theils ist eine annähernd vollständige Reduction der Erze um so schwieriger durchführbar, je grösser die in die Retorte gebrachten Erz- stücke sind; und wenn von diesem Gesichtspunkte aus eine möglichst weit getriebene Zerkleinerung vortheilhaft sein würde, so befördert diese doch wiederum die spätere Oxydation des gepressten Eisen- schwammes und erschwert die Verarbeitung desselben. Aus diesem Grunde erwies sich auch natürlich vorkommendes pulverförmiges Erz als wenig brauchbar für den Process.
Auf der Weltausstellung zu Paris im Jahre 1855 erhielt Chenot von der französischen Jury die goldene Medaille; mehrere Werke in Spanien, Frankreich und Belgien richteten Anlagen für die Durch- führung des Chenotprocesses ein. Die soeben geschilderten Schwächen desselben lassen es begreiflich finden, dass das Verfahren trotzdem niemals eine hervorragende Wichtigkeit erlangen konnte und der Be- trieb auf den meisten der betreffenden Werke nach kürzerer oder längerer Frist wieder eingestellt wurde. Auf der Pariser Weltaus- stellung von 1878 hatten indess noch zwei spanische Eisenwerke Proben des Chenotprocesses ausgestellt. 1)
Blair's Process. Dieselbe Idee, welche dem Chenotprocesse zu Grunde lag, eine Reduction der Eisenerze durch Glühen in senkrechten Retorten in Berührung mit Reductionsmitteln zu bewirken, wurde in den siebenziger Jahren von dem Amerikaner Blair wieder aufgenom- men und mehrere Jahre hindurch auf dem Eisenwerke zu Glenwood bei Pittsburg zu praktischer Verwendung gebracht. Bei dem Blair'- schen Verfahren dient Kohlenoxyd, welches in einem neben dem Re- ductionsofen stehenden Generator durch Verbrennung von Koks erzeugt wird, statt fester Holzkohle als Reductionsmittel -- auch Chenot hatte schon diese Aenderung seines ursprünglichen Verfahrens ins Auge gefasst -- und die bei der Vergasung der Kohle frei werdende, von dem Gasstrome mitgeführte Wärme sollte die Heizung des Ofens be- wirken, so dass jede äussere Heizung ausgeschlossen war. Letztere Eigenthümlichkeit bildet den Hauptunterschied gegenüber dem Chenot- processe.
Der Reductionsraum des Blair'schen Ofens hatte cylindrische oder schwach nach oben sich verjüngende Form, 4.8 m Höhe, 2 m Durch- messer und wurde, wie der Schacht eines modernen Hochofens, von eisernen Säulen getragen. Unten endigte derselbe in einen zwischen den Säulen befindlichen Kühlraum, aus Eisenblech gefertigt und mit herumlaufender Wasserrinne versehen, aus dem der Eisenschwamm nach beendigter Abkühlung herausgeholt wurde. Das aus dem Generator kommende Gas strömte unmittelbar oberhalb des Kühlraumes in den Ofenschacht und ein Exhaustor diente dazu, die verbrauchten Gase aus der Gicht abzusaugen, um solcherart die für den Betrieb erforderliche Zuggeschwindigkeit aufrecht zu erhalten.
1) Ausführliche Mittheilungen über den Chenotprocess enthält die Abhandlung: Ed. Grateau, Memoire sur la fabrication de l'acier fondu par le procede Chenot. Revue universelle, tome VI, p. 1; Betriebsnachrichten aus dem Jahre 1879 von dem Werke d'El Desierto: M. Baills, Traitement de la Vena dulce dans les fours a reduction Chenot. Annales des mines, serie VII, tome XV, p. 229.
Chenot’s Process; Blair’s Process.
theils ist eine annähernd vollständige Reduction der Erze um so schwieriger durchführbar, je grösser die in die Retorte gebrachten Erz- stücke sind; und wenn von diesem Gesichtspunkte aus eine möglichst weit getriebene Zerkleinerung vortheilhaft sein würde, so befördert diese doch wiederum die spätere Oxydation des gepressten Eisen- schwammes und erschwert die Verarbeitung desselben. Aus diesem Grunde erwies sich auch natürlich vorkommendes pulverförmiges Erz als wenig brauchbar für den Process.
Auf der Weltausstellung zu Paris im Jahre 1855 erhielt Chenot von der französischen Jury die goldene Medaille; mehrere Werke in Spanien, Frankreich und Belgien richteten Anlagen für die Durch- führung des Chenotprocesses ein. Die soeben geschilderten Schwächen desselben lassen es begreiflich finden, dass das Verfahren trotzdem niemals eine hervorragende Wichtigkeit erlangen konnte und der Be- trieb auf den meisten der betreffenden Werke nach kürzerer oder längerer Frist wieder eingestellt wurde. Auf der Pariser Weltaus- stellung von 1878 hatten indess noch zwei spanische Eisenwerke Proben des Chenotprocesses ausgestellt. 1)
Blair’s Process. Dieselbe Idee, welche dem Chenotprocesse zu Grunde lag, eine Reduction der Eisenerze durch Glühen in senkrechten Retorten in Berührung mit Reductionsmitteln zu bewirken, wurde in den siebenziger Jahren von dem Amerikaner Blair wieder aufgenom- men und mehrere Jahre hindurch auf dem Eisenwerke zu Glenwood bei Pittsburg zu praktischer Verwendung gebracht. Bei dem Blair’- schen Verfahren dient Kohlenoxyd, welches in einem neben dem Re- ductionsofen stehenden Generator durch Verbrennung von Koks erzeugt wird, statt fester Holzkohle als Reductionsmittel — auch Chenot hatte schon diese Aenderung seines ursprünglichen Verfahrens ins Auge gefasst — und die bei der Vergasung der Kohle frei werdende, von dem Gasstrome mitgeführte Wärme sollte die Heizung des Ofens be- wirken, so dass jede äussere Heizung ausgeschlossen war. Letztere Eigenthümlichkeit bildet den Hauptunterschied gegenüber dem Chenot- processe.
