noch vollständig flüssigen Metalles ist mit einer brennenden Gasschicht bedeckt, welche bei längerem Stehen gewöhnlich schwächer wird; häufig werden, besonders wenn die Oberfläche des Metalles sich abkühlt, knisternde, schwirrende Funken, aus Theilchen des Metalles bestehend, ausgeworfen (Spratzen). Giesst man nun das Metall in eine oben offene Form, so zeigt sich, wenn das Gas reich ist an gelösten Gasen, kurz vor dem völligen Erstarren eine eigenthümliche Erscheinung. Das Metall, dessen Oberfläche bereits starr ist, bläht sich auf, es wächst in der Form und ein prismatischer Block kann unter Umständen fast die doppelte Höhe als vorher erlangen. Diesen Vorgang nennt man das Steigen des Flusseisens; er ist offenbar die Folge einer im Innern stattfindenden Gasentwickelung und die Ursache jener für die Ver- wendung des Flusseisens so nachtheiligen Gasblasen im Innern.
Jedenfalls tritt diese Gasentwickelung gerade in dem Augenblicke, wo der Uebergang aus dem flüssigen in den festen Zustand des Eisens stattfindet, noch einmal besonders heftig auf; und da bei jedem Ab- gusse die Erstarrung von aussen nach innen vorschreitet, so müssen dann die im Innern entwickelten Gase im Eisen zurückbleiben.
Aus diesem Umstande erklärt sich auch die Gleichartigkeit in der Anordnung dieser Blasen. An der zuerst erstarrenden Kruste des Abgusses bildet sich ein Gasbläschen, welches -- wie die Gasbläschen an den Wänden eines mit Wasser gefüllten Glases -- hier sich ansetzt, zumal da die schon dickflüssige Beschaffenheit des Metalles das Auf- steigen erschwert. Die Erstarrung schreitet fort, mehr Gas wird ent- wickelt, das Gasbläschen wächst in radialer Richtung von aussen nach innen, vergrössert aber auch seinen Durchmesser, da die grössere Gas-
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Fig. 236.
menge immer nach den noch weichen Theilen des Abgusses, also nach innen, hingedrängt wird. So entsteht eine birnenartige Form der Gasblase mit wagerechter und normal gegen die Abküh- lungsfläche gerichteter Achse; bei sehr grossem Gasgehalte ein wurmartiger Kanal. Der Quer- schnitt durch einen prismatischen Flusseisen- block mit mässiger Gasentwickelung besitzt dem- nach das Ansehen Fig. 236.
Entsteht in der Mitte des Blockes ein Schwindungshohlraum, so drängen die Gase dorthin, den luftleeren Raum auszufüllen; jenes oben erwähnte Lungern tritt daher nur bei Eisensorten ein, welche kein Gas beim Erstarren entwickeln und demnach wenig oder gar keine Gasblasen enthalten.
Die starke Benachtheiligung, welche die Brauchbarkeit alles Fluss- eisens durch solche undichte Stellen -- Hohlräume im Innern -- erleidet, ist von jeher eine dringende Veranlassung zum Aufsuchen von Mitteln gewesen, durch welche die Entstehung derselben sich vermeiden lässt und dichte Güsse erzielt werden. Die für diesen Zweck angewendeten Mittel sind ziemlich vielseitig und ihre Wahl muss von der Beschaffenheit des betreffenden Metalles wie von der Einrichtung der Gussform abhängig
Die Darstellung des Flusseisens.
noch vollständig flüssigen Metalles ist mit einer brennenden Gasschicht bedeckt, welche bei längerem Stehen gewöhnlich schwächer wird; häufig werden, besonders wenn die Oberfläche des Metalles sich abkühlt, knisternde, schwirrende Funken, aus Theilchen des Metalles bestehend, ausgeworfen (Spratzen). Giesst man nun das Metall in eine oben offene Form, so zeigt sich, wenn das Gas reich ist an gelösten Gasen, kurz vor dem völligen Erstarren eine eigenthümliche Erscheinung. Das Metall, dessen Oberfläche bereits starr ist, bläht sich auf, es wächst in der Form und ein prismatischer Block kann unter Umständen fast die doppelte Höhe als vorher erlangen. Diesen Vorgang nennt man das Steigen des Flusseisens; er ist offenbar die Folge einer im Innern stattfindenden Gasentwickelung und die Ursache jener für die Ver- wendung des Flusseisens so nachtheiligen Gasblasen im Innern.
Jedenfalls tritt diese Gasentwickelung gerade in dem Augenblicke, wo der Uebergang aus dem flüssigen in den festen Zustand des Eisens stattfindet, noch einmal besonders heftig auf; und da bei jedem Ab- gusse die Erstarrung von aussen nach innen vorschreitet, so müssen dann die im Innern entwickelten Gase im Eisen zurückbleiben.
