Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

noch einen Beweis, und kan überhaupt gar
nicht eingeräumet werden. Denn sehen wir
nicht, daß noch täglich die Natur Körper
auflöset, andere daraus versertiget, welche
denen vorigen gar nicht ähnlich sehen, in
ihrem innersten Bestandtheilen aber, gemeinig-
lich doch das vorige bleiben. Diese Verwand-
lungen aus einem Reiche in das andere, sind
um desto leichter zu begreiffen, wenn wir er-
wegen, daß sowohl das Pflantzen, als das
Thierreich, bereits viele Theile in sich haben,
welche dem Mineralreiche gantz eigentlich
zugehören. Geschiehet nicht die Fortpflan-
tzung der Pflantzen und Bäume, indem
solche in der Erde Theile von derselben in sich
nehmen? Leben die Thiere nicht von denen
aus denen Pflantzen auf verschiedene Art in
sich genommenen Theilen? Henckel in der
Flora Saturnizante und in denen kleinen mine-
ralischen Schriften, auf der 498sten Seite
und an andern Orten hat dieses so schön ge-
zeiget, und die Erfahrung lehret es uns noch
täglich, daß wir öhnmöglich daran zweifeln
können. Wollen wir aber nun hauptsäch-
lich auf die Muscheln zu reden kommen, so
ist es ja bereits eine ausgemachte Sache,
daß solche dem Mineralreiche schon gantz
nahe, auch vor ihrer Verwandlung sind,
weil diese Wohnungen und Gehäuße derer
darinne wohnenden Thiere aus einer voll-
kommenen Kalckerde bestehen, bey welcher

die

noch einen Beweis, und kan uͤberhaupt gar
nicht eingeraͤumet werden. Denn ſehen wir
nicht, daß noch taͤglich die Natur Koͤrper
aufloͤſet, andere daraus verſertiget, welche
denen vorigen gar nicht aͤhnlich ſehen, in
ihrem innerſten Beſtandtheilen aber, gemeinig-
lich doch das vorige bleiben. Dieſe Verwand-
lungen aus einem Reiche in das andere, ſind
um deſto leichter zu begreiffen, wenn wir er-
wegen, daß ſowohl das Pflantzen, als das
Thierreich, bereits viele Theile in ſich haben,
welche dem Mineralreiche gantz eigentlich
zugehoͤren. Geſchiehet nicht die Fortpflan-
tzung der Pflantzen und Baͤume, indem
ſolche in der Erde Theile von derſelben in ſich
nehmen? Leben die Thiere nicht von denen
aus denen Pflantzen auf verſchiedene Art in
ſich genommenen Theilen? Henckel in der
Flora Saturnizante und in denen kleinen mine-
raliſchen Schriften, auf der 498ſten Seite
und an andern Orten hat dieſes ſo ſchoͤn ge-
zeiget, und die Erfahrung lehret es uns noch
taͤglich, daß wir oͤhnmoͤglich daran zweifeln
koͤnnen. Wollen wir aber nun hauptſaͤch-
lich auf die Muſcheln zu reden kommen, ſo
iſt es ja bereits eine ausgemachte Sache,
daß ſolche dem Mineralreiche ſchon gantz
nahe, auch vor ihrer Verwandlung ſind,
weil dieſe Wohnungen und Gehaͤuße derer
darinne wohnenden Thiere aus einer voll-
kommenen Kalckerde beſtehen, bey welcher

