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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Es war also eine enge, düstere Stadt wie die meisten britischen Orte
früherer Zeit. Erst der grosse Aufschwung, welchen Hull seit dem Beginn des
XVII. Jahrhunderts nahm, der durch die andauernd friedlichen Verhältnisse im
Innern des Landes unterstützt wurde, trieb von selbst nach einer Erweiterung
des Weichbildes, und diese Erweiterung vollzog sich ausserhalb der Stadtmauern
in der Richtung gegen Westen und Nordosten und ward um so intensiver, als
man endlich auch die letzten Reste der alten Umwallung beseitigte.

Heute stellt sich Hull mit mehr als 160.000 Einwohnern als
eine ganz moderne, stattliche Stadt dar, welche in zwei Theile zerfällt,
nämlich in die alte Stadt zwischen dem Flusse Hull auf der einen
und den früher erwähnten Docks auf der anderen Seite, dann in die
viel grösseren neuen Quartiere, welche sich in weitem Bogen um jenen
alten Kern vom Hull bis an das Ufer des Humber erstrecken, und
endlich haben wir die Uferstrecke am Humber selbst, wo namentlich
eine Reihe von Docksanlagen unsere Aufmerksamkeit fesselt.

In Hull spielt das Seewesen eine sehr grosse Rolle, nicht allein
durch den Betrieb der Schiffahrt, sondern auch durch die Schiffbauin-
dustrie. Man war hier schon gegen den Ausgang des vorigen Jahrhunderts
zu eifrigst bemüht, jene Anlagen zu schaffen, welche für den leichteren
Betrieb der Schiffahrt sich als wichtig darstellten. Heute besitzt
Hull, wie unser Plan zeigt, nicht weniger als neun Docks mit einem
Areal von 59 ha. Das älteste Dock, heute Queens-Dock genannt,
stammt aus dem Jahre 1779. Bis dahin gab es, ähnlich wie in London,
einige Quais am Hull, während die meisten Schiffe ihre Ladung auf
Lichtern löschen mussten und im Flusse selbst lagen. Trotz allen
Drängens der Zollverwaltung auf Besserung dieser Verhältnisse konnte
man sich in der Stadt doch nicht zu einer Reform entschliessen, zum
Theil aus ähnlichen Gründen wie in London, weil man in dem rechts-
starren England eben an gewissen Monopolen zu rütteln nicht Muth
und Lust hatte. Erst nach langen Differenzen gelang die Gründung
einer Dockgesellschaft, welche das vorher erwähnte Dock im Westen
der alten Stadt anlegte, das seine Zufahrt vom Hullflusse aus hat.
Dreissig Jahre später erbaute man sodann ebenfalls an Stelle der
alten Wälle, jedoch näher dem Humber zu, das Humber-Dock, welches
von jenem grösseren Flusse aus zugänglich ist, und wieder nach
zwanzig Jahren schob man zwischen diese beiden Anlagen ein
drittes, das Prince-Dock ein, durch welches die Umgürtung der alten
Stadt mit Docks ihren Abschluss fand. Vom Humber-Dock und senk-
recht zu demselben zieht sich westlich das Eisenbahn-Dock hin,
welches man errichtete, um die Verbindung der Schiffe mit dem
Eisenbahnnetze zu erleichtern.


Der atlantische Ocean.

Es war also eine enge, düstere Stadt wie die meisten britischen Orte
früherer Zeit. Erst der grosse Aufschwung, welchen Hull seit dem Beginn des
XVII. Jahrhunderts nahm, der durch die andauernd friedlichen Verhältnisse im
Innern des Landes unterstützt wurde, trieb von selbst nach einer Erweiterung
des Weichbildes, und diese Erweiterung vollzog sich ausserhalb der Stadtmauern
in der Richtung gegen Westen und Nordosten und ward um so intensiver, als
man endlich auch die letzten Reste der alten Umwallung beseitigte.

Heute stellt sich Hull mit mehr als 160.000 Einwohnern als
eine ganz moderne, stattliche Stadt dar, welche in zwei Theile zerfällt,
nämlich in die alte Stadt zwischen dem Flusse Hull auf der einen
und den früher erwähnten Docks auf der anderen Seite, dann in die
viel grösseren neuen Quartiere, welche sich in weitem Bogen um jenen
alten Kern vom Hull bis an das Ufer des Humber erstrecken, und
endlich haben wir die Uferstrecke am Humber selbst, wo namentlich
eine Reihe von Docksanlagen unsere Aufmerksamkeit fesselt.