Aus diesem Umstande erklärt sich auch die Gleichartigkeit in der Anordnung dieser Blasen. An der zuerst erstarrenden Kruste des Abgusses bildet sich ein Gasbläschen, welches — wie die Gasbläschen an den Wänden eines mit Wasser gefüllten Glases — hier sich ansetzt, zumal da die schon dickflüssige Beschaffenheit des Metalles das Auf- steigen erschwert. Die Erstarrung schreitet fort, mehr Gas wird ent- wickelt, das Gasbläschen wächst in radialer Richtung von aussen nach innen, vergrössert aber auch seinen Durchmesser, da die grössere Gas-
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Fig. 236.
menge immer nach den noch weichen Theilen des Abgusses, also nach innen, hingedrängt wird. So entsteht eine birnenartige Form der Gasblase mit wagerechter und normal gegen die Abküh- lungsfläche gerichteter Achse; bei sehr grossem Gasgehalte ein wurmartiger Kanal. Der Quer- schnitt durch einen prismatischen Flusseisen- block mit mässiger Gasentwickelung besitzt dem- nach das Ansehen Fig. 236.
Entsteht in der Mitte des Blockes ein Schwindungshohlraum, so drängen die Gase dorthin, den luftleeren Raum auszufüllen; jenes oben erwähnte Lungern tritt daher nur bei Eisensorten ein, welche kein Gas beim Erstarren entwickeln und demnach wenig oder gar keine Gasblasen enthalten.
Die starke Benachtheiligung, welche die Brauchbarkeit alles Fluss- eisens durch solche undichte Stellen — Hohlräume im Innern — erleidet, ist von jeher eine dringende Veranlassung zum Aufsuchen von Mitteln gewesen, durch welche die Entstehung derselben sich vermeiden lässt und dichte Güsse erzielt werden. Die für diesen Zweck angewendeten Mittel sind ziemlich vielseitig und ihre Wahl muss von der Beschaffenheit des betreffenden Metalles wie von der Einrichtung der Gussform abhängig
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[816/0896]
Die Darstellung des Flusseisens.
noch vollständig flüssigen Metalles ist mit einer brennenden Gasschicht
bedeckt, welche bei längerem Stehen gewöhnlich schwächer wird; häufig
werden, besonders wenn die Oberfläche des Metalles sich abkühlt,
knisternde, schwirrende Funken, aus Theilchen des Metalles bestehend,
ausgeworfen (Spratzen). Giesst man nun das Metall in eine oben offene
Form, so zeigt sich, wenn das Gas reich ist an gelösten Gasen, kurz
vor dem völligen Erstarren eine eigenthümliche Erscheinung. Das Metall,
dessen Oberfläche bereits starr ist, bläht sich auf, es wächst in der
Form und ein prismatischer Block kann unter Umständen fast die
doppelte Höhe als vorher erlangen. Diesen Vorgang nennt man das
Steigen des Flusseisens; er ist offenbar die Folge einer im Innern
stattfindenden Gasentwickelung und die Ursache jener für die Ver-
wendung des Flusseisens so nachtheiligen Gasblasen im Innern.
Jedenfalls tritt diese Gasentwickelung gerade in dem Augenblicke,
wo der Uebergang aus dem flüssigen in den festen Zustand des Eisens
stattfindet, noch einmal besonders heftig auf; und da bei jedem Ab-
gusse die Erstarrung von aussen nach innen vorschreitet, so müssen
dann die im Innern entwickelten Gase im Eisen zurückbleiben.
Aus diesem Umstande erklärt sich auch die Gleichartigkeit in der
Anordnung dieser Blasen. An der zuerst erstarrenden Kruste des
Abgusses bildet sich ein Gasbläschen, welches — wie die Gasbläschen
an den Wänden eines mit Wasser gefüllten Glases — hier sich ansetzt,
zumal da die schon dickflüssige Beschaffenheit des Metalles das Auf-
steigen erschwert. Die Erstarrung schreitet fort, mehr Gas wird ent-
wickelt, das Gasbläschen wächst in radialer Richtung von aussen nach
innen, vergrössert aber auch seinen Durchmesser, da die grössere Gas-
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menge immer nach den noch weichen Theilen
des Abgusses, also nach innen, hingedrängt wird.
So entsteht eine birnenartige Form der Gasblase
mit wagerechter und normal gegen die Abküh-
lungsfläche gerichteter Achse; bei sehr grossem
Gasgehalte ein wurmartiger Kanal. Der Quer-
schnitt durch einen prismatischen Flusseisen-
block mit mässiger Gasentwickelung besitzt dem-
nach das Ansehen Fig. 236.
Entsteht in der Mitte des Blockes ein
Schwindungshohlraum, so drängen die Gase
dorthin, den luftleeren Raum auszufüllen; jenes
oben erwähnte Lungern tritt daher nur bei Eisensorten ein, welche
kein Gas beim Erstarren entwickeln und demnach wenig oder gar keine
Gasblasen enthalten.
Die starke Benachtheiligung, welche die Brauchbarkeit alles Fluss-
eisens durch solche undichte Stellen — Hohlräume im Innern — erleidet,
ist von jeher eine dringende Veranlassung zum Aufsuchen von Mitteln
gewesen, durch welche die Entstehung derselben sich vermeiden lässt
und dichte Güsse erzielt werden. Die für diesen Zweck angewendeten
Mittel sind ziemlich vielseitig und ihre Wahl muss von der Beschaffenheit
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/896>, abgerufen am 31.01.2025.
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