Nach jedem Einsatze wird der Herd nachgesehen und, wenn nöthig, ausgebessert. Ist er allzu schadhaft geworden, was regelmässig nach Verlauf einiger Monate, mitunter auch nach kürzerer Zeit geschieht, so wird er nach dem Kaltlegen des Ofens ausgeschlagen und neu hergestellt.
Die Einrichtung der schon erwähnten, an der Vorderseite des Ofens befindlichen Einsatzthür ist aus Fig. 217 und 221 ersichtlich. Sie besteht aus einem kastenförmigen Gussstücke, und ist an der dem Ofeninnern zugekehrten Seite mit feuerfesten Ziegeln oder feuerfester Masse ausgefuttert. Mit Hilfe eines Hebels und einer Kette wird sie emporgezogen und wieder niedergelassen, wobei sie gewöhnlich zwi- schen senkrechten, an die gusseisernen Umkleidungsplatten des Ofens angegossenen Leisten geführt ist. Damit nun aber nicht während der lange andauernden Arbeiten mit Rührhaken und Brechstangen im Ofen die ganze Thür emporgezogen zu werden braucht -- wobei reichliche Mengen äusserer Luft eintreten und den Ofen abkühlen würden --, ist an der unteren Seite derselben eine kleinere Oeffnung, etwa 120 bis 150 mm breit und hoch, die Arbeitsthür genannt, ausgespart, durch welche jene Werkzeuge in den Ofen hineingeschoben werden können. Da die Ränder dieser Oeffnung durch die Werkzeuge stark zu leiden haben, so pflegt man sie mit einem besonderen Einsatzstücke aus Gusseisen zu versehen, welches nach Bedarf ausgewechselt werden kann. In Fig. 217 und 221 ist dasselbe zu erkennen.
Auf englischen Eisenwerken verwendet man nicht selten wasser- gekühlte Thüren, denen das Wasser durch Kautschukschläuche zugeführt wird. Sie sind haltbarer, und für den Arbeiter ist der Aufenthalt in der unmittelbaren Nähe der Thür dadurch weniger beschwerlich.
Unterhalb der Thür befindet sich eine starke, horizontal liegende Gusseisenplatte, die Schwelle, auf welcher die Thür, wenn sie ge- schlossen ist, aufruht. Dieselbe bildet zugleich die Unterstützung für die mehrfach erwähnten Rührhaken und Brechstangen und pflegt durch die unausgesetzte Hin- und Herbewegung derselben ziemlich rasch abgenutzt zu werden. Häufig (auch bei dem abgebildeten Ofen) giebt man ihr in Rücksicht hierauf einen Einsatz aus hartem Stahle unter- halb der Arbeitsthür, welcher der Abnutzung länger widersteht und sich ohne Schwierigkeit auswechseln lässt.
Doppelpuddelöfen. Je grösser der Einsatz ist, welcher mit einem Male im Puddelofen verarbeitet werden soll, je grösser also auch die Herdfläche des Ofens ist, desto schwieriger wird die Lösung der Aufgabe, mit Hilfe eines einzigen, durch die besprochene Thüröffnung eingeführten Rührhakens das ganze Bad durchzuarbeiten, desto länger fällt mithin auch die Zeitdauer des ganzen Processes aus. Anderer- seits wird aus naheliegenden Gründen der Brennstoffverbrauch, bezogen auf die gleiche Menge dargestellten Luppeneisens, günstiger sein, wenn man grössere, als wenn man kleinere Mengen Roheisen verarbeitet; und wenn es gelingt, auch den grösseren Einsatz in gleicher oder nicht erheblich längerer Zeit als den kleineren zu verarbeiten, so müssen
Ledebur, Handbuch. 50
Der Puddelofen.
Nach jedem Einsatze wird der Herd nachgesehen und, wenn nöthig, ausgebessert. Ist er allzu schadhaft geworden, was regelmässig nach Verlauf einiger Monate, mitunter auch nach kürzerer Zeit geschieht, so wird er nach dem Kaltlegen des Ofens ausgeschlagen und neu hergestellt.
