in Rücksicht auf die grössere Leistung des einzelnen Ofens die Selbst- kosten des erfolgenden Eisens auch insofern sich erniedrigen, als alle jene Nebenkosten für Ofenreparaturen, Amortisation u. s. w. nunmehr entsprechend geringer ausfallen.
Um es also zu ermöglichen, auch grössere Einsätze zu verarbeiten, giebt man mitunter dem betreffenden Puddelofen statt einer Thür deren zwei einander gegenüber, so dass nunmehr von beiden Seiten her gearbeitet werden kann. Einen derartigen Puddelofen nennt man Doppelpuddelofen. Die Grundform desselben weicht insofern von der- jenigen des oben abgebildeten Ofens ab, als der Herd zur Erzielung der grösseren Herdfläche breiter und an beiden Langseiten durch jene schrägen, von der Fuchs- und Feuerbrücke nach den Thüröffnungen hin verlaufenden Linien statt durch die Bogenlinie an der Rückseite des einfachen Ofens begrenzt ist.
Immerhin ist die Anwendung der Doppelpuddelöfen trotz der ge- schilderten Vortheile derselben seltener als die der einfachen. Es wurde schon früher verschiedentlich darauf hingewiesen, dass bei allen Pro- cessen der Schweisseisendarstellung die Aufgabe, ein durchaus gleich- mässig entkohltes Erzeugniss zu erhalten, schwieriger wird, wenn die Grösse des Einsatzes wächst; auch der Gehalt an eingemengter Schlacke nimmt im Allgemeinen mit der Grösse des Einsatzes ab und zu. Die grössere Leistung eines Doppelpuddelofens wird daher gewöhnlich auf Kosten der guten Beschaffenheit des erzeugten Eisens erzielt; der Er- sparung an Brennstoff und Nebenkosten aber pflegt erfahrungsmässig ein etwas höherer Abgang an Eisen gegenüberzustehen, welcher sich aus der stärkeren Oxydationswirkung der durch beide Thüren ein- strömenden Luft erklären lässt.
Diese Nachtheile der Doppelpuddelöfen wiegen schwer genug, um eine Erklärung für ihre seltenere Anwendung zu geben. Häufiger als bei directer Feuerung sind bei Anwendung von Gasfeuerung (Siemens- öfen, Bicherouxöfen) solche Doppelöfen gebräuchlich. Gasfeuerungen gewähren die Möglichkeit, auch bei geringerem Sauerstoffüberschuss eine vollständige Verbrennung zu erzielen, und jener Nachtheil einer stärkeren Oxydation in Doppelpuddelöfen wird hierdurch vermieden oder doch abgeschwächt.
Constructionsregeln. Die Grösse der Rostfläche muss theils von dem Brennwerthe des Feuerungsmateriales, theils von der Grösse des Einsatzes abhängig sein. Auf 100 kg Einsatz bezogen findet man bei den meisten Puddelöfen eine totale Rostfläche von 0.28--0.32, durchschnittlich 0.30 qm. Bei Brennstoffen mit grosser Wärmeleistung und grossen Einsätzen wird man das Verhältniss etwas knapper, im umgekehrten Falle etwas reichlicher bemessen. Der gewöhnliche Ein- satz bei einfachen Puddelöfen pflegt 220--250 kg zu betragen, und demzufolge schwankt die Grösse der Rostfläche bei diesen Oefen ge- wöhnlich zwischen 0.7 und 0.9 qm.
Das Verhältniss der freien zur totalen Rostfläche ist in den meisten Fällen annähernd = 0.4.
Die Breite des Rostes (von der Schüröffnung nach der Rückseite des Ofens gemessen) darf ein gewisses Maass nicht übersteigen, damit
Die Darstellung des Schweisseisens.
in Rücksicht auf die grössere Leistung des einzelnen Ofens die Selbst- kosten des erfolgenden Eisens auch insofern sich erniedrigen, als alle jene Nebenkosten für Ofenreparaturen, Amortisation u. s. w. nunmehr entsprechend geringer ausfallen.
Um es also zu ermöglichen, auch grössere Einsätze zu verarbeiten, giebt man mitunter dem betreffenden Puddelofen statt einer Thür deren zwei einander gegenüber, so dass nunmehr von beiden Seiten her gearbeitet werden kann. Einen derartigen Puddelofen nennt man Doppelpuddelofen. Die Grundform desselben weicht insofern von der- jenigen des oben abgebildeten Ofens ab, als der Herd zur Erzielung der grösseren Herdfläche breiter und an beiden Langseiten durch jene schrägen, von der Fuchs- und Feuerbrücke nach den Thüröffnungen hin verlaufenden Linien statt durch die Bogenlinie an der Rückseite des einfachen Ofens begrenzt ist.
Immerhin ist die Anwendung der Doppelpuddelöfen trotz der ge- schilderten Vortheile derselben seltener als die der einfachen. Es wurde schon früher verschiedentlich darauf hingewiesen, dass bei allen Pro- cessen der Schweisseisendarstellung die Aufgabe, ein durchaus gleich- mässig entkohltes Erzeugniss zu erhalten, schwieriger wird, wenn die Grösse des Einsatzes wächst; auch der Gehalt an eingemengter Schlacke nimmt im Allgemeinen mit der Grösse des Einsatzes ab und zu. Die grössere Leistung eines Doppelpuddelofens wird daher gewöhnlich auf Kosten der guten Beschaffenheit des erzeugten Eisens erzielt; der Er- sparung an Brennstoff und Nebenkosten aber pflegt erfahrungsmässig ein etwas höherer Abgang an Eisen gegenüberzustehen, welcher sich aus der stärkeren Oxydationswirkung der durch beide Thüren ein- strömenden Luft erklären lässt.
