Zusammenhange mit den Dockanlagen stehen im Ganzen 25 Trocken- docks, welche gleichfalls vom Board hergestellt wurden und nach Bedarf verwendet werden. Ihre Grösse variirt von 10 bis 25 m Breite und 87 bis 233 m Länge. Mustert man die einzelnen Docks im Detail, so findet man wesentliche, durch die Verschiedenheit der Bau- zeit veranlasste Unterschiede in Bezug auf deren Arrangement. In einigen stehen die Hangars noch in wenig zweckmässiger Weise fast am Wasser, so dass zwischen ihnen und der Uferkante kaum 1 m Raum bleibt, dagegen war man in den neueren Anlagen immer mehr darauf bedacht, dem durch die Erfahrung bewährten Principe, wo- nach längs des Ufers vor Allem für eine gute und zugängliche Längen- verbindung gesorgt werden soll, zu entsprechen. Ebenso zeigt sich in den jüngeren Anlagen immer mehr das Bestreben nach besserer und directerer Verbindung zur Bahn.
Eine unstreitig grossartige Einrichtung ist auch der beim Alexandra-Dock errichtete Getreide-Silo, der 50.000 Tons Getreide aufzunehmen vermag und dessen Elevatoren per Stunde 75 Tons be- wältigen können.
Längs dieses ganzen Docksystems bewegt sich ununterbrochen ein ganz gewaltiger Verkehr, dem leider die Breite der Strassen, auf die er angewiesen ist, nicht entspricht. Es hat sich daher 1888 eine Gesellschaft gebildet, um längs der Docks eine Overhead oder Elevated railway, d. h. einen auf hohen Säulen ruhenden Schienenweg zu bauen, wodurch der gegenwärtige Verkehr der Fussgänger und jener der Fuhrwerke ungestört statthaben kann. Nachdem die Ge- sellschaft 1889 die hiezu erforderliche Ermächtigung des Parlamentes erhalten hatte, schloss sie einen Vertrag mit einem Bauunternehmer ab, welcher sofort Hand ans Werk legte, und man hofft 1891 die Bahn eröffnen zu können. Dieser Schienenweg ist für den Personen- transport bestimmt, wird 10·5 km lang sein und auf 5·5 m hohen Säulen ruhen, die aus zwei Schaftrinnen und zwei Platten zusammen- genietet sind; die Träger wiegen je etwa 25 t und haben eine normale Spannung von 15·3 m, an einigen Stellen jedoch auch von 23 bis 30·5 m. Der Quere nach wird der obere Theil mit Hobsons' patentirtem Boden, d. i. mit halbrund gebogenen Platten bedeckt sein, auf diese legt man hölzerne Schwellen und auf diese die stählernen Schienen. Nach je einer halben Meile (0·8 km) wird die Linie eine Halte- stelle besitzen. Als Bewegkraft der Waggons ist Elektricität in Aus- sicht genommen. Auch der Mersey bietet ein höchst belebtes Bild dar, welches durch die Bedürfnisse des localen Verkehres, dem
Liverpool.
Zusammenhange mit den Dockanlagen stehen im Ganzen 25 Trocken- docks, welche gleichfalls vom Board hergestellt wurden und nach Bedarf verwendet werden. Ihre Grösse variirt von 10 bis 25 m Breite und 87 bis 233 m Länge. Mustert man die einzelnen Docks im Detail, so findet man wesentliche, durch die Verschiedenheit der Bau- zeit veranlasste Unterschiede in Bezug auf deren Arrangement. In einigen stehen die Hangars noch in wenig zweckmässiger Weise fast am Wasser, so dass zwischen ihnen und der Uferkante kaum 1 m Raum bleibt, dagegen war man in den neueren Anlagen immer mehr darauf bedacht, dem durch die Erfahrung bewährten Principe, wo- nach längs des Ufers vor Allem für eine gute und zugängliche Längen- verbindung gesorgt werden soll, zu entsprechen. Ebenso zeigt sich in den jüngeren Anlagen immer mehr das Bestreben nach besserer und directerer Verbindung zur Bahn.
Eine unstreitig grossartige Einrichtung ist auch der beim Alexandra-Dock errichtete Getreide-Silo, der 50.000 Tons Getreide aufzunehmen vermag und dessen Elevatoren per Stunde 75 Tons be- wältigen können.
