Drittel von derjenigen, welche bei Anwendung von Blindkalibern erforderlich gewesen sein würde; das Walzstück aber muss, um zurück- gewalzt werden zu können, nach dem benachbarten Gerüste hinüber- geschafft werden. Letzterer Umstand mindert unleugbar die Vortheile dieses Walzwerkssystemes beim Walzen schwererer Gegenstände ab; sehr geeignet ist dasselbe zum Walzen von Feineisen, welches in den Fertigwalzen eine sehr bedeutende Länge annimmt und aus diesem
[Abbildung]
Fig. 209.
Grunde, noch ehe es das eine Paar Walzen ganz verlassen hat, an dem vorderen Ende umgebogen und in den Walzen eines andern Gerüstes zurückgewalzt wird, so dass es unter Umständen gleichzeitig in vier oder fünf Kalibern gestreckt wird.
Einige besondere Kaliberformen verdienen noch kurze Erwähnung.
Wenn man auf der Oberfläche einer glatten Walze oder innerhalb eines Kalibers einzelne bestimmte Vertiefungen oder Erhabenheiten anbringt, so werden dieselben naturgemäss auf dem hindurchgehenden Stabe sich abdrücken und ein längerer Stab wird eine ganze Reihen- folge solcher Abdrücke aufweisen. Man nennt solche Kaliber periodi- sche und benutzt sie für verschiedene Zwecke, deren Besprechung freilich mehr dem Gebiete der Metallverarbeitung als dem der Eisen- hüttenkunde angehört. Es sei deshalb nur erwähnt, dass sich bei- spielsweise Fabrikzeichen, Ziffern, Inschriften u. s. w. auf diese Weise leicht einwalzen lassen; Hufstabeisen mit vorstehenden Buckeln wird ebenso gewalzt; u. s. f.
Giebt man dem Umfange der einen von zwei zu einander ge- hörigen Walzen excentrische Form, so lassen sich Gegenstände mit keilförmigem Querschnitte dazwischen walzen. Auch diese Verwendung des Walzwerkes gehört in das Gebiet der Metallverarbeitung. 1)
Bei Herstellung von Flacheisen (mit flach rechteckigem Quer- schnitte) wendet man bisweilen, um an Walzenlänge zu sparen, Walzen mit offenen Kalibern an, zwischen denen die Ränder fehlen, so dass der Durchmesser der Walzen von dem einen Ende zum andern terrassen-
1) Abbildungen solcher Walzen: A. Ledebur, Die Verarbeitung der Metalle auf mechanischem Wege, S. 493 und 495.
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
Drittel von derjenigen, welche bei Anwendung von Blindkalibern erforderlich gewesen sein würde; das Walzstück aber muss, um zurück- gewalzt werden zu können, nach dem benachbarten Gerüste hinüber- geschafft werden. Letzterer Umstand mindert unleugbar die Vortheile dieses Walzwerkssystemes beim Walzen schwererer Gegenstände ab; sehr geeignet ist dasselbe zum Walzen von Feineisen, welches in den Fertigwalzen eine sehr bedeutende Länge annimmt und aus diesem
[Abbildung]
Fig. 209.
Grunde, noch ehe es das eine Paar Walzen ganz verlassen hat, an dem vorderen Ende umgebogen und in den Walzen eines andern Gerüstes zurückgewalzt wird, so dass es unter Umständen gleichzeitig in vier oder fünf Kalibern gestreckt wird.
Einige besondere Kaliberformen verdienen noch kurze Erwähnung.
Wenn man auf der Oberfläche einer glatten Walze oder innerhalb eines Kalibers einzelne bestimmte Vertiefungen oder Erhabenheiten anbringt, so werden dieselben naturgemäss auf dem hindurchgehenden Stabe sich abdrücken und ein längerer Stab wird eine ganze Reihen- folge solcher Abdrücke aufweisen. Man nennt solche Kaliber periodi- sche und benutzt sie für verschiedene Zwecke, deren Besprechung freilich mehr dem Gebiete der Metallverarbeitung als dem der Eisen- hüttenkunde angehört. Es sei deshalb nur erwähnt, dass sich bei- spielsweise Fabrikzeichen, Ziffern, Inschriften u. s. w. auf diese Weise leicht einwalzen lassen; Hufstabeisen mit vorstehenden Buckeln wird ebenso gewalzt; u. s. f.