Die Einrichtung der schon erwähnten, an der Vorderseite des Ofens befindlichen Einsatzthür ist aus Fig. 217 und 221 ersichtlich. Sie besteht aus einem kastenförmigen Gussstücke, und ist an der dem Ofeninnern zugekehrten Seite mit feuerfesten Ziegeln oder feuerfester Masse ausgefuttert. Mit Hilfe eines Hebels und einer Kette wird sie emporgezogen und wieder niedergelassen, wobei sie gewöhnlich zwi- schen senkrechten, an die gusseisernen Umkleidungsplatten des Ofens angegossenen Leisten geführt ist. Damit nun aber nicht während der lange andauernden Arbeiten mit Rührhaken und Brechstangen im Ofen die ganze Thür emporgezogen zu werden braucht — wobei reichliche Mengen äusserer Luft eintreten und den Ofen abkühlen würden —, ist an der unteren Seite derselben eine kleinere Oeffnung, etwa 120 bis 150 mm breit und hoch, die Arbeitsthür genannt, ausgespart, durch welche jene Werkzeuge in den Ofen hineingeschoben werden können. Da die Ränder dieser Oeffnung durch die Werkzeuge stark zu leiden haben, so pflegt man sie mit einem besonderen Einsatzstücke aus Gusseisen zu versehen, welches nach Bedarf ausgewechselt werden kann. In Fig. 217 und 221 ist dasselbe zu erkennen.
Auf englischen Eisenwerken verwendet man nicht selten wasser- gekühlte Thüren, denen das Wasser durch Kautschukschläuche zugeführt wird. Sie sind haltbarer, und für den Arbeiter ist der Aufenthalt in der unmittelbaren Nähe der Thür dadurch weniger beschwerlich.
Unterhalb der Thür befindet sich eine starke, horizontal liegende Gusseisenplatte, die Schwelle, auf welcher die Thür, wenn sie ge- schlossen ist, aufruht. Dieselbe bildet zugleich die Unterstützung für die mehrfach erwähnten Rührhaken und Brechstangen und pflegt durch die unausgesetzte Hin- und Herbewegung derselben ziemlich rasch abgenutzt zu werden. Häufig (auch bei dem abgebildeten Ofen) giebt man ihr in Rücksicht hierauf einen Einsatz aus hartem Stahle unter- halb der Arbeitsthür, welcher der Abnutzung länger widersteht und sich ohne Schwierigkeit auswechseln lässt.
Doppelpuddelöfen. Je grösser der Einsatz ist, welcher mit einem Male im Puddelofen verarbeitet werden soll, je grösser also auch die Herdfläche des Ofens ist, desto schwieriger wird die Lösung der Aufgabe, mit Hilfe eines einzigen, durch die besprochene Thüröffnung eingeführten Rührhakens das ganze Bad durchzuarbeiten, desto länger fällt mithin auch die Zeitdauer des ganzen Processes aus. Anderer- seits wird aus naheliegenden Gründen der Brennstoffverbrauch, bezogen auf die gleiche Menge dargestellten Luppeneisens, günstiger sein, wenn man grössere, als wenn man kleinere Mengen Roheisen verarbeitet; und wenn es gelingt, auch den grösseren Einsatz in gleicher oder nicht erheblich längerer Zeit als den kleineren zu verarbeiten, so müssen
Ledebur, Handbuch. 50
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0853"n="777"/><fwplace="top"type="header">Der Puddelofen.</fw><lb/><p>Nach jedem Einsatze wird der Herd nachgesehen und, wenn nöthig,<lb/>
ausgebessert. Ist er allzu schadhaft geworden, was regelmässig nach<lb/>
Verlauf einiger Monate, mitunter auch nach kürzerer Zeit geschieht,<lb/>
so wird er nach dem Kaltlegen des Ofens ausgeschlagen und neu<lb/>
