Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

bemercket wird, denn die selten vorkommende
Ausnahmen von der Hauptregel, können
deswegen den Hauptsatz nicht umstoßen.
Jch weiß zwar wohl, daß verschiedene Berg-
wercksverständige der Meynung sind, Gänge
und Flötze könnten zusammen in einem Ge-
bürge seyn. Allein sie irren sich. Darf ich
sagen, woher solcher Jrthum rühre, so sind
es zweyerley Ursachen; die erste ist, daß diese
Herren entweder ein Gebürge zu ihrer Unter-
suchung vorgenommen, an welches das Flötz-
Gebürge angeschoben. Diese Art von Gebür-
gen findet sich ordentlich an denen Orten, wo die
Gebürge von unserer jetzigen Art ihren Anfang
nehmen, und hingegen die Flötzgebürge aufhö-
ren: Da es denn sehr leicht geschehen kann,
daß man sich irret, wenn man Gänge mit Ertz-
ten, Schiefern und dergleichen so nahe beysam-
men findet. Selbst Rößler, dieser so geschickte
Bergmann irret sich auf diese Art in seinen
Bergbau-Spiegel, wenn er glaubt, Gänge,
Flötze und Fälle könnten bey, neben, und unter
einander brechen. Sobald wir die Flötze selbst
ansehen werden, so wird es uns deutlich vor
Augen liegen, daß dieses unmöglich seyn kann.
Die zweyte Ursache dieses Jrthums mag wol
seyn, daß diese Herrn bisweilen ein schwartz-
schiefriges Gestein bey denen Gängen gefunden,
welches dieselben vor ein Flötz gehalten. Es
ist andem, es finden sich dann und wann
solche Geschicke, Steinscheidungen, Fäu-

len

bemercket wird, denn die ſelten vorkommende
Ausnahmen von der Hauptregel, koͤnnen
deswegen den Hauptſatz nicht umſtoßen.
Jch weiß zwar wohl, daß verſchiedene Berg-
wercksverſtaͤndige der Meynung ſind, Gaͤnge
und Floͤtze koͤnnten zuſammen in einem Ge-
buͤrge ſeyn. Allein ſie irren ſich. Darf ich
ſagen, woher ſolcher Jrthum ruͤhre, ſo ſind
es zweyerley Urſachen; die erſte iſt, daß dieſe
Herren entweder ein Gebuͤrge zu ihrer Unter-
ſuchung vorgenommen, an welches das Floͤtz-
Gebuͤrge angeſchoben. Dieſe Art von Gebuͤr-
gen findet ſich ordentlich an denen Orten, wo die
Gebuͤrge von unſerer jetzigen Art ihren Anfang
nehmen, und hingegen die Floͤtzgebuͤrge aufhoͤ-
ren: Da es denn ſehr leicht geſchehen kann,
daß man ſich irret, wenn man Gaͤnge mit Ertz-
ten, Schiefern und dergleichen ſo nahe beyſam-
men findet. Selbſt Roͤßler, dieſer ſo geſchickte
Bergmann irret ſich auf dieſe Art in ſeinen
Bergbau-Spiegel, wenn er glaubt, Gaͤnge,
Floͤtze und Faͤlle koͤnnten bey, neben, und unter
einander brechen. Sobald wir die Floͤtze ſelbſt
anſehen werden, ſo wird es uns deutlich vor
Augen liegen, daß dieſes unmoͤglich ſeyn kann.
Die zweyte Urſache dieſes Jrthums mag wol
ſeyn, daß dieſe Herrn bisweilen ein ſchwartz-
ſchiefriges Geſtein bey denen Gaͤngen gefunden,
welches dieſelben vor ein Floͤtz gehalten. Es
iſt andem, es finden ſich dann und wann
ſolche Geſchicke, Steinſcheidungen, Faͤu-