Giebt man dem Umfange der einen von zwei zu einander ge- hörigen Walzen excentrische Form, so lassen sich Gegenstände mit keilförmigem Querschnitte dazwischen walzen. Auch diese Verwendung des Walzwerkes gehört in das Gebiet der Metallverarbeitung. 1)
Bei Herstellung von Flacheisen (mit flach rechteckigem Quer- schnitte) wendet man bisweilen, um an Walzenlänge zu sparen, Walzen mit offenen Kalibern an, zwischen denen die Ränder fehlen, so dass der Durchmesser der Walzen von dem einen Ende zum andern terrassen-
1) Abbildungen solcher Walzen: A. Ledebur, Die Verarbeitung der Metalle auf mechanischem Wege, S. 493 und 495.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0804"n="732"/><fwplace="top"type="header">Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.</fw><lb/>
Drittel von derjenigen, welche bei Anwendung von Blindkalibern<lb/>
erforderlich gewesen sein würde; das Walzstück aber muss, um zurück-<lb/>
gewalzt werden zu können, nach dem benachbarten Gerüste hinüber-<lb/>
geschafft werden. Letzterer Umstand mindert unleugbar die Vortheile<lb/>
dieses Walzwerkssystemes beim Walzen schwererer Gegenstände ab;<lb/>
sehr geeignet ist dasselbe zum Walzen von Feineisen, welches in den<lb/>
Fertigwalzen eine sehr bedeutende Länge annimmt und aus diesem<lb/><figure><head>Fig. 209.</head></figure><lb/>
Grunde, noch ehe es das eine Paar Walzen ganz verlassen hat,<lb/>
an dem vorderen Ende umgebogen und in den Walzen eines andern<lb/>
Gerüstes zurückgewalzt wird, so dass es unter Umständen gleichzeitig<lb/>
in vier oder fünf Kalibern gestreckt wird.</p><lb/><p>Einige besondere Kaliberformen verdienen noch kurze Erwähnung.</p><lb/><p>Wenn man auf der Oberfläche einer glatten Walze oder innerhalb<lb/>
eines Kalibers einzelne bestimmte Vertiefungen oder Erhabenheiten<lb/>
anbringt, so werden dieselben naturgemäss auf dem hindurchgehenden<lb/>
Stabe sich abdrücken und ein längerer Stab wird eine ganze Reihen-<lb/>
folge solcher Abdrücke aufweisen. Man nennt solche Kaliber <hirendition="#g">periodi-<lb/>
sche</hi> und benutzt sie für verschiedene Zwecke, deren Besprechung<lb/>
freilich mehr dem Gebiete der Metallverarbeitung als dem der Eisen-<lb/>
hüttenkunde angehört. Es sei deshalb nur erwähnt, dass sich bei-<lb/>
spielsweise Fabrikzeichen, Ziffern, Inschriften u. s. w. auf diese Weise<lb/>
leicht einwalzen lassen; Hufstabeisen mit vorstehenden Buckeln wird<lb/>
ebenso gewalzt; u. s. f.</p><lb/><p>Giebt man dem Umfange der einen von zwei zu einander ge-<lb/>
hörigen Walzen excentrische Form, so lassen sich Gegenstände mit<lb/>
keilförmigem Querschnitte dazwischen walzen. Auch diese Verwendung<lb/>
des Walzwerkes gehört in das Gebiet der Metallverarbeitung. <noteplace="foot"n="1)">Abbildungen solcher Walzen: A. <hirendition="#g">Ledebur</hi>, Die Verarbeitung der Metalle<lb/>
auf mechanischem Wege, S. 493 und 495.</note></p><lb/><p>Bei Herstellung von Flacheisen (mit flach rechteckigem Quer-<lb/>
schnitte) wendet man bisweilen, um an Walzenlänge zu sparen, Walzen<lb/>
mit offenen Kalibern an, zwischen denen die Ränder fehlen, so dass<lb/>
der Durchmesser der Walzen von dem einen Ende zum andern terrassen-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[732/0804]
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
Drittel von derjenigen, welche bei Anwendung von Blindkalibern
erforderlich gewesen sein würde; das Walzstück aber muss, um zurück-
gewalzt werden zu können, nach dem benachbarten Gerüste hinüber-
geschafft werden. Letzterer Umstand mindert unleugbar die Vortheile
dieses Walzwerkssystemes beim Walzen schwererer Gegenstände ab;
sehr geeignet ist dasselbe zum Walzen von Feineisen, welches in den
Fertigwalzen eine sehr bedeutende Länge annimmt und aus diesem
[Abbildung Fig. 209.]
Grunde, noch ehe es das eine Paar Walzen ganz verlassen hat,
an dem vorderen Ende umgebogen und in den Walzen eines andern
Gerüstes zurückgewalzt wird, so dass es unter Umständen gleichzeitig
in vier oder fünf Kalibern gestreckt wird.
Einige besondere Kaliberformen verdienen noch kurze Erwähnung.
Wenn man auf der Oberfläche einer glatten Walze oder innerhalb
eines Kalibers einzelne bestimmte Vertiefungen oder Erhabenheiten
anbringt, so werden dieselben naturgemäss auf dem hindurchgehenden
Stabe sich abdrücken und ein längerer Stab wird eine ganze Reihen-
folge solcher Abdrücke aufweisen. Man nennt solche Kaliber periodi-
sche und benutzt sie für verschiedene Zwecke, deren Besprechung
freilich mehr dem Gebiete der Metallverarbeitung als dem der Eisen-
hüttenkunde angehört. Es sei deshalb nur erwähnt, dass sich bei-
spielsweise Fabrikzeichen, Ziffern, Inschriften u. s. w. auf diese Weise
leicht einwalzen lassen; Hufstabeisen mit vorstehenden Buckeln wird
ebenso gewalzt; u. s. f.
Giebt man dem Umfange der einen von zwei zu einander ge-
hörigen Walzen excentrische Form, so lassen sich Gegenstände mit
keilförmigem Querschnitte dazwischen walzen. Auch diese Verwendung
des Walzwerkes gehört in das Gebiet der Metallverarbeitung. 1)
Bei Herstellung von Flacheisen (mit flach rechteckigem Quer-
schnitte) wendet man bisweilen, um an Walzenlänge zu sparen, Walzen
mit offenen Kalibern an, zwischen denen die Ränder fehlen, so dass
der Durchmesser der Walzen von dem einen Ende zum andern terrassen-
1) Abbildungen solcher Walzen: A. Ledebur, Die Verarbeitung der Metalle
auf mechanischem Wege, S. 493 und 495.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/804>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.