aber sie war allgemein, sie ging über die höch- sten Spitzen derer Berge, auf welchen sie die Spuhren ihrer Anwesenheit auf verschiedene Art zurücke ließ. Diese Menge Wassers löste viele Thon und Kalckerde auf, welche geraume Zeit in dem Wasser herum schwammen, ehe sie sich setzten, und dadurch gantz neue Schichten in dem flachen Lande zuwege brachten. Wie das Wasser die hohen Ber- ge verließ, so brachte es noch mehr derglei- chen Erden nebst verschiedenen Thieren, Schnecken, Fischen, Muscheln mit sich, wel- che bey immer mehr und mehr sich verlauffen- den Wasser sich über die erst gefallenen Schichten ansetzten. Die Wasser verflossen endlich gantz und gar, und der Erdboden hatte, besonders an den Fuß hoher Gebürge, eine gantze Menge Schichten erhalten, wel- che er vorher nicht hatte, und welche wir jetzo unter den Namen derer Flötze kennen, und welche ihre Entstehung durch eine Ueber- schwemmung, mit denen vielen in ihnen ver- grabenen, versteinerten oder abgedrukten Pflantzen und Thieren erweisen. Nach der Zeit haben einzele Oerter des Erdbodens zwar noch viele Veränderungen durch par- tiale Ueberschwemmungen, Erdfälle, Erdbe- ben, feuerspeyende Berge etc. erlitten, sie ha- ben aber keine so allgemeine und grosse Veränderung darauf verursachet, als die all- gemeine und grosse Fluth. Die also durch
die
aber ſie war allgemein, ſie ging uͤber die hoͤch- ſten Spitzen derer Berge, auf welchen ſie die Spuhren ihrer Anweſenheit auf verſchiedene Art zuruͤcke ließ. Dieſe Menge Waſſers loͤſte viele Thon und Kalckerde auf, welche geraume Zeit in dem Waſſer herum ſchwammen, ehe ſie ſich ſetzten, und dadurch gantz neue Schichten in dem flachen Lande zuwege brachten. Wie das Waſſer die hohen Ber- ge verließ, ſo brachte es noch mehr derglei- chen Erden nebſt verſchiedenen Thieren, Schnecken, Fiſchen, Muſcheln mit ſich, wel- che bey immer mehr und mehr ſich verlauffen- den Waſſer ſich uͤber die erſt gefallenen Schichten anſetzten. Die Waſſer verfloſſen endlich gantz und gar, und der Erdboden hatte, beſonders an den Fuß hoher Gebuͤrge, eine gantze Menge Schichten erhalten, wel- che er vorher nicht hatte, und welche wir jetzo unter den Namen derer Floͤtze kennen, und welche ihre Entſtehung durch eine Ueber- ſchwemmung, mit denen vielen in ihnen ver- grabenen, verſteinerten oder abgedrukten Pflantzen und Thieren erweiſen. Nach der Zeit haben einzele Oerter des Erdbodens zwar noch viele Veraͤnderungen durch par- tiale Ueberſchwemmungen, Erdfaͤlle, Erdbe- ben, feuerſpeyende Berge ꝛc. erlitten, ſie ha- ben aber keine ſo allgemeine und groſſe Veraͤnderung darauf verurſachet, als die all- gemeine und groſſe Fluth. Die alſo durch
die
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aber ſie war allgemein, ſie ging uͤber die hoͤch-
ſten Spitzen derer Berge, auf welchen ſie die
Spuhren ihrer Anweſenheit auf verſchiedene
Art zuruͤcke ließ. Dieſe Menge Waſſers loͤſte
viele Thon und Kalckerde auf, welche geraume
Zeit in dem Waſſer herum ſchwammen, ehe
ſie ſich ſetzten, und dadurch gantz neue
Schichten in dem flachen Lande zuwege
brachten. Wie das Waſſer die hohen Ber-
ge verließ, ſo brachte es noch mehr derglei-
chen Erden nebſt verſchiedenen Thieren,
Schnecken, Fiſchen, Muſcheln mit ſich, wel-
che bey immer mehr und mehr ſich verlauffen-
den Waſſer ſich uͤber die erſt gefallenen
Schichten anſetzten. Die Waſſer verfloſſen
endlich gantz und gar, und der Erdboden
hatte, beſonders an den Fuß hoher Gebuͤrge,
eine gantze Menge Schichten erhalten, wel-
che er vorher nicht hatte, und welche wir jetzo
unter den Namen derer Floͤtze kennen, und
welche ihre Entſtehung durch eine Ueber-
ſchwemmung, mit denen vielen in ihnen ver-
grabenen, verſteinerten oder abgedrukten
Pflantzen und Thieren erweiſen. Nach der
Zeit haben einzele Oerter des Erdbodens
zwar noch viele Veraͤnderungen durch par-
tiale Ueberſchwemmungen, Erdfaͤlle, Erdbe-
ben, feuerſpeyende Berge ꝛc. erlitten, ſie ha-
ben aber keine ſo allgemeine und groſſe
Veraͤnderung darauf verurſachet, als die all-
gemeine und groſſe Fluth. Die alſo durch
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/332>, abgerufen am 27.11.2024.
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