hergestellt.</p><lb/><p>Die Einrichtung der schon erwähnten, an der Vorderseite des<lb/>
Ofens befindlichen <hirendition="#g">Einsatzthür</hi> ist aus Fig. 217 und 221 ersichtlich.<lb/>
Sie besteht aus einem kastenförmigen Gussstücke, und ist an der dem<lb/>
Ofeninnern zugekehrten Seite mit feuerfesten Ziegeln oder feuerfester<lb/>
Masse ausgefuttert. Mit Hilfe eines Hebels und einer Kette wird sie<lb/>
emporgezogen und wieder niedergelassen, wobei sie gewöhnlich zwi-<lb/>
schen senkrechten, an die gusseisernen Umkleidungsplatten des Ofens<lb/>
angegossenen Leisten geführt ist. Damit nun aber nicht während der<lb/>
lange andauernden Arbeiten mit Rührhaken und Brechstangen im Ofen<lb/>
die ganze Thür emporgezogen zu werden braucht — wobei reichliche<lb/>
Mengen äusserer Luft eintreten und den Ofen abkühlen würden —, ist<lb/>
an der unteren Seite derselben eine kleinere Oeffnung, etwa 120 bis<lb/>
150 mm breit und hoch, die <hirendition="#g">Arbeitsthür</hi> genannt, ausgespart, durch<lb/>
welche jene Werkzeuge in den Ofen hineingeschoben werden können.<lb/>
Da die Ränder dieser Oeffnung durch die Werkzeuge stark zu leiden<lb/>
haben, so pflegt man sie mit einem besonderen Einsatzstücke aus<lb/>
Gusseisen zu versehen, welches nach Bedarf ausgewechselt werden<lb/>
kann. In Fig. 217 und 221 ist dasselbe zu erkennen.</p><lb/><p>Auf englischen Eisenwerken verwendet man nicht selten wasser-<lb/>
gekühlte Thüren, denen das Wasser durch Kautschukschläuche zugeführt<lb/>
wird. Sie sind haltbarer, und für den Arbeiter ist der Aufenthalt in<lb/>
der unmittelbaren Nähe der Thür dadurch weniger beschwerlich.</p><lb/><p>Unterhalb der Thür befindet sich eine starke, horizontal liegende<lb/>
Gusseisenplatte, die Schwelle, auf welcher die Thür, wenn sie ge-<lb/>
schlossen ist, aufruht. Dieselbe bildet zugleich die Unterstützung für<lb/>
die mehrfach erwähnten Rührhaken und Brechstangen und pflegt durch<lb/>
die unausgesetzte Hin- und Herbewegung derselben ziemlich rasch<lb/>
abgenutzt zu werden. Häufig (auch bei dem abgebildeten Ofen) giebt<lb/>
man ihr in Rücksicht hierauf einen Einsatz aus hartem Stahle unter-<lb/>
halb der Arbeitsthür, welcher der Abnutzung länger widersteht und<lb/>
sich ohne Schwierigkeit auswechseln lässt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Doppelpuddelöfen</hi>. Je grösser der Einsatz ist, welcher mit<lb/>
einem Male im Puddelofen verarbeitet werden soll, je grösser also auch<lb/>
die Herdfläche des Ofens ist, desto schwieriger wird die Lösung der<lb/>
Aufgabe, mit Hilfe eines einzigen, durch die besprochene Thüröffnung<lb/>
eingeführten Rührhakens das ganze Bad durchzuarbeiten, desto länger<lb/>
fällt mithin auch die Zeitdauer des ganzen Processes aus. Anderer-<lb/>
seits wird aus naheliegenden Gründen der Brennstoffverbrauch, bezogen<lb/>
auf die gleiche Menge dargestellten Luppeneisens, günstiger sein, wenn<lb/>
man grössere, als wenn man kleinere Mengen Roheisen verarbeitet;<lb/>
und wenn es gelingt, auch den grösseren Einsatz in gleicher oder<lb/>
nicht erheblich längerer Zeit als den kleineren zu verarbeiten, so müssen<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 50</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[777/0853]
Der Puddelofen.
