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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Edinburgh-Leith.
XVII. Jahrhunderts stürmisch und oft auch blutig, so erfreut es sich seither
einer ruhigen und gesegneten Entwicklung.

Heute ist Edinburgh eine Stadt, welche sich namentlich auch
durch viele wissenschaftliche und Unterrichts-Anstalten auszeichnet,
weil das geistige Leben in Edinburgh ein sehr bedeutendes ist,
weshalb auch der Buchhandel mit allen ihm verwandten Industrien
hier eine grosse Rolle spielt. Wie in ganz Schottland, so äussert sich
in Edinburgh auch der tüchtige, praktische Sinn der Schotten ge-
paart mit den idealen Bestrebungen, welchem ein strenger kirchlicher,
aus den Anschauungen des Puritanismus hervorgewachsener Geist
entspricht.

Im Osten der alten Stadt fesselt uns das schon erwähnte
alte Schloss, welches auf einer von drei Seiten unzugänglichen Anhöhe
liegt. Hier war eine Burg der northumbrischen Könige; heute ist es
ein Bauwerk, welches aus verschiedenen Epochen stammt und sich
als ein formloser Complex darstellt, zu dem man über enge Zug-
brücken und durch einen runden plumpen Thurm gelangt. Im Innern
umfasst das Edinburgher Schloss den eigentlichen Palast mit der
Parlamentshalle, Kasernen für Truppen und Magazine. Im Palaste
werden noch heute in einem eigenen Raume die Kroninsignien von
Schottland aufbewahrt. Von den Wällen des alten Schlosses geniesst
man schöne Ausblicke auf die Stadt. Von der Höhe, welche das
Schloss trägt, führt abwärts die in alten Zeiten hauptsächlich von
schottischen Adeligen bewohnte High-Street und in deren Verlängerung
Canon-Gate in ziemlich gerader Linie bis zu dem im Osten der alten
Stadt gelegenen Holyrood, dem namentlich seit Schiller und Scott
weltbekannten königlichen Schlosse. Holyrood ward ursprünglich
vom Könige David I. anlässlich seiner Lebensrettung auf der Jagd
als Abtei gegründet, in welcher jedoch schon vorübergehend die
Herrscher ihre Residenz nahmen. In den Kriegen mit den Engländern
im XVI. Jahrhundert wurde bei einer Landung der letzteren Holyrood
grösstentheils verbrannt, infolge dieser Katastrophe jedoch neu her-
gestellt. Später hatte das Schloss noch einmal die Schrecknisse einer
grossen Feuersbrunst zu bestehen, so dass dessen heutige Gestalt aus
der Zeit Karl's II. stammt. Es sind jedoch viele der älteren Theile
wohl erhalten, und gilt dies namentlich auch von jenen Gemächern,
die von Maria Stuart bewohnt waren und in denen sich einige be-
sonders ergreifende Episoden schottischer Geschichte abspielten.
Holyrood hat eine sehr regelmässige Form mit einem grossen Hofe
im Innern und einer an der einen Ecke angebauten Kirche. In dem

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Edinburgh-Leith.
XVII. Jahrhunderts stürmisch und oft auch blutig, so erfreut es sich seither
einer ruhigen und gesegneten Entwicklung.

Heute ist Edinburgh eine Stadt, welche sich namentlich auch
durch viele wissenschaftliche und Unterrichts-Anstalten auszeichnet,
weil das geistige Leben in Edinburgh ein sehr bedeutendes ist,
weshalb auch der Buchhandel mit allen ihm verwandten Industrien
hier eine grosse Rolle spielt. Wie in ganz Schottland, so äussert sich
in Edinburgh auch der tüchtige, praktische Sinn der Schotten ge-
paart mit den idealen Bestrebungen, welchem ein strenger kirchlicher,
aus den Anschauungen des Puritanismus hervorgewachsener Geist
entspricht.