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="61"/>
noch einen Beweis, und kan u&#x0364;berhaupt gar<lb/>
nicht eingera&#x0364;umet werden. Denn &#x017F;ehen wir<lb/>
nicht, daß noch ta&#x0364;glich die Natur Ko&#x0364;rper<lb/>
auflo&#x0364;&#x017F;et, andere daraus ver&#x017F;ertiget, welche<lb/>
denen vorigen gar nicht a&#x0364;hnlich &#x017F;ehen, in<lb/>
ihrem inner&#x017F;ten Be&#x017F;tandtheilen aber, gemeinig-<lb/>
lich doch das vorige bleiben. Die&#x017F;e Verwand-<lb/>
lungen aus einem Reiche in das andere, &#x017F;ind<lb/>
um de&#x017F;to leichter zu begreiffen, wenn wir er-<lb/>
wegen, daß &#x017F;owohl das Pflantzen, als das<lb/>
Thierreich, bereits viele Theile in &#x017F;ich haben,<lb/>
welche dem Mineralreiche gantz eigentlich<lb/>
zugeho&#x0364;ren. Ge&#x017F;chiehet nicht die Fortpflan-<lb/>
tzung der Pflantzen und Ba&#x0364;ume, indem<lb/>
&#x017F;olche in der Erde Theile von der&#x017F;elben in &#x017F;ich<lb/>
nehmen? Leben die Thiere nicht von denen<lb/>
aus denen Pflantzen auf ver&#x017F;chiedene Art in<lb/>
&#x017F;ich genommenen Theilen? Henckel in der<lb/><hi rendition="#aq">Flora Saturnizante</hi> und in denen kleinen mine-<lb/>
rali&#x017F;chen Schriften, auf der 498&#x017F;ten Seite<lb/>
und an andern Orten hat die&#x017F;es &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n ge-<lb/>
zeiget, und die Erfahrung lehret es uns noch<lb/>
ta&#x0364;glich, daß wir o&#x0364;hnmo&#x0364;glich daran zweifeln<lb/>
ko&#x0364;nnen. Wollen wir aber nun haupt&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
lich auf die Mu&#x017F;cheln zu reden kommen, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es ja bereits eine ausgemachte Sache,<lb/>
daß &#x017F;olche dem Mineralreiche &#x017F;chon gantz<lb/>
nahe, auch vor ihrer Verwandlung &#x017F;ind,<lb/>
weil die&#x017F;e Wohnungen und Geha&#x0364;uße derer<lb/>
darinne wohnenden Thiere aus einer voll-<lb/>
kommenen Kalckerde be&#x017F;tehen, bey welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0139] noch einen Beweis, und kan uͤberhaupt gar nicht eingeraͤumet werden. Denn ſehen wir nicht, daß noch taͤglich die Natur Koͤrper aufloͤſet, andere daraus verſertiget, welche denen vorigen gar nicht aͤhnlich ſehen, in ihrem innerſten Beſtandtheilen aber, gemeinig- lich doch das vorige bleiben. Dieſe Verwand- lungen aus einem Reiche in das andere, ſind um deſto leichter zu begreiffen, wenn wir er- wegen, daß ſowohl das Pflantzen, als das Thierreich, bereits viele Theile in ſich haben, welche dem Mineralreiche gantz eigentlich zugehoͤren. Geſchiehet nicht die Fortpflan- tzung der Pflantzen und Baͤume, indem ſolche in der Erde Theile von derſelben in ſich nehmen? Leben die Thiere nicht von denen aus denen Pflantzen auf verſchiedene Art in ſich genommenen Theilen? Henckel in der Flora Saturnizante und in denen kleinen mine- raliſchen Schriften, auf der 498ſten Seite und an andern Orten hat dieſes ſo ſchoͤn ge- zeiget, und die Erfahrung lehret es uns noch taͤglich, daß wir oͤhnmoͤglich daran zweifeln koͤnnen. Wollen wir aber nun hauptſaͤch- lich auf die Muſcheln zu reden kommen, ſo iſt es ja bereits eine ausgemachte Sache, daß ſolche dem Mineralreiche ſchon gantz nahe, auch vor ihrer Verwandlung ſind, weil dieſe Wohnungen und Gehaͤuße derer darinne wohnenden Thiere aus einer voll- kommenen Kalckerde beſtehen, bey welcher die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/139
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/139>, abgerufen am 25.11.2024.