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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Ueber Erzielung dichter Güsse.
durch Walzen u. s. w. dienen; und wo eine etwa erforderliche Zer-
theilung derselben ohne Benachtheiligung ihrer Verwendbarkeit mög-
lich ist. Wenn z. B. für Herstellung einer einzigen Eisenbahnschiene
in gewöhnlicher Länge ein Flusseisenblock von 300 kg erforderlich
ist, so würde man ebenso gut Blöcke für doppelte Schienenlängen
a 600 kg Gewicht giessen und die Schienen nach der Vollendung theilen
können; u. s. f.

Die Wirkung dieses Mittels beruht auf dem Umstande, dass, je
grösser das Gewicht des Blockes ist, desto allmählicher die Erstarrung
vor sich geht; es wird hierdurch jene plötzliche Gasentwickelung bei
rascher Abkühlung vermieden und die entwickelten Gase können ruhiger
noch entweichen.

Je grösser aber die gegossenen Blöcke sind, desto umfänglicherer
Vorrichtungen bedarf es für ihre Verarbeitung. Jene oben erwähnten
amerikanischen Blockwalzwerke mit selbstthätigem Vorschube der Blöcke
sind eben für die Verdichtung solcher schweren Flusseisenblöcke be-
stimmt, deren jeder für Herstellung von drei Eisenbahnschienen aus-
reicht.

5. Giessen von unten. Man versteht hierunter eine derartige
Einrichtung, dass das Metall, statt von oben her in die Gussform zu
fallen, durch einen Kanal in der Nähe des Bodens eingeleitet wird,
um von hier in der Gussform emporzusteigen. Natürlich muss jener
seitliche Zuleitungskanal, welcher der anzufüllenden Gussform gegenüber
gewissermaassen die Stelle eines sogenannten communicirenden Rohres
einnimmt, mindestens ebenso hoch sein, als diese, und er bleibt nach
beendigtem Gusse mit Metall gefüllt, welches dort erstarrt.

In mehrfacher Weise vermag solcher aufsteigender Guss die Er-
zielung dichter Abgüsse zu erleichtern.

Lässt man flüssiges Metall in eine hohe Gussform von oben her
einstürzen, so zerstäubt das zuerst unten ankommende Metall in rasch
erstarrende Körner, welche von dem nachfolgenden Metalle empor-
gehoben werden. Jedes dieser Körner ruft nun in seiner unmittelbaren
Umgebung wiederum eine plötzliche Abkühlung und
dadurch eine Gasentwickelung hervor, bietet aber zugleich
dem sich entwickelnden Gasbläschen wiederum Gelegenheit
zur Adhäsion, d. h. verhindert es am Aufsteigen. Ueber-
ziehen sich aber diese Körnchen, wie es wohl vorkommen
kann, mit einem Häutchen oxydirten Eisens, ehe sie von
dem nachfolgenden Metalle aufgenommen werden, so ver-
mag dieses oxydirend auf den Kohlenstoff des flüssigen
Metalles zu wirken und auch hierdurch entsteht ein Gas-
bläschen in der Umgebung des Körnchens. Auf der Bruch-
fläche solcher Abgüsse sieht man dann gewöhnlich jene
Körnchen am Boden der birnförmigen oder rundlichen
Gasblase (Fig. 237). Diese Körnerbildung und somit die
Ursache zur Entstehung solcher Bläschen fällt weg, wenn
das Metall vom Boden aus in der Gussform aufsteigt.

[Abbildung] Fig. 237.

Bei Gussformen, welche oben offen sind -- und alle zur Her-
stellung prismatischer, für die weitere Verarbeitung bestimmter Blöcke

Ueber Erzielung dichter Güsse.
durch Walzen u. s. w. dienen; und wo eine etwa erforderliche Zer-
theilung derselben ohne Benachtheiligung ihrer Verwendbarkeit mög-
lich ist. Wenn z. B. für Herstellung einer einzigen Eisenbahnschiene
in gewöhnlicher Länge ein Flusseisenblock von 300 kg erforderlich
ist, so würde man ebenso gut Blöcke für doppelte Schienenlängen
à 600 kg Gewicht giessen und die Schienen nach der Vollendung theilen
können; u. s. f.

Die Wirkung dieses Mittels beruht auf dem Umstande, dass, je
grösser das Gewicht des Blockes ist, desto allmählicher die Erstarrung
vor sich geht; es wird hierdurch jene plötzliche Gasentwickelung bei
rascher Abkühlung vermieden und die entwickelten Gase können ruhiger
noch entweichen.

Je grösser aber die gegossenen Blöcke sind, desto umfänglicherer
Vorrichtungen bedarf es für ihre Verarbeitung. Jene oben erwähnten
amerikanischen Blockwalzwerke mit selbstthätigem Vorschube der Blöcke
sind eben für die Verdichtung solcher schweren Flusseisenblöcke be-
stimmt, deren jeder für Herstellung von drei Eisenbahnschienen aus-
reicht.

5. Giessen von unten. Man versteht hierunter eine derartige
Einrichtung, dass das Metall, statt von oben her in die Gussform zu
fallen, durch einen Kanal in der Nähe des Bodens eingeleitet wird,
um von hier in der Gussform emporzusteigen. Natürlich muss jener
seitliche Zuleitungskanal, welcher der anzufüllenden Gussform gegenüber
gewissermaassen die Stelle eines sogenannten communicirenden Rohres
einnimmt, mindestens ebenso hoch sein, als diese, und er bleibt nach
beendigtem Gusse mit Metall gefüllt, welches dort erstarrt.

