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Lehmann, Henni: Das Kunst-Studium der Frauen. Darmstadt, 1914.

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nicht durch ein Höherstellen der Anforderungen, wie die Petition vorschlug,
an Stelle weniger befähigter Männer besser befähigte Frauen setzen, denn
die Anforderungen bei der Aufnahme seien schon außerordentlich hoch.
Auch hier schloß sich in merkwürdiger Logik an, es sei ein Eindringen
von ungenügenden Talenten mit nicht ausreichender Vorbildung bei Zu-
lassung der Frauen zu fürchten, und ein Wachsen des Dilettantismus. Bei
akademischem anstatt privatem Studium ein Wachsen des Dilettantismus!
Bei den garnicht höher zu stellenden Anforderungen ein Eindringen un-
genügender Talente mit nicht ausreichender Vorbildung! Dieser Männer-
logik vermag meine Frauenlogik nicht zu folgen. - Kann man die An-
forderungen nicht höher stellen, so mag man unter den sich Meldenden
die Besten aussuchen, einerlei, ob Mann oder Frau, oder man mag die
Ausländer zu Gunsten der deutschen Frauen zurückstellen. Jm Winter-
semester 1912/13 studierten an den den Frauen verschlossenen Akademien
insgesamt 1194 Schüler, darunter 183 Ausländer, also etwa 15 Prozent
der Studierenden; diese 183 Plätze könnten zunächst ohne Belastung der
Akademien für deutsche Künstlerinnen frei gemacht werden. Stellt man
doch auch für die Universitäten den Gesichtspunkt auf, daß in klinischen
Lehranstalten zuerst die Deutschen zu berücksichtigen sind. Und reicht der
Platz absolut nicht, so mag man neue Klassen bauen! Es ist eines großen
Staates wie Preußen unwürdig, solchen Platzmangel als unüberwind-
liches Hindernis geltend zu machen. Wo Platz gebraucht wird für eine
notwendige Aufgabe, für eine Pflicht, die der Staat zu erfüllen hat, da
muß er Mittel suchen, diese Pflicht zu erfüllen. Wie die Frage zu lösen,
das ist seine Sache, nicht die des Petitionierenden. Diese Frage der Platz-
beschaffung wird aber sicherlich wiederum betont werden, wenn wir, wie
ich hoffe, als Ergebnis unserer heutigen Verhandlung die Entsendung einer
neuen Petition wegen Öffnung der Akademien beschließen. Der Regie-
rungsvertreter wies seinerzeit in den Verhandlungen bezüglich Düsseldorfs
auf den schon ungenügenden Zustand des dortigen alten Gebäudes hin.
Dieser Umstand dürfte durch den Neubau der dortigen Akademie behoben

nicht durch ein Höherstellen der Anforderungen, wie die Petition vorschlug,
an Stelle weniger befähigter Männer besser befähigte Frauen setzen, denn
die Anforderungen bei der Aufnahme seien schon außerordentlich hoch.
Auch hier schloß sich in merkwürdiger Logik an, es sei ein Eindringen
von ungenügenden Talenten mit nicht ausreichender Vorbildung bei Zu-
lassung der Frauen zu fürchten, und ein Wachsen des Dilettantismus. Bei
akademischem anstatt privatem Studium ein Wachsen des Dilettantismus!
Bei den garnicht höher zu stellenden Anforderungen ein Eindringen un-
genügender Talente mit nicht ausreichender Vorbildung! Dieser Männer-
logik vermag meine Frauenlogik nicht zu folgen. – Kann man die An-
forderungen nicht höher stellen, so mag man unter den sich Meldenden
die Besten aussuchen, einerlei, ob Mann oder Frau, oder man mag die
Ausländer zu Gunsten der deutschen Frauen zurückstellen. Jm Winter-
semester 1912/13 studierten an den den Frauen verschlossenen Akademien
insgesamt 1194 Schüler, darunter 183 Ausländer, also etwa 15 Prozent
der Studierenden; diese 183 Plätze könnten zunächst ohne Belastung der
Akademien für deutsche Künstlerinnen frei gemacht werden. Stellt man
doch auch für die Universitäten den Gesichtspunkt auf, daß in klinischen
Lehranstalten zuerst die Deutschen zu berücksichtigen sind. Und reicht der
Platz absolut nicht, so mag man neue Klassen bauen! Es ist eines großen
Staates wie Preußen unwürdig, solchen Platzmangel als unüberwind-
liches Hindernis geltend zu machen. Wo Platz gebraucht wird für eine
notwendige Aufgabe, für eine Pflicht, die der Staat zu erfüllen hat, da
muß er Mittel suchen, diese Pflicht zu erfüllen. Wie die Frage zu lösen,
das ist seine Sache, nicht die des Petitionierenden. Diese Frage der Platz-
beschaffung wird aber sicherlich wiederum betont werden, wenn wir, wie
ich hoffe, als Ergebnis unserer heutigen Verhandlung die Entsendung einer
neuen Petition wegen Öffnung der Akademien beschließen. Der Regie-
rungsvertreter wies seinerzeit in den Verhandlungen bezüglich Düsseldorfs
auf den schon ungenügenden Zustand des dortigen alten Gebäudes hin.
Dieser Umstand dürfte durch den Neubau der dortigen Akademie behoben

