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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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vielmehr, daß solche bey einer grossen Ueber-
schwemmung vom gantzen abgerissen, und in
die Flötzschichten mit verschwemmet worden,
oder es sind solche, wenn sie gantz oben auf
liegen, durch andre Zufälle nach und nach da-
hin gebracht worden. Jch kann hier nicht
umhin einer besondern Art selenitischen
Spathes zu gedencken, welcher in der Graf-
schaft Mannsfeldt an einen Orte gefunden
wird, und mir von den Herrn Pastor Langen
in Laublingen gegeben worden. Es bricht
solcher nesterweise in grossen runden Stücken:
Diese Stücken sehen auswendig so wol als in-
wendig dunckel isabellfarben aus, und beste-
hen aus lauter keilförmigen Strahlen, wel-
che in dem Mittelpuncte der Kugel zusam-
menlauffen, auch sich bey dem zersetzen in
dergleichen keilförmige Körper zertheilen;
bricht man diese keilförmige Strahlen die
queere von einander, so zertheilen sie sich je-
derzeit in dünne rhomboidalische Blätter,
welche im dunckeln auf einen warmen Ofen
gelegt, einen Hesperum abgeben. Zu denen
Versteinerungen und Abdrücken gehören
so viele Arten von Muscheln, Schnecken,
Theile von vierfüßigen Thieren, Höltzer,
Kräuter, und Bluhmen, so daß wir in mög-
lichster Kürtze, diese Dinge ebenfals in keiner
Ordnung übersehen können. Wir wollen
also bey denen würcklichen Versteinerungen

1) Thei-
P 3

vielmehr, daß ſolche bey einer groſſen Ueber-
ſchwemmung vom gantzen abgeriſſen, und in
die Floͤtzſchichten mit verſchwemmet worden,
oder es ſind ſolche, wenn ſie gantz oben auf
liegen, durch andre Zufaͤlle nach und nach da-
hin gebracht worden. Jch kann hier nicht
umhin einer beſondern Art ſelenitiſchen
Spathes zu gedencken, welcher in der Graf-
ſchaft Mannsfeldt an einen Orte gefunden
wird, und mir von den Herrn Paſtor Langen
in Laublingen gegeben worden. Es bricht
ſolcher neſterweiſe in groſſen runden Stuͤcken:
Dieſe Stuͤcken ſehen auswendig ſo wol als in-
wendig dunckel iſabellfarben aus, und beſte-
hen aus lauter keilfoͤrmigen Strahlen, wel-
che in dem Mittelpuncte der Kugel zuſam-
menlauffen, auch ſich bey dem zerſetzen in
dergleichen keilfoͤrmige Koͤrper zertheilen;
bricht man dieſe keilfoͤrmige Strahlen die
queere von einander, ſo zertheilen ſie ſich je-
derzeit in duͤnne rhomboidaliſche Blaͤtter,
welche im dunckeln auf einen warmen Ofen
gelegt, einen Heſperum abgeben. Zu denen
Verſteinerungen und Abdruͤcken gehoͤren
ſo viele Arten von Muſcheln, Schnecken,
Theile von vierfuͤßigen Thieren, Hoͤltzer,
Kraͤuter, und Bluhmen, ſo daß wir in moͤg-
lichſter Kuͤrtze, dieſe Dinge ebenfals in keiner
Ordnung uͤberſehen koͤnnen. Wir wollen
alſo bey denen wuͤrcklichen Verſteinerungen

1) Thei-
P 3
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[229/0322] vielmehr, daß ſolche bey einer groſſen Ueber- ſchwemmung vom gantzen abgeriſſen, und in die Floͤtzſchichten mit verſchwemmet worden, oder es ſind ſolche, wenn ſie gantz oben auf liegen, durch andre Zufaͤlle nach und nach da- hin gebracht worden. Jch kann hier nicht umhin einer beſondern Art ſelenitiſchen Spathes zu gedencken, welcher in der Graf- ſchaft Mannsfeldt an einen Orte gefunden wird, und mir von den Herrn Paſtor Langen in Laublingen gegeben worden. Es bricht ſolcher neſterweiſe in groſſen runden Stuͤcken: Dieſe Stuͤcken ſehen auswendig ſo wol als in- wendig dunckel iſabellfarben aus, und beſte- hen aus lauter keilfoͤrmigen Strahlen, wel- che in dem Mittelpuncte der Kugel zuſam- menlauffen, auch ſich bey dem zerſetzen in dergleichen keilfoͤrmige Koͤrper zertheilen; bricht man dieſe keilfoͤrmige Strahlen die queere von einander, ſo zertheilen ſie ſich je- derzeit in duͤnne rhomboidaliſche Blaͤtter, welche im dunckeln auf einen warmen Ofen gelegt, einen Heſperum abgeben. Zu denen Verſteinerungen und Abdruͤcken gehoͤren ſo viele Arten von Muſcheln, Schnecken, Theile von vierfuͤßigen Thieren, Hoͤltzer, Kraͤuter, und Bluhmen, ſo daß wir in moͤg- lichſter Kuͤrtze, dieſe Dinge ebenfals in keiner Ordnung uͤberſehen koͤnnen. Wir wollen alſo bey denen wuͤrcklichen Verſteinerungen 1) Thei- P 3

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/322>, abgerufen am 26.11.2024.