verlauffen? Jn den Abgrund kann es nicht wieder, denn der ist durch die zusammen- gesunckene Erde, entweder gantz verstürtzet, oder sehr klein und enge geworden. Jn das Meer kann er auch nicht alles bringen, denn alles was das Meer von diesen Wassern in sich nehmen konnte, betrug nur so viel, daß seine Ufer wieder voll wurden. Es durch den Wind wegsaugen zu lassen, ist zu lang- weilig, und noch langweiliger, es von sich verdunsten zu lassen. Gewiß, eben so unna- türlich es war, solches auf die von ihm be- schriebene Weise, auf den Erdboden zu füh- ren, eben so schwer hält es nunmehr solches mit guter Manier wieder von dem Erdboden loß zu werden. Jch will jetzo von der vor- gegebenen Verrückung des Erdbodens, und seiner veränderten Gestalt nichts erwehnen, und diese Sache als hierher nicht eigentlich gehörig, geschickten Mathematicis überlassen. Die von ihm dem Erdboden nach der Ueber- schwemmung gütiggeschenckten Flüsse und Bäche, können auch nicht alles Wasser in sich genommen haben, daß er sonst nirgends unterzubringen gewust. Aus diesen ange- führten erhellet, daß Burnet seine Sünd- fluth auf dem Erdboden geführt, ohne seine Welt zu kennen, und er hat sich nach ihren Verlauf erst die Vorstellung gemacht, wie der Erdboden könnte vor diese Ueberschwem- mung ausgesehen haben. Alle drey aber,
Whi-
C 3
verlauffen? Jn den Abgrund kann es nicht wieder, denn der iſt durch die zuſammen- geſunckene Erde, entweder gantz verſtuͤrtzet, oder ſehr klein und enge geworden. Jn das Meer kann er auch nicht alles bringen, denn alles was das Meer von dieſen Waſſern in ſich nehmen konnte, betrug nur ſo viel, daß ſeine Ufer wieder voll wurden. Es durch den Wind wegſaugen zu laſſen, iſt zu lang- weilig, und noch langweiliger, es von ſich verdunſten zu laſſen. Gewiß, eben ſo unna- tuͤrlich es war, ſolches auf die von ihm be- ſchriebene Weiſe, auf den Erdboden zu fuͤh- ren, eben ſo ſchwer haͤlt es nunmehr ſolches mit guter Manier wieder von dem Erdboden loß zu werden. Jch will jetzo von der vor- gegebenen Verruͤckung des Erdbodens, und ſeiner veraͤnderten Geſtalt nichts erwehnen, und dieſe Sache als hierher nicht eigentlich gehoͤrig, geſchickten Mathematicis uͤberlaſſen. Die von ihm dem Erdboden nach der Ueber- ſchwemmung guͤtiggeſchenckten Fluͤſſe und Baͤche, koͤnnen auch nicht alles Waſſer in ſich genommen haben, daß er ſonſt nirgends unterzubringen gewuſt. Aus dieſen ange- fuͤhrten erhellet, daß Burnet ſeine Suͤnd- fluth auf dem Erdboden gefuͤhrt, ohne ſeine Welt zu kennen, und er hat ſich nach ihren Verlauf erſt die Vorſtellung gemacht, wie der Erdboden koͤnnte vor dieſe Ueberſchwem- mung ausgeſehen haben. Alle drey aber,
Whi-
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0115"n="37"/>
verlauffen? Jn den Abgrund kann es nicht<lb/>
wieder, denn der iſt durch die zuſammen-<lb/>
geſunckene Erde, entweder gantz verſtuͤrtzet,<lb/>
oder ſehr klein und enge geworden. Jn das<lb/>
Meer kann er auch nicht alles bringen, denn<lb/>
alles was das Meer von dieſen Waſſern in<lb/>ſich nehmen konnte, betrug nur ſo viel, daß<lb/>ſeine Ufer wieder voll wurden. Es durch<lb/>
den Wind wegſaugen zu laſſen, iſt zu lang-<lb/>
weilig, und noch langweiliger, es von ſich<lb/>
verdunſten zu laſſen. Gewiß, eben ſo unna-<lb/>
tuͤrlich es war, ſolches auf die von ihm be-<lb/>ſchriebene Weiſe, auf den Erdboden zu fuͤh-<lb/>
ren, eben ſo ſchwer haͤlt es nunmehr ſolches<lb/>
mit guter Manier wieder von dem Erdboden<lb/>
loß zu werden. Jch will jetzo von der vor-<lb/>
gegebenen Verruͤckung des Erdbodens, und<lb/>ſeiner veraͤnderten Geſtalt nichts erwehnen,<lb/>
und dieſe Sache als hierher nicht eigentlich<lb/>
gehoͤrig, geſchickten Mathematicis uͤberlaſſen.<lb/>
Die von ihm dem Erdboden nach der Ueber-<lb/>ſchwemmung guͤtiggeſchenckten Fluͤſſe und<lb/>
Baͤche, koͤnnen auch nicht alles Waſſer in<lb/>ſich genommen haben, daß er ſonſt nirgends<lb/>
unterzubringen gewuſt. Aus dieſen ange-<lb/>
fuͤhrten erhellet, daß Burnet ſeine Suͤnd-<lb/>
fluth auf dem Erdboden gefuͤhrt, ohne ſeine<lb/>
Welt zu kennen, und er hat ſich nach ihren<lb/>
Verlauf erſt die Vorſtellung gemacht, wie<lb/>
der Erdboden koͤnnte vor dieſe Ueberſchwem-<lb/>
mung ausgeſehen haben. Alle drey aber,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Whi-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37/0115]
verlauffen? Jn den Abgrund kann es nicht
wieder, denn der iſt durch die zuſammen-
geſunckene Erde, entweder gantz verſtuͤrtzet,
oder ſehr klein und enge geworden. Jn das
Meer kann er auch nicht alles bringen, denn
alles was das Meer von dieſen Waſſern in
ſich nehmen konnte, betrug nur ſo viel, daß
ſeine Ufer wieder voll wurden. Es durch
den Wind wegſaugen zu laſſen, iſt zu lang-
weilig, und noch langweiliger, es von ſich
verdunſten zu laſſen. Gewiß, eben ſo unna-
tuͤrlich es war, ſolches auf die von ihm be-
ſchriebene Weiſe, auf den Erdboden zu fuͤh-
ren, eben ſo ſchwer haͤlt es nunmehr ſolches
mit guter Manier wieder von dem Erdboden
loß zu werden. Jch will jetzo von der vor-
gegebenen Verruͤckung des Erdbodens, und
ſeiner veraͤnderten Geſtalt nichts erwehnen,
und dieſe Sache als hierher nicht eigentlich
gehoͤrig, geſchickten Mathematicis uͤberlaſſen.
Die von ihm dem Erdboden nach der Ueber-
ſchwemmung guͤtiggeſchenckten Fluͤſſe und
Baͤche, koͤnnen auch nicht alles Waſſer in
ſich genommen haben, daß er ſonſt nirgends
unterzubringen gewuſt. Aus dieſen ange-
fuͤhrten erhellet, daß Burnet ſeine Suͤnd-
fluth auf dem Erdboden gefuͤhrt, ohne ſeine
Welt zu kennen, und er hat ſich nach ihren
Verlauf erſt die Vorſtellung gemacht, wie
der Erdboden koͤnnte vor dieſe Ueberſchwem-
mung ausgeſehen haben. Alle drey aber,
Whi-
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/115>, abgerufen am 12.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.