Koks für Schachtofenbetrieb dar, für welchen die rohen Kohlen eben jenes Gehaltes an flüchtigen Körpern halber weniger geeignet sein würden.
Unter den verschiedenen Verkokungsöfen tritt uns als die ein- fachste Form unter dem Namen Schaumburger Ofen eine Ein- richtung entgegen, welche man sich als eine seitliche, oben offene, aus Mauerwerk dargestellte Begrenzung eines liegenden Meilers mit lang- gestreckter Grundfläche vorstellen kann. Die Wärme wird dadurch besser zusammengehalten und der Zutritt der Luft regulirt, indem man Oeffnungen in den Seitenwänden anbringt, die durch eingelegte Steine nach Belieben geschlossen werden können. Auch für backendes Kohlen- klein lassen sich diese Schaumburger Oefen verwenden, die übrigens noch seltener als Meiler in Anwendung sind und mit diesen den Nachtheil eines ziemlich geringen Ausbringens gemeinsam haben (60--65 Proc.). Ihrer Einfachheit und billigen Herstellung halber bedient man sich ihrer wohl, wo die Aufgabe vorliegt, rasch eine Einrichtung zur Verkokung grösserer Kohlenmengen zu schaffen; so z. B. wurden erst im Jahre 1882 in Borsigwerk in Oberschlesien mehrere derartige Oefen gebaut.
Eine andere, aus älterer Zeit stammende Gattung von Verkokungs- öfen pflegt man Bäckeröfen oder Backöfen zu nennen. Jeder dieser Oefen bildet einen geschlossenen, oben überwölbten Raum von kreis- runder oder gestreckter Grundform, unten mit einer oder zwei Thüren zum Ein- und Ausbringen, oben mit einer Abzugsöffnung für die Gase versehen. Der Ofen wird durch Verbrennung von Kohlen geheizt, dann, wenn die Wände glühend geworden sind, mit Kohlen beschickt, deren Zersetzung sofort beginnt. Die Thüren werden geschlossen und man leitet nun durch Kanäle innerhalb des Ofengemäuers Luft in das Innere über die Kohlen, um die sich entwickelnden Gase zu verbrennen und hierdurch den Ofen in Gluth zu erhalten. Nach beendigter Ver- kokung werden die Thüren geöffnet und die Koks mit der Krücke herausgezogen, worauf der noch glühende Ofen sofort von Neuem ge- füllt wird. Immerhin ist es unvermeidlich, dass neben den Gasen durch die eintretende Luft auch ein Theil der Koks selbst verbrannt wird, ja, sogar verbrannt werden muss, damit die erforderliche Temperatur erzeugt werde; die Erhitzung aber bleibt bei dem beträchtlichen Ofen- querschnitte trotzdem eine ziemlich ungleichmässige. Lässt man die Gase ohne Weiteres aus dem Ofen austreten, so entwickeln sie beträcht- lichen Rauch und belästigen die Umgebung. Es eignen sich diese Bäckeröfen der geschilderten Eigenthümlichkeiten halber mehr für gut backende, in niedriger Temperatur kokende, langflammige Kohlen als für jene, welche, reich an zurückbleibendem Koks, schwierig backen und einer hohen Temperatur für die Verkokung bedürfen. Während sie früher vielfach in Anwendung standen, sind sie in neuerer Zeit, besonders auf dem Continente, selten geworden; häufiger noch finden sie sich in England, wo die Beschaffenheit der Steinkohlen ihre An- wendung trotz des verhältnissmässig niedrigen Ausbringens und trotz der keineswegs ganz gleichmässigen Beschaffenheit der erfolgenden Koks rechtfertigen dürfte. Auch in Oberschlesien werden derartige Oefen noch angetroffen (z. B. Redenhütte). An letztgenanntem Orte führt man die aus den Oefen austretenden Gase nach höher liegenden Dampf-
Die Brennstoffe.