In mehrfacher Weise vermag solcher aufsteigender Guss die Er-
zielung dichter Abgüsse zu erleichtern.

Lässt man flüssiges Metall in eine hohe Gussform von oben her
einstürzen, so zerstäubt das zuerst unten ankommende Metall in rasch
erstarrende Körner, welche von dem nachfolgenden Metalle empor-
gehoben werden. Jedes dieser Körner ruft nun in seiner unmittelbaren
Umgebung wiederum eine plötzliche Abkühlung und
dadurch eine Gasentwickelung hervor, bietet aber zugleich
dem sich entwickelnden Gasbläschen wiederum Gelegenheit
zur Adhäsion, d. h. verhindert es am Aufsteigen. Ueber-
ziehen sich aber diese Körnchen, wie es wohl vorkommen
kann, mit einem Häutchen oxydirten Eisens, ehe sie von
dem nachfolgenden Metalle aufgenommen werden, so ver-
mag dieses oxydirend auf den Kohlenstoff des flüssigen
Metalles zu wirken und auch hierdurch entsteht ein Gas-
bläschen in der Umgebung des Körnchens. Auf der Bruch-
fläche solcher Abgüsse sieht man dann gewöhnlich jene
Körnchen am Boden der birnförmigen oder rundlichen
Gasblase (Fig. 237). Diese Körnerbildung und somit die
Ursache zur Entstehung solcher Bläschen fällt weg, wenn
das Metall vom Boden aus in der Gussform aufsteigt.

[Abbildung] Fig. 237.

Bei Gussformen, welche oben offen sind — und alle zur Her-
stellung prismatischer, für die weitere Verarbeitung bestimmter Blöcke

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[819/0899] Ueber Erzielung dichter Güsse. durch Walzen u. s. w. dienen; und wo eine etwa erforderliche Zer- theilung derselben ohne Benachtheiligung ihrer Verwendbarkeit mög- lich ist. Wenn z. B. für Herstellung einer einzigen Eisenbahnschiene in gewöhnlicher Länge ein Flusseisenblock von 300 kg erforderlich ist, so würde man ebenso gut Blöcke für doppelte Schienenlängen à 600 kg Gewicht giessen und die Schienen nach der Vollendung theilen können; u. s. f. Die Wirkung dieses Mittels beruht auf dem Umstande, dass, je grösser das Gewicht des Blockes ist, desto allmählicher die Erstarrung vor sich geht; es wird hierdurch jene plötzliche Gasentwickelung bei rascher Abkühlung vermieden und die entwickelten Gase können ruhiger noch entweichen. Je grösser aber die gegossenen Blöcke sind, desto umfänglicherer Vorrichtungen bedarf es für ihre Verarbeitung. Jene oben erwähnten amerikanischen Blockwalzwerke mit selbstthätigem Vorschube der Blöcke sind eben für die Verdichtung solcher schweren Flusseisenblöcke be- stimmt, deren jeder für Herstellung von drei Eisenbahnschienen aus- reicht. 5. Giessen von unten. Man versteht hierunter eine derartige Einrichtung, dass das Metall, statt von oben her in die Gussform zu fallen, durch einen Kanal in der Nähe des Bodens eingeleitet wird, um von hier in der Gussform emporzusteigen. Natürlich muss jener seitliche Zuleitungskanal, welcher der anzufüllenden Gussform gegenüber gewissermaassen die Stelle eines sogenannten communicirenden Rohres einnimmt, mindestens ebenso hoch sein, als diese, und er bleibt nach beendigtem Gusse mit Metall gefüllt, welches dort erstarrt. In mehrfacher Weise vermag solcher aufsteigender Guss die Er- zielung dichter Abgüsse zu erleichtern. Lässt man flüssiges Metall in eine hohe Gussform von oben her einstürzen, so zerstäubt das zuerst unten ankommende Metall in rasch erstarrende Körner, welche von dem nachfolgenden Metalle empor- gehoben werden. Jedes dieser Körner ruft nun in seiner unmittelbaren Umgebung wiederum eine plötzliche Abkühlung und dadurch eine Gasentwickelung hervor, bietet aber zugleich dem sich entwickelnden Gasbläschen wiederum Gelegenheit zur Adhäsion, d. h. verhindert es am Aufsteigen. Ueber- ziehen sich aber diese Körnchen, wie es wohl vorkommen kann, mit einem Häutchen oxydirten Eisens, ehe sie von dem nachfolgenden Metalle aufgenommen werden, so ver- mag dieses oxydirend auf den Kohlenstoff des flüssigen Metalles zu wirken und auch hierdurch entsteht ein Gas- bläschen in der Umgebung des Körnchens. Auf der Bruch- fläche solcher Abgüsse sieht man dann gewöhnlich jene Körnchen am Boden der birnförmigen oder rundlichen Gasblase (Fig. 237). Diese Körnerbildung und somit die Ursache zur Entstehung solcher Bläschen fällt weg, wenn das Metall vom Boden aus in der Gussform aufsteigt. [Abbildung Fig. 237.] Bei Gussformen, welche oben offen sind — und alle zur Her- stellung prismatischer, für die weitere Verarbeitung bestimmter Blöcke

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/899>, abgerufen am 23.07.2024.