nicht so jähen Lage dieser Gegenden her. Es ist gewiß, wo die meteorischen Wasser von Regen und Schnee nach und nach von ei- nen Gebürge abfliessen, so dringen solche viel tiefer ein, und erhalten den Erdboden locker, als wo sie wegen allzustarcken Gefälles mit Gewalt herab schiessen, und hierdurch das Erdreich wasserhart machen: Theils kommt diese Fruchtbarkeit auch daher, daß von der- gleichen Flötz-Gebürgen mehr fette Erde durch Regen und zerfloßnen Schnee auf die Felder geschwemmet wird, da hergegen von denen uranfänglichen Bergen, wie wir schon angeführt haben, bey der grossen Ueber- schwemmung die fruchtbare Erde grösten- theils abgeschwemmt worden, folglich alles, was jetzo von denenselben durch Regen und Wassergüsse abgeschwemmt wird, in groben Sand und halbverwesten Dangelnadeln und Mooß bestehet, welches einer wahren lockern Garten-Erde bey weiten nicht beykommt. Hierzu kommt, daß wir bey denen meisten Flötzen starcke Schichten von Kalck-Gebürge antreffen. Es ist bekannt, daß in ebnen Lande die Wasser länger stehen bleiben, als auf Höhen, wo solche eher ablaufen, oder eher von Wind und der Sonne weggeleckt werden. Ein lange auf dem Acker stehendes Wasser versäuert den Boden, und macht ihn kalt. Wie hilft der Bauer einem kalten und sauren Bo- den? Er dünget mit Kalck. Hierdurch erwär-
met
nicht ſo jaͤhen Lage dieſer Gegenden her. Es iſt gewiß, wo die meteoriſchen Waſſer von Regen und Schnee nach und nach von ei- nen Gebuͤrge abflieſſen, ſo dringen ſolche viel tiefer ein, und erhalten den Erdboden locker, als wo ſie wegen allzuſtarcken Gefaͤlles mit Gewalt herab ſchieſſen, und hierdurch das Erdreich waſſerhart machen: Theils kommt dieſe Fruchtbarkeit auch daher, daß von der- gleichen Floͤtz-Gebuͤrgen mehr fette Erde durch Regen und zerfloßnen Schnee auf die Felder geſchwemmet wird, da hergegen von denen uranfaͤnglichen Bergen, wie wir ſchon angefuͤhrt haben, bey der groſſen Ueber- ſchwemmung die fruchtbare Erde groͤſten- theils abgeſchwemmt worden, folglich alles, was jetzo von denenſelben durch Regen und Waſſerguͤſſe abgeſchwemmt wird, in groben Sand und halbverweſten Dangelnadeln und Mooß beſtehet, welches einer wahren lockern Garten-Erde bey weiten nicht beykommt. Hierzu kommt, daß wir bey denen meiſten Floͤtzen ſtarcke Schichten von Kalck-Gebuͤrge antreffen. Es iſt bekannt, daß in ebnen Lande die Waſſer laͤnger ſtehen bleiben, als auf Hoͤhen, wo ſolche eher ablaufen, oder eher von Wind und der Sonne weggeleckt werden. Ein lange auf dem Acker ſtehendes Waſſer verſaͤuert den Boden, und macht ihn kalt. Wie hilft der Bauer einem kalten und ſauren Bo- den? Er duͤnget mit Kalck. Hierdurch erwaͤr-
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nicht ſo jaͤhen Lage dieſer Gegenden her. Es
iſt gewiß, wo die meteoriſchen Waſſer von
Regen und Schnee nach und nach von ei-
nen Gebuͤrge abflieſſen, ſo dringen ſolche viel
tiefer ein, und erhalten den Erdboden locker,
als wo ſie wegen allzuſtarcken Gefaͤlles mit
Gewalt herab ſchieſſen, und hierdurch das
Erdreich waſſerhart machen: Theils kommt
dieſe Fruchtbarkeit auch daher, daß von der-
gleichen Floͤtz-Gebuͤrgen mehr fette Erde
durch Regen und zerfloßnen Schnee auf die
Felder geſchwemmet wird, da hergegen von
denen uranfaͤnglichen Bergen, wie wir ſchon
angefuͤhrt haben, bey der groſſen Ueber-
ſchwemmung die fruchtbare Erde groͤſten-
theils abgeſchwemmt worden, folglich alles,
was jetzo von denenſelben durch Regen und
Waſſerguͤſſe abgeſchwemmt wird, in groben
Sand und halbverweſten Dangelnadeln und
Mooß beſtehet, welches einer wahren lockern
Garten-Erde bey weiten nicht beykommt.
Hierzu kommt, daß wir bey denen meiſten
Floͤtzen ſtarcke Schichten von Kalck-Gebuͤrge
antreffen. Es iſt bekannt, daß in ebnen
Lande die Waſſer laͤnger ſtehen bleiben, als
auf Hoͤhen, wo ſolche eher ablaufen, oder eher
von Wind und der Sonne weggeleckt werden.
Ein lange auf dem Acker ſtehendes Waſſer
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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