In Hull spielt das Seewesen eine sehr grosse Rolle, nicht allein
durch den Betrieb der Schiffahrt, sondern auch durch die Schiffbauin-
dustrie. Man war hier schon gegen den Ausgang des vorigen Jahrhunderts
zu eifrigst bemüht, jene Anlagen zu schaffen, welche für den leichteren
Betrieb der Schiffahrt sich als wichtig darstellten. Heute besitzt
Hull, wie unser Plan zeigt, nicht weniger als neun Docks mit einem
Areal von 59 ha. Das älteste Dock, heute Queens-Dock genannt,
stammt aus dem Jahre 1779. Bis dahin gab es, ähnlich wie in London,
einige Quais am Hull, während die meisten Schiffe ihre Ladung auf
Lichtern löschen mussten und im Flusse selbst lagen. Trotz allen
Drängens der Zollverwaltung auf Besserung dieser Verhältnisse konnte
man sich in der Stadt doch nicht zu einer Reform entschliessen, zum
Theil aus ähnlichen Gründen wie in London, weil man in dem rechts-
starren England eben an gewissen Monopolen zu rütteln nicht Muth
und Lust hatte. Erst nach langen Differenzen gelang die Gründung
einer Dockgesellschaft, welche das vorher erwähnte Dock im Westen
der alten Stadt anlegte, das seine Zufahrt vom Hullflusse aus hat.
Dreissig Jahre später erbaute man sodann ebenfalls an Stelle der
alten Wälle, jedoch näher dem Humber zu, das Humber-Dock, welches
von jenem grösseren Flusse aus zugänglich ist, und wieder nach
zwanzig Jahren schob man zwischen diese beiden Anlagen ein
drittes, das Prince-Dock ein, durch welches die Umgürtung der alten
Stadt mit Docks ihren Abschluss fand. Vom Humber-Dock und senk-
recht zu demselben zieht sich westlich das Eisenbahn-Dock hin,
welches man errichtete, um die Verbindung der Schiffe mit dem
Eisenbahnnetze zu erleichtern.


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[980/1000] Der atlantische Ocean. Es war also eine enge, düstere Stadt wie die meisten britischen Orte früherer Zeit. Erst der grosse Aufschwung, welchen Hull seit dem Beginn des XVII. Jahrhunderts nahm, der durch die andauernd friedlichen Verhältnisse im Innern des Landes unterstützt wurde, trieb von selbst nach einer Erweiterung des Weichbildes, und diese Erweiterung vollzog sich ausserhalb der Stadtmauern in der Richtung gegen Westen und Nordosten und ward um so intensiver, als man endlich auch die letzten Reste der alten Umwallung beseitigte. Heute stellt sich Hull mit mehr als 160.000 Einwohnern als eine ganz moderne, stattliche Stadt dar, welche in zwei Theile zerfällt, nämlich in die alte Stadt zwischen dem Flusse Hull auf der einen und den früher erwähnten Docks auf der anderen Seite, dann in die viel grösseren neuen Quartiere, welche sich in weitem Bogen um jenen alten Kern vom Hull bis an das Ufer des Humber erstrecken, und endlich haben wir die Uferstrecke am Humber selbst, wo namentlich eine Reihe von Docksanlagen unsere Aufmerksamkeit fesselt. In Hull spielt das Seewesen eine sehr grosse Rolle, nicht allein durch den Betrieb der Schiffahrt, sondern auch durch die Schiffbauin- dustrie. Man war hier schon gegen den Ausgang des vorigen Jahrhunderts zu eifrigst bemüht, jene Anlagen zu schaffen, welche für den leichteren Betrieb der Schiffahrt sich als wichtig darstellten. Heute besitzt Hull, wie unser Plan zeigt, nicht weniger als neun Docks mit einem Areal von 59 ha. Das älteste Dock, heute Queens-Dock genannt, stammt aus dem Jahre 1779. Bis dahin gab es, ähnlich wie in London, einige Quais am Hull, während die meisten Schiffe ihre Ladung auf Lichtern löschen mussten und im Flusse selbst lagen. Trotz allen Drängens der Zollverwaltung auf Besserung dieser Verhältnisse konnte man sich in der Stadt doch nicht zu einer Reform entschliessen, zum Theil aus ähnlichen Gründen wie in London, weil man in dem rechts- starren England eben an gewissen Monopolen zu rütteln nicht Muth und Lust hatte. Erst nach langen Differenzen gelang die Gründung einer Dockgesellschaft, welche das vorher erwähnte Dock im Westen der alten Stadt anlegte, das seine Zufahrt vom Hullflusse aus hat. Dreissig Jahre später erbaute man sodann ebenfalls an Stelle der alten Wälle, jedoch näher dem Humber zu, das Humber-Dock, welches von jenem grösseren Flusse aus zugänglich ist, und wieder nach zwanzig Jahren schob man zwischen diese beiden Anlagen ein drittes, das Prince-Dock ein, durch welches die Umgürtung der alten Stadt mit Docks ihren Abschluss fand. Vom Humber-Dock und senk- recht zu demselben zieht sich westlich das Eisenbahn-Dock hin, welches man errichtete, um die Verbindung der Schiffe mit dem Eisenbahnnetze zu erleichtern.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 980. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1000>, abgerufen am 23.11.2024.