Koks für Schachtofenbetrieb dar, für welchen die rohen Kohlen eben jenes Gehaltes an flüchtigen Körpern halber weniger geeignet sein würden.
Unter den verschiedenen Verkokungsöfen tritt uns als die ein- fachste Form unter dem Namen Schaumburger Ofen eine Ein- richtung entgegen, welche man sich als eine seitliche, oben offene, aus Mauerwerk dargestellte Begrenzung eines liegenden Meilers mit lang- gestreckter Grundfläche vorstellen kann. Die Wärme wird dadurch besser zusammengehalten und der Zutritt der Luft regulirt, indem man Oeffnungen in den Seitenwänden anbringt, die durch eingelegte Steine nach Belieben geschlossen werden können. Auch für backendes Kohlen- klein lassen sich diese Schaumburger Oefen verwenden, die übrigens noch seltener als Meiler in Anwendung sind und mit diesen den Nachtheil eines ziemlich geringen Ausbringens gemeinsam haben (60—65 Proc.). Ihrer Einfachheit und billigen Herstellung halber bedient man sich ihrer wohl, wo die Aufgabe vorliegt, rasch eine Einrichtung zur Verkokung grösserer Kohlenmengen zu schaffen; so z. B. wurden erst im Jahre 1882 in Borsigwerk in Oberschlesien mehrere derartige Oefen gebaut.
Eine andere, aus älterer Zeit stammende Gattung von Verkokungs- öfen pflegt man Bäckeröfen oder Backöfen zu nennen. Jeder dieser Oefen bildet einen geschlossenen, oben überwölbten Raum von kreis- runder oder gestreckter Grundform, unten mit einer oder zwei Thüren zum Ein- und Ausbringen, oben mit einer Abzugsöffnung für die Gase versehen. Der Ofen wird durch Verbrennung von Kohlen geheizt, dann, wenn die Wände glühend geworden sind, mit Kohlen beschickt, deren Zersetzung sofort beginnt. Die Thüren werden geschlossen und man leitet nun durch Kanäle innerhalb des Ofengemäuers Luft in das Innere über die Kohlen, um die sich entwickelnden Gase zu verbrennen und hierdurch den Ofen in Gluth zu erhalten. Nach beendigter Ver- kokung werden die Thüren geöffnet und die Koks mit der Krücke herausgezogen, worauf der noch glühende Ofen sofort von Neuem ge- füllt wird. Immerhin ist es unvermeidlich, dass neben den Gasen durch die eintretende Luft auch ein Theil der Koks selbst verbrannt wird, ja, sogar verbrannt werden muss, damit die erforderliche Temperatur erzeugt werde; die Erhitzung aber bleibt bei dem beträchtlichen Ofen- querschnitte trotzdem eine ziemlich ungleichmässige. Lässt man die Gase ohne Weiteres aus dem Ofen austreten, so entwickeln sie beträcht- lichen Rauch und belästigen die Umgebung. Es eignen sich diese Bäckeröfen der geschilderten Eigenthümlichkeiten halber mehr für gut backende, in niedriger Temperatur kokende, langflammige Kohlen als für jene, welche, reich an zurückbleibendem Koks, schwierig backen und einer hohen Temperatur für die Verkokung bedürfen. Während sie früher vielfach in Anwendung standen, sind sie in neuerer Zeit, besonders auf dem Continente, selten geworden; häufiger noch finden sie sich in England, wo die Beschaffenheit der Steinkohlen ihre An- wendung trotz des verhältnissmässig niedrigen Ausbringens und trotz der keineswegs ganz gleichmässigen Beschaffenheit der erfolgenden Koks rechtfertigen dürfte. Auch in Oberschlesien werden derartige Oefen noch angetroffen (z. B. Redenhütte). An letztgenanntem Orte führt man die aus den Oefen austretenden Gase nach höher liegenden Dampf-
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Die Brennstoffe.
Koks für Schachtofenbetrieb dar, für welchen die rohen Kohlen eben jenes
Gehaltes an flüchtigen Körpern halber weniger geeignet sein würden.
