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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Drehpuddelöfen.
wunden worden waren, welche sich, wie so häufig bei neuen Ein-
richtungen, auch bei der Einführung der Drehöfen zeigten, wenn der
Bedarf an geschweisstem Eisen mit dem Bedarfe an schmiedbarem Eisen
überhaupt Schritt gehalten hätte. Jene Zeit aber, wo man anfing, ver-
besserte Constructionen von Drehpuddelöfen in die Praxis einzuführen
(Anfang der siebenziger Jahre dieses Jahrhunderts), grenzte schon hart
an die neueste Epoche des Eisenhüttengewerbes, in welcher das Fluss-
eisen allem Schweisseisen mehr und mehr den Rang streitig macht,
und in welcher voraussichtlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt die Schweiss-
eisendarstellung überhaupt an Wichtigkeit und Umfang verlieren wird.

So erklärt es sich leicht, dass für die meisten Eisenwerke die Ver-
anlassung fehlte, neue und kostspielige Anlagen für Schweisseisen-
darstellung zu begründen.

Die Drehpuddelöfen.

Die erste Construction eines Drehpuddelofens rührt von dem
Schweden Oestlund her, welcher im Jahre 1859 einen solchen auf
dem Eisenwerke zu Finspong erbaute. Derselbe bestand aus einem
topfartigen Gefässe an dem oberen Ende einer schräg stehenden, sich
drehenden Welle. Die Heizung fand durch Gase statt, welche in die
Mündung des Gefässes einströmten; eine besondere Vorrichtung diente
dazu, die Welle sammt dem Gefässe nach beendigter Umwandlung des
Roheisens zu kippen, um die Luppe herausrollen zu lassen. Ausser in
Finspong hat der Oestlund'sche Ofen in seiner ursprünglichen Form
keine Anwendung gefunden.1)

Auch eine in den siebenziger Jahren von den Engländern Godfrey
und Howson auf einigen Eisenwerken Clevelands eingeführte ver-
besserte Form des Oestlund'schen Ofens hat einen nennenswerthen oder
zur Nachahmung anregenden Erfolg nicht gehabt.2)

Der auf S. 128 besprochene Tellerofen von Pernot war ur-
sprünglich für den Puddelprocess bestimmt. Da aber das Umsetzen
und Luppenmachen hier durch Handarbeit geschehen musste, so wurde
verhältnissmässig wenig menschliche Arbeit bei der Anwendung des-
selben gespart; der Ofen besass, sofern er zum Puddeln diente, die
Nachtheile aller Drehöfen ohne die Vortheile mancher derselben, und
seine Anwendung gelangte deshalb nicht über das Versuchsstadium
hinaus.

Erfolgreicher waren solche Oefen, die schon auf S. 127 kurz
erwähnt und als Cylinderöfen bezeichnet wurden: mit cylindrischem
oder tonnenförmigem Herde und wagerechter Drehungsachse, also im
Wesentlichen ebenso angeordnet, wie der auf S. 719 abgebildete Sie-
mens'sche Drehofen für directe Eisendarstellung (Fig. 212 und 213).

Schon im Jahre 1862 wurde in Finspong an Stelle des älteren
Oestlund'schen Topfofens ein solcher Cylinderofen durch Ekman

1) Abbildung dieses Ofens und Beschreibung des Betriebes: Jahrbuch der Berg-
akademieen zu Leoben und Pribram, Bd. IX, S. 162; Revue universelle des mines,
ser. II, tom. III, p. 100; Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, S. 296.
2) Abbildung: The Journal of the Iron and Steel Institute 1877, p. 416.

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wunden worden waren, welche sich, wie so häufig bei neuen Ein-
richtungen, auch bei der Einführung der Drehöfen zeigten, wenn der
Bedarf an geschweisstem Eisen mit dem Bedarfe an schmiedbarem Eisen
überhaupt Schritt gehalten hätte. Jene Zeit aber, wo man anfing, ver-
besserte Constructionen von Drehpuddelöfen in die Praxis einzuführen
(Anfang der siebenziger Jahre dieses Jahrhunderts), grenzte schon hart
an die neueste Epoche des Eisenhüttengewerbes, in welcher das Fluss-
eisen allem Schweisseisen mehr und mehr den Rang streitig macht,
und in welcher voraussichtlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt die Schweiss-
eisendarstellung überhaupt an Wichtigkeit und Umfang verlieren wird.

So erklärt es sich leicht, dass für die meisten Eisenwerke die Ver-
anlassung fehlte, neue und kostspielige Anlagen für Schweisseisen-
darstellung zu begründen.

Die Drehpuddelöfen.