Längs dieses ganzen Docksystems bewegt sich ununterbrochen ein ganz gewaltiger Verkehr, dem leider die Breite der Strassen, auf die er angewiesen ist, nicht entspricht. Es hat sich daher 1888 eine Gesellschaft gebildet, um längs der Docks eine Overhead oder Elevated railway, d. h. einen auf hohen Säulen ruhenden Schienenweg zu bauen, wodurch der gegenwärtige Verkehr der Fussgänger und jener der Fuhrwerke ungestört statthaben kann. Nachdem die Ge- sellschaft 1889 die hiezu erforderliche Ermächtigung des Parlamentes erhalten hatte, schloss sie einen Vertrag mit einem Bauunternehmer ab, welcher sofort Hand ans Werk legte, und man hofft 1891 die Bahn eröffnen zu können. Dieser Schienenweg ist für den Personen- transport bestimmt, wird 10·5 km lang sein und auf 5·5 m hohen Säulen ruhen, die aus zwei Schaftrinnen und zwei Platten zusammen- genietet sind; die Träger wiegen je etwa 25 t und haben eine normale Spannung von 15·3 m, an einigen Stellen jedoch auch von 23 bis 30·5 m. Der Quere nach wird der obere Theil mit Hobsons’ patentirtem Boden, d. i. mit halbrund gebogenen Platten bedeckt sein, auf diese legt man hölzerne Schwellen und auf diese die stählernen Schienen. Nach je einer halben Meile (0·8 km) wird die Linie eine Halte- stelle besitzen. Als Bewegkraft der Waggons ist Elektricität in Aus- sicht genommen. Auch der Mersey bietet ein höchst belebtes Bild dar, welches durch die Bedürfnisse des localen Verkehres, dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1051"n="1031"/><fwplace="top"type="header">Liverpool.</fw><lb/>
Zusammenhange mit den Dockanlagen stehen im Ganzen 25 Trocken-<lb/>
docks, welche gleichfalls vom Board hergestellt wurden und nach<lb/>
Bedarf verwendet werden. Ihre Grösse variirt von 10 bis 25 <hirendition="#i">m</hi> Breite<lb/>
und 87 bis 233 <hirendition="#i">m</hi> Länge. Mustert man die einzelnen Docks im<lb/>
Detail, so findet man wesentliche, durch die Verschiedenheit der Bau-<lb/>
zeit veranlasste Unterschiede in Bezug auf deren Arrangement. In<lb/>
einigen stehen die Hangars noch in wenig zweckmässiger Weise fast<lb/>
am Wasser, so dass zwischen ihnen und der Uferkante kaum 1 <hirendition="#i">m</hi><lb/>
Raum bleibt, dagegen war man in den neueren Anlagen immer mehr<lb/>
darauf bedacht, dem durch die Erfahrung bewährten Principe, wo-<lb/>
nach längs des Ufers vor Allem für eine gute und zugängliche Längen-<lb/>
verbindung gesorgt werden soll, zu entsprechen. Ebenso zeigt sich<lb/>
in den jüngeren Anlagen immer mehr das Bestreben nach besserer<lb/>
und directerer Verbindung zur Bahn.</p><lb/><p>Eine unstreitig grossartige Einrichtung ist auch der beim<lb/>
Alexandra-Dock errichtete Getreide-Silo, der 50.000 Tons Getreide<lb/>
aufzunehmen vermag und dessen Elevatoren per Stunde 75 Tons be-<lb/>
wältigen können.</p><lb/><p>Längs dieses ganzen Docksystems bewegt sich ununterbrochen<lb/>
ein ganz gewaltiger Verkehr, dem leider die Breite der Strassen,<lb/>
auf die er angewiesen ist, nicht entspricht. Es hat sich daher 1888<lb/>
eine Gesellschaft gebildet, um längs der Docks eine Overhead oder<lb/>
Elevated railway, d. h. einen auf hohen Säulen ruhenden Schienenweg<lb/>
zu bauen, wodurch der gegenwärtige Verkehr der Fussgänger und<lb/>
jener der Fuhrwerke ungestört statthaben kann. Nachdem die Ge-<lb/>
sellschaft 1889 die hiezu erforderliche Ermächtigung des Parlamentes<lb/>
erhalten hatte, schloss sie einen Vertrag mit einem Bauunternehmer<lb/>
ab, welcher sofort Hand ans Werk legte, und man hofft 1891 die<lb/>
Bahn eröffnen zu können. Dieser Schienenweg ist für den Personen-<lb/>
transport bestimmt, wird 10·5 <hirendition="#i">km</hi> lang sein und auf 5·5 <hirendition="#i">m</hi> hohen<lb/>
Säulen ruhen, die aus zwei Schaftrinnen und zwei Platten zusammen-<lb/>
genietet sind; die Träger wiegen je etwa 25 <hirendition="#i">t</hi> und haben eine normale<lb/>
Spannung von 15·3 <hirendition="#i">m</hi>, an einigen Stellen jedoch auch von 23 bis<lb/>
30·5 <hirendition="#i">m</hi>. Der Quere nach wird der obere Theil mit Hobsons’ patentirtem<lb/>
Boden, d. i. mit halbrund gebogenen Platten bedeckt sein, auf diese<lb/>
legt man hölzerne Schwellen und auf diese die stählernen Schienen.<lb/>
Nach je einer halben Meile (0·8 <hirendition="#i">km</hi>) wird die Linie eine Halte-<lb/>
stelle besitzen. Als Bewegkraft der Waggons ist Elektricität in Aus-<lb/>
sicht genommen. Auch der Mersey bietet ein höchst belebtes Bild<lb/>
dar, welches durch die Bedürfnisse des localen Verkehres, dem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1031/1051]
Liverpool.