Unter den verschiedenen Verkokungsöfen tritt uns als die ein-
fachste Form unter dem Namen Schaumburger Ofen eine Ein-
richtung entgegen, welche man sich als eine seitliche, oben offene, aus
Mauerwerk dargestellte Begrenzung eines liegenden Meilers mit lang-
gestreckter Grundfläche vorstellen kann. Die Wärme wird dadurch
besser zusammengehalten und der Zutritt der Luft regulirt, indem man
Oeffnungen in den Seitenwänden anbringt, die durch eingelegte Steine
nach Belieben geschlossen werden können. Auch für backendes Kohlen-
klein lassen sich diese Schaumburger Oefen verwenden, die übrigens
noch seltener als Meiler in Anwendung sind und mit diesen den Nachtheil
eines ziemlich geringen Ausbringens gemeinsam haben (60—65 Proc.).
Ihrer Einfachheit und billigen Herstellung halber bedient man sich ihrer
wohl, wo die Aufgabe vorliegt, rasch eine Einrichtung zur Verkokung
grösserer Kohlenmengen zu schaffen; so z. B. wurden erst im Jahre
1882 in Borsigwerk in Oberschlesien mehrere derartige Oefen gebaut.
Eine andere, aus älterer Zeit stammende Gattung von Verkokungs-
öfen pflegt man Bäckeröfen oder Backöfen zu nennen. Jeder dieser
Oefen bildet einen geschlossenen, oben überwölbten Raum von kreis-
runder oder gestreckter Grundform, unten mit einer oder zwei Thüren
zum Ein- und Ausbringen, oben mit einer Abzugsöffnung für die Gase
versehen. Der Ofen wird durch Verbrennung von Kohlen geheizt,
dann, wenn die Wände glühend geworden sind, mit Kohlen beschickt,
deren Zersetzung sofort beginnt. Die Thüren werden geschlossen und
man leitet nun durch Kanäle innerhalb des Ofengemäuers Luft in das
Innere über die Kohlen, um die sich entwickelnden Gase zu verbrennen
und hierdurch den Ofen in Gluth zu erhalten. Nach beendigter Ver-
kokung werden die Thüren geöffnet und die Koks mit der Krücke
herausgezogen, worauf der noch glühende Ofen sofort von Neuem ge-
füllt wird. Immerhin ist es unvermeidlich, dass neben den Gasen durch
die eintretende Luft auch ein Theil der Koks selbst verbrannt wird,
ja, sogar verbrannt werden muss, damit die erforderliche Temperatur
erzeugt werde; die Erhitzung aber bleibt bei dem beträchtlichen Ofen-
querschnitte trotzdem eine ziemlich ungleichmässige. Lässt man die
Gase ohne Weiteres aus dem Ofen austreten, so entwickeln sie beträcht-
lichen Rauch und belästigen die Umgebung. Es eignen sich diese
Bäckeröfen der geschilderten Eigenthümlichkeiten halber mehr für gut
backende, in niedriger Temperatur kokende, langflammige Kohlen als
für jene, welche, reich an zurückbleibendem Koks, schwierig backen
und einer hohen Temperatur für die Verkokung bedürfen. Während
sie früher vielfach in Anwendung standen, sind sie in neuerer Zeit,
besonders auf dem Continente, selten geworden; häufiger noch finden
sie sich in England, wo die Beschaffenheit der Steinkohlen ihre An-
wendung trotz des verhältnissmässig niedrigen Ausbringens und trotz
der keineswegs ganz gleichmässigen Beschaffenheit der erfolgenden Koks
rechtfertigen dürfte. Auch in Oberschlesien werden derartige Oefen
noch angetroffen (z. B. Redenhütte). An letztgenanntem Orte führt man
die aus den Oefen austretenden Gase nach höher liegenden Dampf-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/90>, abgerufen am 05.12.2024.
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