Die erste Construction eines Drehpuddelofens rührt von dem
Schweden Oestlund her, welcher im Jahre 1859 einen solchen auf
dem Eisenwerke zu Finspong erbaute. Derselbe bestand aus einem
topfartigen Gefässe an dem oberen Ende einer schräg stehenden, sich
drehenden Welle. Die Heizung fand durch Gase statt, welche in die
Mündung des Gefässes einströmten; eine besondere Vorrichtung diente
dazu, die Welle sammt dem Gefässe nach beendigter Umwandlung des
Roheisens zu kippen, um die Luppe herausrollen zu lassen. Ausser in
Finspong hat der Oestlund’sche Ofen in seiner ursprünglichen Form
keine Anwendung gefunden.1)

Auch eine in den siebenziger Jahren von den Engländern Godfrey
und Howson auf einigen Eisenwerken Clevelands eingeführte ver-
besserte Form des Oestlund’schen Ofens hat einen nennenswerthen oder
zur Nachahmung anregenden Erfolg nicht gehabt.2)

Der auf S. 128 besprochene Tellerofen von Pernot war ur-
sprünglich für den Puddelprocess bestimmt. Da aber das Umsetzen
und Luppenmachen hier durch Handarbeit geschehen musste, so wurde
verhältnissmässig wenig menschliche Arbeit bei der Anwendung des-
selben gespart; der Ofen besass, sofern er zum Puddeln diente, die
Nachtheile aller Drehöfen ohne die Vortheile mancher derselben, und
seine Anwendung gelangte deshalb nicht über das Versuchsstadium
hinaus.

Erfolgreicher waren solche Oefen, die schon auf S. 127 kurz
erwähnt und als Cylinderöfen bezeichnet wurden: mit cylindrischem
oder tonnenförmigem Herde und wagerechter Drehungsachse, also im
Wesentlichen ebenso angeordnet, wie der auf S. 719 abgebildete Sie-
mens’sche Drehofen für directe Eisendarstellung (Fig. 212 und 213).

Schon im Jahre 1862 wurde in Finspong an Stelle des älteren
Oestlund’schen Topfofens ein solcher Cylinderofen durch Ekman

1) Abbildung dieses Ofens und Beschreibung des Betriebes: Jahrbuch der Berg-
akademieen zu Leoben und Přibram, Bd. IX, S. 162; Revue universelle des mines,
sér. II, tom. III, p. 100; Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, S. 296.
2) Abbildung: The Journal of the Iron and Steel Institute 1877, p. 416.
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[803/0879] Die Drehpuddelöfen. wunden worden waren, welche sich, wie so häufig bei neuen Ein- richtungen, auch bei der Einführung der Drehöfen zeigten, wenn der Bedarf an geschweisstem Eisen mit dem Bedarfe an schmiedbarem Eisen überhaupt Schritt gehalten hätte. Jene Zeit aber, wo man anfing, ver- besserte Constructionen von Drehpuddelöfen in die Praxis einzuführen (Anfang der siebenziger Jahre dieses Jahrhunderts), grenzte schon hart an die neueste Epoche des Eisenhüttengewerbes, in welcher das Fluss- eisen allem Schweisseisen mehr und mehr den Rang streitig macht, und in welcher voraussichtlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt die Schweiss- eisendarstellung überhaupt an Wichtigkeit und Umfang verlieren wird. So erklärt es sich leicht, dass für die meisten Eisenwerke die Ver- anlassung fehlte, neue und kostspielige Anlagen für Schweisseisen- darstellung zu begründen. Die Drehpuddelöfen. Die erste Construction eines Drehpuddelofens rührt von dem Schweden Oestlund her, welcher im Jahre 1859 einen solchen auf dem Eisenwerke zu Finspong erbaute. Derselbe bestand aus einem topfartigen Gefässe an dem oberen Ende einer schräg stehenden, sich drehenden Welle. Die Heizung fand durch Gase statt, welche in die Mündung des Gefässes einströmten; eine besondere Vorrichtung diente dazu, die Welle sammt dem Gefässe nach beendigter Umwandlung des Roheisens zu kippen, um die Luppe herausrollen zu lassen. Ausser in Finspong hat der Oestlund’sche Ofen in seiner ursprünglichen Form keine Anwendung gefunden. 1) Auch eine in den siebenziger Jahren von den Engländern Godfrey und Howson auf einigen Eisenwerken Clevelands eingeführte ver- besserte Form des Oestlund’schen Ofens hat einen nennenswerthen oder zur Nachahmung anregenden Erfolg nicht gehabt. 2) Der auf S. 128 besprochene Tellerofen von Pernot war ur- sprünglich für den Puddelprocess bestimmt. Da aber das Umsetzen und Luppenmachen hier durch Handarbeit geschehen musste, so wurde verhältnissmässig wenig menschliche Arbeit bei der Anwendung des- selben gespart; der Ofen besass, sofern er zum Puddeln diente, die Nachtheile aller Drehöfen ohne die Vortheile mancher derselben, und seine Anwendung gelangte deshalb nicht über das Versuchsstadium hinaus. Erfolgreicher waren solche Oefen, die schon auf S. 127 kurz erwähnt und als Cylinderöfen bezeichnet wurden: mit cylindrischem oder tonnenförmigem Herde und wagerechter Drehungsachse, also im Wesentlichen ebenso angeordnet, wie der auf S. 719 abgebildete Sie- mens’sche Drehofen für directe Eisendarstellung (Fig. 212 und 213). Schon im Jahre 1862 wurde in Finspong an Stelle des älteren Oestlund’schen Topfofens ein solcher Cylinderofen durch Ekman 1) Abbildung dieses Ofens und Beschreibung des Betriebes: Jahrbuch der Berg- akademieen zu Leoben und Přibram, Bd. IX, S. 162; Revue universelle des mines, sér. II, tom. III, p. 100; Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, S. 296. 2) Abbildung: The Journal of the Iron and Steel Institute 1877, p. 416.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/879>, abgerufen am 23.11.2024.