Zusammenhange mit den Dockanlagen stehen im Ganzen 25 Trocken-
docks, welche gleichfalls vom Board hergestellt wurden und nach
Bedarf verwendet werden. Ihre Grösse variirt von 10 bis 25 m Breite
und 87 bis 233 m Länge. Mustert man die einzelnen Docks im
Detail, so findet man wesentliche, durch die Verschiedenheit der Bau-
zeit veranlasste Unterschiede in Bezug auf deren Arrangement. In
einigen stehen die Hangars noch in wenig zweckmässiger Weise fast
am Wasser, so dass zwischen ihnen und der Uferkante kaum 1 m
Raum bleibt, dagegen war man in den neueren Anlagen immer mehr
darauf bedacht, dem durch die Erfahrung bewährten Principe, wo-
nach längs des Ufers vor Allem für eine gute und zugängliche Längen-
verbindung gesorgt werden soll, zu entsprechen. Ebenso zeigt sich
in den jüngeren Anlagen immer mehr das Bestreben nach besserer
und directerer Verbindung zur Bahn.
Eine unstreitig grossartige Einrichtung ist auch der beim
Alexandra-Dock errichtete Getreide-Silo, der 50.000 Tons Getreide
aufzunehmen vermag und dessen Elevatoren per Stunde 75 Tons be-
wältigen können.
Längs dieses ganzen Docksystems bewegt sich ununterbrochen
ein ganz gewaltiger Verkehr, dem leider die Breite der Strassen,
auf die er angewiesen ist, nicht entspricht. Es hat sich daher 1888
eine Gesellschaft gebildet, um längs der Docks eine Overhead oder
Elevated railway, d. h. einen auf hohen Säulen ruhenden Schienenweg
zu bauen, wodurch der gegenwärtige Verkehr der Fussgänger und
jener der Fuhrwerke ungestört statthaben kann. Nachdem die Ge-
sellschaft 1889 die hiezu erforderliche Ermächtigung des Parlamentes
erhalten hatte, schloss sie einen Vertrag mit einem Bauunternehmer
ab, welcher sofort Hand ans Werk legte, und man hofft 1891 die
Bahn eröffnen zu können. Dieser Schienenweg ist für den Personen-
transport bestimmt, wird 10·5 km lang sein und auf 5·5 m hohen
Säulen ruhen, die aus zwei Schaftrinnen und zwei Platten zusammen-
genietet sind; die Träger wiegen je etwa 25 t und haben eine normale
Spannung von 15·3 m, an einigen Stellen jedoch auch von 23 bis
30·5 m. Der Quere nach wird der obere Theil mit Hobsons’ patentirtem
Boden, d. i. mit halbrund gebogenen Platten bedeckt sein, auf diese
legt man hölzerne Schwellen und auf diese die stählernen Schienen.
Nach je einer halben Meile (0·8 km) wird die Linie eine Halte-
stelle besitzen. Als Bewegkraft der Waggons ist Elektricität in Aus-
sicht genommen. Auch der Mersey bietet ein höchst belebtes Bild
dar, welches durch die Bedürfnisse des localen Verkehres, dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1031. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1051>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.