. Durch unaus-
gesetzte Verbesserungen in den Erzeugungsmethoden, gepaart mit
grosser Reellität im Verkaufe, gelang es den Belfaster Fabrikanten,
ihr Product zur ersten Marke gegenüber jeder Concurrenz zu erheben.
Der erste Börsenplatz der Welt für Linnen ist eben das "Linen-
house" in Belfast. Diese Leinenhalle führte früher den besonderen
Namen der weissen Leinenhalle, im Gegensatze zu der braunen
Leinenhalle, die heute nicht mehr benützt wird, jedoch der Be-
stimmung ihres Stiftbriefes wegen jeden Freitag offen gehalten
werden muss.

Zu den schönsten Gebäuden von Belfast zählt das in den Fünf-
zigerjahren errichtete, in italienischem Styl gehaltene Zollamt am
Donegall Quai. Natürlich mangelt es auch hier nicht an Kirchenbauten
beider Confessionen. Belfast ist eigentlich die Metropole der irischen
Presbyterianer, und die St. Enochs-Kirche nimmt unter ihren gottes-
dienstlichen Häusern den ersten Rang ein. Die irische Kirche weist
auch eine stattliche Anzahl von Gebäuden auf, darunter St. Anna in
Donegall Street, 1788 gebaut, St. Georg in High Street, die Christus-
kirche auf dem College Square. Ebenso sind die in der Stadt ziemlich
zahlreichen Methodisten mit einigen Kirchen vertreten. Die Katholiken
haben die sehr schöne und imposante St. Patrick-Kirche und nebst
anderen auch die zierliche St. Malachias-Kirche.

Die Erziehungs- und Lehranstalten von Belfast haben seit jeher

Der atlantische Ocean.
Anblick. Wir erwähnen hier nur die mit einander parallel laufenden
Corporation, York und North Queen Street, die sämmtlich durch eine
andere Reihe von Parallelstrassen senkrecht durchschnitten werden,
May und Chichester Street mit ihren Fortsetzungen. In der Fortsetzung
von May Street, auf dem Donegall-Square liegt die sogenannte Leinen-
halle, Linenhouse, weniger wegen ihrer Architektonik als wegen ihres
Zusammenhanges mit dem Hauptindustriezweig der Stadt von Be-
deutung. Die Leinenindustrie nämlich ist das Wahrzeichen von Belfast,
die feste Grundlage seiner Entwicklung. Die Leinenhalle wurde 1785
erbaut und diente als eine Art von Börse für diesen Artikel, dessen
Pflege in Irland weit zurückreicht, so dass schon in vergangenen
Jahrhunderten die irischen Weber eines Weltrufes genossen.

Unter Karl I. hat Lord Strafford, der überhaupt viel Interesse
für Belfast zeigte, viel zur Hebung dieses Industriezweiges beigetragen,
später brachten hugenottische Flüchtlinge ihre speciellen Fertigkeiten
zum Nutzen der Stadt und Industrie nach Belfast, und Königin Anna
setzte eine eigene Commission von Vertrauensmännern ein, denen die
Pflege der Leinenindustrie besonders überantwortet war. Durch unaus-
gesetzte Verbesserungen in den Erzeugungsmethoden, gepaart mit
grosser Reellität im Verkaufe, gelang es den Belfaster Fabrikanten,
ihr Product zur ersten Marke gegenüber jeder Concurrenz zu erheben.
Der erste Börsenplatz der Welt für Linnen ist eben das „Linen-
house“ in Belfast. Diese Leinenhalle führte früher den besonderen
Namen der weissen Leinenhalle, im Gegensatze zu der braunen
Leinenhalle, die heute nicht mehr benützt wird, jedoch der Be-
stimmung ihres Stiftbriefes wegen jeden Freitag offen gehalten
werden muss.