Diese Nachtheile der Doppelpuddelöfen wiegen schwer genug, um eine Erklärung für ihre seltenere Anwendung zu geben. Häufiger als bei directer Feuerung sind bei Anwendung von Gasfeuerung (Siemens- öfen, Bicherouxöfen) solche Doppelöfen gebräuchlich. Gasfeuerungen gewähren die Möglichkeit, auch bei geringerem Sauerstoffüberschuss eine vollständige Verbrennung zu erzielen, und jener Nachtheil einer stärkeren Oxydation in Doppelpuddelöfen wird hierdurch vermieden oder doch abgeschwächt.
Constructionsregeln. Die Grösse der Rostfläche muss theils von dem Brennwerthe des Feuerungsmateriales, theils von der Grösse des Einsatzes abhängig sein. Auf 100 kg Einsatz bezogen findet man bei den meisten Puddelöfen eine totale Rostfläche von 0.28—0.32, durchschnittlich 0.30 qm. Bei Brennstoffen mit grosser Wärmeleistung und grossen Einsätzen wird man das Verhältniss etwas knapper, im umgekehrten Falle etwas reichlicher bemessen. Der gewöhnliche Ein- satz bei einfachen Puddelöfen pflegt 220—250 kg zu betragen, und demzufolge schwankt die Grösse der Rostfläche bei diesen Oefen ge- wöhnlich zwischen 0.7 und 0.9 qm.
Das Verhältniss der freien zur totalen Rostfläche ist in den meisten Fällen annähernd = 0.4.
Die Breite des Rostes (von der Schüröffnung nach der Rückseite des Ofens gemessen) darf ein gewisses Maass nicht übersteigen, damit
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Die Darstellung des Schweisseisens.
in Rücksicht auf die grössere Leistung des einzelnen Ofens die Selbst-
kosten des erfolgenden Eisens auch insofern sich erniedrigen, als alle
jene Nebenkosten für Ofenreparaturen, Amortisation u. s. w. nunmehr
entsprechend geringer ausfallen.
Um es also zu ermöglichen, auch grössere Einsätze zu verarbeiten,
giebt man mitunter dem betreffenden Puddelofen statt einer Thür deren
zwei einander gegenüber, so dass nunmehr von beiden Seiten her
gearbeitet werden kann. Einen derartigen Puddelofen nennt man
Doppelpuddelofen. Die Grundform desselben weicht insofern von der-
jenigen des oben abgebildeten Ofens ab, als der Herd zur Erzielung
der grösseren Herdfläche breiter und an beiden Langseiten durch jene
schrägen, von der Fuchs- und Feuerbrücke nach den Thüröffnungen
hin verlaufenden Linien statt durch die Bogenlinie an der Rückseite
des einfachen Ofens begrenzt ist.
Immerhin ist die Anwendung der Doppelpuddelöfen trotz der ge-
schilderten Vortheile derselben seltener als die der einfachen. Es wurde
schon früher verschiedentlich darauf hingewiesen, dass bei allen Pro-
cessen der Schweisseisendarstellung die Aufgabe, ein durchaus gleich-
mässig entkohltes Erzeugniss zu erhalten, schwieriger wird, wenn die
Grösse des Einsatzes wächst; auch der Gehalt an eingemengter Schlacke
nimmt im Allgemeinen mit der Grösse des Einsatzes ab und zu. Die
grössere Leistung eines Doppelpuddelofens wird daher gewöhnlich auf
Kosten der guten Beschaffenheit des erzeugten Eisens erzielt; der Er-
sparung an Brennstoff und Nebenkosten aber pflegt erfahrungsmässig
ein etwas höherer Abgang an Eisen gegenüberzustehen, welcher sich
aus der stärkeren Oxydationswirkung der durch beide Thüren ein-
strömenden Luft erklären lässt.
Diese Nachtheile der Doppelpuddelöfen wiegen schwer genug, um
eine Erklärung für ihre seltenere Anwendung zu geben. Häufiger als
bei directer Feuerung sind bei Anwendung von Gasfeuerung (Siemens-
öfen, Bicherouxöfen) solche Doppelöfen gebräuchlich. Gasfeuerungen
gewähren die Möglichkeit, auch bei geringerem Sauerstoffüberschuss
eine vollständige Verbrennung zu erzielen, und jener Nachtheil einer
stärkeren Oxydation in Doppelpuddelöfen wird hierdurch vermieden
oder doch abgeschwächt.
Constructionsregeln. Die Grösse der Rostfläche muss
theils von dem Brennwerthe des Feuerungsmateriales, theils von der
Grösse des Einsatzes abhängig sein. Auf 100 kg Einsatz bezogen findet
man bei den meisten Puddelöfen eine totale Rostfläche von 0.28—0.32,
durchschnittlich 0.30 qm. Bei Brennstoffen mit grosser Wärmeleistung
und grossen Einsätzen wird man das Verhältniss etwas knapper, im
umgekehrten Falle etwas reichlicher bemessen. Der gewöhnliche Ein-
satz bei einfachen Puddelöfen pflegt 220—250 kg zu betragen, und
demzufolge schwankt die Grösse der Rostfläche bei diesen Oefen ge-
wöhnlich zwischen 0.7 und 0.9 qm.
Das Verhältniss der freien zur totalen Rostfläche ist in den meisten
Fällen annähernd = 0.4.
Die Breite des Rostes (von der Schüröffnung nach der Rückseite
des Ofens gemessen) darf ein gewisses Maass nicht übersteigen, damit
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/854>, abgerufen am 31.01.2025.
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