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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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ben in Schlamme sitzen? Dieses ist auch
hier geschehen, ehe der Zug des Wassers so
vermindert ward, daß er gantz und gar we-
gen vorliegender vester Felsen aufgehöret,
welche er nicht durchreissen können, sind die
Fische schon in die Ebne gewesen, wo wir sol-
che in denen, an die uranfänglichen Berge
stossenden Flötzgebürgen häufig antreffen.
Die Muscheln haben ihr Schicksahl, weil sie
weniger fähig in hoher Fluth zu schwimmen,
in einer gezwungnen faulen Gelassenheit er-
warten müssen, und sind daher stecken geblie-
ben. Mir deuchtet, ich höre hier einige sa-
gen, das könne wohl von des Herrn Moro
feuerspeiende Berge herrühren, allein meine
Herrn, wenn das heftige Feuer solche ausge-
spien hat, warum hat es denn solche nicht
calcinirt, warum findet man denn solche noch
öfters mit ihre natürliche Schaale uncalcinirt,
gläntzend als Perlmutter. Einen Erweiß
dieses meines Satzes gibt mir der Weg von
Goßlar nach Zellerfeld und Clausthal, vor
Goßlar ist flaches Land, hinter Goßlar reiset
man über lauter schieferiges Flötz-Gebürge
welches immer peu a peu ansteiget. Wenn
man fast gegen das Forsthauß den sogenand-
ten Auerhahn kommt, macht es einen kleinen
Thal, hier finden sich die sogenandten Räder
oder Sonnensteine häufig, wahre Versteine-
rungen und unumstößliche Erweise von einer
allgemeinen Ueberschwemmung. Von da

steiget

ben in Schlamme ſitzen? Dieſes iſt auch
hier geſchehen, ehe der Zug des Waſſers ſo
vermindert ward, daß er gantz und gar we-
gen vorliegender veſter Felſen aufgehoͤret,
welche er nicht durchreiſſen koͤnnen, ſind die
Fiſche ſchon in die Ebne geweſen, wo wir ſol-
che in denen, an die uranfaͤnglichen Berge
ſtoſſenden Floͤtzgebuͤrgen haͤufig antreffen.
Die Muſcheln haben ihr Schickſahl, weil ſie
weniger faͤhig in hoher Fluth zu ſchwimmen,
in einer gezwungnen faulen Gelaſſenheit er-
warten muͤſſen, und ſind daher ſtecken geblie-
ben. Mir deuchtet, ich hoͤre hier einige ſa-
gen, das koͤnne wohl von des Herrn Moro
feuerſpeiende Berge herruͤhren, allein meine
Herrn, wenn das heftige Feuer ſolche ausge-
ſpien hat, warum hat es denn ſolche nicht
calcinirt, warum findet man denn ſolche noch
oͤfters mit ihre natuͤrliche Schaale uncalcinirt,
glaͤntzend als Perlmutter. Einen Erweiß
dieſes meines Satzes gibt mir der Weg von
Goßlar nach Zellerfeld und Clausthal, vor
Goßlar iſt flaches Land, hinter Goßlar reiſet
man uͤber lauter ſchieferiges Floͤtz-Gebuͤrge
welches immer peu a peu anſteiget. Wenn
man faſt gegen das Forſthauß den ſogenand-
ten Auerhahn kommt, macht es einen kleinen
Thal, hier finden ſich die ſogenandten Raͤder
oder Sonnenſteine haͤufig, wahre Verſteine-
rungen und unumſtoͤßliche Erweiſe von einer
allgemeinen Ueberſchwemmung. Von da

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[104/0188] ben in Schlamme ſitzen? Dieſes iſt auch hier geſchehen, ehe der Zug des Waſſers ſo vermindert ward, daß er gantz und gar we- gen vorliegender veſter Felſen aufgehoͤret, welche er nicht durchreiſſen koͤnnen, ſind die Fiſche ſchon in die Ebne geweſen, wo wir ſol- che in denen, an die uranfaͤnglichen Berge ſtoſſenden Floͤtzgebuͤrgen haͤufig antreffen. Die Muſcheln haben ihr Schickſahl, weil ſie weniger faͤhig in hoher Fluth zu ſchwimmen, in einer gezwungnen faulen Gelaſſenheit er- warten muͤſſen, und ſind daher ſtecken geblie- ben. Mir deuchtet, ich hoͤre hier einige ſa- gen, das koͤnne wohl von des Herrn Moro feuerſpeiende Berge herruͤhren, allein meine Herrn, wenn das heftige Feuer ſolche ausge- ſpien hat, warum hat es denn ſolche nicht calcinirt, warum findet man denn ſolche noch oͤfters mit ihre natuͤrliche Schaale uncalcinirt, glaͤntzend als Perlmutter. Einen Erweiß dieſes meines Satzes gibt mir der Weg von Goßlar nach Zellerfeld und Clausthal, vor Goßlar iſt flaches Land, hinter Goßlar reiſet man uͤber lauter ſchieferiges Floͤtz-Gebuͤrge welches immer peu a peu anſteiget. Wenn man faſt gegen das Forſthauß den ſogenand- ten Auerhahn kommt, macht es einen kleinen Thal, hier finden ſich die ſogenandten Raͤder oder Sonnenſteine haͤufig, wahre Verſteine- rungen und unumſtoͤßliche Erweiſe von einer allgemeinen Ueberſchwemmung. Von da ſteiget

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/188>, abgerufen am 23.11.2024.