Im Osten der alten Stadt fesselt uns das schon erwähnte
alte Schloss, welches auf einer von drei Seiten unzugänglichen Anhöhe
liegt. Hier war eine Burg der northumbrischen Könige; heute ist es
ein Bauwerk, welches aus verschiedenen Epochen stammt und sich
als ein formloser Complex darstellt, zu dem man über enge Zug-
brücken und durch einen runden plumpen Thurm gelangt. Im Innern
umfasst das Edinburgher Schloss den eigentlichen Palast mit der
Parlamentshalle, Kasernen für Truppen und Magazine. Im Palaste
werden noch heute in einem eigenen Raume die Kroninsignien von
Schottland aufbewahrt. Von den Wällen des alten Schlosses geniesst
man schöne Ausblicke auf die Stadt. Von der Höhe, welche das
Schloss trägt, führt abwärts die in alten Zeiten hauptsächlich von
schottischen Adeligen bewohnte High-Street und in deren Verlängerung
Canon-Gate in ziemlich gerader Linie bis zu dem im Osten der alten
Stadt gelegenen Holyrood, dem namentlich seit Schiller und Scott
weltbekannten königlichen Schlosse. Holyrood ward ursprünglich
vom Könige David I. anlässlich seiner Lebensrettung auf der Jagd
als Abtei gegründet, in welcher jedoch schon vorübergehend die
Herrscher ihre Residenz nahmen. In den Kriegen mit den Engländern
im XVI. Jahrhundert wurde bei einer Landung der letzteren Holyrood
grösstentheils verbrannt, infolge dieser Katastrophe jedoch neu her-
gestellt. Später hatte das Schloss noch einmal die Schrecknisse einer
grossen Feuersbrunst zu bestehen, so dass dessen heutige Gestalt aus
der Zeit Karl’s II. stammt. Es sind jedoch viele der älteren Theile
wohl erhalten, und gilt dies namentlich auch von jenen Gemächern,
die von Maria Stuart bewohnt waren und in denen sich einige be-
sonders ergreifende Episoden schottischer Geschichte abspielten.
Holyrood hat eine sehr regelmässige Form mit einem grossen Hofe
im Innern und einer an der einen Ecke angebauten Kirche. In dem

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[1003/1023] Edinburgh-Leith. XVII. Jahrhunderts stürmisch und oft auch blutig, so erfreut es sich seither einer ruhigen und gesegneten Entwicklung. Heute ist Edinburgh eine Stadt, welche sich namentlich auch durch viele wissenschaftliche und Unterrichts-Anstalten auszeichnet, weil das geistige Leben in Edinburgh ein sehr bedeutendes ist, weshalb auch der Buchhandel mit allen ihm verwandten Industrien hier eine grosse Rolle spielt. Wie in ganz Schottland, so äussert sich in Edinburgh auch der tüchtige, praktische Sinn der Schotten ge- paart mit den idealen Bestrebungen, welchem ein strenger kirchlicher, aus den Anschauungen des Puritanismus hervorgewachsener Geist entspricht. Im Osten der alten Stadt fesselt uns das schon erwähnte alte Schloss, welches auf einer von drei Seiten unzugänglichen Anhöhe liegt. Hier war eine Burg der northumbrischen Könige; heute ist es ein Bauwerk, welches aus verschiedenen Epochen stammt und sich als ein formloser Complex darstellt, zu dem man über enge Zug- brücken und durch einen runden plumpen Thurm gelangt. Im Innern umfasst das Edinburgher Schloss den eigentlichen Palast mit der Parlamentshalle, Kasernen für Truppen und Magazine. Im Palaste werden noch heute in einem eigenen Raume die Kroninsignien von Schottland aufbewahrt. Von den Wällen des alten Schlosses geniesst man schöne Ausblicke auf die Stadt. Von der Höhe, welche das Schloss trägt, führt abwärts die in alten Zeiten hauptsächlich von schottischen Adeligen bewohnte High-Street und in deren Verlängerung Canon-Gate in ziemlich gerader Linie bis zu dem im Osten der alten Stadt gelegenen Holyrood, dem namentlich seit Schiller und Scott weltbekannten königlichen Schlosse. Holyrood ward ursprünglich vom Könige David I. anlässlich seiner Lebensrettung auf der Jagd als Abtei gegründet, in welcher jedoch schon vorübergehend die Herrscher ihre Residenz nahmen. In den Kriegen mit den Engländern im XVI. Jahrhundert wurde bei einer Landung der letzteren Holyrood grösstentheils verbrannt, infolge dieser Katastrophe jedoch neu her- gestellt. Später hatte das Schloss noch einmal die Schrecknisse einer grossen Feuersbrunst zu bestehen, so dass dessen heutige Gestalt aus der Zeit Karl’s II. stammt. Es sind jedoch viele der älteren Theile wohl erhalten, und gilt dies namentlich auch von jenen Gemächern, die von Maria Stuart bewohnt waren und in denen sich einige be- sonders ergreifende Episoden schottischer Geschichte abspielten. Holyrood hat eine sehr regelmässige Form mit einem grossen Hofe im Innern und einer an der einen Ecke angebauten Kirche. In dem 126*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1003. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1023>, abgerufen am 23.11.2024.