Zu den schönsten Gebäuden von Belfast zählt das in den Fünf-
zigerjahren errichtete, in italienischem Styl gehaltene Zollamt am
Donegall Quai. Natürlich mangelt es auch hier nicht an Kirchenbauten
beider Confessionen. Belfast ist eigentlich die Metropole der irischen
Presbyterianer, und die St. Enochs-Kirche nimmt unter ihren gottes-
dienstlichen Häusern den ersten Rang ein. Die irische Kirche weist
auch eine stattliche Anzahl von Gebäuden auf, darunter St. Anna in
Donegall Street, 1788 gebaut, St. Georg in High Street, die Christus-
kirche auf dem College Square. Ebenso sind die in der Stadt ziemlich
zahlreichen Methodisten mit einigen Kirchen vertreten. Die Katholiken
haben die sehr schöne und imposante St. Patrick-Kirche und nebst
anderen auch die zierliche St. Malachias-Kirche.

Die Erziehungs- und Lehranstalten von Belfast haben seit jeher

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[1090/1110] Der atlantische Ocean. Anblick. Wir erwähnen hier nur die mit einander parallel laufenden Corporation, York und North Queen Street, die sämmtlich durch eine andere Reihe von Parallelstrassen senkrecht durchschnitten werden, May und Chichester Street mit ihren Fortsetzungen. In der Fortsetzung von May Street, auf dem Donegall-Square liegt die sogenannte Leinen- halle, Linenhouse, weniger wegen ihrer Architektonik als wegen ihres Zusammenhanges mit dem Hauptindustriezweig der Stadt von Be- deutung. Die Leinenindustrie nämlich ist das Wahrzeichen von Belfast, die feste Grundlage seiner Entwicklung. Die Leinenhalle wurde 1785 erbaut und diente als eine Art von Börse für diesen Artikel, dessen Pflege in Irland weit zurückreicht, so dass schon in vergangenen Jahrhunderten die irischen Weber eines Weltrufes genossen. Unter Karl I. hat Lord Strafford, der überhaupt viel Interesse für Belfast zeigte, viel zur Hebung dieses Industriezweiges beigetragen, später brachten hugenottische Flüchtlinge ihre speciellen Fertigkeiten zum Nutzen der Stadt und Industrie nach Belfast, und Königin Anna setzte eine eigene Commission von Vertrauensmännern ein, denen die Pflege der Leinenindustrie besonders überantwortet war. Durch unaus- gesetzte Verbesserungen in den Erzeugungsmethoden, gepaart mit grosser Reellität im Verkaufe, gelang es den Belfaster Fabrikanten, ihr Product zur ersten Marke gegenüber jeder Concurrenz zu erheben. Der erste Börsenplatz der Welt für Linnen ist eben das „Linen- house“ in Belfast. Diese Leinenhalle führte früher den besonderen Namen der weissen Leinenhalle, im Gegensatze zu der braunen Leinenhalle, die heute nicht mehr benützt wird, jedoch der Be- stimmung ihres Stiftbriefes wegen jeden Freitag offen gehalten werden muss. Zu den schönsten Gebäuden von Belfast zählt das in den Fünf- zigerjahren errichtete, in italienischem Styl gehaltene Zollamt am Donegall Quai. Natürlich mangelt es auch hier nicht an Kirchenbauten beider Confessionen. Belfast ist eigentlich die Metropole der irischen Presbyterianer, und die St. Enochs-Kirche nimmt unter ihren gottes- dienstlichen Häusern den ersten Rang ein. Die irische Kirche weist auch eine stattliche Anzahl von Gebäuden auf, darunter St. Anna in Donegall Street, 1788 gebaut, St. Georg in High Street, die Christus- kirche auf dem College Square. Ebenso sind die in der Stadt ziemlich zahlreichen Methodisten mit einigen Kirchen vertreten. Die Katholiken haben die sehr schöne und imposante St. Patrick-Kirche und nebst anderen auch die zierliche St. Malachias-Kirche. Die Erziehungs- und Lehranstalten von Belfast haben seit jeher

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1090. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1110>, abgerufen am 24.11.2024.