Der Reductionsraum des Blair’schen Ofens hatte cylindrische oder schwach nach oben sich verjüngende Form, 4.8 m Höhe, 2 m Durch- messer und wurde, wie der Schacht eines modernen Hochofens, von eisernen Säulen getragen. Unten endigte derselbe in einen zwischen den Säulen befindlichen Kühlraum, aus Eisenblech gefertigt und mit herumlaufender Wasserrinne versehen, aus dem der Eisenschwamm nach beendigter Abkühlung herausgeholt wurde. Das aus dem Generator kommende Gas strömte unmittelbar oberhalb des Kühlraumes in den Ofenschacht und ein Exhaustor diente dazu, die verbrauchten Gase aus der Gicht abzusaugen, um solcherart die für den Betrieb erforderliche Zuggeschwindigkeit aufrecht zu erhalten.
1) Ausführliche Mittheilungen über den Chenotprocess enthält die Abhandlung: Ed. Grateau, Mémoire sur la fabrication de l’acier fondu par le procédé Chenot. Revue universelle, tome VI, p. 1; Betriebsnachrichten aus dem Jahre 1879 von dem Werke d’El Desierto: M. Baills, Traitement de la Vena dulce dans les fours à reduction Chenot. Annales des mines, série VII, tome XV, p. 229.
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Chenot’s Process; Blair’s Process.
theils ist eine annähernd vollständige Reduction der Erze um so
schwieriger durchführbar, je grösser die in die Retorte gebrachten Erz-
stücke sind; und wenn von diesem Gesichtspunkte aus eine möglichst
weit getriebene Zerkleinerung vortheilhaft sein würde, so befördert
diese doch wiederum die spätere Oxydation des gepressten Eisen-
schwammes und erschwert die Verarbeitung desselben. Aus diesem
Grunde erwies sich auch natürlich vorkommendes pulverförmiges Erz
als wenig brauchbar für den Process.
Auf der Weltausstellung zu Paris im Jahre 1855 erhielt Chenot
von der französischen Jury die goldene Medaille; mehrere Werke in
Spanien, Frankreich und Belgien richteten Anlagen für die Durch-
führung des Chenotprocesses ein. Die soeben geschilderten Schwächen
desselben lassen es begreiflich finden, dass das Verfahren trotzdem
niemals eine hervorragende Wichtigkeit erlangen konnte und der Be-
trieb auf den meisten der betreffenden Werke nach kürzerer oder
längerer Frist wieder eingestellt wurde. Auf der Pariser Weltaus-
stellung von 1878 hatten indess noch zwei spanische Eisenwerke Proben
des Chenotprocesses ausgestellt. 1)
Blair’s Process. Dieselbe Idee, welche dem Chenotprocesse zu
Grunde lag, eine Reduction der Eisenerze durch Glühen in senkrechten
Retorten in Berührung mit Reductionsmitteln zu bewirken, wurde in
den siebenziger Jahren von dem Amerikaner Blair wieder aufgenom-
men und mehrere Jahre hindurch auf dem Eisenwerke zu Glenwood
bei Pittsburg zu praktischer Verwendung gebracht. Bei dem Blair’-
schen Verfahren dient Kohlenoxyd, welches in einem neben dem Re-
ductionsofen stehenden Generator durch Verbrennung von Koks erzeugt
wird, statt fester Holzkohle als Reductionsmittel — auch Chenot hatte
schon diese Aenderung seines ursprünglichen Verfahrens ins Auge
gefasst — und die bei der Vergasung der Kohle frei werdende, von
dem Gasstrome mitgeführte Wärme sollte die Heizung des Ofens be-
wirken, so dass jede äussere Heizung ausgeschlossen war. Letztere
Eigenthümlichkeit bildet den Hauptunterschied gegenüber dem Chenot-
processe.
Der Reductionsraum des Blair’schen Ofens hatte cylindrische oder
schwach nach oben sich verjüngende Form, 4.8 m Höhe, 2 m Durch-
messer und wurde, wie der Schacht eines modernen Hochofens, von
eisernen Säulen getragen. Unten endigte derselbe in einen zwischen
den Säulen befindlichen Kühlraum, aus Eisenblech gefertigt und mit
herumlaufender Wasserrinne versehen, aus dem der Eisenschwamm
nach beendigter Abkühlung herausgeholt wurde. Das aus dem Generator
kommende Gas strömte unmittelbar oberhalb des Kühlraumes in den
Ofenschacht und ein Exhaustor diente dazu, die verbrauchten Gase aus
der Gicht abzusaugen, um solcherart die für den Betrieb erforderliche
Zuggeschwindigkeit aufrecht zu erhalten.
1) Ausführliche Mittheilungen über den Chenotprocess enthält die Abhandlung:
Ed. Grateau, Mémoire sur la fabrication de l’acier fondu par le procédé Chenot.
Revue universelle, tome VI, p. 1; Betriebsnachrichten aus dem Jahre 1879 von dem
Werke d’El Desierto: M. Baills, Traitement de la Vena dulce dans les fours à
reduction Chenot. Annales des mines, série VII, tome XV, p. 229.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/827>, abgerufen am 21.11.2024.
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