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[20/0026] nicht durch ein Höherstellen der Anforderungen, wie die Petition vorschlug, an Stelle weniger befähigter Männer besser befähigte Frauen setzen, denn die Anforderungen bei der Aufnahme seien schon außerordentlich hoch. Auch hier schloß sich in merkwürdiger Logik an, es sei ein Eindringen von ungenügenden Talenten mit nicht ausreichender Vorbildung bei Zu- lassung der Frauen zu fürchten, und ein Wachsen des Dilettantismus. Bei akademischem anstatt privatem Studium ein Wachsen des Dilettantismus! Bei den garnicht höher zu stellenden Anforderungen ein Eindringen un- genügender Talente mit nicht ausreichender Vorbildung! Dieser Männer- logik vermag meine Frauenlogik nicht zu folgen. – Kann man die An- forderungen nicht höher stellen, so mag man unter den sich Meldenden die Besten aussuchen, einerlei, ob Mann oder Frau, oder man mag die Ausländer zu Gunsten der deutschen Frauen zurückstellen. Jm Winter- semester 1912/13 studierten an den den Frauen verschlossenen Akademien insgesamt 1194 Schüler, darunter 183 Ausländer, also etwa 15 Prozent der Studierenden; diese 183 Plätze könnten zunächst ohne Belastung der Akademien für deutsche Künstlerinnen frei gemacht werden. Stellt man doch auch für die Universitäten den Gesichtspunkt auf, daß in klinischen Lehranstalten zuerst die Deutschen zu berücksichtigen sind. Und reicht der Platz absolut nicht, so mag man neue Klassen bauen! Es ist eines großen Staates wie Preußen unwürdig, solchen Platzmangel als unüberwind- liches Hindernis geltend zu machen. Wo Platz gebraucht wird für eine notwendige Aufgabe, für eine Pflicht, die der Staat zu erfüllen hat, da muß er Mittel suchen, diese Pflicht zu erfüllen. Wie die Frage zu lösen, das ist seine Sache, nicht die des Petitionierenden. Diese Frage der Platz- beschaffung wird aber sicherlich wiederum betont werden, wenn wir, wie ich hoffe, als Ergebnis unserer heutigen Verhandlung die Entsendung einer neuen Petition wegen Öffnung der Akademien beschließen. Der Regie- rungsvertreter wies seinerzeit in den Verhandlungen bezüglich Düsseldorfs auf den schon ungenügenden Zustand des dortigen alten Gebäudes hin. Dieser Umstand dürfte durch den Neubau der dortigen Akademie behoben

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Zitationshilfe: Lehmann, Henni: Das Kunst-Studium der Frauen. Darmstadt, 1914, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_kunststudium_1913/26>, abgerufen am 24.11.2024.