Fels, erfordert. Diese Massenbewegung wird mit Hilfe von 194 Dampf- krahnen, 182 Locomobilen und anderen Dampfmaschinen, sowie von 200 Dampfpumpen bewältigt. Sämmtliche Arbeitsmaschinen verbrau- chen monatlich 10.000 t Kohle für ihren Betrieb.
Der Manchestercanal wird jedenfalls einen guten Theil des Verkehres an sich ziehen und nicht nur Liverpool, sondern auch die betheiligten Eisenbahnen beeinträchtigen. Freilich bei der kolossalen stetigen Steigerung der wirtschaftlichen Bewegung namentlich in den fraglichen Theilen von England darf man annehmen, dass schliesslich trotz des Manchestercanales immer noch die Quelle des Erwerbes für Liverpool-Birkenhead reichlich genug fliessen werde. Interessant ist, dass zur Anlage dieses Seeschiffahrtscanales dieselbe Ursache treibt, welche 1827 zur Errichtung der ersten Eisenbahn trieb, nämlich die Umgehung der theueren Transportspesen zwischen Liverpool und Manchester.
Betrachten wir nun die maritime Lage Liverpools, so finden wir dieselbe für die Schiffahrt sehr günstig. Zwar hat der Mersey an seiner Mündung, wie die meisten Flüsse, eine Barre angesetzt, allein nachdem die Flut die gewaltige Höhe von 7·5 m erreicht, so bietet die Ueberschreitung der bei Ebbe nur 3·6 m Wasser führenden Barre selbst für die grössten Schiffe keine Schwierigkeit. Ueberhaupt sind hier der reissende Flutstrom und der Ebbestrom die beiden gross- artigen treibenden Gewalten, welche bei der Schiffahrt und bei der Dockmanipulation ausserordentlich zur Geltung kommen.
Unser Uebersichtsplan zeigt den ganzen Verlauf des nach Liver- pool-Birkenhead führenden Fahrwassers. Der durch Leuchtschiffe und Tonnen gut markirte Queen-Channel bildet die wichtigste Zufahrt- strasse nach Liverpool, welche innerhalb der Barre selbst bei tiefster Ebbe nirgends weniger als 8 m Wassertiefe aufweist. Die Barre zwingt aber grössere Schiffe zum Abwarten des Hochwassers. Ausgedehnte Sandbänke liegen auf der Westseite des Canales, und ein breiter Ebb- strand zieht sich längs des Festlandes hin, welchen die Flut mit tiefem Wasser bedeckt. Man ersieht aus dem Plane, dass auch längs der Dockanlagen die Anschwemmung von Sinkstoffen stattgefunden hat. Zu ihrer Beseitigung hat man äusserst sinnreiche Einrichtungen am nördlichen Ende bei der Canada-Dock-Einfahrt gemacht. In den beiden Seitenwänden des Langton-Docks wurden mächtige Canäle (3·7 m breit, 3·7 m hoch und 9·3 m unter dem Niveau der ge- wöhnlichen Flut) geführt und ein dritter Canal von einer anderen Seite zugeleitet. Diese Canäle sind gewöhnlich abgesperrt. Will man
Liverpool.
Fels, erfordert. Diese Massenbewegung wird mit Hilfe von 194 Dampf- krahnen, 182 Locomobilen und anderen Dampfmaschinen, sowie von 200 Dampfpumpen bewältigt. Sämmtliche Arbeitsmaschinen verbrau- chen monatlich 10.000 t Kohle für ihren Betrieb.
Der Manchestercanal wird jedenfalls einen guten Theil des Verkehres an sich ziehen und nicht nur Liverpool, sondern auch die betheiligten Eisenbahnen beeinträchtigen. Freilich bei der kolossalen stetigen Steigerung der wirtschaftlichen Bewegung namentlich in den fraglichen Theilen von England darf man annehmen, dass schliesslich trotz des Manchestercanales immer noch die Quelle des Erwerbes für Liverpool-Birkenhead reichlich genug fliessen werde. Interessant ist, dass zur Anlage dieses Seeschiffahrtscanales dieselbe Ursache treibt, welche 1827 zur Errichtung der ersten Eisenbahn trieb, nämlich die Umgehung der theueren Transportspesen zwischen Liverpool und Manchester.
Betrachten wir nun die maritime Lage Liverpools, so finden wir dieselbe für die Schiffahrt sehr günstig. Zwar hat der Mersey an seiner Mündung, wie die meisten Flüsse, eine Barre angesetzt, allein nachdem die Flut die gewaltige Höhe von 7·5 m erreicht, so bietet die Ueberschreitung der bei Ebbe nur 3·6 m Wasser führenden Barre selbst für die grössten Schiffe keine Schwierigkeit. Ueberhaupt sind hier der reissende Flutstrom und der Ebbestrom die beiden gross- artigen treibenden Gewalten, welche bei der Schiffahrt und bei der Dockmanipulation ausserordentlich zur Geltung kommen.