len
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="116"/>
bemercket wird, denn die &#x017F;elten vorkommende<lb/>
Ausnahmen von der Hauptregel, ko&#x0364;nnen<lb/>
deswegen den Haupt&#x017F;atz nicht um&#x017F;toßen.<lb/>
Jch weiß zwar wohl, daß ver&#x017F;chiedene Berg-<lb/>
wercksver&#x017F;ta&#x0364;ndige der Meynung &#x017F;ind, Ga&#x0364;nge<lb/>
und Flo&#x0364;tze ko&#x0364;nnten zu&#x017F;ammen in einem Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge &#x017F;eyn. Allein &#x017F;ie irren &#x017F;ich. Darf ich<lb/>
&#x017F;agen, woher &#x017F;olcher Jrthum ru&#x0364;hre, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
es zweyerley Ur&#x017F;achen; die er&#x017F;te i&#x017F;t, daß die&#x017F;e<lb/>
Herren entweder ein Gebu&#x0364;rge zu ihrer Unter-<lb/>
&#x017F;uchung vorgenommen, an welches das Flo&#x0364;tz-<lb/>
Gebu&#x0364;rge ange&#x017F;choben. Die&#x017F;e Art von Gebu&#x0364;r-<lb/>
gen findet &#x017F;ich ordentlich an denen Orten, wo die<lb/>
Gebu&#x0364;rge von un&#x017F;erer jetzigen Art ihren Anfang<lb/>
nehmen, und hingegen die Flo&#x0364;tzgebu&#x0364;rge aufho&#x0364;-<lb/>
ren: Da es denn &#x017F;ehr leicht ge&#x017F;chehen kann,<lb/>
daß man &#x017F;ich irret, wenn man Ga&#x0364;nge mit Ertz-<lb/>
ten, Schiefern und dergleichen &#x017F;o nahe bey&#x017F;am-<lb/>
men findet. Selb&#x017F;t Ro&#x0364;ßler, die&#x017F;er &#x017F;o ge&#x017F;chickte<lb/>
Bergmann irret &#x017F;ich auf die&#x017F;e Art in &#x017F;einen<lb/>
Bergbau-Spiegel, wenn er glaubt, Ga&#x0364;nge,<lb/>
Flo&#x0364;tze und Fa&#x0364;lle ko&#x0364;nnten bey, neben, und unter<lb/>
einander brechen. Sobald wir die Flo&#x0364;tze &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
an&#x017F;ehen werden, &#x017F;o wird es uns deutlich vor<lb/>
Augen liegen, daß die&#x017F;es unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn kann.<lb/>
Die zweyte Ur&#x017F;ache die&#x017F;es Jrthums mag wol<lb/>
&#x017F;eyn, daß die&#x017F;e Herrn bisweilen ein &#x017F;chwartz-<lb/>
&#x017F;chiefriges Ge&#x017F;tein bey denen Ga&#x0364;ngen gefunden,<lb/>
welches die&#x017F;elben vor ein Flo&#x0364;tz gehalten. Es<lb/>
i&#x017F;t andem, es finden &#x017F;ich dann und wann<lb/>
&#x017F;olche Ge&#x017F;chicke, Stein&#x017F;cheidungen, Fa&#x0364;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0202] bemercket wird, denn die ſelten vorkommende Ausnahmen von der Hauptregel, koͤnnen deswegen den Hauptſatz nicht umſtoßen. Jch weiß zwar wohl, daß verſchiedene Berg- wercksverſtaͤndige der Meynung ſind, Gaͤnge und Floͤtze koͤnnten zuſammen in einem Ge- buͤrge ſeyn. Allein ſie irren ſich. Darf ich ſagen, woher ſolcher Jrthum ruͤhre, ſo ſind es zweyerley Urſachen; die erſte iſt, daß dieſe Herren entweder ein Gebuͤrge zu ihrer Unter- ſuchung vorgenommen, an welches das Floͤtz- Gebuͤrge angeſchoben. Dieſe Art von Gebuͤr- gen findet ſich ordentlich an denen Orten, wo die Gebuͤrge von unſerer jetzigen Art ihren Anfang nehmen, und hingegen die Floͤtzgebuͤrge aufhoͤ- ren: Da es denn ſehr leicht geſchehen kann, daß man ſich irret, wenn man Gaͤnge mit Ertz- ten, Schiefern und dergleichen ſo nahe beyſam- men findet. Selbſt Roͤßler, dieſer ſo geſchickte Bergmann irret ſich auf dieſe Art in ſeinen Bergbau-Spiegel, wenn er glaubt, Gaͤnge, Floͤtze und Faͤlle koͤnnten bey, neben, und unter einander brechen. Sobald wir die Floͤtze ſelbſt anſehen werden, ſo wird es uns deutlich vor Augen liegen, daß dieſes unmoͤglich ſeyn kann. Die zweyte Urſache dieſes Jrthums mag wol ſeyn, daß dieſe Herrn bisweilen ein ſchwartz- ſchiefriges Geſtein bey denen Gaͤngen gefunden, welches dieſelben vor ein Floͤtz gehalten. Es iſt andem, es finden ſich dann und wann ſolche Geſchicke, Steinſcheidungen, Faͤu- len

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/202
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/202>, abgerufen am 22.11.2024.