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Ledermann, Frieda: Zur Geschichte der Frauenstimmrechtsbewegung. Berlin, 1918.

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essierte Frauenvereine verwandter Richtung begünstigt,
bzw. der Neugründung solcher die Wege geebnet,
immerhin sprechen alle Anzeichen dafür, daß man
im gegebenen Moment dem Geist der Zeit gerecht
werden wird. Auch die Aeußerungen bekannter an-
gesehener Geistlicher und Politiker sind in dieser
Hinsicht beachtenswert. Pfarrer Holzapfel hat
festgestellt, daß kein Dogma das Frauenstimmrecht
verbietet, ein Dominikanermönch hat dafür gepredigt,
und der Prälat Gießwein in Ungarn agitiert öf-
fentlich für das Frauenstimmrecht. Im bayerischen
Landtag haben Zentrumsabgeordnete zugunsten des
Frauenstimmrechts gesprochen. Auch die konserva-
tive Partei hat es für richtig befunden, sich wenig-
stens durch Schaffung besonderer konservativer
Frauenvereine weibliche Gefolgschaft zu sichern. Im
übrigen ist man aber dort noch gegen jedes wich-
tige Zugeständnis weiblicher politischer Rechte.

Um die gegenwärtig nach außen festgelegte Stel-
lungnahme der Parteien zur Frauenwahlrechtsfrage im
Rahmen der Auseinandersetzungen zur gesamten Wahl-
rechtsfrage richtig einzuschätzen, muß man sich an
die Ergebnisse der Verhandlungen im Verfassungsaus-
schuß des Reichstags vom Juni 1917, derselben im
Preußischen Abgeordnetenhaus vom Dezember 1917
und der Beratungen im Januar 1918 über die Frauen-
petitionen halten. Im Verfassungsausschuß haben die
Vertreter der sozialdemokratischen Mehrheit und
außerdem der Abgeordnete Bernstein und Ge-
nossen Anträge zum Frauenstimmrecht für alle Lan-
desvertretungen eingebracht. Der konservative Red-
ner sprach sich im Namen seiner Partei vollständig
ablehnend zu diesen Anträgen aus. Der Vertreter
des Zentrums erklärte das Frauenstimmrecht für nicht
angebracht und den aktiven Eintritt der Frauen in
das politische Leben als nicht wünschenswert. Der

essierte Frauenvereine verwandter Richtung begünstigt,
bzw. der Neugründung solcher die Wege geebnet,
immerhin sprechen alle Anzeichen dafür, daß man
im gegebenen Moment dem Geist der Zeit gerecht
werden wird. Auch die Aeußerungen bekannter an-
gesehener Geistlicher und Politiker sind in dieser
Hinsicht beachtenswert. Pfarrer Holzapfel hat
festgestellt, daß kein Dogma das Frauenstimmrecht
verbietet, ein Dominikanermönch hat dafür gepredigt,
und der Prälat Gießwein in Ungarn agitiert öf-
fentlich für das Frauenstimmrecht. Im bayerischen
Landtag haben Zentrumsabgeordnete zugunsten des
Frauenstimmrechts gesprochen. Auch die konserva-
tive Partei hat es für richtig befunden, sich wenig-
stens durch Schaffung besonderer konservativer
Frauenvereine weibliche Gefolgschaft zu sichern. Im
übrigen ist man aber dort noch gegen jedes wich-
tige Zugeständnis weiblicher politischer Rechte.

Um die gegenwärtig nach außen festgelegte Stel-
lungnahme der Parteien zur Frauenwahlrechtsfrage im
Rahmen der Auseinandersetzungen zur gesamten Wahl-
rechtsfrage richtig einzuschätzen, muß man sich an
die Ergebnisse der Verhandlungen im Verfassungsaus-
schuß des Reichstags vom Juni 1917, derselben im
Preußischen Abgeordnetenhaus vom Dezember 1917
und der Beratungen im Januar 1918 über die Frauen-
petitionen halten. Im Verfassungsausschuß haben die
Vertreter der sozialdemokratischen Mehrheit und
außerdem der Abgeordnete Bernstein und Ge-
nossen Anträge zum Frauenstimmrecht für alle Lan-
desvertretungen eingebracht. Der konservative Red-
ner sprach sich im Namen seiner Partei vollständig
ablehnend zu diesen Anträgen aus. Der Vertreter
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das politische Leben als nicht wünschenswert. Der

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[42/0042] essierte Frauenvereine verwandter Richtung begünstigt, bzw. der Neugründung solcher die Wege geebnet, immerhin sprechen alle Anzeichen dafür, daß man im gegebenen Moment dem Geist der Zeit gerecht werden wird. Auch die Aeußerungen bekannter an- gesehener Geistlicher und Politiker sind in dieser Hinsicht beachtenswert. Pfarrer Holzapfel hat festgestellt, daß kein Dogma das Frauenstimmrecht verbietet, ein Dominikanermönch hat dafür gepredigt, und der Prälat Gießwein in Ungarn agitiert öf- fentlich für das Frauenstimmrecht. Im bayerischen Landtag haben Zentrumsabgeordnete zugunsten des Frauenstimmrechts gesprochen. Auch die konserva- tive Partei hat es für richtig befunden, sich wenig- stens durch Schaffung besonderer konservativer Frauenvereine weibliche Gefolgschaft zu sichern. Im übrigen ist man aber dort noch gegen jedes wich- tige Zugeständnis weiblicher politischer Rechte. Um die gegenwärtig nach außen festgelegte Stel- lungnahme der Parteien zur Frauenwahlrechtsfrage im Rahmen der Auseinandersetzungen zur gesamten Wahl- rechtsfrage richtig einzuschätzen, muß man sich an die Ergebnisse der Verhandlungen im Verfassungsaus- schuß des Reichstags vom Juni 1917, derselben im Preußischen Abgeordnetenhaus vom Dezember 1917 und der Beratungen im Januar 1918 über die Frauen- petitionen halten. Im Verfassungsausschuß haben die Vertreter der sozialdemokratischen Mehrheit und außerdem der Abgeordnete Bernstein und Ge- nossen Anträge zum Frauenstimmrecht für alle Lan- desvertretungen eingebracht. Der konservative Red- ner sprach sich im Namen seiner Partei vollständig ablehnend zu diesen Anträgen aus. Der Vertreter des Zentrums erklärte das Frauenstimmrecht für nicht angebracht und den aktiven Eintritt der Frauen in das politische Leben als nicht wünschenswert. Der  

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Zitationshilfe: Ledermann, Frieda: Zur Geschichte der Frauenstimmrechtsbewegung. Berlin, 1918, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledermann_frauenstimmrechtsbewegung_1918/42>, abgerufen am 21.11.2024.