Unser Uebersichtsplan zeigt den ganzen Verlauf des nach Liver- pool-Birkenhead führenden Fahrwassers. Der durch Leuchtschiffe und Tonnen gut markirte Queen-Channel bildet die wichtigste Zufahrt- strasse nach Liverpool, welche innerhalb der Barre selbst bei tiefster Ebbe nirgends weniger als 8 m Wassertiefe aufweist. Die Barre zwingt aber grössere Schiffe zum Abwarten des Hochwassers. Ausgedehnte Sandbänke liegen auf der Westseite des Canales, und ein breiter Ebb- strand zieht sich längs des Festlandes hin, welchen die Flut mit tiefem Wasser bedeckt. Man ersieht aus dem Plane, dass auch längs der Dockanlagen die Anschwemmung von Sinkstoffen stattgefunden hat. Zu ihrer Beseitigung hat man äusserst sinnreiche Einrichtungen am nördlichen Ende bei der Canada-Dock-Einfahrt gemacht. In den beiden Seitenwänden des Langton-Docks wurden mächtige Canäle (3·7 m breit, 3·7 m hoch und 9·3 m unter dem Niveau der ge- wöhnlichen Flut) geführt und ein dritter Canal von einer anderen Seite zugeleitet. Diese Canäle sind gewöhnlich abgesperrt. Will man
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Liverpool.
Fels, erfordert. Diese Massenbewegung wird mit Hilfe von 194 Dampf-
krahnen, 182 Locomobilen und anderen Dampfmaschinen, sowie von
200 Dampfpumpen bewältigt. Sämmtliche Arbeitsmaschinen verbrau-
chen monatlich 10.000 t Kohle für ihren Betrieb.
Der Manchestercanal wird jedenfalls einen guten Theil des
Verkehres an sich ziehen und nicht nur Liverpool, sondern auch die
betheiligten Eisenbahnen beeinträchtigen. Freilich bei der kolossalen
stetigen Steigerung der wirtschaftlichen Bewegung namentlich in den
fraglichen Theilen von England darf man annehmen, dass schliesslich
trotz des Manchestercanales immer noch die Quelle des Erwerbes für
Liverpool-Birkenhead reichlich genug fliessen werde. Interessant ist,
dass zur Anlage dieses Seeschiffahrtscanales dieselbe Ursache treibt,
welche 1827 zur Errichtung der ersten Eisenbahn trieb, nämlich die
Umgehung der theueren Transportspesen zwischen Liverpool und
Manchester.
Betrachten wir nun die maritime Lage Liverpools, so finden
wir dieselbe für die Schiffahrt sehr günstig. Zwar hat der Mersey an
seiner Mündung, wie die meisten Flüsse, eine Barre angesetzt, allein
nachdem die Flut die gewaltige Höhe von 7·5 m erreicht, so bietet
die Ueberschreitung der bei Ebbe nur 3·6 m Wasser führenden
Barre selbst für die grössten Schiffe keine Schwierigkeit. Ueberhaupt
sind hier der reissende Flutstrom und der Ebbestrom die beiden gross-
artigen treibenden Gewalten, welche bei der Schiffahrt und bei der
Dockmanipulation ausserordentlich zur Geltung kommen.
Unser Uebersichtsplan zeigt den ganzen Verlauf des nach Liver-
pool-Birkenhead führenden Fahrwassers. Der durch Leuchtschiffe und
Tonnen gut markirte Queen-Channel bildet die wichtigste Zufahrt-
strasse nach Liverpool, welche innerhalb der Barre selbst bei tiefster
Ebbe nirgends weniger als 8 m Wassertiefe aufweist. Die Barre zwingt
aber grössere Schiffe zum Abwarten des Hochwassers. Ausgedehnte
Sandbänke liegen auf der Westseite des Canales, und ein breiter Ebb-
strand zieht sich längs des Festlandes hin, welchen die Flut mit
tiefem Wasser bedeckt. Man ersieht aus dem Plane, dass auch längs
der Dockanlagen die Anschwemmung von Sinkstoffen stattgefunden
hat. Zu ihrer Beseitigung hat man äusserst sinnreiche Einrichtungen
am nördlichen Ende bei der Canada-Dock-Einfahrt gemacht. In den
beiden Seitenwänden des Langton-Docks wurden mächtige Canäle
(3·7 m breit, 3·7 m hoch und 9·3 m unter dem Niveau der ge-
wöhnlichen Flut) geführt und ein dritter Canal von einer anderen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1037. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1057>, abgerufen am 23.11.2024.
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