Erfahrung, weiset es uns noch täglich in grossen und kleinen partialen Ueberschwem- mungen, Wolckenbrüchen, und Ausreissen derer Dämme, geben solche nicht zulängliche Erweise, daß würcklich eine, in Proportion der allgemeinen Ueberschwemmung, nur sehr klei- ne, ausnehmende Kraft hat, den Theil der Er- de, welchen sie betrift, zu verändern? Das viele Wasser hat auch seinen Platz finden kön- nen, wo es nach dieser grossen Ueberschwem- mung sich hin versamlet. Ein grosser Theil des- selben ist würcklich in die Höhlung des Erdbo- dens gekommen, wovon ich in dem 3ten Ab- schnitt mit mehreren handeln werde. Was sagen denn so viele grosse Seen, so viele Sümpfe und Moräste? Was derselbe auf der 221. Seite aus dem Herrn Vallisnieri anführet, ist auch gantz leicht zu begreifen, wenn er fragt: "Wie haben endlich auf "solche Weise, wenn die inwendige Erde voll "Wasser steckt, sich so entsetzliche unterirdi- "sche Feuer entzünden können, und wodurch "erhalten sie ihre Kräfte dergestalt, daß sie "wie wir sehen, auch aus dem Meer eine "Jnsel nach der andern auftreiben." Wir bekommen also hierdurch die schönste Gele- genheit zur Betrachtung des zweyten Theils dieses seines Buches selbst zu schreiten, wor- inn er sein System selbst vorträgt. Wir wollen solches aus dessen 29 Hauptstücke gantz kurtz zusammen fassen. Er sagt: Da
GOtt
Erfahrung, weiſet es uns noch taͤglich in groſſen und kleinen partialen Ueberſchwem- mungen, Wolckenbruͤchen, und Ausreiſſen derer Daͤmme, geben ſolche nicht zulaͤngliche Erweiſe, daß wuͤrcklich eine, in Proportion der allgemeinen Ueberſchwemmung, nur ſehr klei- ne, ausnehmende Kraft hat, den Theil der Er- de, welchen ſie betrift, zu veraͤndern? Das viele Waſſer hat auch ſeinen Platz finden koͤn- nen, wo es nach dieſer groſſen Ueberſchwem- mung ſich hin verſamlet. Ein groſſer Theil deſ- ſelben iſt wuͤrcklich in die Hoͤhlung des Erdbo- dens gekommen, wovon ich in dem 3ten Ab- ſchnitt mit mehreren handeln werde. Was ſagen denn ſo viele groſſe Seen, ſo viele Suͤmpfe und Moraͤſte? Was derſelbe auf der 221. Seite aus dem Herrn Vallisnieri anfuͤhret, iſt auch gantz leicht zu begreifen, wenn er fragt: „Wie haben endlich auf “ſolche Weiſe, wenn die inwendige Erde voll „Waſſer ſteckt, ſich ſo entſetzliche unterirdi- „ſche Feuer entzuͤnden koͤnnen, und wodurch „erhalten ſie ihre Kraͤfte dergeſtalt, daß ſie „wie wir ſehen, auch aus dem Meer eine „Jnſel nach der andern auftreiben.„ Wir bekommen alſo hierdurch die ſchoͤnſte Gele- genheit zur Betrachtung des zweyten Theils dieſes ſeines Buches ſelbſt zu ſchreiten, wor- inn er ſein Syſtem ſelbſt vortraͤgt. Wir wollen ſolches aus deſſen 29 Hauptſtuͤcke gantz kurtz zuſammen faſſen. Er ſagt: Da
GOtt
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Erfahrung, weiſet es uns noch taͤglich in
groſſen und kleinen partialen Ueberſchwem-
mungen, Wolckenbruͤchen, und Ausreiſſen
derer Daͤmme, geben ſolche nicht zulaͤngliche
Erweiſe, daß wuͤrcklich eine, in Proportion der
allgemeinen Ueberſchwemmung, nur ſehr klei-
ne, ausnehmende Kraft hat, den Theil der Er-
de, welchen ſie betrift, zu veraͤndern? Das
viele Waſſer hat auch ſeinen Platz finden koͤn-
nen, wo es nach dieſer groſſen Ueberſchwem-
mung ſich hin verſamlet. Ein groſſer Theil deſ-
ſelben iſt wuͤrcklich in die Hoͤhlung des Erdbo-
dens gekommen, wovon ich in dem 3ten Ab-
ſchnitt mit mehreren handeln werde. Was
ſagen denn ſo viele groſſe Seen, ſo viele
Suͤmpfe und Moraͤſte? Was derſelbe auf
der 221. Seite aus dem Herrn Vallisnieri
anfuͤhret, iſt auch gantz leicht zu begreifen,
wenn er fragt: „Wie haben endlich auf
“ſolche Weiſe, wenn die inwendige Erde voll
„Waſſer ſteckt, ſich ſo entſetzliche unterirdi-
„ſche Feuer entzuͤnden koͤnnen, und wodurch
„erhalten ſie ihre Kraͤfte dergeſtalt, daß ſie
„wie wir ſehen, auch aus dem Meer eine
„Jnſel nach der andern auftreiben.„ Wir
bekommen alſo hierdurch die ſchoͤnſte Gele-
genheit zur Betrachtung des zweyten Theils
dieſes ſeines Buches ſelbſt zu ſchreiten, wor-
inn er ſein Syſtem ſelbſt vortraͤgt. Wir
wollen ſolches aus deſſen 29 Hauptſtuͤcke
gantz kurtz zuſammen faſſen. Er ſagt: Da
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/120>, abgerufen am 28.06.2024.
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