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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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uns die Geschichte, daß gegentheils eben
dadurch Jnseln und Berge hervorgekommen,
ohne daß eben ein unterirdisches Feuer dabey
wahrgenommen worden. Plinius erzehlet
im 4ten Buche, daß die Jnsel Delos schnell
aus dem Meere erwachsen sey, ohne daß er
dabey eines unterirdischen Feuers gedencket,
und im 87ten Kapitel des zweyten Buchs er-
wehnt er noch verschiedne bloß durch Erdbe-
ben entstandene Jnseln. Der Herr Moro
will zwar auch die Erdbeben alle, dem unterir-
dischen Feuer Schuld geben, allein es wird
sich dieses nicht von allen erweißlich machen
lassen, weil auch die unter der Erde verschlos-
sene Luft, allerdings grosse Gewalt hat, der-
gleichen hervorzubringen. Ja es ist gantz ge-
wiß, daß die feuerspeiende Berge, zwar bren-
nen, aber niemalen mit solcher Gewalt,
Feuer, Schwefel, Steine etc. auswerfen kön-
ten, wenn nicht ein heftiger aus der Tiefe
kommender Wind, als ein Blasebalg, bey
einen hohen Ofen, das Feuer in die Höhe
triebe. Bey allen Exempeln die uns Herr
Moro auf der 289 S. seiner Schrift anfüh-
ret, von neuentstandenen Bergen, bleibet er
uns den Beweiß schuldig, daß solche von
Feuer und feuerspeienden Bergen entstanden
sind, und behilft sich bloß mit dem vorausge-
setzten Grundsatze, des grossen Newton, daß
Naturwirckungen von einerley Art, von glei-
cher Ursache herkommen müssen, er schliest

also

uns die Geſchichte, daß gegentheils eben
dadurch Jnſeln und Berge hervorgekommen,
ohne daß eben ein unterirdiſches Feuer dabey
wahrgenommen worden. Plinius erzehlet
im 4ten Buche, daß die Jnſel Delos ſchnell
aus dem Meere erwachſen ſey, ohne daß er
dabey eines unterirdiſchen Feuers gedencket,
und im 87ten Kapitel des zweyten Buchs er-
wehnt er noch verſchiedne bloß durch Erdbe-
ben entſtandene Jnſeln. Der Herr Moro
will zwar auch die Erdbeben alle, dem unterir-
diſchen Feuer Schuld geben, allein es wird
ſich dieſes nicht von allen erweißlich machen
laſſen, weil auch die unter der Erde verſchloſ-
ſene Luft, allerdings groſſe Gewalt hat, der-
gleichen hervorzubringen. Ja es iſt gantz ge-
wiß, daß die feuerſpeiende Berge, zwar bren-
nen, aber niemalen mit ſolcher Gewalt,
Feuer, Schwefel, Steine ꝛc. auswerfen koͤn-
ten, wenn nicht ein heftiger aus der Tiefe
kommender Wind, als ein Blaſebalg, bey
einen hohen Ofen, das Feuer in die Hoͤhe
triebe. Bey allen Exempeln die uns Herr
Moro auf der 289 S. ſeiner Schrift anfuͤh-
ret, von neuentſtandenen Bergen, bleibet er
uns den Beweiß ſchuldig, daß ſolche von
Feuer und feuerſpeienden Bergen entſtanden
ſind, und behilft ſich bloß mit dem vorausge-
ſetzten Grundſatze, des groſſen Newton, daß
Naturwirckungen von einerley Art, von glei-
cher Urſache herkommen muͤſſen, er ſchlieſt

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[128/0214] uns die Geſchichte, daß gegentheils eben dadurch Jnſeln und Berge hervorgekommen, ohne daß eben ein unterirdiſches Feuer dabey wahrgenommen worden. Plinius erzehlet im 4ten Buche, daß die Jnſel Delos ſchnell aus dem Meere erwachſen ſey, ohne daß er dabey eines unterirdiſchen Feuers gedencket, und im 87ten Kapitel des zweyten Buchs er- wehnt er noch verſchiedne bloß durch Erdbe- ben entſtandene Jnſeln. Der Herr Moro will zwar auch die Erdbeben alle, dem unterir- diſchen Feuer Schuld geben, allein es wird ſich dieſes nicht von allen erweißlich machen laſſen, weil auch die unter der Erde verſchloſ- ſene Luft, allerdings groſſe Gewalt hat, der- gleichen hervorzubringen. Ja es iſt gantz ge- wiß, daß die feuerſpeiende Berge, zwar bren- nen, aber niemalen mit ſolcher Gewalt, Feuer, Schwefel, Steine ꝛc. auswerfen koͤn- ten, wenn nicht ein heftiger aus der Tiefe kommender Wind, als ein Blaſebalg, bey einen hohen Ofen, das Feuer in die Hoͤhe triebe. Bey allen Exempeln die uns Herr Moro auf der 289 S. ſeiner Schrift anfuͤh- ret, von neuentſtandenen Bergen, bleibet er uns den Beweiß ſchuldig, daß ſolche von Feuer und feuerſpeienden Bergen entſtanden ſind, und behilft ſich bloß mit dem vorausge- ſetzten Grundſatze, des groſſen Newton, daß Naturwirckungen von einerley Art, von glei- cher Urſache herkommen muͤſſen, er ſchlieſt alſo

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/214>, abgerufen am 24.11.2024.