Nach jedem Einsatze wird der Herd nachgesehen und, wenn nöthig,
ausgebessert. Ist er allzu schadhaft geworden, was regelmässig nach
Verlauf einiger Monate, mitunter auch nach kürzerer Zeit geschieht,
so wird er nach dem Kaltlegen des Ofens ausgeschlagen und neu
hergestellt.
Die Einrichtung der schon erwähnten, an der Vorderseite des
Ofens befindlichen Einsatzthür ist aus Fig. 217 und 221 ersichtlich.
Sie besteht aus einem kastenförmigen Gussstücke, und ist an der dem
Ofeninnern zugekehrten Seite mit feuerfesten Ziegeln oder feuerfester
Masse ausgefuttert. Mit Hilfe eines Hebels und einer Kette wird sie
emporgezogen und wieder niedergelassen, wobei sie gewöhnlich zwi-
schen senkrechten, an die gusseisernen Umkleidungsplatten des Ofens
angegossenen Leisten geführt ist. Damit nun aber nicht während der
lange andauernden Arbeiten mit Rührhaken und Brechstangen im Ofen
die ganze Thür emporgezogen zu werden braucht — wobei reichliche
Mengen äusserer Luft eintreten und den Ofen abkühlen würden —, ist
an der unteren Seite derselben eine kleinere Oeffnung, etwa 120 bis
150 mm breit und hoch, die Arbeitsthür genannt, ausgespart, durch
welche jene Werkzeuge in den Ofen hineingeschoben werden können.
Da die Ränder dieser Oeffnung durch die Werkzeuge stark zu leiden
haben, so pflegt man sie mit einem besonderen Einsatzstücke aus
Gusseisen zu versehen, welches nach Bedarf ausgewechselt werden
kann. In Fig. 217 und 221 ist dasselbe zu erkennen.
Auf englischen Eisenwerken verwendet man nicht selten wasser-
gekühlte Thüren, denen das Wasser durch Kautschukschläuche zugeführt
wird. Sie sind haltbarer, und für den Arbeiter ist der Aufenthalt in
der unmittelbaren Nähe der Thür dadurch weniger beschwerlich.
Unterhalb der Thür befindet sich eine starke, horizontal liegende
Gusseisenplatte, die Schwelle, auf welcher die Thür, wenn sie ge-
schlossen ist, aufruht. Dieselbe bildet zugleich die Unterstützung für
die mehrfach erwähnten Rührhaken und Brechstangen und pflegt durch
die unausgesetzte Hin- und Herbewegung derselben ziemlich rasch
abgenutzt zu werden. Häufig (auch bei dem abgebildeten Ofen) giebt
man ihr in Rücksicht hierauf einen Einsatz aus hartem Stahle unter-
halb der Arbeitsthür, welcher der Abnutzung länger widersteht und
sich ohne Schwierigkeit auswechseln lässt.
Doppelpuddelöfen. Je grösser der Einsatz ist, welcher mit
einem Male im Puddelofen verarbeitet werden soll, je grösser also auch
die Herdfläche des Ofens ist, desto schwieriger wird die Lösung der
Aufgabe, mit Hilfe eines einzigen, durch die besprochene Thüröffnung
eingeführten Rührhakens das ganze Bad durchzuarbeiten, desto länger
fällt mithin auch die Zeitdauer des ganzen Processes aus. Anderer-
seits wird aus naheliegenden Gründen der Brennstoffverbrauch, bezogen
auf die gleiche Menge dargestellten Luppeneisens, günstiger sein, wenn
man grössere, als wenn man kleinere Mengen Roheisen verarbeitet;
und wenn es gelingt, auch den grösseren Einsatz in gleicher oder
nicht erheblich längerer Zeit als den kleineren zu verarbeiten, so müssen
Ledebur, Handbuch. 50
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/853>, abgerufen am 31.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.