Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

würde solcher vielmehr eine Entzündung
als eine Uberschwemmung verursacht haben,
besonders wenn dessen Druck so starck gewe-
sen wäre, das er auch so gar in das innerste
der Erden gewürcket hätte, und die darinne
verschlossene Grundwasser erreget. Diese
Erregung soll seiner Meynung nach geschehen
seyn indem erstlich diese mit den Kometen ge-
kommene Dunstsäule sich verdicket, und als
eine Menge Wassers den Erdboden bedecket.
2) Jndem es 40 Tage en Suite geregnet. 3)
Jndem das Meer seine Ufer verlassen. 4)
Jndem diese Menge Wassers den Erdboden
welcher hohl gewesen, so durchweichet, daß
er endlich seine feste Haltung verlohren, zu-
sammen gesuncken, und also die in seinem in-
nersten verborgenen Wasser herausgedrücket,
gleich als wenn ein unter freyen Himmel ste-
hendes Gewölbe, durch viele Nässe endlich
dahin kommt, daß der die Steine zusammen-
bindende Leim, weich wird, und also das
Gewölbe auf einmal in Klumpen fällt. Al-
lein was sind bey allen diesen Sätzen nicht vor
viele postulata, besonders in den letztern, denn
niemals wird man zuverläßig behaupten kön-
nen, daß der erste Erdboden hohl und mit
Wasser erfüllet gewesen, es bleiben blosse
Muthmassungen, allein es ist nöthig derglei-
chen Muthmassungen anzunehmen, um den
allerersten Satz welcher ebenfalls eine blosse
Muthmassung, hierdurch zu befestigen. Da

er

wuͤrde ſolcher vielmehr eine Entzuͤndung
als eine Uberſchwemmung verurſacht haben,
beſonders wenn deſſen Druck ſo ſtarck gewe-
ſen waͤre, das er auch ſo gar in das innerſte
der Erden gewuͤrcket haͤtte, und die darinne
verſchloſſene Grundwaſſer erreget. Dieſe
Erregung ſoll ſeiner Meynung nach geſchehen
ſeyn indem erſtlich dieſe mit den Kometen ge-
kommene Dunſtſaͤule ſich verdicket, und als
eine Menge Waſſers den Erdboden bedecket.
2) Jndem es 40 Tage en Suite geregnet. 3)
Jndem das Meer ſeine Ufer verlaſſen. 4)
Jndem dieſe Menge Waſſers den Erdboden
welcher hohl geweſen, ſo durchweichet, daß
er endlich ſeine feſte Haltung verlohren, zu-
ſammen geſuncken, und alſo die in ſeinem in-
nerſten verborgenen Waſſer herausgedruͤcket,
gleich als wenn ein unter freyen Himmel ſte-
hendes Gewoͤlbe, durch viele Naͤſſe endlich
dahin kommt, daß der die Steine zuſammen-
bindende Leim, weich wird, und alſo das
Gewoͤlbe auf einmal in Klumpen faͤllt. Al-
lein was ſind bey allen dieſen Saͤtzen nicht vor
viele poſtulata, beſonders in den letztern, denn
niemals wird man zuverlaͤßig behaupten koͤn-
nen, daß der erſte Erdboden hohl und mit
Waſſer erfuͤllet geweſen, es bleiben bloſſe
Muthmaſſungen, allein es iſt noͤthig derglei-
chen Muthmaſſungen anzunehmen, um den
allererſten Satz welcher ebenfalls eine bloſſe
Muthmaſſung, hierdurch zu befeſtigen. Da

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="31"/>
wu&#x0364;rde &#x017F;olcher vielmehr eine Entzu&#x0364;ndung<lb/>
als eine Uber&#x017F;chwemmung verur&#x017F;acht haben,<lb/>
be&#x017F;onders wenn de&#x017F;&#x017F;en Druck &#x017F;o &#x017F;tarck gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;re, das er auch &#x017F;o gar in das inner&#x017F;te<lb/>
der Erden gewu&#x0364;rcket ha&#x0364;tte, und die darinne<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Grundwa&#x017F;&#x017F;er erreget. Die&#x017F;e<lb/>
Erregung &#x017F;oll &#x017F;einer Meynung nach ge&#x017F;chehen<lb/>
&#x017F;eyn indem er&#x017F;tlich die&#x017F;e mit den Kometen ge-<lb/>
kommene Dun&#x017F;t&#x017F;a&#x0364;ule &#x017F;ich verdicket, und als<lb/>
eine Menge Wa&#x017F;&#x017F;ers den Erdboden bedecket.<lb/>
2) Jndem es 40 Tage <hi rendition="#aq">en Suite</hi> geregnet. 3)<lb/>
Jndem das Meer &#x017F;eine Ufer verla&#x017F;&#x017F;en. 4)<lb/>
Jndem die&#x017F;e Menge Wa&#x017F;&#x017F;ers den Erdboden<lb/>
welcher hohl gewe&#x017F;en, &#x017F;o durchweichet, daß<lb/>
er endlich &#x017F;eine fe&#x017F;te Haltung verlohren, zu-<lb/>
&#x017F;ammen ge&#x017F;uncken, und al&#x017F;o die in &#x017F;einem in-<lb/>
ner&#x017F;ten verborgenen Wa&#x017F;&#x017F;er herausgedru&#x0364;cket,<lb/>
gleich als wenn ein unter freyen Himmel &#x017F;te-<lb/>
hendes Gewo&#x0364;lbe, durch viele Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e endlich<lb/>
dahin kommt, daß der die Steine zu&#x017F;ammen-<lb/>
bindende Leim, weich wird, und al&#x017F;o das<lb/>
Gewo&#x0364;lbe auf einmal in Klumpen fa&#x0364;llt. Al-<lb/>
lein was &#x017F;ind bey allen die&#x017F;en Sa&#x0364;tzen nicht vor<lb/>
viele <hi rendition="#aq">po&#x017F;tulata,</hi> be&#x017F;onders in den letztern, denn<lb/>
niemals wird man zuverla&#x0364;ßig behaupten ko&#x0364;n-<lb/>
nen, daß der er&#x017F;te Erdboden hohl und mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er erfu&#x0364;llet gewe&#x017F;en, es bleiben blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ungen, allein es i&#x017F;t no&#x0364;thig derglei-<lb/>
chen Muthma&#x017F;&#x017F;ungen anzunehmen, um den<lb/>
allerer&#x017F;ten Satz welcher ebenfalls eine blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ung, hierdurch zu befe&#x017F;tigen. Da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0109] wuͤrde ſolcher vielmehr eine Entzuͤndung als eine Uberſchwemmung verurſacht haben, beſonders wenn deſſen Druck ſo ſtarck gewe- ſen waͤre, das er auch ſo gar in das innerſte der Erden gewuͤrcket haͤtte, und die darinne verſchloſſene Grundwaſſer erreget. Dieſe Erregung ſoll ſeiner Meynung nach geſchehen ſeyn indem erſtlich dieſe mit den Kometen ge- kommene Dunſtſaͤule ſich verdicket, und als eine Menge Waſſers den Erdboden bedecket. 2) Jndem es 40 Tage en Suite geregnet. 3) Jndem das Meer ſeine Ufer verlaſſen. 4) Jndem dieſe Menge Waſſers den Erdboden welcher hohl geweſen, ſo durchweichet, daß er endlich ſeine feſte Haltung verlohren, zu- ſammen geſuncken, und alſo die in ſeinem in- nerſten verborgenen Waſſer herausgedruͤcket, gleich als wenn ein unter freyen Himmel ſte- hendes Gewoͤlbe, durch viele Naͤſſe endlich dahin kommt, daß der die Steine zuſammen- bindende Leim, weich wird, und alſo das Gewoͤlbe auf einmal in Klumpen faͤllt. Al- lein was ſind bey allen dieſen Saͤtzen nicht vor viele poſtulata, beſonders in den letztern, denn niemals wird man zuverlaͤßig behaupten koͤn- nen, daß der erſte Erdboden hohl und mit Waſſer erfuͤllet geweſen, es bleiben bloſſe Muthmaſſungen, allein es iſt noͤthig derglei- chen Muthmaſſungen anzunehmen, um den allererſten Satz welcher ebenfalls eine bloſſe Muthmaſſung, hierdurch zu befeſtigen. Da er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/109
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/109>, abgerufen am 23.11.2024.